Seitenpanzer Bismarck/Scharnhorst, warum nicht geneigt

Begonnen von toppertino, 18 April 2007, 23:48:51

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hsk1

Hallo allerseits!

Ich habe zu ufos Ausführungen eigentlich nichts mehr hinzuzufügen,außer der Tatsache,daß das gepanzerte Oberdeck(50-80mm Wh im Bereich der Zitadelle) im Vergleich zu den ausländischen Zeitgenossen recht stark ausgeführt worden ist,um damit insbesondere steil einfallenden Geschossen einen Eintritt mit intakter AP-Kappe zu verwehren.
Das in der Regel leichter gepanzerte Oberdeck ausländischer Schlachtschiffe kann nicht garantieren,daß alle auftreffenden Geschosse wirklich auch ihrer AP-Kappe beraubt werden.
Die AP-Kappe schützt nicht nur den eigentlichen Geschosskörper,sondern bestimmt mit ihrer Formgebung und ihrem Eigengewicht auch die Panzerdurchschlagsleistung entscheidend.
Daher ist es sehr wichtig,daß die Geschosse ihrer AP-Kappe beraubt werden,bevor sie das Hauptpanzerdeck erreichen.
Bei der Bismarckklasse wird das seiner AP-Kappe beraubte Geschoss dann auf das ungepanzerte Zwischendeck prallen und es recht unproblematisch durchschlagen.
Da dieses Deck kaum einen Widerstand bietet,wird das Geschoss durch dieses Deck auch nicht in einem für das Hauptpanzerdeck ungünstigen Winkel nach unten abgelenkt.
Somit ist der Einfallswinkel auf das Hauptpanzerdeck als relativ flach anzusehen.
Bei den ausländischen Zeitgenossen wird ein Geschoss,daß (durch den zu schwachen Oberdeckpanzer bedingt) nicht in allen Fällen von seiner AP-Kappe beraubt werden kann,für das darunter liegende Hautpanzerdeck sehr gefährlich.
Das Geschoss trifft mit fast ungebremster Wucht auf dieses entscheidene Deck auf,und muß daher von diesem recht hoch gelegenden Hauptpanzerdeck abgefangen werden,ansonsten gäbe es dann nicht mehr viel,was dieses Geschoss an den Eintritt in die Maschinenräume oder Pulverkammern hindern könnte.
Das Schutzsystem der Bismarck-Klasse ist (im krassen Gegensatz viele Behauptungen) schon auf steil einfallende Geschosse hin ausgelegt gewesen.
Man hatte deutscherseits ja aus den in der Skagerrakschlacht gemachten Erfahrungen mit Steilfeuer gelernt.
Ganz unwissend waren die deutschen Konstrukteure dann doch nicht!
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@ Spee

Zitat von: Spee am 19 April 2007, 09:38:34
@hsk,

warum haben dann die Briten ihren Seitenpanzer nicht geneigt? Sogar ohne Böschung und tief liegendes Panzerdeck. Nach deiner Begründung brauchten britische Schiffe diesen zusätzlichen Schutz also auch nicht.
Könnte es nicht einfach nur an unterschiedlichen Bauphilosophien liegen? Vermeidung von ungeschützen Bereichen vor dem Hauptpanzer gegen saubere Rumpflinien?

Die Briten haben offenbar auf die recht massive Dicke(35,6-38,1cm),als auch auf die (der englischer Ansicht nach) fast unschlagbar gute Qualität des Gürtelpanzers gesetzt.
Der Gürtelpanzer der King George V-Klasse wurde (nach offiziellen britischen Angaben zumindest) bei keiner Gefechtsbegegnung auf die Probe gestellt.
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Was das italienische Schutzsystem angeht,war der eigentliche Gürtelpanzer doch nur 25cm stark gewesen?!
Dazu kamen die von dir genannten zusätzlichen relativ dünnen Panzerbleche.
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Soweit erst mal

MfG hsk1
   

Ralf

@ufo: Danke!
:O/Y Ich hätte da mal reinschauen sollen...

