Magnetische Ortungsverfahren gegen U-Boote

Begonnen von Albatros, 09 Juni 2007, 21:43:20

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Albatros



Tach auch,

hab da mal wieder zwei drei Fragen.Mir ist bekannt das ab Ende 42 Z.B die Consolidated PBY Catalinas mit solchen Ortungsgeräten ausgerüstet waren.
Hier mal eine Catalina im Anflug http://www.superthree.com/images/cayman/pby5_IMG.jpg so hat sie vielleicht so mancher U-Boot-Mann gesehen.
Gab es so etwas auch schon früher und bei anderen Maschinen im Einsatz?.
Ab wann war der deutschen Seite eindeutig klar das die Alliierten solche Möglichkeiten hatten?.Ab 1944 oder schon früher?.

Gruß, :MG:

Manfred

Peter K.

Die U.S. Navy experimentierte mit MAD bereits 1918, verlor aber nach Kriegsende zunächst das Interesse daran.
Erst Anfang 1941 wurden die ersten neuen Geräte in England und in den USA hergestellt und dann erstmals von U.S. Flugzeugen verwendet. 1943 waren dann die meisten alliierten UJagdflugzeuge mit MAD ausgerüstet, hatte aber eine zu beschränkte Reichweite um wirklich wirksam zu werden. Erst bei Kriegsende war es im Zusammenwirken mit Sonarbojen von Nutzen!
Ob das MAD tatsächlich den Deutschen bekannt war, entzieht sich im Moment meiner Kenntnis!
Grüße aus Österreich
Peter K.

www.forum-marinearchiv.de

Albatros

#2
Hallo Peter,

also an einer Stelle hatten sie zumindest gute Erfolge.Die Straße von Gibraltar,schon von ihrer Geographie her eignete/eignet sie sich sehr gut dafür.Die Straße ist eng,an ihrer engsten Stelle ist die Tiefwasserrinne nur 4 km breit.Da die Strömung bis etwa 50m tiefe ostwärts ins Mittelmeer setzt versuchten die Boote das zu nutzen um sich ins Mittelmeer treiben zu lassen.Außerdem setzt der tiefere Strom mit viereinhalb knoten westwärts so das die Boote nur oberhalb dieser Strömung unter Wasser ins Mittelmeer kommen konnten.Das kam den Flugzeugbesatzungen entgegen da ihre Reichweite der Ortungsgeräte ca 200 m betrug.Zudem versuchten die deutschen Boote am Tage durch zu kommen,weil sie in der Nacht zuvor Überwasser laufend die Batterien geladen hatten.Da die Flugzeuge in sehr geringer Höhe fliegen mußten war dies praktisch nur am Tage möglich.Also hier hatten die Catalinas so meine ich sehr gute Möglichkeiten.

Am 10 März 1944 erörterte auf einer Konferenz Kapitän zur See Helmut Giessler dies Thema und äußerte den Verdacht das es magnetische Ortungsverfahren beim Gegner geben könnte.

Das ist der mir bekannt früheste Zeitpunkt ab dem deutsche Stellen dies zum Thema machen,nur ob damit dann auch schon eine entsprechende Warnung oder Befehle an die Boote gingen ist die Frage die für mich offen ist.

Gruß, :MG:

Manfred

Albatros

Tach auch,

ist jemandem bekannt wie die Ortungsgeräte aussahen,vielleicht gib es einen Link hierzu?.
Was für eine Anzeige hatte der Beobachter,so ähnlich wie ein frühes Radargerät oder wie muß ich mir das vorstellen.
Mir ist eine Reichweite von 200 m bekannt,soll das jetzt der Radius sein oder war die Ortung nur in eine bestimmte Richtung?
Fragen über Fragen und das bei dieser Hitze,zum Glück sitz ich im Schatten aber ich will nicht abschweifen.

Gruß an alle und noch einen schönen Sonntagnachmittag, :MG:

Manfred

Peter K.

Hallo MANFRED!

