Ein "Molch" mit Rätsel

Begonnen von Ferenc, 04 Januar 2007, 19:19:55

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Ferenc


Hallo,
Ich war über den Jahreswechsel in Triest und habe mit dortigen Freunden das Wrack eines MOLCH besucht.
Es liegt vor dem Strand in Sistiana.
Wir hatten Glück und die Sicht war gut.

Meine bisherigen Informationen sind leider nicht recht gut.

Das Wrack dürfte dem K-Verband 411 angehört haben.
Es liegt direkt an der Küste, ca 60 - 70 Meter vom Ufer entfernt in ca 9 Metern Tiefe. Es sind keine Torpedos am Bootskörper befestigt, die Plexiglaskuppel fehlt.
Das einstiegsluk wirkt dermassen eng, dass es kaum vorstellbar ist, dass sich ausgewachsene Männer hineingezwängt haben. Klaustrophobie muss bei diesen Leuten ein Fremdwort gewesen sein.
Ich gehe davon aus. das dieses Boot durch einen Unfall (im Zuge der Ausbildung/Übung?) verloren ging.

Der K-Verband 411 wurde meines Wissens ab Herbst 1944 gegen den allierten Nachschub in der Adria eingesetzt.

Mir wurde in Italien gesagt, in Sistiana wäre eine geheime deutsche U-Bootbasis gewesen. Die Klein-Uboote wären von einer Art Schwimmbecken ins Meer gelangt. Heute würde niemand mehr wissen, wo diese Basis genau gelegen habe. Es hätten vor ein paar Jahren die Engländer von der Luft aus diese Basis gesucht aber nichts finden können.
Weiss jemand, wo genau bzw von wann bis wann in Sistiana diese Einheit stationiert war?
Gibt es in der Literatur eine genaue Auflistung der Einsätze die von Molch - U-Booten in der Adria durchgeführt wurden (gab es dort Erfolge?) bzw eine Auflistung über den Verbleib der einzelnen Boote.
Bei Gröner habe ich nichts finden können.
"Das Kommando Kleinkampfverbände der Kriegsmarine" v Blocksdorf habe ich eben erst bestellt.
Wo kann ich weitere Informationen finden?

Soweit ich weiss, hat Peter in einem anderen Forum bereits vor Jahren über die Klein-Uboote ausführlich berichtet.




Atze312

Hallo Ferenc
Vielleicht findest du ja hier etwas interresantes !
MfG Atze312 :O/S

http://de.wikipedia.org/wiki/U-Boot#1930_bis_1945_.2F_Zweiter_Weltkrieg

Chrischnix

Hallo Ferenc

Schöne Fotos , Dankeschön.
Auf Bild zwei und drei sehe ich da eine Tafel?
Wenn ja, was steht drauf?

Grüße:
Chrischnix

Ferenc

Hallo,
Auf der Tafel steht:

A NOSTRO AMICO
MARINO
I TUOI KOMPAGNI
DI IMMERSIONE

Ich glaube es dürfte sich um eine neuzeitliche Gedenktafel für einen verunglückten Taucher handeln.
Vielleicht hat jemand gute Italienischkenntnisse und kann etwas genaueres angeben.

Solche Tafeln für verunglückte Taucher habe ich schon ein paar mal gesehen. Entweder im Bereich des Unglücksortes oder an einer von dem betreffenden Taucher beliebten Tauchstelle.

Interessant ist der Hummer neben der Tafel unter dem Rumpf.
Wenn man bedenkt, dass er sich in unmittelbarer Küstennähe in ca 9 Meter Tiefe befindet ist das sehr bemerkenswert.
Ich tauche viel, habe aber so nah an der Küste bzw so seicht noch nie einen Hummer gesehen.

Grüße
Ferenc 




Taucher

#4
@Fernec

hallo Kollege, schöne Fotos !

ZitatSolche Tafeln für verunglückte Taucher habe ich schon ein paar mal gesehen. Entweder im Bereich des Unglücksortes oder an einer von dem betreffenden Taucher beliebten Tauchstelle.
Stimmt, solche Tafeln sieht man relativ häufig, siehe Bild.
Auf dieser steht sinngemäß :"Für unseren Freund Marino, von Deinen Tauchkameraden"

ZitatInteressant ist der Hummer neben der Tafel unter dem Rumpf.
Wenn man bedenkt, dass er sich in unmittelbarer Küstennähe in ca 9 Meter Tiefe befindet ist das sehr bemerkenswert

hast recht, normalerweise haben diese Burschen in weiter unten gelegenen Stockwerken ihr zuhause, aber vieleicht ist dieser hier halt besonders geschichtsinteressiert  :-D

Viele Grüße vom Alpenrand
Leo

Ferenc

Hallo Taucher,

Danke für das Lob.

In Bezug auf Deine Sprachkenntisse habe ich die Frage, ob Du öfters in Italien (tauchen) bist?

Ich bin meist in Kroatien oder auch Montenegro. In der Bucht von Triest war ich jetzt erstmalig.

Weisst Du zufällig ob es wo anders auch Wracks von "Molch" Klein U-booten gibt?
Bei meiner Suche im Internet bin ich auf 5 Museums - U-Boote gestoßen (4 in Deutschland 1 in Kanada)

Dieses Wrack dürfte ein seltenes Relikt sein

Grüße
Franz  :O/Y 

Violoncello

Hallo Ferenc,

da seit deiner Anfrage einige Zeit vergangen ist und ich mir nicht sicher bin, ob du noch im Forum präsent bist, nur eine Antwort in aller Kürze:

Die K-Flottille 411 ist nach meiner Kenntnis der Akten nur ein einziges Mal im Mittelmeer eingesetzt worden. Dieser erste und letzte von San Remo aus geführte Einsatz von 12 "Molchen"gegen den Nachschub für den südfranzösischen Brückenkopf am 25./26. September 1944 endete in einem Fiasko. Zehn der zwölf "Molche" kehrten nicht in den Stützpunkt zurück. Erfolge waren nicht zu verzeichnen.

