Zielschiff Hessen

Begonnen von Chrischnix, 18 Mai 2005, 22:09:37

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t-geronimo

Naja, aber mal als Einwand: Wenn ich schon ein echtes Zielschiff habe, will ich auch eins haben, was wenigstens ein bißchen schnell ist, oder? Und auch mal die eine oder andere Kursänderung macht, oder?
Hat vielleicht eine Schraube nicht gereicht? Denn wenn ich ein Ziel habe, welches nur mit wenigen Knoten dahin tuckert, kann ich auch fast ebensogut gleich auf ein festes Ziel schießen.

So stelle ich als Zivi und somit nicht-Artillerist mir das jedenfalls vor.
Gruß, Thorsten

"There is every possibility that things are going to change completely."
(Captain Tennant, HMS Repulse, 09.12.1941)

Forum MarineArchiv / Historisches MarineArchiv

Chrischnix

@t-geronimo
Also Kursänderungen lassen sich mit einer mittleren Schraube, dank der günstigen Lage vor der Ruderfläche besser und schneller bewerkstelligen.
Ansonsten gebe ich Dir natürlich recht, wenn schon, denn schon.
Ich jedenfalls stelle mir das nicht einfach vor, zwei Expansionsdampfmaschinen am laufen zu haben.
Gruß:
chrischnix

Alex Shenec

Hallo.

1. Zielschiff "Tsel" und das Schiff der Radioverwaltung "Vystrel" (ex-V185).

2. Die Auslagerung des Wassers aus den Kesselnabteilung "Vystrel" 13.07.1946.

3. Auf der Heck "Vystrel".

Das Foto aus der Kollektion Boris Eisenberg.

Schöne Grüße
Alex




OWZ

 @ Alex

Bild 1 zeigt (noch) "Blitz"/"Hessen" im September 1938 im Zusammenhang mit einer Artillerieschießübung der Kriegsmarine.

(Quelle: URBAHNS/BREYER,`Logbuch Visuell´, München 1971 - dort als Farb-Dia!)

Gruß

OWZ


Alex Shenec


t-geronimo

Hallo!

Mich hat eine Email erreicht von unserem Neu-Mitglied halina erreicht (es gab Probleme mit der Registrierung, aber jetzt ist er aktiv).
Er bat mich, sie hier zu veröffentlichen und ist dann für Fragen offen.


Hallo,
als ehemaliger Angehöriger des Fernlenkverbandes möchte Ihnen einige Fakten an die Hand geben, die evtl. für Sie interessant sind.
Wie bekannt bestand der Verband aus den Zielschiffen Zähringen und Hessen mit den Fernlenkbooten Komet und Blitz. Ende der zwanziger Jahre wurde der Verband in Wilhelmshaven von Kapitän zur See Wagner aufgestellt. 
Zuerst wurde die Zähringen mit Komet umgerüstet. Die Zähringen behielt die alten Zylinder-Dampfmaschinen und konnte somit mit nur 3 Fahrtstufen nur vorwärts fahren. Für die Überwachung und Steuerbefehle war in der Zentrale ein Hebdrehwähler installiert wie er auch in den alten Telefonzentralen benutzt wurde, somit konnten nur 99 Manöverbefehle und Überwachungen vom Leitboot Komet gesendet und empfangen werden auf einer Festfrequenz. Der Sicherheitsabstand zwischen Komet und Zähringen betrug ca. 3 seemeilen. Das Schiessen erfolgte mit 15cm +21cm-Granaten, die jedoch nur 10% der Gefechtsladung hatten. Die Leerräume wurden zunächst mit Kork gefüllt wofür eine ganze Jahresernte aus Portugal notwendig war. Wegen den Schwelbränden wurde der Kork durch leere Fässer ersetzt.   
Die Fernlenkleitung sowie die Besatzung der Fernleitboote blitz und Komet  waren mit Marinepersonal besetzt, das technische und seemännische Personal der Hessen und Zähringen bestand aus Angehörigen der Marinewerft Wilhelmshaven.
1937 wurde dann die Hessen mit Blitz in Dienst gestellt. Die Hessen erhielt Turbinenantrieb auf 2 Wellen und kam auf 18 Knoten. Es wurde eine moderne Leitzentrale installiert mit Multifrequenzsystem, so dass beliebig viele Kanäle für Manöverbefehle und Überwachung zur Verfügung standen. Das Schiff konnte somit vorwärts und rückwärts fahren, sich einnebeln und Mündungsfeuer simulieren.
Auf der Hessen befand sich ein Schutzraum, so dass beim 15cm-Schiessen die Wache an Bord bleiben konnte. Das hatte den Vorteil, dass umgehend nach Gefechtsschluss die Trefferaufnahme erfolgen konnte. Das Personal bestand aus 2 Wachen, vor Schießbeginn ging dann die Freiwache auf den Hochseeschlepper Norden über.
Beim Schiessen mit 21cm-Granaten ging die Wache dann auf Blitz über, von dort dann zur Trefferaufnahme bei der Hessen längsseits.
Nach der Hessen-Indienststellung ging die Verbandsleitung dann an Kapitän zur See Schloifer und Kapitän zur See ing. Pagen über. Da Anfang 1943 die Nordsee zu unsicher wurde, erfolgte im März die Verlegung der Schiffe nach Swinemünde. Die Leitung wurde in Misdroy installiert.
Das Schießgebiet betraf die gesamte Ostsee, so dass außer Swinemünde auch Kiel und Gotenhafen zu unseren Reparaturhäfen zählten, dort waren auch Ersatzschornsteine deponiert.
Ende 43 wurde dann der Schießbetrieb mit der Zähringen eingestellt und die technischen Einrichtungen von Komet und Zähringen auf der Gneisenau in Gotenhafen deponiert.
Ich selbst war noch bis Mitte 1944 auf der Hessen beim technischen Personal.

