Operationsbefehl Nr. 53 gesucht ....

Begonnen von Peter K., 23 Januar 2007, 00:59:31

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Peter K.

Hallo zusammen!

Ein sehr lieber, alter portugiesischer Kontakt sucht für eine brasilianische Historikerin, die sich mit den deutschen Ubootangriffen auf brasilianische Schiffe beschäftigt, den Operationsbefehl Nr. 53 des BdU!

Kann hier jemand helfen?

Danke
Peter K.
Grüße aus Österreich
Peter K.

www.forum-marinearchiv.de

Hades

#1
Anhaltspunkte wie Zeit, Betreff usw.?
Servus
Lothar

Peter K.

Es ging wohl um den Einsatz von Ubooten vor der brasilianischen Küste, vermutlich so im oder vor August 1942 (Kriegserklärung Brasiliens am 22.08.42 nach Versenkung von fünf brasilianischen Schiffen binnen zwei Tagen, nachdem bereits längere Zeit quasi ein Kruegszustand bestand).
Nähere Details sind meinerseits aber bereits angefragt und ich hoffe im Laufe des Tages mehr aus Lissabon zu erfahren.
Grüße aus Österreich
Peter K.

www.forum-marinearchiv.de

t-geronimo

Hallo Peter!

Den OP-Befehl 53 selber habe ich nicht gefunden.
Aber einen Anhang dazu.
Schau mal hier rein:
http://uboatarchive.net/BDUKTB30314A.htm
und such relativ am Ende der Seite nach "Additional instructions to Operational Order No. 53" und dahinter noch nach "Appendix"

Überhaupt hat http://uboatarchive.net/index.html sehr viele Auszüge aus dem KTB FDU/BDU!!
Aber leider nicht mehr zu OP 53. :-(
Gruß, Thorsten

"There is every possibility that things are going to change completely."
(Captain Tennant, HMS Repulse, 09.12.1941)

Forum MarineArchiv / Historisches MarineArchiv

Mario

#4
Im Buch von Clay Blair habe ich vor kurzer Zeit etwas davon gelesen, ich greif mal eben auf mein Regal und lese nach.

edit./  Wer lange sucht, der findet ...  :wink:
Folgende Informationen stammen aus dem Buch von Clay Blair: Der U-Boot-Krieg" Teil I. S. 721
Auf Vorschlag von A.H. sollten 10-15 U-Boote einen plötzlichen und überraschenden Überfall auf brasilianische Häfen durchführen. Grund war die offensichtliche Unterstützung der Alliierten durch Brasilien. Dönitz war begeistert, wollte jedoch eine Verschiebung der Operation, bis er genug U-Boote und U-Tanker einsetzen könne.
Am 15. Juni 1942 wurde Admiral Raeder angewiesen, das Unternehmen vorzubereiten, am 20. Juni erhielt der BdU die entsprechenden Weisungen. Daraufhin bestimmte dieser 10 U-Boote und den U-Tanker U-116 für dieses Unternehmen, welches Anfang August stattfinden sollte.
Der deutsche Aussenminister v. Ribbentrop erfuhr von der Aktion und meldete die Befürchtung an, daß die pro-deutschen Regierungen in Argentinien und Chile darüber verärgert sein könnten, woraufhin A.H. das Unternehmen am 26. Juli 1942 stornierte.

Peter K.

#5
Erst ´mal vielen Dank für eure bisherige Hilfe!

Wie MARIO bereits im Blair gefunden ( hätt´ ich ja auch drauf kommen können   :| ) hat und mir via Portugal inzwischen aus Brasilien bestätigt wurde, muß es sich um einen Befehl handeln, der im Juni 1942 erteilt wurde.

Neugierigerweise hab´ ich jetzt ein wenig im KTB SKL, usw. gestöbert ...

KTB SKL, 30.05.42:
Dieser Operationsbefehl Nr.53 muß meiner Ansicht auf eine Untersuchung der 1/SKL I op über die "Auswirkungen eines Kriegseintritts Brasiliens auf Seiten der Achsenfeinde" (13031/42Gkdos. in KTB SKL Teil C Heft XVII) zurückgehen.
Diese kommt zum Ergebnis, daß aufgrund der Zuspitzung der Beziehungen zu Brasilien ein plötzlicher Kriegseintritt möglich und ein überraschendes Auftreten von Seestreitkräften mit Mine und Torpedo gegen die Para-Mündung und die Häfen von Natal, Recife, Bahia, Rio und Santos sehr erfolgversprechend sei.
Da für einen solchen Einsatz nur Uboote mit entsprechender Reichweite in Frage kämen, sei diese Untersuchung dem BdU zu übersenden mit dem Hinweis, die einzusetzenden Uboote aufgrund des langen Anmarschweges bereits vor dem Bestehen des Kriegszustandes mit entsprechenden Operationsbefehlen auszurüsten und erst auf Stichwortbefehl in Kraft zu setzen. Booten mit Minenbewaffnung seien Ausweichgebiete zu nennen, falls während deren Operationsdauer ein Einsatz gegen die brasilianische Küste nicht möglich ist. Mit der Freigabe von SMA-Minen sei nicht zu rechnen (Fernschreiben 1/SKL I op1026/42Gkdos. in KTB SKL Teil C Heft IV).

