Sperrmixer?

Begonnen von lillejens, 15 Februar 2018, 13:47:15

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lillejens

Kann mir jemand sagen was die Funktion "Sperrmixer" bedeutet. Was war seine Aufgabe?
Gab es eine spezielle Ausbildung?
Könnte es eine Person sein, die mit Minen zu tun hatte?
:MLL:

Die besten Grüße
Jens

Hastei

hallo Jens,
wir freuen uns, dass du zu uns gefunden hast und versuchen auch, alle Fragen zu beantworten.
Aber als Neuer sollte man sich erst mal vorstellen.
Gruß Hastei

Schorsch

Hallo Jens,

Du hast mit Deiner Vermutung ganz recht. Die Angehörigen der Sperrmechanikerlaufbahn (= die Sperrmixer) waren diejenigen, die z.B. das Funktionieren der Seeminen zu sichern hatten. Ganz ohne Ausbildung bekommt man das allerdings nicht hin oder würdest Du jemanden ohne spezielle Unterweisung an einem Sprengkörper mit einer Ladung von 300...900 kg frei nach dem Motto: "Wird schon gutgehen!" herumbasteln lassen? Des Weiteren zählten auch die Bedienung und Instandhaltung von Sperrwaffenanlagen, der Minenabwehr- und U-Bootsabwehrwaffen zum Aufgabenbereich der Angehörigen der Laufbahn VII Spr.

Mit freundlichen Grüßen
Schorsch
'Judea, London. Do or Die.'

"Ubi dubium, ibi libertas." (Wo Zweifel ist, da ist Freiheit.)

Sperr_UAW

Hallo allerseits,

Falls der Sperr Gast damit gemeint ist, - da kann ich helfen.  :-D

Es gab 2 Fachgebiete unter dem Begriff "Sperr" und dementsprechend auch 2 unterschiedliche Ausbildungsstränge bei der VM :

Sperr MAW ( Minen - legen und räumen )
- vorzugsweise auf Minenleger, - räumer
  - Minen klarmachen, legen,
  - Minen räumen und entschärfen
- Ausbildung ca.2 Monate

Sperr UAW ( U-Boot Abwehr )
- auf U-Jägern
  - Wasserbomben klarmachen und werfen ( B1 = Marmeladenfässer achteraus oder reaktive Wasserbomben )
  - UAW- Leitanlagen bedienen ( nicht Sonar !!! )
  - reaktieve Wasserbombenwerfer bedienen  (z.B. RBU-6000 )
  - ggf. Minen klarmachen, legen ( KB , Jam , KMD )
- Ausbildung 6 Monate

Das Ärmelabzeichen war bei beiden gleich - eine englische Korbmine. Sehr geheimnisvoll- weil keiner so recht wusste, was es darstellt und was der Träger eigentlich ist.
Beide Richtungen waren im GA III tätig ( Gefechtsabschnitt III - Sperr )

Es gab dann an Bord noch einige Spezialisierungsrichtungen :
- Sperr - E
- Sperrwaffen Leit
...

Alles in allem eine durchaus anspruchsvolle Ausbildung mit viel Pysik, Elektrotechnik, Sprengstoff, Seemannschaft, Brandschutzausbildung, Leckwehr und auch ein bisschen Mathe.

Bis dann.  :MG:

Jan


Elektroheizer

#4
Zitat von: Sperr_UAW am 16 Februar 2018, 15:50:10
Falls der Sperr Gast damit gemeint ist, - da kann ich helfen.
Zur Ergänzung für Landratten: Gast (Plural Gasten) sind Mannschaften bei der Marine, meist in Verbindung mit der Verwendung. Also E-Gast wie in meinem Fall, Mot-Gast, San-Gast, Sonar-/Radar-Gast (hießen bei KM und VM wohl anders). "Mixer" ist Bord-Slang für handwerklich bzw technisch tätige Gasten, nur "Funk-Mixer" hab ich nie gehört. Küchenmixer auch nicht  :-D
Ich habe das Grauen gesehn

jockel

Zitat von: Elektroheizer am 16 Februar 2018, 20:13:55
...nur "Funk-Mixer" hab ich nie gehört...

