Jahrestag des japanischen Angriffs auf Pearl Harbor

Begonnen von Mario, 07 Dezember 2003, 10:24:07

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

Urs Heßling, der erste und 2 Gäste betrachten dieses Thema.

Mario

Heute jährt sich zum 62 mal der Luftangriff auf Pearl Harbor.
Roosevelts Regierung hatte seine Politik gegenüber Japan im Jahr 1941 so angelegt, das das japanische Militär nur noch angreifen konnte, oder sich vollkommen aus China zurückziehen mußte. Den Amerikanern war dabei bewußt, das die japanische Mentalität einen Rückzug kategorisch ausschloß. Die US-Regierung unternahm im Vorfeld alles, um diesen Angriff zu provozieren und unterließ alle Maßnahmen, die die Japaner abschrecken konnten. So wurden z.B. die Befehlshaber von Marine und Heer auf Hawaii nicht über die Geheiminformationen des US-Nachrichtendienstes unterrichtet. Durch dechiffrierte jap. Funksprüche wußten der Präsident und seine engsten Berater schon Stunden vor dem Angriff vom Abbruch der Verhandlungen und von den Vorbereitungen der jap. Botschaft zum vollständigen Abzug aus Washington. Was anderes als Krieg sollte man daraus schließen ???  Stattdessen begaben sich die Spitzen der US-Regierung ins Theater oder ritten aus, anstatt in dieser Krisensituation die Truppen im Pazifik zu warnen. So mußten tausende amerikanische Soldaten und Matrosen mit ihrem Leben für den Kriegseintritt der USA zahlen.

Scheer

Hi Mario
wollen wir uns nochmal auf eine Diskussion über die Verschwörungstheorie einlassen?

Ohh, bitte nicht. :wink:

kalli

ich kann mich noch sehr gut und mit Erheiterung an die Verschwörungsdiskussion erinnern. Eine Frage war dabei allerdings offen geblieben. Welche Meinung japanische Autoren hinsichtlich einer Verschwörung vertreten. :)

Mario

Die Japaner beschäftigen sich nur sehr wenig mit dem Krieg im Pazifik. Anders als in Europa wurde die Niederlage als nationaler Schock und Katastrophe empfunden. Meine Bekannte aus Japan erzählte mir, daß ihr Vater als Pilot am Krieg teilgenommen hat, aber später nur einmal von seinen Erlebnissen gesprochen hat. Ich denke, den Autoren wird es nicht anders gehen.
Zur Verschwörungstheorie: Denkt doch mal an die Atomwaffen im Irak. Angeblich nur deshalb sterben heute fast täglich amerikanische Soldaten im Irak. Aber gefunden wurden bisher noch keine. Es spricht auch niemand mehr davon.
Manchmal heiligt halt der Zweck die Mittel.

Scheer

Na ja, so direkt vergleichbar finde ich das Beispiel angeblicher Atomwaffen des Irak´s mit Pearl Harbor nicht.
Die angebliche Atomwaffenfähigkeit des Iraks als Grund für einen Krieg herzunehmen ist für die Streitkräfte risikoloser als den Verlust einer Flotte.

Wenn keine Atomwaffen gefunden werden hat man sich halt geirrt (so lapidar das klingt). Durch diesen vorgeschobenen Grund hat man aber im Vorfeld eines Waffengangs noch kein Material verloren. Höchstens in der Nachbetrachtung etwas an Glaubwürdigkeit. Und das verwischt sich ja mit der Zeit, wie man sieht.
Das aber eine Staatsführung, quasi sehenden Auges, einen Verlust von Kampfkraft innimmt, nur um einen Grund für einen Krieg zu bekommen, halte ich für sehr konstruiert.

Mario

ZitatWenn keine Atomwaffen gefunden werden hat man sich halt geirrt
Erzähl' das mal den Frauen und Müttern der gefallenen GI's !!!

ZitatDas aber eine Staatsführung, quasi sehenden Auges, einen Verlust von Kampfkraft innimmt, nur um einen Grund für einen Krieg zu bekommen, halte ich für sehr konstruiert.
Zum einen war man vom Ausmaß der Zerstörungen an den Schiffe mehr als überrascht, außerdem befanden sich auf den Werften in den USA eine viel größere Flotte im Aufbau.
Wichtig in diesem Zusammenhang ist auch die Planung der US-Navy für einen Kriegsfall. Der Einsatz der Flotte war erst nach einem Zeitraum von mindestens 6 Monaten geplant. Solange mußten die Truppen auf den Philippinen auf sich allein gestellt aushalten.