KTB SKL, 31.05.42:
Der BdU meldet mit Fernschreiben 1007 auf Anfrage der SKL, daß bisher keine Meldungen eigener Uboote über Angriffe von brasilianischen Luft- und Seestreitkräften vorlägen. Italienische Uboote hätten gemeldet, daß sie von Flugzeugen angegriffen worden seien. Eine Anfrage nach den näheren Details laufe noch. Im übrigen hätten alle Boote noch vor zwei Tagen gemeldet.

KTB BdU, 03.06.42:
The possibility that Brazil may soon enter the war requires that a quick and effective operation of U-boats against and off Brazilian ports be considered in advance.
1) I consider that a quick operation off Brazilian ports would have a good chance of success, because,
a) Heavy traffic and very slight anti-S/M activity is to be expected off the ports of Santos, Rio de Janeiro, Recife, Bahia, Natal.
b) the type of coastline permits operation close inshore.
2) I don't think that the operation would be worthwhile as long as Brazil is neutral for the following reasons:  As long as there is no U-tanker in the south, the amount of fuel which type IXc boats have to use in their operations area is very small, because outward passages are so long. They would have to use all their torpedoes in the shortest possible space of time, which is not possible because:
a) there are limits to unrestricted attack on ships
b) they are not permitted to operate in territorial waters and immediately off the ports, i.e. in areas where there is allot of traffic. Their fighting power cannot therefore be used to the full.
3) It would be ill-advised to make for Brazil before war is declared because, if it is not declared while boats are on their way,
a) it would not be worthwhile to divert them to another operations area, the approach routes to these areas being too long.
b) Operation in the strip where attack is allowed and in the open sea area does not promise much success, as U 126, U 128 and U 161's operation showed.
4) The first operation should be a torpedo operation, because it can be expected that anti-S/M activity will permit boats to penetrate the bays and harbors and a torpedo operation has a greater surprise value than a combined torpedo-mining operation. Mine-laying will certainly be possible in later undertakings and promises good success.

