Walter KIMMELMANN - letzter "österreichischer" Ubootkommandant verstorben

Begonnen von Peter K., 11 Februar 2007, 23:47:34

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Peter K.

Wie ich erst jetzt erfahren habe, ist Mitte letzten Jahres Oberleutnant zur See Walter KIMMELMANN verstorben.

Ich hatte zu Beginn der Neunzigerjahre die große Ehre, "Käptn Ki" - wie er von seinen Kameraden genannt wurde und so auch weit über die Stadtgrenzen seines Heimatortes Bruck an der Leitha hinaus bekannt war - persönlich kennenzulernen und das große Vergnügen, ein mehrstündiges, für mich als damals gerade Zwanzigjährigen sehr lehrreiches, aber auch sehr lockeres Gespräch führen zu dürfen.
Gut kann ich mich noch an seine geistige Frische erinnern und wenn ihm ´mal etwas nicht gleich einfiel, griff er zielsicher zu einem bestimmten Band seiner Sammlung - im übrigen beinahe ausschließlich originale Ausbildungsunterlagen!

Walter KIMMELMANN wurde am 23.08.1922 in Bruck an der Leitha, Niederösterreich, als Sohn eines Gastwirtes geboren.

Als Achtzehnjähriger rückte er nach der Matura (Abitur) im Oktober 1940 zur Crew X/40 der deutschen Kriegsmarine ein. Als Seekadett diente er zunächst auf dem, erst am 07.08.1940 in Dienst gestellten Minenräumboot R52. Im Zuge seiner Ausbildung kam er dann im August 1941 als Wachoffiziersschüler auf U552 unter Erich TOPP (http://www.u-boot-archiv.de/bilder/kommandanten/topp1.jpg), der am 01.09.1941 zum Kapitänleutnant befördert wurde, während Walter KIMMELMANN gleichzeitg zum Fähnrich zur See aufstieg.
Die erste Feindfahrt begann am 04.09.1941 mit dem Auslaufen aus St. Nazaire, ging in den Nordatlantik und in die Gewässer südöstlich von Grönland und endete nach einem Monat am 05.10.1941 mit dem Einlaufen in St. Nazaire.
Versenkungen:
20.09.1941 PINK STAR (4.150 BRT) aus Konvoi SC-44.
20.09.1941 BARBO (6.325 BRT)aus Konvoi SC-44.
20.09.1941 T.J. WILLIAMS (8.212 BRT) aus Konvoi SC-44.

Die nächste Feindfahrt dauerte von 25.10.1941 bis 26.11.1941 und führte das Boot wieder in den Nordatlantik und in die Gewässer östlich der Neufundlandbank.
Versenkungen:
31.10.1941 U.S.S. REUBEN JAMES (1.190 ts) aus Konvoi HX-156

Die folgende Feindfahrt begann am 25.12.1941 und endete am 27.01.1942 mit dem Einlaufen in St. Nazaire. Diesmal war das Boot im Westatlantik, bei der Neufundlandbank und südlich von Nova Scotia im Einsatz.
Versenkungen:
15.01.1942 DAYROSE (4.113 BRT)
18.01.1942 FRANCES SALMAN (2.609 BRT)
20.01.1942 MARO (3.838 BRT)

Im Februar 1942 verließ Walter KIMMELMANN U552 und vollendete seine Ausbildung an Land, die er mit seiner Beförderung zum Oberfähnrich zur See am 01.07.1942 beendete.

Im August 1942 wurde Walter KIMMELMANN als Zweiter Wachoffizier auf U431 unter Kapitänleutnant Wilhelm DOMMES (http://www.u-boot-archiv.de/bilder/kommandanten/dommes_wilhelm.jpg) ins Mittelmeer kommandiert.
Am 02.09.1942 lief das Boot aus La Spezia aus, operierte im westlichen Mittelmeer und kehrte am 27.09.1942 wieder zurück.
Versenkungen: keine

Schon zwei Tage später wurde ins östliche Mittelmeer ausgelaufen und am 04.11.1942 war U431 wieder in La Spezia.
Versenkungen: keine

Bereits am 07.11.1942 war man wieder auf See, operierte im westlichen Mittelmeer und vor Algier, um dann am 22.11.1942 in Pola einzutreffen. Hier wurde das Boot vermutlich gründlich überholt.
Versenkungen:
10.11.1942 H.M.S. MARTIN (1.920 ts) aus TORCH-Konvoi
13.11.1942 H.N.M.S. ISAAC SWEERS (1.628 ts)