es grüsst euch Günter Seiss

Gruß, Thorsten

"There is every possibility that things are going to change completely."
(Captain Tennant, HMS Repulse, 09.12.1941)

Forum MarineArchiv / Historisches MarineArchiv

OWZ

 Hallo halina,

in Deinem - außerordentlichen - Bericht ( top) schreibst Du vom "Schießen mit 21cm-Granaten". Meines Wissens hatte kein Schiff der KM dieses Kaliber - sicher gibt es dafür aber eine einfache Erklärung??

Gruß

OWZ

Thoddy

#22
Zum Zielschiff Zähringen gibt es in der Buchreihe
Neues Universum Ausgabe 1928 oder 1929 einen ca 5 seitigen Beitrag mit paar Fotos in dem die  Konversion zum Zielschiff populärwissenschaftlich abgehandelt wird
soviel ich mich erinnere konnte es auch ferngelenkt einnebeln
beschrieben  ist auch die Fernsteuerungsanlage und die Ausstaffierung mit Kork einfache Grundrisszeichnungen waren auch dabei
infolge Umzug ist unser Buch leider abhanden gekommen

Edit hab mal ein bissel recherchiert
Der Artikel heißt
Neue Probleme der Fernlenktechnik Seite 242 zu finden in Band 50 von 1929
Meine Herren, es kann ein siebenjähriger, es kann ein dreißigjähriger Krieg werden – und wehe dem, der zuerst die Lunte in das Pulverfaß schleudert!
WoWs : [FMA]Captain_Hook_

SchlPr11

Ich bedanke mich für diesen authentischen Bericht mit diesen drei Fotos. Der Vorläufer, die alten BADEN mit dem Schlepper WOTAN längseits und 2x die HESSEN. Markant hier einer ihrer völlig zerschossenen Schornsteine vor dem Tausch. Den Hoheitsadler führte sie, wie im Bild zu sehen völlig unüblich am Turmmast. Wenigstens in Friedenszeit.
Ich möchte dies gleich mit einer Frage an den Zeitgenossen verbinden: bei Auslieferung an die UdSSR führte das Schiff eine Flakbewaffnung. Ist dazu etwas überliefert ??? Wann kam sie an Bord ?
Reinhard

waldi44

Eben noch wollte ich nach der "Trefferaufnahme" fragen, aber nachdem ich das Bild vom Schornstein gesehen habe, erübrigt sich diese :roll:! Wie die Flak an Bord kam? Nun, ich nahme mal an, dass es irgendwann keine Übungsfahrten mehr gab. Da wurde dann nur noch auf echte Ziele geschossen und die "Hessen" erhielt ihre Flabewaffnung so, wie die meisten Schiffe dieser Zeit.
Übrigens hatte sie schon im 1. WK Ballonabwehrkanonen getragen. Am 12.12.1916 wurde sie ausser Dienst gestellt, desarmiert und diente damals schon als Zielschiff. Es wurde scherzhaft "SMS Langsamste Fahrt" genannt, weil dieser Warnhinweis auf ihrem Rumpf gemalt wurde :-D!