@Spee: War schon klar mit dem "warum schräg"...

Wenn ich einen Panzer festlege, muss ich doch von einem Einfallswinkel ausgehen, oder? Dass die HOOD in der DK-Street lieber gleich dichter ran gehüft wäre, um den miesen Deckpanzer zu umgehen, habe ich verstanden. Denke ich... Somit war der "lucky Punch" von BS genau zu rechten, oder aus HOOD-Sicht zum schlechtesten Zeitpunkt.

Besteht die Kunst nicht auch darin zu wissen, wie man die Idealgefechtsentfernung schon bei der Konstruktion bestimmt? Das so ziemlich jeder Kahn durch IOWA-Koffer mit 1,4t(?) versenkt wurde oder auch gegen die PKWs der Yamato "durchschlagenden Erfolg" hätten, ist klar... Wenn so ein Ding aus der Stratosphäre durchschlägt es doch glatt den Kiel, oder? Aber bei flacheren Winkel auf den Hauptpanzer?

EDIT: @hsk1: Hui, ich freue mich jetzt schon auf Lutscha´s Kommentare!
Gruß
Ralf
___________________________________________
,,Du kannst Dein Leben nicht verlängern und Du kannst es auch nicht verbreitern. Aber Du kannst es vertiefen!"
Gorch Fock

Lutscha

Ein wesentlicher, oft unterschlagener, Vorteil von schräggestellten GPs ist deren Wirkung auf die Granaten. Diese neigen durch den ungünstigen Winkel zu zerbrechen. Gerade deutsche Granaten waren schlecht in dieser Hinsicht, da deren maximalen Winkel klar unter denen der Amerikaner und Briten lagen. Hätte Krupp nicht vonn allein die Anforderungen an deutsche Granaten erhöht, hätte BS Granaten auf dem Niveau derer aus dem WW1 verschossen. (was wars bei 15° halbe Kaliberdicke?)

Gerade stark geneigte GPs sorgten dafür, das japanische und deutsche Granaten eher zerbrachen, als sie intakt zu durchschlagen.

Irgendwo hatte ich die Daten hier mal gepostet, ich finde sie aber nicht mehr.

@hsk Stimmt, BS war für Entfernungen von 20-30km gegen 38cm Geschütze konzipiert, allerdings war das Panzerdecksystem dennoch schlechter als bei diversen anderen Schiffen. (Iowa, Yamato, Richelieu, KGV, NC, SoDak)-> siehe Okuns BS-Papier

Desweiteren gilt, dass ein dickes Deck besser als mehrere dünne ist mit oder ohne decapping.
Das ist ja barer Unsinn, wenn das stimmen würde, hätten SIE ja recht!

Typisch deutsche Argumentationsweise.

t-geronimo

@ Ralf:

Nee. Wenn der Zünder richtig funktioniert, explodiert das geschoß vorher. ;-)

:-D
Gruß, Thorsten

"There is every possibility that things are going to change completely."
(Captain Tennant, HMS Repulse, 09.12.1941)

Forum MarineArchiv / Historisches MarineArchiv

Spee

@hsk,

sorry, aber jetzt wird's unwahr!!
An der Stelle, wo deutsche Schiffe ein 50mm Deck haben, sitzt bei einer "King George V." ein 124-174mm starkes Panzerdeck. Wenn du schon behauptest, daß das 50mm Deck einer "Bismarck" ausreichend sei, was ist das Deck der "King George V." dann?
Unschlagbar gut Qualität von was? Britischer KC ist defacto identisch deutschem KC-Stahl. Alles andere hätte ich gern bewiesen!
Das dünne Panzerblech der "Vittorio Veneto" war 70mm stark und eigentlich die "decaping-plate". Was deren Aufgabe ist, sollte dir doch klar sein.
Servus

Thomas

Suicide Is Not a War-Winning Strategy

ufo

@hsk1

Nun – kaum jemand nahm an, dass die Deutschen Konstrukteure unwissend waren. Die Frage war mehr wo und welche Kompromisse sie eingingen und ob das Heute nachvollziehbar ist.