Am 02.12.1942 erhielt Kapitänleutnant Wilhelm DOMMES das Ritterkreuz und am 31.12.1942 gab er das Kommando über U431 ab. Er wurde dann später als deutscher Stützpunktleiter in Penang und Singapur bekannt.
Neuer Kommandant von U431 wurde Oberleutnant zur See Dietrich SCHÖNEBOOM (http://www.u-boot-archiv.de/bilder/kommandanten/schoeneboom_dietrich_1.jpg), während Walter KIMMELMANN am 01.01.1943 zum Leutnant zur See befördert wurde.

Am 07.01.1943 lief das Boot wieder aus Pola aus, stand im östlichen Mittelmeer und vor der Küste Palästinas im Einsatz und war am 08.02.1943 wieder in Pola.
Versenkungen:
23.01.1943 ALEXANDRIA (100 BRT)
25.01.1943 OMAR EL KATTAB (38 BRT)
25.01.1943 MOUYASSAR (47 BRT)
26.01.1943 HASSAN (80 BRT)

Nach dem erneuten Auslaufen am 11.03.1943 operierte U431 im westlichen Mittelmeer und vor der algerischen Küste, um am 29.03.1943 in Toulon einzulaufen. Dabei beschädigte das Boot am 26.03.1943 die CITY OF PERTH (6.415 BRT) aus dem Konvoi MKS-10 schwer, wurde seinerseits aber um 10.25 Uhr im Quadrat CH58 durch ein Flugzeug erheblich beschädigt.
Versenkungen: keine

Die nächste Feindfahrt dauerte nur vom 20.05.1943 bis 29.05.1943.
Versenkungen: keine

Erneut wurde am 05.06.1943 aus Toulon aus- und am 27.06.1943 wieder eingelaufen. Diesmal stand das Boot wieder im westlichen Mittelmeer und wurde am 11.06.1943 im Quadrat CH75 durch ein angreifendes Flugzeug leicht beschädigt.
Anschließend wurde Walter KIMMELMANN Erster Wachoffizier des Bootes.
Versenkungen: keine

Am 09.08.1943 lief U431 wieder aus, war im westlichen Mittelmeer, nördlich von Sizilien und vor der tunesischen Küste tätig und lief am 01.09.1943 wieder in Toulon ein.
Versenkungen: keine

Im Anschluß verließ Waler KIMMELMANN glückerlicherweise U431, denn schon am 26.09.1943 lief es wieder aus, wurde aber am 21.10.1943 um 01.51 Uhr mit der gesamten Besatzung (53 Tote) von der Wellington "Z" der 179. Staffel des Coastal Commands auf Position 37°23N, 03°50E (Quadrat CH9435) versenkt. Ironischerweise hatte Oberleutnant zur See Dietrich SCHÖNEBOOM noch am Vortag, also am 20.10.1943, das Ritterkreuz verliehen bekommen.

Walter KIMMELMANN absolvierte vom September bis November 1943 den 57. Kommandanten-Schießlehrgang bei der 2. Ubootsausbildungabteilung  und der 24. Unterseebootsflottille. Anschließend war er als Schießlehrer beim Torpedoschulverband tätig.
Am 04.07.1944 - gerade ´mal 22 Jahre alt - wurde Walter KIMMELMANN, noch als Leutnant zur See, Kommandant von U139 und galt damit als jüngster deutscher Ubootskommandant. Am 01.10.1944 wurde er zum Oberleutnant zur See befördert und am 02.05.1945 versenkte er sein Boot - wie viele andere auch -  in der Raederschleuse in Wilhelmshaven. Anschließend geriet er in britische Gefangenschaft, aus der er 1947 zurückkehrte.

Walter KIMMELMANN übernahm danach den elterlichen Betrieb in Bruck an der Leitha. Vieles am und im Gasthof "Zur Linde" renovierte er in weiterer Folge selbst (http://www.sutrich.at/baumeister/?handwerk.html) und bald bürgerten sich die alljährlichen "August-Treffs" seiner Kameraden anläßlich seines Geburtstages ein (http://www.marineverband-wien.at/4.html).

Am 30.06.2006 ist Walter KIMMELMANN, der meines Wissens wohl letzte österreichische Ubootkommandant, zu seiner letzen Fahrt ausgelaufen ....  :MG:

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... sein Lied: "Wir sind des Geiers schwarzer Haufen und wollen mit den Tyrannen raufen!"