Trimmer

Hallo Reinhard - wenn meine Literatur stimmt - habe manchmal Zweifel- hatte die "Hessen"  ab 1.04.1937 keine Bewaffnung mehr an Bord. Zitat:" 2 Schornsteine wurden entfernt,ein neuer Vorsteven gebaut, die Geschütze aus-, Turbinen eingebaut, jedoch keine Korkfüllung "
Bis zum Kriegsende als Zielschiff zusammen mit dem Leitboot "Blitz" bzw. "Komet".
Wenn ich davon ausgehe das die "Hessen" bis 45 als Zielschiff fuhr und somit im Einsatz war- was sollte dann Flak an Bord ? Wäre doch unter Umständen mit "wegradiert" wurden.

Gruß-Trimmer-Achim
Auch Erfahrung erhält man nicht umsonst, gerade diese muß man im Leben vielleicht am teuersten bezahlen
( von Karl Hagenbeck)

SchlPr11

Hallo,
bei Ablieferung nach Osten ist an Bord der HESSEN am 02.06. 1946 in Wilhelmshaven mittschiffs an Bb eine Flak zu erkennen. Würde ich als moderne 10,5 cm ansprechen.
Zuletzt wird die HESSEN sicherlich keine Zielschiff-Funktion mehr gehabt haben. Ausgerüstet zum Eigenschutz oder zu Versuchen.
Siehe:
Koop/Galle/Klein - Von der Kaiserlichen Werft zum Marinearsenal - Seite 95

Reinhard

Alex Shenec

Hallo.

Zielschiff "Tsel" 1951-1956 (Quelle - kortic.borda.ru)

Schöne Grüße

Alex

Alex Shenec

Hallo.

Zerstörer SLAVNYJ und TSEL. Aus der Sammlung S. Haritonow (Sankt-Peterburg, Russland).

Schöne Grüße

Alex

Suchender

Lieber Herr Günter Seiss,

es hat mich erfreut, in einer Zuschrift vom 03. August 2009 den Namen meines Vaters gelesen zu haben. Walter Schloifer, Kapt. z. See war mein Vater. Meine Antwort kommt sehr spät, ich weiß!, bin ich doch erst gerade in diesem Forum vor Anker gegangen. Nein, glauben Sie aus meiner Ausdrucksweise nicht, dass ich auch vom Fach bin! Weitest gefehlt! Das sind Relikte aus dem Sprachschatz meines Vaters, der 1961 in Detmold verstarb. Er liebte seinen Beruf sehr, und ich habe noch einige Unterlagen und Fotos aus seiner Zeit, besonders aber Umengen von Foto-Negativen, ungeordnet und unbezeichnet: Schiffe, Mariner, Gebäude, soweit ich es erkennen kann.

Er hat mir zu seinen Lebzeiten recht viel erzählt, z. B. seine Teilnahme am 1. Weltkrieg, der Schlacht auf den Doggerbänken, der Minenauflauf mit dem Torpedoboot "S31" vor Riga (19./20.Aug. 1915), seine Zeit als Kommandant im Rang eines Kapitäns zur See des "Fernlenk-Zielschiff-Verbandes" in Wilhelmshaven, ab 01.07.1942 in Swinemünde, von der Flucht mit dem "BLITZ" vom 13. bis 16. März 1945 von Sv. nach Neustadt/Holst.

Haben Sie selbst Kenntnisse über meinen Vater? Auch interessieren mich Informationen über meinen Stiefbruder HANS-GEORG SCHLOIFER (1921-1945). Er starb beim Untergang eines U-Bootes in den letzten Kriegsjahren im Riga'schen Merrbusen (Oberleutnant?)

Wenn Sie Fragen haben, wenden Sie sich doch einfach an mich. Ich freue mich aber auch über Nachrichten und Fragen anderer Interessenten.

Mit den besten Grüßen
Eckart Schloifer (auch fb!)
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