KTB SKL, 06.06.42:
Der Ia 1/SKL trägt vor, daß die bisherige Entwicklung dazu geführt hat, daß bereits jetzt ein latenter Kriegszustand mit Brasilien herrscht. Unter anderem seien einzelne brasilianische Dampfer von deutschen Ubooten versenkt worden, weil sie nicht bestimmungsgemäß beleuchtet gewesen wären. Andererseits behaupten brasilianische Vertreter, eines unserer Uboote bei der Küstenüberwachung versenkt zu haben.
Die SKl habe daher beim Führer beantragt, in absehbarer Zeit den Kriegszustand mit Brasilien durch praktische Ubootsangriffe zu proklamieren. Der Führer sei damit grundsätzlich einverstanden, wünsche aber den Einsatz einer genügenden Anzahl von Booten, damit ein massiver Schlag durchgeführt werden könne. Der BdU sei angewiesen, den frühesten Termin zu melden, wann mindestens zehn Boote vor der brasilianischen Küste auftreten können (siehe auch KTB SKL Teil C Heft VIII).
Die bisherige Weisung an den BdU betreffend des geplantes Einsatzes von Ubooten vor der brasilianischen Küste ist insofern anzuändern, als auf Wunsch des Führers mit einem massiven, überfallsartigen Angriff von Ubooten der Kriegszustand mit Brasilien auch von unserer Seite auszulösen sei. Dafür hält die SKL 10 bis 15 Boote für nötig. Mittels Fernschreiben an BdU 1/SKL Iu1072/42Gkdos.Chefs. (in KTB SKL Teil C Heft IV) wird dieser um eine Lagebetrachtung und Meldung ersucht, wann und mit welcher Wirkung diese Aufgabe durchführbar wäre, wenn ein entsprechender Führerentschluss in acht bis zehn Tagen zu erwarten sei. Dazu sei auch eine Vernachlässigung des bisherigen Operationsgebietes in Kauf zu nehmen.
KTB BdU, 06.06.42:
I. Preliminary consideration of a sudden operation of 10-15 boats off Brazilian ports, planned by Naval War Staff, led to the following conclusions which have been reported to Naval War Staff:
The execution of the operation depends on:
a) the presence of a U-tanker in the southern area
b) a number of U-boats sailing at approximately the same time.
1) to a)
At present there is no U-tanker available. U 459 is sailing on 6.6., 80% of her stocks are already allocated to boats in operations area, some of which cannot reach W. France unless they are supplied. U 460 leaving Kiel on 7.6., will be off Biscay 18.6.; it would be inadvisable for her to put into St. Nazaire as, apart from the danger >from a/c in Biscay, it would entail a delay of 12-14 days. She will be in the equator area 8-10.7. and will have stocks for at most 10 boats owing to the long outward passage.
2) to a)
U-boat situation in W. France is as follows:
Ready to sail during the period 6-16.6: 11 type VIIc, 3 type IXc, 1 type IXb. Boats cannot be considered for the operation, as it is not certain that the tanker from home will reach her operations area.
During the period 22.6. - 4.7. 2 type IX, 8 type VIIc will be ready to sail. Boats can be considered for the operation as soon as the tanker has reached the open Atlantic.
II. Execution:
Boats which sail first will operate first in the area between 9 and 10 degrees S and will refuel if possible. All boats to operate sometime between 3. and 8.8. at a given time against shipping targets in and immediately off the ports, if possible bombarding likely targets on shore at the same time. Only particularly valuable targets to be attacked after leaving the waiting area until coming off the ports. It would seem possible to mine the harbors with 2-3 mines each.
III. If the task is carried out as suggested it will be at considerable cost to the rest of the Atlantic warfare, because:
a) the lack of about 10 boats will make itself particularly felt with the fewer boats sailing from W. France in June and only 8-10 type VIIc and 5-7 type IXc boats can be counted on in the rest of the Atlantic area between 8th and 25th July.
b) the plan to send boats which sail from home during June straight to the American operations area and thus make good the small number of boats in the operations area by the beginning or middle of July, will probably have to be abandoned, as these boats will not be able to supply from U-tanker U 460 as intended.
If U 460 is not available for this latter task, the arrival of 12 home-based boats in the American operations area will be delayed by at least 3 weeks (transfer to W. France 12 days plus at least 8 days in port).
IV. If it is politically possible, it would be desirable to carry out the operation at a later date. U-tanker U 461 will be operational on 21.6. and there will be a constant flow of new boats from home 25.7., so that it would then have no unfavorable effect on the Atlantic war.

KTB SKL, 09.06.42:

... wird morgen Abend fortgesetzt - bin heute schon zu müde!
Grüße aus Österreich
Peter K.

www.forum-marinearchiv.de

Peter K.

KTB SKL, 09.06.42:
Der Ia 1/SKL trägt zu den Möglichkeiten eines Einsatzes von Ubooten gegen Brasilien im Falle eines Kriegsausbruchs vor, daß eine Gesamtanlaufzeit von 32 bis 34 Tagen notwendig sei (26 Tage im Wartegebiet und 6-7 Tage für den Marsch ins Operationsgebiet).
Eine erste Gruppe von 15 Booten könne zwischen 6. und 16.06. auslaufen und zwischen 16. und 22.06. klar werden. Ungünstig wäre jedoch, daß kein Tanker verfügbar wäre und zur Operationszeit gerade Vollmond herrsche.
Eine zweite Gruppe wäre zwischen 22.06. und 04.07. klar zum Auslaufen und werde zwischen 04. und 25.07. klar sein. Sie stünde zwischen 03. und 08.08. im Operationsgebiet, könne aber nur unter Beeinträchtigung der vor der Küste der USA operierenden Boote versorgt werden.
Eine dritte Gruppe mit einer größeren Anzahl an Booten wäre ab 25.07. auslaufklar unter Einschränkung der Kriegsführung an der Küste der USA.
Unter militärischen Gesichtspunkten wurde diese dritte Gruppe am günstigsten beurteilt, obwohl sie zeitlich erst spät - Anfang September - zum Einsatz gekommen wäre. Dieses zeitliche Manko erschien der SKL aber derart gravierend, daß sie die Gruppe II vorschlug. Sie genüge in zeitlicher Hinsicht und in der Anzahl der Boote. Insbesondere könne man unmittelbar vor den Häfen kaum mehr als zehn Boote vernünftig einsetzen. Auf eine sorgfältige Vorbereitung und Ausrüstung der Boote wurde besonders hingewiesen und betont, daß der Durchführungsbefehl für diese Gruppe II spätestens am 15.06. erteilt werden müsse.
Der Chef SKL entschied daher, daß dem Führer der Vorschlag zum Einsatz der Gruppe II vorgelegt werden sollte und der ständige Vertreter des ObdM im Führerhauptquartier darüber Vortrag halten solle.
Dementsprechend wurde Vizeadmiral Krancke gemäß 1/SKL Iu1105/42Gkdos.Chefs. (im KTB SKLTeil C Heft IV) unterrichtet.
Grüße aus Österreich
Peter K.