Gerüchteweise habe ich gehört, daß Walter KIMMELMANN zumindest begonnen hat, seine Erinnerungen schriftlich festzuhalten - ob dies´ tatsächlich der Fall war, entzieht sich leider meiner Kenntnis!
Grüße aus Österreich
Peter K.

www.forum-marinearchiv.de

oliver

Falsch!
Kimmelmann ist nicht letzter "österreichischer" Ubootkommandant
Oberleutnant zur See Dipl.Ing. Carl Graf GUDENUS und
Oberleutnant zur See Willibald ULBING sind noch am Leben.

Peter K.

Richtig, OLIVER, mein Fehler! Danke für die Richtigstellung!

Herr Oberleutnant zur See "Willi" ULBING war sogar mein "strenger" Prüfer, als ich erfolgreich meinen Segelschein "A" erworben habe!  :-D
Grüße aus Österreich
Peter K.

www.forum-marinearchiv.de

Leutnant Werner

Interessanter Beitrag, Peter. Der Mann hat elf Feindfahrten überlebt. Der hatte damals sicher viel zu erzählen

Peter K.

Hallo EKKE!

Na ja, soweit ich mich erinnern kann, ging´s damals bei unserem Gespräch mehr um die Ubootsausbildung und um die Navigation, speziell Astronavigation. Über seine Feindfahrten haben wir nur sehr wenig gesprochen, das Thema war mir damals zu sensibel. Ich hatte aber den Eindruck, daß ihn seine Mittelmeerfahrten wesentlich mehr geprägt hatten, als jene im Atlantik unter TOPP ...

Jedenfalls war diese Zusammenkunft damals für mich eine ungeheure Bereicherung! Auch deshalb hatte ich gestern, als ich von seinem Ableben erfahren habe, das Bedürfnis, hier ein paar Zeilen über Walter KIMMELMANN zu schreiben! 
:MG:
Grüße aus Österreich
Peter K.

www.forum-marinearchiv.de

Ferenc


Hallo Peter,

Super Beitrag. Hoffentlich hat er seine Lebenserfahrungen wirklich niedergeschrieben und werden der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

mfg
Ferenc

Peter K.

Mein lieber Freund Fernando ALMEIDA aus Lissabon hat noch folgende Angaben zu Walter KIMMELMANN zusammengestellt:

geboren 23.08.1922

Crew X/40
23.09.1940 Offiziersanwärter
01.08.1941 Fähnrich zur See
01.07.1942 Oberfähnrich zur See
01.01.1943 Leutnant zur See
01.10.1944 Oberleutnant zur See

27.11.1941 Uboots-Kriegsabzeichen
1942 Eisernes Kreuz 2. Klasse
1943 Eisernes Kreuz 1. Klasse
1944 Uboots-Frontspange in Bronze

01.09.1941-02.02.1942 zur Verfügung BdU als WO-Schüler auf U552 (TOPP) der 7.U-Flottille in St. Nazaire
(3 Feindfahrten mit 96 Seetagen)
03.02.1942-07.06.1942 zur Verfügung 2. Admiral der Uboote zum UWO-Lehrgang bei 1.Uboots-Lehrdivision in Pillau
08.06.1942-02.08.1942 UTO-Lehrgang an der Torpedoschule in Flensburg-Mürwick
03.08.1942-29.08.1942 UWO-Lehrgang an der Marinenachrichtenschule in Flensburg-Mürwick
30.08.1942-??.09.1942 2.WO bzw. 1.WO auf U431 (DOMMES bzw. SCHÖNEBOOM) der 29. U-Flottille in La Spezia bzw. Toulon
(8 Feindfahrten mit 180 Seetagen)
??.09.1943-30.09.1943 Funkmeßgerätelehrgang bei der 2.Uboots-Ausbildungabteilung in Neustadt
01.10.1943-05.11.1943 Teilnehmer am Kommandanten-Schießlehrgang 57 bei der 24.U-Flottille in Memel
15.11.1943-03.07.1944 Schießlehrer bei der 24.U-Flottille in Memel
04.07.1944-02.05.1945 Kommandant von U139 der 22.U-Flottille in Gotenhafen

verstorben 30.06.2006
Grüße aus Österreich
Peter K.

www.forum-marinearchiv.de

Peter K.

Grüße aus Österreich
Peter K.

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