So recht kann ich Dein Lobpreis auf die Deutsche Panzerdeckskombination nicht verstehen; schon gar nicht dass diese ausdrücklich gegen Steilfeuer entworfen worden ist!

Im direkten Vergleich der Immunzonen von Bismarck versus Nelson (Hauptkampfentfernung; Heft H) heist es: Bismarck gegen Nelson: kein Decksdurchschlag – Nelson gegen Bismarck: Gefahrdung ab oberhalb 230 hm. Da schneided der ,,Panzerkasten" entschieden besser ab!

Auch zur Theorie heisst es da schon, dass ein einzelnes starkes Panzerdeck wohl sicherer sei gegen Bomben und Steiltreffer. Als Nachteil des Britischen Designs wird aber  ausdrücklich der Mangel im Seitenschutz aufgeführt; eben das mögliche ,,Unterschiessen" des Hauptpanzerdecks.
Da ist die Deutsche Panzerdeckskombination also ein Kompromiss, wobei geringerer Horizontalschutz zugunsten besseren Seitenschutzes gewählt wird.

Hoyer (Schwere Schiffspanzer) gibt zu bedenken, dass ein Vorpanzerdeck bei Steilfeuer zu einem Aufrichten des Geschosses führen kann und diesem damit den Durchschlag des tiefer liegenden Hauptpanzerdecks erleichtert. Okun (Bismarck Armour) reitet in seinen Arbeiten gern und ausführlich auf diesem Effekt herum. Ob und in welchem Rahmen das eingetreten wäre, das lässt sich für ein bestimmtes Geschütz gegen ein Bismarck Deckspanzerschema nur schwer vorhersagen. Ohne Zweifel aber barg die doppelte Panzerdeck die Gefahr, dass das obere Deck eben nicht die Kappe abschlug sondern stattdessen das Geschoss aufrichtete. Ein Kompromiss – ein gewagter, ohne Zweifel!

Wie Lutscha schreibt, ist ein einzelnes Panzerdeck grosser Dicke stets sicherer als eine Kombination dieser Dicken (wenige Ausnahmen ausgenommen). Dass, wie Du ganz richtig schreibst, die Britischen Schlachtschiffe keinen Gürtelpanzertreffer einstecken mussten unterstreicht, dass die Britsche Entscheidung das Panzerdeck dort nicht in den Seitenschutz zu intergrieren offenbar ausgesprochen gut war!
Und es hat eben Anlass zu der berechtigten Frage gegeben, ob das Deutsche Design, welches den Seitenschutz gegenüber dem Horizontalschutz bevorzugte eben nicht an den  Gegebenheiten der 40er Jahre vorbeientwickelt war.

Bismarck ist mit ihrer exzellenten Vertikalpanzerung zu Ungunsten der Horizontalpanzerung ein sehr klassischer, artilleriebetonter Entwurf.

Ufo

Thor

@Ufo
Danke für die Infos
ZitatHeft A ist ein allgemeiner Teil, der die Berechnung darstellt, die verschiedenen Panzerkonzepte aufzeigt und mit einem Beispiel Bayern gegen HMS Warspite abschliesst.
Hier würd' mich interessieren, ob die Deutschen auch mit dem System der Decapping Plate gerechnet/experimentiert haben.

ZitatIch hab meines von Jose – würde das aber ohne seine ausdrückliche Einwilligung nicht gern als Postwurfsendung rumreichen.
Das verstehe ich natürlich (hab' ja nur angefragt ob und wo man es erwerben kann und nicht wer mir sein Archiv zur Verfügung stellen will  :-))

@Lutscha
ZitatGerade deutsche Granaten waren schlecht in dieser Hinsicht, da deren maximalen Winkel klar unter denen der Amerikaner und Briten lagen.
Was muss man eigentlich an der Granatspitze ändern, um den oben angesprochenen Winkel zu vergrößern?