Danach wurde die K-Flottille 411 in die Adria verlegt. Sie wurde allerdings bis zum Ende des Krieges nicht mehr eingesetzt. Es gab also auch keinerlei Erfolge. Die Angehörigen der Flottille dürften in den letzten Tagen des Krieges als "Marine-Infanteristen" ein Ende gefunden haben.

Viele Grüße

Violoncello

Ferenc

Hallo Violoncello,
Danke für die Information.
Das deckt sich mit meinen bisherigen Informationen. Ich hatte vor einigen Jahren Manfred Lau (ehemaliger Kampfschwimmer, Angehöriger des K-Verbandes in San Andrea/Venedig, Autor von "Schifffsterben vor Algier" und "Im Schatten des Affenfelsen") telefonisch kontaktieren können. Er gab an im Frühjahr 45 im Bereich Triest als Infanterist zur Partisanenabwehr eingesetzt, dabei verwundet und gefangen genommen worden zu sein. Das dürfte das Schicksal der meisten Angehörigen des Kleinkampfverbandes gewesen sein.

Grüße
Ferenc

Violoncello

Hallo Ferenc,

danke für die Rückäußerung!

Hast du eigentlich schon einmal Angaben zu Zahlen der gefangen genommenen und nicht nach der Gefangennahme getöteten Angehörigen der K-Flottillen 411, 612 und 613 gehört oder gelesen? Ich bin bisher davon ausgegangen, dass die meisten von Partisanen getötet oder auf andere Weise in der Gefangenschaft umgekommen sind, habe aber die Information durch zumindest einen Angehörigen der K-Flottille 612 erhalten, dass doch eine größere Zahl sogar unter "besseren" Bedingungen überlebt hat und aus der Gefangenschaft auch zurückgekehrt ist.

Viele Grüße

Violoncello

Ferenc

Hallo Violoncello,
Ich habe leider keine weiterführenden Informationen, obwohl mich das Thema aus zweierlei Gründen interessiert. Ich bin an alle Infos über die Kleinkampfverbände im adriatischen Raum sowie an den Partisanenkämpfen, vor allem im Küstengebiet und am Wasser interessiert.
Es stimmt aber, dass es, je nach persönlichen Erlebnissen, verschiedene Erfahrungsberichte gibt.

Grüße
Ferenc

Fafnesbane

Schöne Bilder und intressantes Thema!  top

bettika61

Zitat von: Ferenc am 04 Januar 2007, 19:19:55
Mir wurde in Italien gesagt, in Sistiana wäre eine geheime deutsche U-Bootbasis gewesen. Die Klein-Uboote wären von einer Art Schwimmbecken ins Meer gelangt. Heute würde niemand mehr wissen, wo diese Basis genau gelegen habe. ...
Weiss jemand, wo genau bzw von wann bis wann in Sistiana diese Einheit stationiert war?

Hallo,
durch den Tip eines stillen Mitlesers, (dank an Oliver  :MG:)
Die U--Boot Basis war im Schloß Duino
ZitatDer Bunker von Schloss Duino hat eine Fläche von 400 Quadratmetern und ist 18 Meter tief. Es wurde 1943 von der Organisation Todt für die Kriegsmarine in der Verteidigung der Basis von Sistiana gegen eine mögliche Landung der Alliierten gebaut. Das Venezia Giulia war Teil der operativen Bereich "Adriatisches Küstenland".  Im Jahr 1944 die Basis Sistiana mit dem "KLEINKAMPFMITTEL Flottille 411" mit Klein-U-Booten  Molch ..
Von 1945 bis 1954 beherbergte der Bunker ein Tanklager der britischen Armee.  Seit 2006 ist er für die Öffentlichkeit zugänglich .....

Über den "Molch"
http://bora.la/2010/09/15/scampoli-di-storia-la-base-dei-sommergibili-a-sistiana-durante-la-seconda-guerra-mondiale-1943-1945/
übersetzt


Grüsse
Beate
Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

Ferenc

Hallo,
Danke für die Infos. Den Tunnel von Duino habe ich schon zwischenzeitlich kennengelernt und an einen Zusammenhang gedacht bzw. ist eine Abbildung (Plakat) eines Molch dort zu sehen.
Grüße
Ferenc

Angler

Die K-Flottille verhandelte zu Kriegsende mit den englischen Truppen über die Kapitulation. Nach diesen Verhandlungen lieferten die Engländer die deutschen Soldaten in jugoslawische Gefangenschaft aus. Dort wurden sie in Lager interniert, wo viele starben. Die Überlebenden wurden ca. 1950 entlassen.

Violoncello

Hallo Angler,

das ist eine spannende Information zur Geschichte der K-Flottille 411 in den letzten Tagen des Krieges. Mich würde die genaue Angabe der Quelle sehr interessieren. Ich bin bislang davon ausgegangen, dass in Sistiana alle zur 6. K-Division gehörenden Einheiten, zumindest aber neben der K-Flottille 411 auch die K-Flottillen 612 und 613, zusammengefasst worden sind und dann auch gemeinsam unter dem "Dach" der 6. K-Division kapituliert haben.
(s auch PRO ADM 223/599, 29. April 1945).

Viele Grüße

Violoncello

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