...das waren ja auch die "Puster".


Gruß
Klaus

Schorsch

Hallo Jan,

Zitat von: Sperr_UAW am 16 Februar 2018, 15:50:10
(...)
Das Ärmelabzeichen war bei beiden gleich - eine englische Korbmine.
(...)
...diesbezüglich will ich mal nachhaken. Gibt es für Deine Aussage Belege, dass es sich bei dem Vorbild der Darstellung tatsächlich um ein britisches Minenmodell handelt?

Mit freundlichen Grüßen
Schorsch
'Judea, London. Do or Die.'

"Ubi dubium, ibi libertas." (Wo Zweifel ist, da ist Freiheit.)

Hastei

Und die Dampf-Mixer sind in der Deutschen Marine ausgestorben.
Gruß Hastei

Urs Heßling

moin,

Zitat von: Elektroheizer am 16 Februar 2018, 20:13:55
"Mixer" ist Bord-Slang für handwerklich bzw technisch tätige Gasten, nur "Funk-Mixer" hab ich nie gehört. Küchenmixer auch nicht
Dabei war der "Torpedomixer" an Bord der KM-Schnellboote in Nebenaufgabe auch der "Smut".

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

Elektroheizer

#9
Zitat von: Urs Heßling am 18 Februar 2018, 19:14:01Dabei war der "Torpedomixer" an Bord der KM-Schnellboote in Nebenaufgabe auch der "Smut".
Ist ja auch naheligend: die sind schließlich an "Aalen" ausgebildet, kennen sich also mit Lebensmitteln aus  :-D
Ich habe das Grauen gesehn

Sperr_UAW

Moin Schorsch,

Da kann ich nur mal kurz auf einen Beitrag ( von mir selbst  :wink: ) vom Dezember 2009 hier im Forum verweisen.

http://www.forum-marinearchiv.de/smf/index.php?topic=11113.0

Leider funktioniert der untere Link nicht mehr.  :x

Dafür der hier ( ziemlich weit unten ) :

http://www.parow-info.de/Parow%201956/DG/DGSeeSK.html

oder hier :

http://www.vierte-flottille.de/rosch/html/laufbahnabzeichen.html

sind zumindest die Ärmelabzeichen zu sehen.

Bilder einer "englischen Korbmine" als Vergleich, sind schwer (bis gar nicht zu finden)
hier vieleicht mit etwas Phantasie :

https://www.etsy.com/de/listing/233625468/alte-militarische-druck-von-torpedo

oder hier :

http://www.billerantik.de/products/Alte-Drucke/Brockhaus/Torpedos-und-Seeminen-Lancierapparate-Mine-Explosion-Zuender-Brockhaus-0291.html

und hier ( oben links im alten Kupferstich ) :

https://www.ebay.de/itm/Willy-Stoewer-Minenprahme-beim-Legen-von-Seeminen-Militaerische-Graphik-von-1899-/152719165874

Die scheint zwar deutschen Ursprungs zu sein, aber ähnlich dem Ärmelabzeichen.    :-)


Da es aber vergleichbare "Minen" bei der VM nicht gab, gehe ich davon aus, dass es sich beim  Laufbahnabzeiche um die stilisierten  Darstellung eben einer solchen Mine handelte. Das wurde uns auch so vermittelt.
Schließlich hatte ja unsere ganze Uniform viele Bezüge zur Royal Navy. ( 3 weiße Streifen auf dem Kragen, der Kragen selbst, der schwarze Seidenknoten, die weiße Fliege.... usw. )

Warum also nicht auch diese geheimnisvolle "Korbmine".   :-)

Schließlich lässt sich der Ursprung bis zur kaiserlichen Marine zurückverfolgen. Siehe hier :

https://www.ebay.de/itm/Abzeichen-Speerwaffen-Kaiserliche-Marine-rot-auf-blau-handgestickt-1WK-/132212032212


Bis dann.  :MG:

Jan



Schorsch

Hallo Jan,

danke, dass Du Dich so intensiv auf die Suche gemacht und eine Menge Informationen ausgegraben hast. Ich habe auch noch etwas gewühlt, um der Darstellung auf die Spur zu kommen.