Gruß
David
"Wooden ships with iron men beat iron ships with wooden men" - Zusammenfassung der Seeschlacht von Lissa (1866)

Lutscha

#22
@Thor Darüber hab ich keine Angaben. Veränderung am AP-Cap (Form, Größe, Material), Veränderungen bei der Verbindung zwischen AP-Cap und Granate, Stahlsorten etc.

Zu den Richtlinien für hastenichgesehn, die haben einige hier im Forum als jpeg. Wie groß ist denn dein Emailacc?

Ufo, wer ist denn dieser Hoyer? Höre jetzt erst zum 2ten mal von ihm.

Spee, britischer Stahl war schon merklich besser als KC, die Schrägstellung entfiel aufgrund des Wunsches nach mehr gepanzertem Volumen.
Das ist ja barer Unsinn, wenn das stimmen würde, hätten SIE ja recht!

Typisch deutsche Argumentationsweise.

Woelfchen

Interresante Diskussion.

Noch eine ein paar Anmerkungen von mir:
Zitat
Bismarck ist mit ihrer exzellenten Vertikalpanzerung zu Ungunsten der Horizontalpanzerung ein sehr klassischer, artilleriebetonter Entwurf.

1. Was ist die Hauptaufgabe von einem Schlachtschiff? Artilleriekampf, oder?
2. Aus welcher Entfernung kann ich den Gegner sehen + treffen? Das Wetter ist nicht immer gut.
3. Radar war bei der Konstruktion der B-Klasse noch ein Fremdwort.

Ja, man hat wohl was gebaut was im Nachhinein wahrscheinlich nicht das beste war, aber hinterher ist man immer schlauer.

Geneigter Seitenpanzer:
Hatten die Briten nicht angst das Granaten abgelenkt werden und dann im Schiff explodieren?
(unterhalt des Seitenpanzers, Geschossspliter dann auf dem Weg zur Munikammer....)
Habe mal was englischsprachiges gelesen, weis aber nicht mehr wo.

Ach ja, ich bin  jemand der nicht jeden tag Schlachtschiffe baut, erprobt, testet und dann die Praxiserfahrungen, die nicht immer mit der Theorie übereinstimmen, ausnutzt.

Johannes

Spee

@Wölfchen,

kannten andere Staaten nur Flugzeuge und deren Möglichkeiten? Waren nur andere Staaten in der Lage den Einfallswinkel einer Granate über größere Entfernung zu berechnen? Ich glaube nicht. Warum hat Krupp ein Geschütz gebaut, welches Granaten über ca. 35km weit feuern kann, warum wurden E-Messer über 25km+ ausgelegt? Weil man das alles nicht gedachte zu gebrauchen? Wozu der ganze Aufwand, wenn man doch nur bei Regen und Nebel fahren will?
Servus

Thomas

Suicide Is Not a War-Winning Strategy

Ralf

@Spee: Hm, ich denke, weil man mit großen Limit im mittleren Bereich bessere Ergebnisse erzielen kann? Oder wollte amn auf 30 km ein Fussballfeld treffen?  :O/S
Gruß
Ralf
___________________________________________
,,Du kannst Dein Leben nicht verlängern und Du kannst es auch nicht verbreitern. Aber Du kannst es vertiefen!"
Gorch Fock

Spee

@Ralf,

sehe ich so wie du. Ein Gefecht auf maximale Reichweite, nee, glaube ich nicht dran. Aber selbst der mittlere Bereich heißt auf eine Entfernung zu kämpfen, die Decksdurchschläge ermöglicht.

@Wölfchen,

hinterher ist mal immer schlauer, richtig. Da stellt sich mir aber die Frage, kannten die französischen Konstrukteure schon das Hinterher oder warum dann ein 170mm Panzerdeck für den Kardinal? Wir wollen doch nicht annehmen, daß die französischen Konstrukteure die Glaskugel gerieben haben. Oder doch?
Servus

Thomas

Suicide Is Not a War-Winning Strategy

ufo

Zitat von: Woelfchen am 19 April 2007, 14:43:34
Interresante Diskussion.