Scheer

Pardon, das mit den Atombomben ist von mir etwas doppelldeutig formuliert worden.
In diesem Satz steckt in gewissem Sinne Ironie drin. Er soll auf keinen Fall meine Haltung wiederspigeln. Der Satz sollte die typische Haltung der jetzigen amerikanischen Regierung widerspiegeln. Die (eben nicht vorhandene) Atomwaffenfähigkeit des Iraks war einer der Hauptgründe die für die Rechtfertigung des Krieges gegen den Irak vorgeschoben wurden. Das dem nicht so war ist im Nachhinein also als Irrtum verkaufbar. Dieser Kriegsgrund kostete aber kein Material sondern nur Image (im Nachhinein). Es wurde also ein Grund für den Krieg gefunden, der die Einsatzfähigkeit der Streitkräfte in keinster Weise beeinträchtigte.

Und damit zu Pearl Harbor übergeleitet.
Hier soll, laut den Verschwörungstheoretikern, ein Grund für einen Krieg herbeikonstruiert worden sein, der, gleich zu Beginn dieses Krieges, eine Schwächung der Einsatzfähigkeit darstellte. Eben durch die wissentliche Hinname des Verlustes von Schiffen und Männern.
Mag sein, daß es nícht die modernsten Schiffe waren, aber sie stellten Kampfpotential dar. Und ein solches Potential opfert man nicht zu Beginn eines Krieges in dem eben dieses Potential zum Einsatz kommen könnte. Immerhin ist zu Beginn der Feidseligkeiten noch nicht absehbar ob nun ein Krieg der Träger oder ob es doch zum Kräftemessen der Schlachtreihen kommt.
Bezüglich der Planungen und dem 6-Monats Abstandes gilt etwas ähnliches. Der Verlauf hätte einen Einsatz der Schlachtflotte binnen weniger Tage erforderlich machen können. Da dies zumindest im Bereich des Möglichen liegt darf ich mich als Verantwortlicher nicht auf die Gefahr einlassen eine der möglichen Kriegsoptionen durch Verlust einer Waffe dem Gegner kampflos zu überlassen.
Das eine noch viel größere Flotte im Bau war ist ja nicht von der Hand zu weisen. Sie war aber ím Dezember 1941 noch nicht fertig und Amerika mußte auf die bestehende Flotte zurückgreifen. Und das macht man doch wohl mit der größtmöglichen Schlagkraft.
Um das mal bildlich auszudrücken:
Man lässt sich doch nicht sein Gewehr absichtlich vom Gegner zertrümmern nur auf das Wissen hin, daß man ja in einigen Wochen ein Besseres bekommt. Zur Verdeitigung behält man sein Gewehr, auch wenn es nicht so modern ist. Mann kann sich aber weiter wehren und sich freuen wenn das neue kommt.

Ich finde das einzig die Aussage über das Überraschtsein über die Zerstörungen ein gewisses Argument darstellt. Denn den Amerikanern müßte die Möglichkeit eines derartigen Angriffes und die resultierenden Folgen seit Tarent bekannt gewesen sein. Das fehlende Reagieren auf die Erkenntnisse von Tarent könnten ein Indiz auf eine billigende Inkaufnahme des Verlustes der Flotte sein.
Andererseits könnte man aber auch eine gewisse Hochnäsigkeit der Amerikaner unterstellen, die Tarent für nicht wiederholbar hielten.

Mario

Dein letzter Satz, war der Beste im ganzen Text.
Ich kann mich an keinen Einsatz der US-Streitkräfte im 2.Weltkrieg erinnern, den die Amerikaner aufgrund ihres taktischen Geschicks oder dem besseren Einsatz gewonnen hätten. Es war doch immer einzig die enorme materielle Überlegenheit, die den Sieg brachte. Stattdessen haben sie immer zuerst auf die Mütze bekommen. Pearl Harbor, Seeschlacht bei Savo, peration Paukenschlag, Schlacht am Kesserine-Pass, Omaha-Beach, Ardennenoffensive usw.
Um noch mal auf das Gewehr zurückzukommen...  :)
Wenn ich weiß, das mir mein Pferd eine Flucht ermöglicht, kann ich getrost auf das alte Gewehr verzichten, wenn es mir einen Vorteil bringt. Das Problem Roosevelts war doch, wie er die USA in den Krieg hineinbringt. Der Kongreß verweigerte ihm die Kriegserklärung, folglich mußte Amerika angegriffen werden. Deutschland tat ihm den Gefallen nicht, blieb nur noch Japan.

kalli

Der vergiftete Köder
Ein akribisch recherchiertes Buch behauptet: Die US-Regierung ließ Pearl Harbor geschehen, um in den Zweiten Weltkrieg einzugreifen

Von Uwe Soukup

Der Terrorangriff vom 11. September 2001 erinnerte viele Kommentatoren unwillkürlich an den Angriff der Japaner im Zweiten Weltkrieg auf Pearl Harbor, den Heimathafen der US-Pazifikflotte auf Hawaii. Nicht ohne Grund: In beiden Fällen waren die Opfer arglos und wurden von dem Angriff vollkommen überrascht, in beiden Fällen wurde US-amerikanisches Territorium angegriffen. Auch die Opferzahlen sind vergleichbar hoch, und hier wie da setzten schnell erregte Diskussionen ein, ob denn alles mit rechten Dingen zugegangen war. Warum konnte das Desaster nicht verhindert werden?