Die ersten deutschen Laufbahnabzeichen, die eine solche Minendarstellung enthalten, wurden per AKO vom 29.02.1876 für die Angehörigen der damals in der Kaiserlichen Marine neu geschaffenen Torpederlaufbahn festgelegt. (Vgl. Noeske/Stefanski: ,,Die deutschen Marinen 1818 -1918", Band 1, S. 314 und 337!) Ergo sollte in dem Zeitraum vor 1875 gesucht werden, wenn man bezüglich des Vorbildes fündig werden wollte. Die großen Konflikte zur See dieser Zeit, in denen Minen in erklecklicher Zahl zum Einsatz kamen, waren z.B. der Krimkrieg (1853-1856), der österreichisch-französische Krieg (1859), der Sezessionskrieg in den USA (1861-1865), der österreichisch-preußisch-italienische Krieg (1866), der Krieg zwischen Paraguay und der Triple-Allianz, bestehend aus Brasilien, Uruguay und Argentinien (1865-1870) und der deutsch-französische Krieg von 1870/71. Dabei waren die Minen jeweils die Waffe der als eher schwächer einzustufenden Kontrahenten, die damit trachteten, ihre Küsten auch ohne Rückgriff auf schwimmendes Material schützen zu können. Da die Royal Navy aber von den genannten Konflikten nur in den Krimkrieg verwickelt war und auch in ihrer Kampfesweise eher den offensiven Part einer Auseinandersetzung einzunehmen pflegt, scheint es mir eher unwahrscheinlich, dass nun gerade den Briten eine Vorreiterrolle bei der Minenentwicklung Ende des 19. Jahrhunderts zugeschrieben werden könnte.

Insoweit ist es nach meiner Auffassung doch sehr unwahrscheinlich, dass man sich bei der Auswahl des Vorbildes ausgerechnet an einem britischen Minenmodell orientiert haben könnte.

Mit freundlichen Grüßen
Schorsch
'Judea, London. Do or Die.'

"Ubi dubium, ibi libertas." (Wo Zweifel ist, da ist Freiheit.)

bodrog

Minen der Carbonit AG sahen so aus und auch das russische Modell 1906...

Schorsch

Hallo bodrog!

Zitat von: bodrog am 19 Februar 2018, 20:20:08
Minen der Carbonit AG sahen so aus und auch das russische Modell 1906...
...sind allerdings als Vorlage auszuschließen, da sie später entwickelt wurden als die fraglichen Abbildungen auf den Laufbahnabzeichen.

Mit freundlichen Grüßen
Schorsch
'Judea, London. Do or Die.'

"Ubi dubium, ibi libertas." (Wo Zweifel ist, da ist Freiheit.)

lillejens

Zitat von: Hastei am 15 Februar 2018, 16:58:17
hallo Jens,
wir freuen uns, dass du zu uns gefunden hast und versuchen auch, alle Fragen zu beantworten.
Aber als Neuer sollte man sich erst mal vorstellen.
Gruß Hastei

Aber natürlich.
Ich bin Däne. Ich bin 64 Jahre alt. Ich schreibe gerade über ein Buch, das sich mit deutschen Marineoldaten während des Krieges in Dänemark beschäftigt. Sie legten minen an den Strand an der Westküste. Eine ziemlich detaillierte Geschichte, die ich gerne schreibe. Leider ist es nur auf Dänisch verfügbar.
Gruss Jens

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