Supertanker "Amoco Cadiz"

Begonnen von Manfred Heinken, 16 März 2018, 14:06:38

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Manfred Heinken

Moin zusammen,
heute vor 40 Jahren fegte über die Bretagne in Frankreich ein Nordweststurm der Stärke 10 hinweg.
Auf dem Meer türmten sich Wellen bis zu 15 m hoch auf.
In diesem Wetterchaos war der Supertanker "Amoco Cadiz" ,IMO 7336422, unterwegs mit dem Ziel Rotterdam.
Vor Quessant an der Spitze der Bretagne, fiel dem Tanker die Ruderanlage aus. Der Kapitän stoppte die "Amoco Cadiz" auf,
setzte Funksprüche ab, versuchte noch zu ankern, alles das half nichts, der Tanker trieb weiter ab in Richtung Küste.
Der deutsche Bergungsschlepper "Pacific" kam dem Tanker zur Hilfe, wollte eine Schleppverbindung herstellen, die Schleppleine brach und der Tanker lief, etwa 3 km vom Strand entfernt, gegen den felsigen Grund vor der Küste und die Tragödie der absolut riesigen Küstenverschmutzung der Bretagne nahm ihren Lauf.
Das Reinigen der Küste hat Wochenlang gedauert, die Schäden waren enorm.

Wenn man es so richtig betrachtet, war die Havarie mit der "Amoco Cadiz" der Beginn einer Reihe von Havarien der Supertanker.

Was ist von der "Amoco Cadiz" geblieben?, teilw. Taucherübungsplatz, das Vorschiff ist immer noch verschwunden.
Aus der Erinnerung der Küstenbewohner und der Hilfskräfte aus ganz Frankreich wird sie sich nicht stehlen können.

Beste Grüße
Manfred Heinken

Quelle hierfür: diverse Artikel aus meiner Sammlung.
Das Foto ist gemeinfrei.


Edit t-geronimo:
Titel korrigiert

Urs Heßling

moin, Manfred,
Danke für den Beitrag zu einem erinnerungswerten Ereignis top :MG:

Zitat von: Manfred Heinken am 16 März 2018, 14:06:38
Wenn man es so richtig betrachtet, war die Havarie mit der "Amoco Cadiz" der Beginn einer Reihe von Havarien der Supertanker.
Schon 11 Jahre zuvor (1967) : https://de.wikipedia.org/wiki/Torrey_Canyon

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

Manfred Heinken

#2
Hallo Urs,
die "Torrey Canyon", sie war absolut der Startschuss bei den Großtankerhavarien.
Den Tanker muss ich erst wieder in meinen Ordnern finden.

Besten Dank für den Hinweiß
Manfred Heinken

RonnyM

Moin,

in diesem Zusammenhang ist festzustellen, dass es an den Küsten erheblich sauberer gegenüber früher den 60 und 70gern geworden ist. Ich habe von 1967 bis 71 in Hörnum/Sylt gewohnt. Da waren die Teerplacken normal und Terpentin das gängige "Allheilmittel".

Also darf man positiv feststellen, dass die Seeraumüberwachung im Küstenvorfeld was gebracht hat. top

Grüße Ronny
...keen Tähn im Muul,
over La Paloma fleuten...