Noch eine ein paar Anmerkungen von mir:
Zitat
Bismarck ist mit ihrer exzellenten Vertikalpanzerung zu Ungunsten der Horizontalpanzerung ein sehr klassischer, artilleriebetonter Entwurf.

1. Was ist die Hauptaufgabe von einem Schlachtschiff? Artilleriekampf, oder?
2. Aus welcher Entfernung kann ich den Gegner sehen + treffen? Das Wetter ist nicht immer gut.
3. Radar war bei der Konstruktion der B-Klasse noch ein Fremdwort.


Zu 1.: Artilleriekampf gegen Schlachtschiffe, Artilleriekampf gegen Kreuzer, Artilleriekampf gegen Zerstoerer, Ueberleben von Horizontalbombardements, Ueberleben von Sturzbombardements, Ueberleben von Luft-Torpedos, Ueberleben von See-Torpedos, Handelskrieg, Landzielbeschuss, ... aehm - Botschafterempfaenge. Ich denke da muss man als Konstrukteur schon Schwerpunkte setzen.
Zu 2. und 3.: Aber sowohl Scharnhorsts Schiessleitungen gegen Glorious als auch ihr Ende unter den Granaten vom Duke of York deuten doch an, dass Fernkampf eine groessere Rolle spielte als man das vielleicht urspruenglich annahm.

Zitat von: Woelfchen am 19 April 2007, 14:43:34

Ja, man hat wohl was gebaut was im Nachhinein wahrscheinlich nicht das beste war, aber hinterher ist man immer schlauer.
Ich glaube jeder Konstrukteur heult beim Stapellauf ob der verpassten Chancen ...

Zitat von: Woelfchen am 19 April 2007, 14:43:34

Geneigter Seitenpanzer:
Hatten die Briten nicht angst das Granaten abgelenkt werden und dann im Schiff explodieren?
(unterhalt des Seitenpanzers, Geschossspliter dann auf dem Weg zur Munikammer....)
Habe mal was englischsprachiges gelesen, weis aber nicht mehr wo.

Doch - das ist ein Argument gegen innenliegende Panzer. Man kann allerlei Verwuestung am Schiffskoerper haben, was die Fahreigenschaften nicht unbedingt beguenstigt und was auf See schlecht reparierbar ist. Was Splittertreffer nach innen betrifft, braucht's tief runtergezogene Torpedoschotts und Splitterfaenge.

Zitat von: Woelfchen am 19 April 2007, 14:43:34

Ach ja, ich bin  jemand der nicht jeden tag Schlachtschiffe baut, erprobt, testet und dann die Praxiserfahrungen, die nicht immer mit der Theorie übereinstimmen, ausnutzt.

Johannes


Nicht?!

Revell, Luftgewehr, Badewanne und etwas extrapolieren - wo denkst Du bekommen wir unsere Daten her?!  :-D

Nicht?
Nein - eher aus B.Hoyer; "Die Berechnung Schwerer Schiffspanzer" in 'Berichte der Lilienthal Gesellschaft" No. 166; Seiten 90 - 97; Berlin.
Dargestellt wird die Errechnung von oberen und unteren Durchschlagskurven durch Panzerkombinationen.

Ufo

t-geronimo

Gruß, Thorsten

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(Captain Tennant, HMS Repulse, 09.12.1941)

Forum MarineArchiv / Historisches MarineArchiv

hsk1

#29
Hallo allerseits!

@ Spee

Zitat von: Spee am 19 April 2007, 13:48:17
@hsk,

sorry, aber jetzt wird's unwahr!!
An der Stelle, wo deutsche Schiffe ein 50mm Deck haben, sitzt bei einer "King George V." ein 124-174mm starkes Panzerdeck. Wenn du schon behauptest, daß das 50mm Deck einer "Bismarck" ausreichend sei, was ist das Deck der "King George V." dann?
Unschlagbar gut Qualität von was? Britischer KC ist defacto identisch deutschem KC-Stahl. Alles andere hätte ich gern bewiesen!
Das dünne Panzerblech der "Vittorio Veneto" war 70mm stark und eigentlich die "decaping-plate". Was deren Aufgabe ist, sollte dir doch klar sein.