Tasächlich waren die geographischen Verhältnisse in der Straße von Gibraltar beinahe optimal für den Einsatz von MAD. Dort erzielten MAD-Flugzeuge auch ihre größten Erfolge (U761, U392, U731, ...)!
Damals mußte in einer Höhe von 30 m geflogen werden und man erzielte Reichweiten von etwa 150 m, wie ich annehme zumindest annähernd rundum!
Die Anzeige einer magnetischen Anomalie erfolgte über den Ausschlag eines Registrierschreibers - wie der nun wirklich aussah, weiß ich leider nicht, ebenso, wie das Gerät äußerlich aussah (Stachelform am Heck wie bei modernem MAD ?).

Bemerkenswert jedenfalls,das Giessler ins einem 1971 erschienenem "Marine-Nachrichten- und Ortungsdienst" MAD nicht einmal erwähnt ...

Grüße aus Österreich
Peter K.

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Albatros

Hallo Peter,

also kann ich die Reichweite so deuten das bei einem Überflug ein Streifen von 300 m abgesucht werden konnte,da die Maschinen in der Meerenge von Gibraltar im Abstand von 3 Minuten flogen und das in einem Rechteck von 4 Km Länge und einem Kilometer Breite kam da wohl kaum noch etwas durch.
Nur die Boote hatten eine Chance die dicht unter der Afrikanischen Küste (außerhalb des Suchstreifens)im flachen Wasser den Durchbruch versuchten,aber nach Mai 44 waren glaube ich sowieso keine Boote mehr ins Mittelmeer geschickt worden.

Das mit Giessler habe ich aus einer Kopie die ich vom U-Boot-Archiv Cuxhaven erhalten habe entnommen.

Gruß, :MG:

Manfred

Spee

Servus,

auch wenn es nur ein Splitter ist:

"Two other devices aided in the detection and attack of U-boats by Allied planes. The first of these was the magnetic anomaly detector (MAD), designed to detect distortions in the earth's magnetic field caused by the presence of a submarine. Because MAD was capable of making detections only at short ranges - no more than a few hundred feet, depending on the plane's altitude - its principal value was in restricted waters, such as a strait. Within a two-month period, planes equipped with MAD were successful in tracking and bombing three U-boats that were passing through the Strait of Gibraltar to the Mediterranean. The result sufficiently demoralized the U-boat commanders that none attempted the passage for another six months."

Interessant finde ich die Tatsache, daß auch die US-Army im Rahmen der SADU (Sea-Search Attack and Development Unit) im Frühjahr 1943 Seeraumüberwachung mit MAD testete.

"Also, a full-dress tactical test, supervised by Cody (Donald D. Cody, ASWORG), was conducted at Key West, Florida, to determine the operational use of the MAD,... ".

Quelle: The Operations Evaluation Group; Keith R. Tidman
Servus

Thomas

Suicide Is Not a War-Winning Strategy

Peter K.

@SPEE
Danke fürs das Detail!

@MANFRED
Das erwähnte abgeflogene Rechteck befand sich etwa zwischen Tarifa und Tanger zwischen den 200 m - Linien. Es war 4 sm - nicht km - lang und 1 sm breit. 2 MAD-Catalinas - jeweils an der gegenüberliegenden Seite des Rechtecks - flogen es mit 115 kn Geschwindigkeit in sechs Minuten ab, sodaß sie theoretisch ein 65 m langes Uboot mit 2 kn Eigengeschwindigkeit bei 2 kn starkem, günstigen Strom zwei Mal orten konnten.
ZitatDas mit Giessler habe ich aus einer Kopie die ich vom U-Boot-Archiv Cuxhaven erhalten habe entnommen.
... Kopie stammt vermutlich aus:
Alfred Price
Flugzeuge jagen Uboote
:-D
Grüße aus Österreich
Peter K.

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Albatros

@Spee,

also das nach dem Verlust der drei Boote 6 Monate Pause war kann wie ich meine nicht so gewesen sein.Nach dem U-731 am 05.05.44 versenkt worden ist(dies war das letzte der drei von Peter genannten Boote)gelang einem Boot am 17.05. der Durchbrach,ich kann aber im Augenblick leider nicht sagen welchem dies gelang.

