Surigao-Strasse; unverständliches Vorgehen der Japaner

Begonnen von Big A, 08 April 2008, 16:33:45

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Big A

@t-geronimo:  Genau!

Ich habe übrigens bei Vego, Battle for Leyte, 1944 noch eine interessante Passage gefunden (S.103/104)
Demnach wurden auch auf amerikanischer Seite bei der Planung viele irrige Annahmen über die japanischen Intentionen zugrunde gelegt, so z.B. dass sie nicht mit einem "Alles-oder-Nichts"-Angriff reagieren würden.
Der Leiter der Roten Zelle, Captain Tarbuck hat aber fast genau das Szenario vorausgesehen, wie es später eintraf, seine Analyse, die er direkt an McARthur und Willoughby schickte, wurde schroff zurückgewiesen und als völlig abwegig bezeichnet.
Andererseits zeigt aber auch dieser Umstand, dass die USN auf neue LAgen sehr flexibel reagieren konnte, wenn es eben nicht so eintraf, wie der Stab es sich gedacht hatte.

Axel
Weapons are no good unless there are guts on both sides of the bayonet.
(Gen. Walter Kruger, 6th Army)

Real men don't need experts to tell them whose asses to kick.

t-geronimo

Zitat von: Spee am 11 April 2008, 01:26:54
...Bitte lest das Tagebuch von Admiral Ugaki "Fading Victory". Die meisten Schlüsse, welche oben getroffen wurden, sind nicht richtig. Die Japaner haben diese Schlacht durchaus als entscheidend angesehen, sie wollten diese Schlacht aber gewinnt. Wenn man von vornherein die Sache als einen Opfergang betracht, dann kann man aber nicht gewinnen.
Oder um es wieder auf die "Samurai-Schiene" zu bringen: "Ein Samurai zieht in die Schlacht, weil er sie gewinnen will. Das er in dieser Schlacht sterben könnte, nimmt er wissend in Kauf. Er zieht aber nicht in eine Schlacht, um sich abschlachten zu lassen."...

Der Vollständigkeit halber sei allerdings angemerkt, daß Ozawa bei einem Verhör ein Jahr nach der Schlacht gesagt hat:
"Ich erwartete die komplette Vernichtung meiner Flotte. Aber wenn Kurita seine Mission erfüllt hätte, wäre das alles, was ich gewünscht hätte!"
(" I expected complete destruction of my fleet, but if Kurita's mission was carried out, that was all I wished.")
Ob Ozawa das bei der Planung von SHO auch schon gedacht hat oder dieses nur in der Verhörsituation so ausgesagt hat, vermag ich nicht zu beurteilen.

Aber wie gesagt, der Vollständigkeit halber sollte es erwähnt werden.


(Lese gerade Morison Band 12 "Leyte"... :wink:)
Gruß, Thorsten

"There is every possibility that things are going to change completely."
(Captain Tennant, HMS Repulse, 09.12.1941)

Forum MarineArchiv / Historisches MarineArchiv

Spee

@T-G,

genau dieses Vorgehen Ozawas kritisiert Ugaki als unnötige Opferung der letzten Träger der japanischen Marine. Nach Ansicht Ugakis ein zu kühnes Vorgehen, was nicht notwendig war.
Servus

Thomas

Suicide Is Not a War-Winning Strategy

t-geronimo

Ich wollt ja auch nur aufzeigen, daß mancher (auch auf höchster Führungsebene) eben doch so gedacht hat: "Mit wehenden Fahnen ruhmreich untergehen..."

Klar ist das aus militärisch-taktisch-strategischer Sicht Unsinn.
Gruß, Thorsten

"There is every possibility that things are going to change completely."
(Captain Tennant, HMS Repulse, 09.12.1941)

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Spee

@T-G,

ich hatte deine Antwort schon so verstanden  :-) .

Ist ja auch gut und richtig, die Sichtweisen der anderen Teilnehmer hier mit aufzunehmen. Daran sieht man deutlich, daß auch der beste Plan durch eigenwilliges Handeln einzelner Beteiligter ruiniert werden kann. Darüber könnten auch Moltke, Benedek u.a. ein, zwei Lieder singen.
Servus

Thomas

Suicide Is Not a War-Winning Strategy

Big A

Zitat"Mit wehenden Fahnen ruhmreich untergehen..."
Diese Haltung bei einer bestimmten Art von Vorgesetzten war nun aber weiß Gott nicht typisch japanisch

Gruss

Axel
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(Gen. Walter Kruger, 6th Army)

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Big A

#36
Muss diesen Thread noch mal aufgreifen, da ich gerade das Buch "Battle of Surigao Strait" von Tully (Co-Autor bei "Shattered Sword") lese: Shima bekam seinen Auslaufbefehl aus Tokyo nachdem Kurita aus Tawi-Tawi abgefahren war und in etwa zeitgleich als Nishimura aufbrach. Es hätte erheblicher weiterer Koordination seitens Tokyo bedurft, um die - sowieso schon dauernd geänderten - Pläne für SHO-GO nochmals umzuschmeißen. Man hatte in Tokyo einfach die Sorge, das die USN - Aufklärung dann ein genaueres Lagebild aus dem abgehörten Funkverkehr bekommen würde. Shima war Kurita als Befehlshaber vor Ort nie unterstellt. Die einzigen, die ein komplettes Lagebild hatten und eine Änderung der Unterstellung sowie der Zusammenführung der beiden Südgruppen hätten befehlen können wäre die Marineführungsstäbe inTokyo gewesen.
Interessanter Hinweis, finde ich.

Axel
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t-geronimo

Ja, auch komisches Vorgehen, weil Shima ja erst eine Art "Tokio-Expreß" für Leyte decken sollte.
Als er dort dann rausgelöst wurde, hääte man ja eigentlich denken müssen, daß er danach dann Kurita oder Nishimura entweder unterstellt wird oder aber zumindest die Aktionen mit den beiden koordinieren müßte.
Ist ja auch nicht großartig passiert.
Gruß, Thorsten

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Big A

Wobei ja auch das japanische Heer seinen Anteil an der Verwirrung hatte, da es laufend seine eigenen Pläne zur Verstärkung Leytes bzw. Abwehr der Amerikaner änderte und somit Shima zunächst zur Untätigkeit verdammte. Der Verstärkungskonvoi nach Leyte kam übrigens durch, wenn auch mit dem Verlust diverser Kriegsschiffe

Axel
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