Bei der King George V Klasse war das von dir angesprochene Hauptpanzerdeck mit dem Zwischendeck gleichzusetzen und nicht mit dem Oberdeck.
Damit ist die Decksebene unterhalb des Oberdecks gemeint.
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Thema Panzerstahlqualität

Da bin ich mit dir einer Meinung.
Die Engländer behaupten ja,daß ihr oberflächengehärteter Panzerstahl die höchste Qualität von allen besaß.
Das ist natürlich Blödsinn.
Bei den Ende 1946 vorgenommenen Versuchen mit deutschen KC-Platten(von der Tirpitz entwendet) stellten die Briten angeblich eine eindeutige Überlegenheit ihres eigenen Panzerstahls gegenüber dem deutschen Stahl fest.
Sie verglichen auch ihren Stahl mit den amerikanischen Gegenstücken und kamen zu dem Schluss,das auch hier eine eindeutige Überlegenheit des britischen oberflächengehärteten Panzerstahls vorliegt.
Also waren die Engänder von der Überlegenheit ihres Materials völlig überzeugt.
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Thema Littorio-Klasse

Sorry,ich meinte natürlich 280mm Gürtelpanzer.
Ja, es gab einen 70mm starken Vorpanzer,aber die Qualität ist hier entscheidend.
Bei der Italienern ist es so,daß die italienische Industrie nicht in der Lage gewesen ist,Panzerplatten von gleicher Qualität zu liefern.
Bei den Geschossen ist das Problem auch bekannt.
Ob nun die 70mm Platte nun wirklich eine Granate "decapped" hätte,ist nicht so einfach zu beantworten.
Auf die Formgebung,als auch auf den Härtegrad und Tiefe der Härtung der AP-Kappe kommt es hier vor allem an.
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@ ufo

Zitat von: ufo am 19 April 2007, 14:10:07
@hsk1

Nun – kaum jemand nahm an, dass die Deutschen Konstrukteure unwissend waren. Die Frage war mehr wo und welche Kompromisse sie eingingen und ob das Heute nachvollziehbar ist.

So recht kann ich Dein Lobpreis auf die Deutsche Panzerdeckskombination nicht verstehen; schon gar nicht dass diese ausdrücklich gegen Steilfeuer entworfen worden ist!

Im direkten Vergleich der Immunzonen von Bismarck versus Nelson (Hauptkampfentfernung; Heft H) heist es: Bismarck gegen Nelson: kein Decksdurchschlag – Nelson gegen Bismarck: Gefahrdung ab oberhalb 230 hm. Da schneided der ,,Panzerkasten" entschieden besser ab!

Auch zur Theorie heisst es da schon, dass ein einzelnes starkes Panzerdeck wohl sicherer sei gegen Bomben und Steiltreffer. Als Nachteil des Britischen Designs wird aber  ausdrücklich der Mangel im Seitenschutz aufgeführt; eben das mögliche ,,Unterschiessen" des Hauptpanzerdecks.
Da ist die Deutsche Panzerdeckskombination also ein Kompromiss, wobei geringerer Horizontalschutz zugunsten besseren Seitenschutzes gewählt wird.

Hoyer (Schwere Schiffspanzer) gibt zu bedenken, dass ein Vorpanzerdeck bei Steilfeuer zu einem Aufrichten des Geschosses führen kann und diesem damit den Durchschlag des tiefer liegenden Hauptpanzerdecks erleichtert. Okun (Bismarck Armour) reitet in seinen Arbeiten gern und ausführlich auf diesem Effekt herum. Ob und in welchem Rahmen das eingetreten wäre, das lässt sich für ein bestimmtes Geschütz gegen ein Bismarck Deckspanzerschema nur schwer vorhersagen. Ohne Zweifel aber barg die doppelte Panzerdeck die Gefahr, dass das obere Deck eben nicht die Kappe abschlug sondern stattdessen das Geschoss aufrichtete. Ein Kompromiss – ein gewagter, ohne Zweifel!