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Peter K.

KTB SKL; 15.06.42:
In den brasilianischen Häfen Para, Natal, Recife und Maceio werden jeweils 400 Mann militärisches und ziviles US-Luftpersonal festgestellt, außerdem in Natal 2 US-Kreuzer und 2 US-Zerstörer.
Chef SKL trägt in Berchtesgaden dem Führer vor, unter anderem zum geplanten Ubooteinsatz vor Brasilien.

KTB SKL, 16.06.42:
Ergebnisse und Entscheidungen des Führers anläßlich des gestrigen Vortrages werden festgehalten in 1/SKL Ib1162/42Gkdos.Chefs.Abschrift Nr.4 (im KTB SKL Teil C Heft VII).
Entsprechende Weisungen an den BdU betreffend eines überfallsartigen Angriffs von zehn Ubooten vor den brasilianischen Häfen ergehen per Fernschreiben 1/SKL 1092/42Gkdos.Chefs.Abschrift (im KTB SKL Teil C Heft IV).

KTB SKL, 18.06.42:
Marineattaché Buenos Aires meldet Gerüchte aus Rio, wonach der brasilianische Dampfer SANTAREM mit brasilianischen Truppen an Bord auf dem Weg nach Fernando Noronha versenkt worden sein soll.

KTB BdU, 20.06.42:
U-boat operations against Brazil (see War Log 6.6., para. VI) have been ordered.
Grüße aus Österreich
Peter K.

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t-geronimo

Hast Du die Zitate jetzt aus meinem obigen Link oder hast Du noch andere Quellen?
Gruß, Thorsten

"There is every possibility that things are going to change completely."
(Captain Tennant, HMS Repulse, 09.12.1941)

Forum MarineArchiv / Historisches MarineArchiv

Peter K.

@THORSTEN
Sorry wegen der späten Antwort, aber ich bin gerade erst von einer überraschend notwendigen Geschäftsreise in die Ukraine zurückgekommen!

Zitate KTB BdU stammen aus deinem Link, der Rest aus dem publiziertem KTB SKL, Teil A!
Grüße aus Österreich
Peter K.

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Peter K.

KTB SKL, 22.06.42:
Im kleinsten Kreis wird festgehalten, daß der Reichsaußenminister gegen die geplante Angriffsoperation vor und in brasilianischen Häfen Bedenken geäußert hat, da dadurch allzu leicht auch neutrale Schiffe in Mitleidenschaft gezogen werden könnten. Er beabsichtige, dies dem Führer vorzutragen.
Ferner wird eine Mitteilung an Botschafter Ritter festgehalten, wonach die ursprüngliche Absicht der SKL gewesen sei, die Genehmigung für den Waffengebrauch der Uboote gegen brasilianische Kriegs-und Handelsschiffe deshalb zu erlangen, weil nach amtlichen brasilianischen und amerikanischen Verlautbarungen bereits mehrfach gegen Uboote der Achse kriegerisch vorgegangen worden sei. Die vom Führer gewünschte Großaktion mit zehn Ubooten beeinträchtige die eigentliche Aufgabe des Ubootskrieges jedoch so sehr, daß seitens der SKL auf eine Durchführung dieser Operation kein besonderer Wert gelegt werde.
Der Chef SKL befahl daher, daß die Entscheidung des Führers nach dem Vortrag des Reichsaußenministers abzuwarten sei und Uboote, die bereits auslaufen für den Fall des Ausfalls der Aktion bereits mit Operationsbefehlen für andere Aufgaben auszustatten seien.
Außerdem wird die Disposition der brasilianischen Marine mit Stand 12.06. wie folgt festgestellt:
in Rio: 6 Zerstörer, 4 Uboote, 2 Minenleger
in See: Schlachtschiff MINAS GERAES, Kreuzer BAHIA, 1 Torpedoboot
westlich Rio nahe Isla Grande zum Wachdienst in See: Schlachtschiff SAO PAULO, 6 Zerstörer
in Sao Salvatore und Bahia: Kreuzer RIO GRANDE DO SUL, mehrere Zerstörer
Nach einer Radiomeldung seien weiters die Jahrgänge 1919/1921 in Stärke von etwa 500.000 Mann einberufen worden.
Grüße aus Österreich
Peter K.

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kalli

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