halina

Es war die bisher schwerste Umweltkatastrophe in Europa die sich an der Küste der Bretagne ereignet hat als der
vollbeladene Grosstanker mit ca. 225.000 t Rohöl am 16. 3. 1978 auf den Felsen Men Gaulven vor dem Küstenort
Portsall auflief und die Küstenregion auf einer Länge von über 300 Km mit Ölklumpen überzog .
Als am Vormittag dieses Tages die Ruderanlage ca. 25 Km vor der Küste ausfiel versuchte die Schiffsführung den
Schaden selbst zu beheben und stoppte den Tanker auf mit Setzen der Bälle wegen Manövrierunfähigkeit , hier war
nach meiner Meinung schon etwas schiefgelaufen , denn nach dem Aufstoppen hätte der Kapitän wegen der Nähe
zur Küste besser 2 Anker geworfen und umgehend eine Schlepperhilfe anfordern müssen .
Mit dem späteren Eintreffen des Bergungsschleppers "Pacific" gab es zunächst wegen der Kostenfrage Differenzen
so dass erst verzögert eine Schlepptrossen-Verbindung hergestellt wurde die angeblich nicht hielt , ohnehin wäre
der Schlepper auch nicht in der Lage gewesen mit seinem nur geringen Pfahlzug von knapp 75 t den Grosstanker
mit einer Länge von 334 meter . einer Breite von 51 m und einem Tiefgang von 20 meter mit einer Verdrängung
von 233.000 tdw aus der Gefahrenzone zu schleppen , auch schlug wohl der Versuch fehl , den Tanker zu drehen
damit er mit eigener Kraft von der Küstennähe wegkommt . Ein weiterer angeforderter stärkerer Schlepper kam
zu spät und so nahm das Unglück seinen Lauf , erst kurz vor dem Auflaufen wurde dann der Anker geworfen der
wohl auf dem felsigen Untergrund keinen Halt fand .
Nach  jahrelangen Schadenersatzklagen seitens der Regierung und den direkt Betroffenen gegen den Ölkonzern
Amoco konnte erreicht werden , dass dieser nach 14 Jahren vergleichsweise ca. 190 Mill. Euro zahlen musste .

                                                                                                                                         :MG:   halina

Bild # 1  Ein Foto vom 17.3. 1978 , der Tanker in 3 Teile zerbrochen

Bild # 2  So wie hier zu sehen waren die Ölklumpen an der Küste auf über 300 km Länge angeschwemmt

Bild # 3  Der 72 m lange Bugsier-Bergungsschlepper "Pacific"  sieht kraftstrotzend aus , war aber mit seinem
             geringen Pfahlzug von nur 73 t für diesen Notfall überfordert , der Nachfolger die "Oceanic" brachte
             immerhin schon ca. 180 t Pfahlzug auf die Schlepptrosse .
             
" Man muss nicht unbedingt das Licht des Anderen ausblasen , um das eigene Licht leuchten
zu lassen"
                      Phil Borman

RonnyM

...unglaublich, dass die bullige PACIFIC nur 73 t Pfahlzug hatte... :roll:

Grüße Ronny
...keen Tähn im Muul,
over La Paloma fleuten...

halina

#6
Dieser Unglücksfall ähnelt sehr an die Havarie der "Glory Amsterdam" vor Helgoland Ende Oktober 2017 , auch hier
war die Schiffsführung nicht gewillt mit den Bergungskräften notwendigerweise zu kooperieren mit der Folge , dass
der Bulker dann vor Lamgeoog strandete .
Diese Beispiele zeigen deutlich einen Mißstand auf der auch trotz der Stationierung von starken Notschleppern an
den Küsten Europas akut bleibt .  Wenn dann nach einer Havarie mal die Besatzungslisten publc werden da staunt
man aus wieviel Nationen diese Mannschaft , meistens aus Entwicklungsländern zusammengewürfelt ist und wohl
kaum die englischen Sprache  beherrscht ausser wohl dem Kapitän mit seinem Navigator .  Das führt dzu dass
wohl nur selten eine Notfallsituation geübt werden kann wie die Übernahme einer Schlepptrosse mit dem Belegen
auch an den dafür vorgesehenen Poller und anderer Sicherungsmassnahmen .

Edit :  So geschehen bei der Havarie des Bulkers "Glory Amsterdam" als die Schlepptrosse von der "Nordic" an
          einen Poller festgemacht wurde der nur für die Festmacherleine im Hafen geeignet ist mit der Folge , dass
          der Poller aus seiner Verankerung losgerissen wurde und somit der Schleppversuch scheiterte .

                                                                                                                                       :MG:   halina
" Man muss nicht unbedingt das Licht des Anderen ausblasen , um das eigene Licht leuchten
zu lassen"
                      Phil Borman

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