Korvettenkapitän Baron Philipp von Behr

Begonnen von Violoncello, 30 März 2018, 11:52:25

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Violoncello

Hallo zusammen,

befasst man sich mit militärischen Werdegängen von Marineoffizieren, so fallen gelegentlich zur Nachforschung anregende "Brüche" in der Entwicklung auf. Dies ist auch bei dem 1899 geborenen, der Crew I/18 angehörenden Korvettenkapitän (1.7.1942) Baron Philipp von Behr der Fall:

Adjutant beim Marinebefehlshaber in den Niederlanden im Sommer1940, Marine-Verbindungsoffizier zum Wehrmachtsbefehlshaber in den Niederlanden von September 1940 bis Februar 1943, Kommandeur der 6. Schiffsstammabteilung von Februar bis Oktober 1943, I. Offizier der Minenschiffe "Ostmark" und "Linz" von Oktober 1943 bis Juni 1944 und anschließend Kommandeur der Zerstörerausbildungs-Abteilung bis Oktober 1944. Danach der "Bruch": "Infanterieeinsatz" Oktober 1944 bis zum Ende des Krieges. Des Rätsels Lösung lag in der Dolmetscher-Ausbildung von Behrs. Von Behr meldete sich einem entsprechenden Aufruf für englischsprechende Soldaten folgend "zur Aufstellung einer Sondertruppe für Einsatz zu Erkundungsunternehmen im Westraum".

Korvettenkapitän von Behr wurde einer von zwei Kompaniechefs der in die Panzerbrigade 150 des SS-Obersturmbannführers Otto Skorzeny eingegliederten Kommando-Kompanie mit nominell 50 Zweimann-Trupps englischsprachiger Soldaten, die zu Beginn der "Ardennen-Offensive" Aufklärung betreiben und zugleich bei den amerikanischen Spitzen zumindest für Verwirrung sorgen sollten.

In seinen 1962 veröffentlichten Erinnerungen führt Skorzeny aus, das er am 19. Dezember 1944 von einem seiner Aufklärungs-Teams die Nachricht erhalten habe, dass Malmedy am Vortag "anscheinend nur von schwachen Feindkräften besetzt gewesen war". Der Führer dieses Teams sei ein "älterer Kapitän der Kriegsmarine" gewesen. In seinen mehr als zehn Jahre später überarbeiteten Erinnerungen wird auch der Name dieses "älteren Kapitäns", nämlich Baron von Behr, enthüllt. Nun heißt es bei Skorzeny aber, dass sich von Behr am 19. Dezember 1944 in Malmedy aufgehalten habe. Tatsächlich waren aber, als der Angriff auf Malmedy am 20./21. Dezember angesetzt wurde, die Aufklärungsergebnisse bereits mindestens zwei Tage alt - was sich in der Folge fatal für die Angreifer auswirken sollte.

Doch noch einmal zurück zu von Behrs Aufklärungsmission in Malmedy in der sicherlich mit Zurückhaltung aufzunehmenden Schilderung  Skorzenys:

"Unser Seemann in schwarzem Ledermantel sah sich von einer Gruppe von Zivilisten bedrängt, die ihn fragten: `Ist es wahr, dass die Deutschen zurückkommen?´ ... Das Kommando spielte seine Rolle mit um so mehr Kaltblütigkeit, als ihm nicht bekannt war, dass es sich hinter den feindlichen Linien befand. `Ich hatte keine Ahnung, wo wir waren´, gestand mir der Baron, `so etwas wäre mir auf See sicher nicht passiert!´ Ich riet ihm, sich mit Kompaß und Sextant zu bewaffnen."

(Lohmann/Hildebrand: Die deutsche Kriegsmarine 1939-1945 Kennziffer 291 S. 15; M.DV. Nr. 293 Rangliste der Deutschen Kriegsmarine Stand 1. September 1944, S. 37, 273; Skorzeny: Wir kämpften wir verloren, Siegburg 1962, S. 141; Skorzeny: Meine Kommandounternehmen, München 1993, S. 315)

Viele Grüße

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