Der meistbeachtete und umstrittenste Beitrag, zugleich Vorreiter der 9/11-Debatte in Deutschland, ist das Buch von Mathias Bröckers ,,Verschwörungen, Verschwörungstheorien und die Geheimnisse des 11.9.", das im vergangenen Jahr bei Zweitausendeins erschien und von dem inzwischen weit über 100 000 Exemplare verkauft worden sind. Da verwundert es nicht, dass der gleiche Verlag sich nun auch der Angelegenheit Pearl Harbor annimmt. ,,Wie die amerikanische Regierung den Angriff provozierte und 2476 ihrer Bürger sterben ließ" lautet der sechszeilige Untertitel, so groß auf das Cover gedruckt, dass außer diesen Zeilen nur noch Platz für den Buchtitel Pearl Harbor, den Autor Robert B. Stinnett und den Verlagsnamen bleibt. Der Originaltitel des Buches, im Jahr 2000 bei Simon & Schuster erschienen, lautete, nur geringfügig unaufgeregter, ,,Der Tag der Täuschung – Die Wahrheit über FDR (Franklin D. Roosevelt) and Pearl Harbor".

Wer nun jedoch obskure Verschwörungstheorien erwartet, sieht sich eines Besseren belehrt. Stinnett, Journalist und selbst Weltkriegsveteran, hat 17 Jahre an dem Buch gearbeitet, mit etlichen Zeitzeugen gesprochen und nach eigener Aussage über 200 000 Dokumente eingesehen, die er größtenteils auf Grundlage des relativ freizügigen, mittlerweile jedoch wieder eingeschränkten ,,Freedom of Information Act" aus geheimen Archiven herausklagen konnte. Stinnett geht es nicht darum, Roosevelt an den Pranger zu stellen. Zwar sei Stinnett als Kriegsveteran ,,zunächst empört" gewesen, als er entdeckte, ,,welche Geheimnisse vor uns Amerikanern über fünfzig Jahre lang verborgen gehalten worden sind", doch zugleich hatte er ,,Verständnis für das quälende Dilemma, vor dem Präsident Roosevelt stand. Er war gezwungen, zu um- und abwegigen, auch zu ,unsauberen' Mitteln zu greifen, um ein isolationistisch gesonnenes Amerika zur Beteiligung an einem Kampf um die Freiheit zu überreden". Dieses Verständnis für Roosevelts Kriegsstrategie macht die Kritik Stinnetts an der Taktik, die zu Pearl Harbor führte, umso glaubwürdiger.

Stinnett hat die 14-monatige Vorgeschichte des japanischen Überfalls minutiös rekonstruiert. Er kommt zu dem Ergebnis, dass der Angriff der Japaner auf Pearl Harbor von der amerikanischen Regierung bewusst provoziert und Verluste in Kauf genommen wurden. Diese These ist so neu nicht, nur konnte sie bisher nicht schlüssig belegt werden. Stinnett hat ein amtliches Dokument aus dem Oktober 1940 entdeckt, in dem in acht Punkten die abgestuften Maßnahmen gegenüber Japan niedergelegt worden sind, angefangen bei der Nutzung britischer Stützpunkte im Pazifikraum über die Entsendung mehrerer Geschwader in die japanische Einflusssphäre bis hin zur bewussten Konzentration von US-Kriegsschiffen auf Hawaii. Abgerundet wurde das Programm mit einem anglo-amerikanischen Embargo gegenüber Japan, das zwar bereits vorher bestanden hatte, jedoch ständig unterlaufen wurde, sowie der Unterstützung der chinesischen Regierung Tschiang Kai-Scheks.

Alle diese Maßnahmen zusammengenommen, so war sich der Verfasser dieses Memorandums, Arthur H. McColumm, sicher, würden den militaristischen, aggressiven und mit Hitler-Deutschland verbündeten Japanern keine andere Wahl lassen, als ihren Krieg um die Herrschaft im östlichen Pazifikraum nunmehr auch gegen die USA zu führen. Wenn dies gelänge, stünde die Stimmung in den USA einem Kriegseintritt nicht mehr im Wege.