@Peter,klar Seemeilen,mein Fehler.

   Ob die Kopie aus dem von Dir genannten Buch ist?,Möglich,ich habe aber keine Angaben hierzu bekommen.

Gruß, :MG:

Manfred

Peter K.

Nach meinen Unterlagen war das letzte Boot, das die Straße von Gibraltar ins Mittelmeer passierte, U960 unter Olt.z.S. HEINRICH am 16.05.1944. Es wurde aber schon am 17.05.1944 entdeckt und am 19.05.1944 nordwestlich von Algier auf 37°20N01°35W im Quadrat CH8236 versenkt.
Das letzte durchbrechende Uboote, das auch einen Stützpunkt im Mittelmeer erreichte, war U471, das am 12.04.1944 in Toulon einlief.

Für den B.d.U. war der Verlust von U731 am 05.05.1944 erst am 20.05.1944 endgültig klar, sodaß aufgrund der hohen Verlustrate weitere Verlegungen ins Mittelmeer untersagt wurden.
Grüße aus Österreich
Peter K.

www.forum-marinearchiv.de

Albatros

Hallo Peter,

Dank Dir für die mal wieder exzellente Recherge.Damit wird dann wohl doch der von Spee gebrachte Bericht zutreffend sein.

Gruß, :MG:

Manfred

Peter K.

Grüße aus Österreich
Peter K.

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mhorgran

Hallo

Basierte das nicht auf dem gleichen System wie Magnetminen?
Würde aber dann nicht MES oder Entmagnetisierung (Dekompensation) die Aufklärung verhindern?
"Wer an der Ukraine-Erzählung zweifelt, der gilt als Feind des Westens als Freund Russlands, als Gefahr für die Demokratie, wird diskreditiert, zensiert, eliminiert."
https://sciencefiles.org/2022/03/28/kriegsverbrechen-in-der-ukraine-von-den-angeblich-guten/

Big A

Nein!
MAD beruht auf der Entdeckung von Anomalien im Magnetfeld (Magnetic Anomaty Detection), d.h. ein metallischer Körper, der sich im Wasser bewegt verursacht eine Störung des natürlichen Magnetfeldes, diese wird entdeckt und wie unten beschrieben dargestellt (die Technik mag heute moderner sein, das Prinzip ist das gleiche). Der Detektor muss auf das jeweilige Seegebiet auf Grund des ungleichmäßigen Magnetfeldes geeicht werden. (siehe hierzu auch die Abweichungshinweise in den Seekarten für die Magnetkompanten). Diese Störung ist nicht durch Kompensation zu neutralsieren.
Weapons are no good unless there are guts on both sides of the bayonet.
(Gen. Walter Kruger, 6th Army)

Real men don't need experts to tell them whose asses to kick.

mhorgran

Zitat von: Big A am 28 November 2007, 16:42:51
Nein!
MAD beruht auf der Entdeckung von Anomalien im Magnetfeld (Magnetic Anomaty Detection), d.h. ein metallischer Körper, der sich im Wasser bewegt verursacht eine Störung des natürlichen Magnetfeldes, diese wird entdeckt und wie unten beschrieben dargestellt (die Technik mag heute moderner sein, das Prinzip ist das gleiche). Der Detektor muss auf das jeweilige Seegebiet auf Grund des ungleichmäßigen Magnetfeldes geeicht werden. (siehe hierzu auch die Abweichungshinweise in den Seekarten für die Magnetkompanten). Diese Störung ist nicht durch Kompensation zu neutralsieren.
aaah,
danke
:-D
"Wer an der Ukraine-Erzählung zweifelt, der gilt als Feind des Westens als Freund Russlands, als Gefahr für die Demokratie, wird diskreditiert, zensiert, eliminiert."
https://sciencefiles.org/2022/03/28/kriegsverbrechen-in-der-ukraine-von-den-angeblich-guten/

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