"Linienschiffskonstruktionen" -ein Resumé aus Marine-Rundschau 6/1914

Begonnen von harold, 11 September 2007, 02:07:44

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harold

Nicht nur wir-hier haben uns mit verschiedensten Entwurfsreihen Gedanken über den optimalen Schiffstyp in einer Klasse gemacht, siehe unsere Schlachtschiff – X – threads, Jef's Panzerschiffs-Variationen, oder auch sonst immer wieder mal ne Diskussion über ja-warum-hatten-die-damals-das-nicht-so-und-so.

Am 1. April 1914 hielt T. G. Owens vor der Institution of Naval Architects einen Vortrag, der am 3. 4. dann in ,,Engineering" abgedruckt wurde (bemerkenswert bald danach, da war die Veröffentlichung schon mal geplant, würde ich sagen...).
Für die Juni-Nummer 1914 druckt die deutsche ,,Marine-Rundschau" unter dem Titel ,,Linienschiffskonstruktionen." eine Besprechung dieses Artikels ... und die stelle ich hier mal vor.
Mach ich eher hier als in "Buchvorstellung", denn immerhin sinds nur knappe 10 Seiten mit einer Falttafel.

Anforderungen an die Konstruktion, sowie Untersuchungen von empfehlenswerten Typen waren Gegenstand des Vortrags.
Dazu hantelt man sich erst mal durch seltsam obskure Formeln, deren Parameter nicht so ganz klar definiert werden, und erfährt dann einiges über

- Deplacementszusammenstellungen (da werden eben diese Formeln ad absurdum geführt),
- Schleppwiderstand des Schiffskörpers und der Anhänge (Ruder- und Schraubenkonstellationen werden hier diskutiert; Doppelruderanlage nebeneinander eindeutig dem Mittschiffsruder vorgezogen),
- Geschwindigkeit (keine Steigerung auf Kosten anderer Gefechtswerte!),
- Bewaffnung und Panzerung (die Mittschiffsaufstellung allgemein angenommen; Panzerdicken werden kurz in Bezug auf gegnerische Kaliber abgehandelt, Mittelartillerie sollte bei 15 cm liegen),
- Kalibergrenzen der schweren Artillerie und die erforderlichen Panzerdicken (Entfernungsdiagramme, Durchschlags- und Kaliberangaben – die jeweils maximale Angabe liegt bei 10.000 Yards, resp 30 (!) Zoll bei 0.0 Yds und 15" (1950lbs) cal.),
- Charakteristische Merkmale heutiger Linienschiffskonstruktionen (,,die Schiffsenden, Zitadelle und Kasematten sind etwa ein halb so dick gepanzert wie der Gürtel, während die schwere Artillerie den gleichen Schutz wie die Schwimmlinie hat"; auf mehr wird nicht eingegangen, ...? Man beruft sich u.a. auf Geheimhaltung);

Und schließlich das Interessanteste, ,,Grundlagen des empfehlenswertesten Typs".

Hier folgen dann Überlegungen und Untergliederungen zu
- Schwere Artillerie (diskutiert wird überhöhte Endaufstellung vs. Glattdeckaufstellung),
- Mittelartillerie (Zentralkasematte, oder einzelne Batterien),
- Torpedorohre (,,nicht unter drei auf jeder Seite", Bemerkungen zur Schußfolge),
- Panzerschutz (zT werden illusorische Dicken genannt, die dann auf realistische Maximalwerte -330mm- zurückgestutzt werden),
- Unterwasserschutz und wasserdichte Unterteilung (dazu keine Zusammenfassung, sondern nur folgende sehr interessante Skizze: )



- Gepanzerte Decks (soll nicht dünner als 38 mm (!!) sein; ,,...über den Wert des eigentlichen Panzerdecks in Höhe der Wasserlinie können Zweifel entstehen, ...ist zweckmäßiger, die Gewichte... für Seitenpanzerung aufzuwenden");
- Schutz gegen Luftfahrzeuge (Vergrößerung der Balkenbucht und eventuell Verdickung des Oberdecks)
- Maschinenanlage (Diskussion über Marschturbinen, oder Getriebe / Föttingertransformator, Öl- oder Kohlefeuerung, und ,,größte Hoffnungen werden auch auf die Entwicklung einer Turbine gesetzt, die mit einem expansionsfähigen Verbrennungsstoff in Verbindung mit komprimierter Luft betrieben wird").

Nun folgen zwei ,,Entwürfe für den empfehlenswerten Typ":

Für beide gilt:
176.8m x 27.7m x 8.4m bei 25900 t (cB= 0.623)

21.5 kn bei 12-stündiger Dauerfahrt mit Kohle- oder Ölfeuerung;
Parsons-Turbinen mit Zahnradübertragung, vier Wellen, an jeder Welle zusätzlich Marschturbine. Weitrohrige Wasserkessel.

Gürtel 330mm, Enden 152mm und 102mm, Barbetten 330mm. Front Türme 356mm, Kasematten 152mm, Kommandoturm 406mm; unter Gürtel 76mm auf 0.76m Höhe.
Mittelartillerie 14 x 15.2 cm, Torpedoarmierung 6 x 53.3 cm UW-Rohre.

Unterschiede:

Schwere Artillerie:
Typ I : alle 4 Doppeltürme SA 35.6cm/L45 in Glattdeckaufstellung, gemeinsame Feuerhöhe 8.4m;
Typ II : selbe SA, jedoch in überhöhter Endaufstellung.

Hauptspant



Die Gesamtskizzen stelle ich wegen ihrer Detailliertheit als Überbreite ein – rechte Maustaste "Grafik anzeigen", wenns einen interessiert, kann mans dann einzeln scrollen.





Interessanterweise werden die beiden Entwürfe –bis auf eine kurze Anmerkung zur verschieden hoch positionierten MA oder der Bevorzugung einer gleichen Höhe für die SA- dann nicht weiter diskutiert... oder jedenfalls nicht in diesem Artikel.

Mit leichter Verzögerung (93 Jahre und 3 Monate) könnten wir ja diese Diskussion heute aufgreifen, wenn's beliebt.

:MZ: Harold






4 Ursachen für Irrtum:
- der Mangel an Beweisen;
- die geringe Geschicklichkeit, Beweise zu verwenden;
- ein Willensmangel, von Beweisen Gebrauch zu machen;
- die Anwendung falscher Wahrscheinlichkeitsrechnung.

Torpedo

Hochinteressant. Das ist ja ein echtes Schmuckstück der Artikel. Aber das mit den Rudern ist bei den Zeichnungen nicht umgesetzt, da sind es wieder zwei hintereinander...
Uli "Torpedo"   [WoW Nic: Torpedo_uas]

"Man muss seine Geschichte kennen, um nicht die gleichen Fehler zu wiederholen"

Restaurierungsbericht des SEELÖWE, 20er Jollenkreuzer Baujahr 1943
http://facebook.com/r167seeloewe

Jefgte

 :MG:

Nice drawings Harold, The first one is looking like Russian Petropavlosk class.

The internal views are also interresting.



Jef  :MG:
1/700 WL scratchbuilt in progress
- HMS Lion
- SMS Friedrich dre Grosse
- USS Arkansas

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