Wie Lutscha schreibt, ist ein einzelnes Panzerdeck grosser Dicke stets sicherer als eine Kombination dieser Dicken (wenige Ausnahmen ausgenommen). Dass, wie Du ganz richtig schreibst, die Britischen Schlachtschiffe keinen Gürtelpanzertreffer einstecken mussten unterstreicht, dass die Britsche Entscheidung das Panzerdeck dort nicht in den Seitenschutz zu intergrieren offenbar ausgesprochen gut war!
Und es hat eben Anlass zu der berechtigten Frage gegeben, ob das Deutsche Design, welches den Seitenschutz gegenüber dem Horizontalschutz bevorzugte eben nicht an den  Gegebenheiten der 40er Jahre vorbeientwickelt war.

Bismarck ist mit ihrer exzellenten Vertikalpanzerung zu Ungunsten der Horizontalpanzerung ein sehr klassischer, artilleriebetonter Entwurf.

Ufo

Kannte man deutscherseits denn den genauen Aufbau,wie auch die genauen Panzerdicken der englischen Großkampfschiffe?
Vielleicht wurde deutscherseits ein bewußt übertrieben stark dargestellter Panzerschutz bei der Nelson-Klasse in die Berechnungen mit einbezogen.
Das Gewicht,die Qualität,als auch die Formgebung der britischen 16 Zoll Geschosse waren wohl auch nur hochgerechnet worden.
Der deutsche Geheimdienst war ja zugegebenermaßen bekanntlich nicht so erfolgreich,wie der britische Gegenspieler.
Was wußte man deutscherseits wirklich über die britischen Konstruktionen?
Es spielt auch die Qualität der Panzerung mitunter eine entscheidene Rolle bei der Bewertung des Panzerschutzes.
Hier liegen bis heute keine eindeutigen neutralen Ergebnisse vor.
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Da man bei allen deutschen Großkampfschiffen die Rohrerhöhung im Gegensatz zum ersten Weltkrieg praktisch verdoppelt hatte,lässt Dies nur den Schluss zu,daß man deutscherseits in zukünftigen Gefechtsbegegnungen mit Entfernungen zwischen 15km und 30km bei normaler Sicht rechnete und entsprechend auch den Horizontalschutz gegen ein solches Steilfeuer auslegte.
Ansonsten müßte man dem K-Amt ja völlige Unfähigkeit bescheinigen!
Es steht ja zu diesem Punkt in Breyers Buch --> "Schlachtschiff Bismarck -- Eine technikgeschichtliche Dokumentation" auf Seite 13 :
Zitat:
"In der Folgezeit wurden dreizehn verschiedene Entwurfsvarianten(A-1 bis A13)durchgearbeitet.
Diese orientierten sich an den folgenden Grundforderungen,auf die man sich mittlerweile geeinigt hatte:
Panzerung und Schutzeinrichtungen:Immunität gegenüber Geschossen bis zu 38cm Kaliber auf  Gefechtsentfernungen von 20000m bis 30000m."
Der Horizontalschutz der Bismarck-Klasse sieht nur auf den ersten Blick ein wenig schwach aus,aber in Wirklichkeit ist die Schutzwirkung um einiges besser als allgemein angenommen.

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Das die Briten ihren Horizontalpanzer nicht in ihren Vertikalschutz integrierten,kann aber auch nach hinten losgehen.
Es hätte mich ernsthaft interessiert,was ein 38cm Treffer auf den Gürtelpanzer der King George V auf 15km Entfernung für Auswirkungen gehabt hätte.(Höhe des Einschlags etwa 1m oberhalb der Konstruktionswasserlinie)
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Soweit erst mal

MfG hsk1

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