Zerstörer im Nordmeer

Begonnen von rosenow, 10 August 2007, 11:57:25

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rosenow

Moin moin Jungs!  :MG:       Die deutsche  Kriegsmarine wird in Büchern immer als sehr anfällig beschrieben. 
Im europäischen Nordmeer und Barentssee werden gerade die Zerstörer als sehr anfällig gegenüber Hohen Wellen und Überkommende See beschrieben.
Von den engl. Zerstörern liest man das nicht so.

Big A und ich, wir haben uns folgende Frage gestellt.
Woran lag es, dass die britischen Zerstörer in diesen Gewässern frei auf schipperten.
Hatten diese,  nicht die Schwierigkeiten?
Wieso war das,  so möglich?

mit freundlichen Gruß
Michael


,,Macht`s gut und denkt daran!
Es gibt drei Sorten von Menschen:
Die Lebenden.
Die Toten.
Und die, die zur See fahren."
Hein Schonder

Matrose71

Salve,

die meisten Zerstörer der Kriegsmarine waren sehr Toplastig, da man ihnen teilweise 15cm Geschütze oder sogar 15cm Türme auf den Bug stellte. Allgemein kann man sagen, dass die deutschen Zerstörer überladen waren und durch die Art der Geschütze und ihre Aufstellung, erfolgte daraus eine sehr hohe Toplastigkeit!
Viele Grüße

Carsten

t-geronimo

Die Antriebsanlagen der britischen Zerstörer waren allgemein gesagt auch nicht so anfällig wie die der deutschen Pendants.
Gruß, Thorsten

"There is every possibility that things are going to change completely."
(Captain Tennant, HMS Repulse, 09.12.1941)

Forum MarineArchiv / Historisches MarineArchiv

rosenow

mit freundlichen Gruß
Michael


,,Macht`s gut und denkt daran!
Es gibt drei Sorten von Menschen:
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Und die, die zur See fahren."
Hein Schonder

ufo


'Gegenstuecke'  :-)


Ohne jetzt die entsprechende Denkschrift im Salewski III zur Hand zu haben - wenn ich mich recht entsinne beklagt die Kriegsmarine dort auch, dass die ohnehin ueberladenen Zerstoerer beim Design noch in quasi letzter Minute zusaetzliche, schwere Speisewassertanks hoch oben in den Schiffen bekamen.
Wenn ich dran denke kann ich nachher nochmal die genauen Zahlen nachschauen - das war ein erstaunlich heftiges Zusatzgewicht erstaunlich hoch oben im Schiff. Keine gute Idee!

Ufo

Bluehawk

Moin,

vielleicht etwas "OT", vielleicht hätten die Konstrukteure mal in ihrer Kindheit Modelle bauen sollen den da gilt der Merksatz "Oben so leicht wie möglich, unten so Schwer wie nötig!"
Aber mal ehrlich die hätten das doch erahnen sollen das sie mit zusätzlichen Speisewassertanks die Seefähigkeit der Zerstörer noch mehr einschränken!

Gruß
Martin

ufo

Sacht sich immer so leicht.  :-D

Bei Politikern heisst das dann hinterher da sei ein 'Sachzwang' gewesen. Da hat man Termine, designed, bosselt, aendert, modifiziert und wenn man dann spaet im Rennen merkt, dass da noch was so nicht hinhaut, dann faengt man halt an Kompromisse zu machen, manche gut, andere schlecht ...
Jedes Schiff ist irgendwie ein Kompromiss aus verschiedensten 'Sachzwaengen' - die waren sich wohl damals recht sicher, dass das mit der Aenderung im Design so noch ok ist.

Ufo


Big A

Zusatzfrage: Wie war das mit der Vereisung? Gab's da ausser "Eisklopfen" noch andere Lösungen?
Weapons are no good unless there are guts on both sides of the bayonet.
(Gen. Walter Kruger, 6th Army)

Real men don't need experts to tell them whose asses to kick.

ufo

Vor nicht so langer Zeit hat die BBC hier mal Berichte von Veteranen unter dem Titel "People's War" gesammelt und gesended. Da war auch einiges von den Arctic Convoys bei.
Neben der Eisaxt als ueberlebenswichtiges Instrument wird da noch der Dampfschlauch aus dem Maschienraum genannt. Das war wohl das Mittel der Wahl um Geschuetzverschluesse innerhalb von Sekunden gaengig zu bekommen. Man kann ja nicht erstmal ein Minuetchen klopfen, wenn eine Messerschmitt anfliegt.

Ufo

Big A

Klingt interessant, aber gefriert der Dampf nicht sofort wieder? und wie ist das mit den thermischen Spannungen, wenn heißer Dampf auf - im wahrsten Sinne des Wortes - eiskaltes Material trifft?
Weapons are no good unless there are guts on both sides of the bayonet.
(Gen. Walter Kruger, 6th Army)

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ufo

Ohne den entsprechenden Beitrag damals auswendig gelernt zu haben, mal so aus der Erinnerung mit ein wenig Physik dazu:

Solange man Dampf aus dem Maschinenraum bekommt, sitzt man am laengeren Hebel. Schliesslich hat man nach mehr oder weniger langen Sekunden nur noch warmes Metall und verdampfendes Wasser.

Ein Seemann beschrieb das Problem, wenn der Dampf aus irgend einem Grund ausbleibt. Abgekochtes Wasser gefriert homogen und sehr fest, Seespritzwasser gefriert eher spröde und bröckelig. Wenn einem mitten im Enteisen der Dampf ausblieb, dann hatte man hinterher wohl eine glassharte, durchsichtige Schicht unter der man das Objekt der Begierde zwar sah aber selbst mit gewaltigem Aufwand nur schlecht raushacken konnte, eben weil sich aufgedampftes Süsswassereis so viel schlechter abklopfen lässt.

Von Punkt der Materialpflege her, ist das bestimmt absolute Sünde gewesen. Das sind erhebliche Spannungsbelastungen. Andererseits haben die damals die Seiten: ,,Wir beglückwünschen Sie zum Erwerb Ihrer neuen 40 mm Bofors; Kapitel 5: Damit sie lange und ungetrübte Freude an Ihrem Gerät haben" sicher eher nicht gelesen. Die Sorte Enteisen musste denn wohl eher flott gehen.     

Ufo

Big A

Danke für die ausführliche und klasse formulierte Antwort, habe sogar ich Nicht-Physiker verstanden :MG:
Axel
Weapons are no good unless there are guts on both sides of the bayonet.
(Gen. Walter Kruger, 6th Army)

Real men don't need experts to tell them whose asses to kick.

rosenow

Auch von mir besten Dank! Das war verständlich und gut erklärt. Was so eine Zwischenfrage noch alles rausholen kann.  :-D  Sehr schön.
mit freundlichen Gruß
Michael


,,Macht`s gut und denkt daran!
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Die Lebenden.
Die Toten.
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Hein Schonder

t-geronimo

Zitat von: ufo am 13 August 2007, 16:09:14
...hatte man hinterher wohl eine glassharte, durchsichtige Schicht unter der man das Objekt der Begierde zwar sah aber...


Klingt wie: Frauchen hat ihre schickste Reizwäsche an, aber Kopfschmerzen...  :-D
Gruß, Thorsten

"There is every possibility that things are going to change completely."
(Captain Tennant, HMS Repulse, 09.12.1941)

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