Der vergiftete Köder, nach dem die Japaner schnappen sollten, war Pearl Harbor. Um die japanischen Befehlshaber in Sicherheit zu wiegen, wurde ihrem riesigen Flottenverband der Weg dorthin regelrecht frei gemacht. Entgegen der noch heute – zuletzt in dem fantasievoll-propagandistischen Filmopus ,,Pearl Harbor" – vertretenen Legende war die US-Aufklärung sehr wohl in der Lage, den codierten japanischen Funkverkehr abzuhören und zu dechiffrieren.

So war man ständig über die feindlichen Absichten im Bilde. Um den Plan dennoch Wirklichkeit werden zu lassen, mussten kriegswichtige Informationen, über die die USA verfügten, von den US-Befehlshabern auf Hawaii, von einigen wenigen Eingeweihten abgesehen, fern gehalten werden. Um keinen strategischen Verlust zu erleiden, wurden die wichtigsten und modernsten Schlachtschiffe, insbesondere die Flugzeugträger, kurzfristig aus Pearl Harbor abgezogen.

Die Empörung des Autors über die Vielzahl der Intrigen sowie über die Kaltblütigkeit, mit der der Plan in Szene gesetzt wurde, ist dem Buch durchaus anzumerken. Trotz der überwältigenden Fülle der Fakten bleibt Stinnetts Buch, das man wohl als sein Lebenswerk ansehen muss, spannend und lesbar. Stinnetts Antrieb ist seine scharfe Kritik an dem Umstand, dass die Wahrheit über Pearl Harbor ,,fünfzig Jahre unter Verschluss gehalten" wurde. ,,Wären die Tatsachen, die ich in diesem Buch aufdecke, unmittelbar nach Kriegsende bekannt geworden und hätte Roosevelt den Familien, die ihre Söhne in Pearl Harbor verloren hatten, seine strategischen und taktischen Überlegungen erklärt, mit welch anderen Augen könnten wir heute auf die amerikanische Geschichte zurückblicken!"

Robert B. Stinnett: Pearl Harbor. Wie die amerikanische Regierung den Angriff provozierte und 2476 ihrer Bürger sterben ließ. Aus dem Amerikanischen von Karl Heinz Siber. Zweitausendeins. Frankfurt/M. 2003. 566 S., 14,90 Euro.
Quelle : Der Tagesspiegel vom 22.12.03

Mario

Interessant, vor allem, weil sie meine Ansichten über dieses Weltereigniss stützen.
Allerdings sind alle Fakten, die Kalli in seinem Post angesprochen hat, schon seit Jahrzehnten bekannt und Gegenstand mehrerer offizieller Untersuchungen während und kurz nach dem 2.Weltkrieg. Insofern verwundert mich, daß der Autor von neuen freigegebenen Dokumenten spricht. Höchstwahrscheinlich handelt es sich dabei lediglich um neue Beweise und Indizien für altbekannte Thesen.

Huszar

Sieht euch mal die Gründe von den Kriegen der letzten ca. 100 Jahren an:

1, Spanisch-amerikanischer Krieg: Es wurde behauptet, die spanier hätten das Schlachtschiff Maine in Havanna gesprengt. Es ist viel wahrscheinlicher, dass die Mun. in dem vergammelnden Schiff sich selbst entzündet hat.
2, 1WK. Versenkung der Lusitania und andere Schiffe. Wie interessant und unerhört, dass Schiffe, die Kriegsmaterial für den Feind transportieren, in einem Kriegsgebiet versenkt werden...
3, 2WK. Pearl Harbour.
4, Vietman. Zwei vietnamesische S-Booten sollen an die 20 (!) Torpedos auf die amerikanischen Schiffe abgeschossen haben...
5, Afghanistan/Irak: 11. September.

Alle ominöse Fälle, bei denen gleich ein riesiger Aufschrei stattfand, die Propaganda gleich zu arbeiten anfing, die aber bei näherem Hinsehen stakt obskur sind...

mfg

alex
Reginam occidere nolite timere bonum est si omnes consentiunt ego non contradico
1213, Brief von Erzbischof Johan von Meran an Palatin Bánk von Bor-Kalán

Mario

Wenigstens haben sie sich noch die Mühe gemacht, Gründe für einen Angriff zu (er)finden.

Huszar

Zwar nicht glaubhafte Gründe, die einer Untersuchung standhalten, aber der Gedanke zählt...


mfg

alex
Reginam occidere nolite timere bonum est si omnes consentiunt ego non contradico
1213, Brief von Erzbischof Johan von Meran an Palatin Bánk von Bor-Kalán

Impressum & Datenschutzerklärung