Dampfer Haussa der Deutschen Afrika Linien

Begonnen von Albatros, 12 Dezember 2007, 17:20:22

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Albatros

Tach auch,

dieses Schiff das über das"Hansa"-Bauprogramm entstanden ist hat eine ganz interessante Geschichte zum Ende des Krieges erlebt.
Als 5000 Tonner vom Bremer Vulkan gebaut und am 30.12.43 fertiggestellt? fuhr das Schiff als Versorger und war der Kriegsmarine unterstellt.
Bewaffnet war die Haussa recht gut und zwar mit einer 8,8 cm Flak einem 2 cm Vierling,einer 3,7 cm und 3-2 cm Flak,außerdem waren auf dem Oberdeck neben den Ladeluken 8 cm Flakwerfer aufgestellt.
Am 20.April 1945,19 Tage vor der Kapitulation verholt die Haussa nach Swinemünde,wo sie Munition für die Ostfront (Hela und Liebau) ladet.
Das Schiff wird bis unter die Decksbalken mit hochbrisanter Munition vollgestopft aber für die eigene Flak ist keine Munition mehr vorhanden.
Am 29.April,10 Tage vor Kriegsende gibt es am Abend einen Fliegerangriff,die Besatzung ist ohne Munition auf Gefechtsstation.Das Schiff erhält aber keine Treffer.
Noch in der Nacht verläst die Haussa Svinemünde Richtung Ostfront.Der Kapitän dekoriert mit hohen Tapferkeitsauszeichnungen aus dem WK 1 ist der Belastung nicht mehr gewachsen,und schließt sich in seiner Kabine ein.Er kann ein Schiff das verteidigungsunfähig,eine schwimmende Bombe ist nicht mehr führen.So übernimmt der erste Offizier das Kommando,dieser Entscheidet nicht Richtung Ostfront zu fahren sondern in die neutralen Gewässer von Schweden.Diese Entscheidung ist dem ersten Offizier sicher nicht leicht gefallen,wußte er doch wie sehr die Munition an der Front gebraucht wurde aber es war wohl auch allen Klar das der Krieg zu Ende war.Am 30.April,läuft die Haussa bei  Ystad in schwedische Gewässer.Die Soldaten werden von Bord geholt und kommen später in russische Gefangenschaft,die zivile Besatzung bringt das Schiff nach Karlskrona und wird nach England ausgeliefert.Am 19.07.45 wird das Schiff von Schweden beschlagnahmt.

Ich meine,der erste Offizier ein Zivilist,in Diensten der Marine hat eine schwere Entscheidung getroffen,die aber den Umständen nach zu verstehen ist.
Sicher wird es aber auch andere Meinungen darüber geben.
Gibt es ein Bild der Haussa? und warum steht das Schiff nicht im Gröner?.

Gruß, :MG:

Manfred


Peter K.

Bild hier: http://www.shipspotting.com/modules/myalbum/photo.php?lid=401021
als MAX SCHNELL, ex LOUISE BOCK, ex LOUISE LATTMANN, ex DANIELA BORCHARD,ex HAUSSA
Grüße aus Österreich
Peter K.

www.forum-marinearchiv.de

Albatros

Hallo Peter, top

somit ist auch gleich der Verbleib geklärt.

Gruß, :MG:

Manfred

Kuestenjaeger

Manfred,kannst Du mir mit dem "8 cm Flakwerfer" weiterhelfen?
Ist das der "Flakwerfer 44"?

Könnte mir da jemand ein Foto posten/verlinken oder gerne auch über PM schicken? :O/Y

Albatros

Hallo Kuestenjaeger,

wenn`s der Flakwerfer 44 Föhn sein sollte wäre es ein Kaliber 7,3 cm gewesen.Raketensprenggranaten 4609 mit Raketenaufschlagzünder 51. Die Füllung bestand aus 280 Gramm 02/RDX.,was auch immer das sein mag,macht wahrscheinlich Peng! .
Ich gehe davon aus das dieser Flakwerfer wohl gemeint ist,ein anderer ist mir auch gar nicht bekannt.Habe die Beschreibung mit den 8 cm einem Buch entnommen.

Gruß, :MG:

Manfred

Peter K.

Ich denke, dass es sich hier eher um ein 8,6 cm RAg gehandelt hat ... siehe hier:
http://forum-marinearchiv.de/smf/index.php/topic,974.0.html

Die FÖHN kam - wenn ich´s richtig im Kopf habe - nur bei der Luftwaffe und dann beim Heer zum Einsatz!
Grüße aus Österreich
Peter K.

www.forum-marinearchiv.de

Kuestenjaeger

Dank Euch,Manfred und Peter,von diesem trompetenähnlichen Teil habe doch schon mal gehört,aber Fotos scheinen echt rar zu sein! (Ich glaube weitere Fragen dazu,stelle ich lieber in den anderen Thread)

TD

Hallo Manfred,

hier einmal der ganze Schiffslebensweg der HAUSSA:



0639.) ss    HAUSSA    DKJZ-DHDX    (Hansa B Einheitsschiff)
   30.10./30.12.1943 Bremer Vulkan, Vegesack  (763)
   2819/1572  7985/4454  5460
   101,S2 15,56 5,64 9,25 m
   2x2fE und A 2x420 und 2x900/900    1800  (90)  3  16,0  450
   Wumag, Görlitz                                                     Werft   etwa 33
   (BB 29.11.1943/29.12.1943) "Haussa" Deutsche Afrika Linien GmbH (John T. Essberger & Co.), Hamburg (DEU). 29.4.1945 in Karlskrona interniert, 19.7.1945 in Ystad an Schweden übergeben, 29.7. in Landskrona durch die Amerikaner beschlagnahmt, 21.10.1946 an England übergeben. Ministry of Transport, London (GBR), 17.12.1946 Prisenverhandlung in London. Von 1947 bis 1950 nicht im Register (befindet sich am 15.1.1946 unter russischer Flagge auf der Fahrt von Lübeck nach Stettin). 1951 Atid Navigation Co., Haifa (ISR). 1951 "Daniela Borchard" (Barnett Bros. & Borchard Ltd.). Ankauf August 1957, Übernahme Oktober "Louise Lattmann" Reederei Lattmann KG (W. Lattmann Reederei), Hamburg (DEU). September 1959 "Louise Bock" Reederei E. Bock KG, Hamburg. 1.1.1960 (Bernhard Schulte). Februar 1962 auf Versteigerung an die Schiffshypothekenbank in Lübeck und weiter März 1962 "Max Schnell" H. P. Vith KRfPR, Hamburg. April 1962 Heimathafen Flensburg. 1969 "Sophia" Nikledia Cia. Naviera SA, Piraeus (GRC). 1972 Abbruch in Griechenland.

Unten habe ich den beeidigten Kapitänsbericht angehängt.

Darunter noch eine Notiz zur Ladung usw. leider kann ich nicht alles lesen.

Fotos der HAUSSA gab es in den schwedischen Zeitungen 1945 und fünfzig Jahre später noch einmal.
Vermutlich sind auch welche in den Essbergerband von GUD und den Band Serienfrachter.

Der Dampfer war kein Versorger der Kriegsmarine, nicht einmal ein erfaßtes Schiff, sondern fuhr unter der Handelsflagge und gehört darum auch nicht im DDK ( Gröner).

Hintergrund ist natürlich auch das im Hansabau-Programm diese Schiffe für die Reedereien als Ersatz  für Verluste gebaut wurden und es sicher keine Begeisterung ausgelöst hätte wenn die Kriegsmarine diese Bauten nach Fertigstellung ( bei den Fischdampferbauten ja passiert) gleich für irgendwelche Marineaufgabe beschlagnahmt hätte.


Theo



erst Anhang 2 lesen, die Vorgänger waren zu groß !
...ärgere dich nicht über deine Fehler und Schwächen, ohne sie wärst du zwar vollkommen, aber kein Mensch mehr !

Albatros

Hallo Theo,

Danke Dir für die gezeigten Dokumente.Kapitän Timmermann ist in dem Bericht der mir vorliegt der erste Offizier an Bord der Haussa in Svinemünde,er übernimmt die Schiffsführung als Kapitän Matthiesen nicht mehr in der Lage dazu ist.
Bleibt die Frage,ist Kapitän Matthiesen in Svinemünde von Bord gegangen oder hat er die Reise nach Schweden mitgemacht?.

Gruß, :MG:

Manfred

TD

Hallo Manfred,

da in der Verklarung nicht auf einen Wechsel hingewiesen wird muß Kapitän Timmermann vor Verlassen des Hafens Swinemünde bereits Kapitän gewesen sein.

Gruß

Theo

P.S.: Kannst den Bericht vielleicht einmal ggf. privat zusenden ?
...ärgere dich nicht über deine Fehler und Schwächen, ohne sie wärst du zwar vollkommen, aber kein Mensch mehr !

kgvm

TD, bei den Daten für 1945/46 scheint einiges durcheinander zu gehen, könntest Du das bitte noch einmal prüfen?

Albatros

Hallo Theo,

werde Dir den Bericht an Deine E-Mail-Adresse senden.Noch eine Frage,wenn Schiffe deutscher Reeder für die Wehrmacht Fracht fuhren,waren sie dann nicht an die betreffende Teilstreitkraft verchartert?,also fuhren dann in deren Auftrag?.

Gruß, :MG:

Manfred

TD

Vielen Dank Manfred !

Zu den Daten:

Es gibt eben einen Lloyd's Index der aussagt das HAUSSA unter sowj. Flagge am 15.1.1946 von Lübeck nach Stettin ausgelaufen ist.

Es scheint so als wenn der Dampfer bis 1950 von der USA an die UdSSR ausgeliehen wurde.

Ich bin noch am forschen.

Theo
...ärgere dich nicht über deine Fehler und Schwächen, ohne sie wärst du zwar vollkommen, aber kein Mensch mehr !

kgvm

Danke, Theo, mir ging es aber her um die Daten 1945 an Amis und erst 1946 an Engländer - könnte natürlich korrekt sein.

Mikeblond

Hallo,
mal jetzt ganz offiziell, Danke Manfred das Du das Thema Haussa hier herein gebracht hast. Für wahr eine wirklich interessante Geschichte. Ich werde die Tage mal schauen ob ich noch ungeklärte Fragen anhand meiner Unterlagen klären kann!
An Theo:
Wie bist Du an die Abschriften gekommen?

Ansonsten für alle die es interessiert:
familie-Bech.de
Rubrik: Geschichte

Danke und Gruss aus Hamburg
*mike*

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