Kollisionsschaden U 192 Februar 1943

Begonnen von Andreas Hoffmann, 17 Januar 2018, 11:14:52

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Andreas Hoffmann

Hallo,

lt. Gästebucheintrag U 192 bei der 4. U-Flottille Stettin (datierend etwa vom 08.04.43) hatte das Boot vor Antritt der Restarbeitszeit bei den Oderwerken offenkundig einen schweren Kollisionsschaden. Die erhebliche Beschädigung des Bootes (Bug weggerissen) ist in der zum Gästebucheintrag gehörenden Illustration sehr plastisch dargestellt.
Nach meiner Einschätzung kann sich diese Kollision zeiträumlich eigentlich nur während der taktischen Übung von U 192 bei der 27. U-Flottille ereignet haben (01.02.-13.02.43).
Es ist etwas merkwürdig, dass über diesen Kollisionsschaden im Ausbildungs-KTB von U 192 offenbar kein Eintrag enthalten ist (obwohl es sich beim "Weglassen" irgendwelcher Ereignisse im KTB natürlich nicht um einen Einzelfall handelt).
Es ist bekannt, dass im Verlauf der o.g. taktischen Übung U 647 und U 307 am 07.02.43 miteinander kollidierten. Über eine Kollision von U 192 ist meines Wissens bislang (außer dem besagten Gästebucheintrag) nichts bekannt.
Mich würde interessieren, ob es ggf. irgendwelche anderweitigen Aufschlüsse über diese fragliche Havarie gibt.

Mit freundlichen Grüßen,
A. Hoffmann


   

040652

Hallo Andreas,
anbei einige Daten von U 192. Ich wüsste nicht wann der "erhebliche Schaden" einer Kollision hätte repariert werden sollen. Schau selbst:

16.11.42, 10.00 Uhr, Indienststellung Deschimag-Werft Bremen
17.11.42, Bremen, Ausrüstung- und Proviantübernahme
18.11.42, Bremen, 11.10 - 11.45 Uhr, erster Trimmversuch
18.11.42, Bremen, 14.30 - 17.20 Uhr, Probefahrt auf der Weser
19.11.42, Bremen, Ausrüstung, Einräumen des Bootes
20.11.42, 07.20 Uhr, Ausgelaufen nach Wesermünde
20.11.42, 13.59 Uhr, Wesermünde, Kaiserhafen, am Kaiserpier festgemacht.
21.11.42, 06.59 Uhr, Ausgelaufen nach Hamburg
21.11.42, 20.45 Uhr, Hamburg, Oswaldkai, Schuppen 44 festgemacht.
22.11.42, Hamburg, Fu.M.G. Abstimmung
23.11.42, Ausgelaufen nach Brunsbüttel
23.11.42, 17.50 Uhr, Brunsbüttel, Innenschleuse festgemacht.
24.11.42, Brunsbüttel, 07.45 Uhr, Ausgelaufen zur Fahrt durch den K.W. Kanal
24.11.42, 14.20 Uhr, Kiel, Tirpitzmole, Liegeplatz 27 festgemacht.
25.11.42 - 13.12.42, Kiel, U.A.K. Erprobung
14.12.42, Kiel, 06.00 Uhr, Ausgelaufen, Vollastdauerfahrt nach Swinemünde.
14.12.42, 19.45 Uhr, Swinemünde, Ostpreussenkai festgemacht.
15.12.42, 09.45 Uhr, Ausgelaufen nach Stettin.
15.12.42, 12.18 Uhr, Stettin, U-Stützpunkt festgemacht.
16.12.42, 14.05 Uhr, Ausgelaufen nach Swinemünde.
16.12.42, 17.20 Uhr, Swinemünde, Seedienstpier festgemacht.
17.12.42, 07.30 Uhr, Ausgelaufen nach Rönne.
17.12.42, 15.30 Uhr, Rönne, Liegeplatz gestgemacht.
18.12.42, 07.20 Uhr - 12.05 Uhr, U.A.G. Schallerprobung.
18.12.42, 18.20 Uhr, Ausgelaufen zur Fahrt nach Danzig.
19.12.42, 16.34 Uhr, Danzig, Eingelaufen, längsseits "Messina" festgemacht.
20.12.42 - 29.12.42, Danzig
29.12.42, 06.30 Uhr, "Messina" abgelegt, Fahrt nach Gotenhafen zum T.E.K.
29.12.42, 08.22 Uhr, Gotenhafen, längsseits "Frieda Horn" festgemacht.
31.12.42 - 04.01.43, Gotenhafen, T.E.K. Erprobung.
05.01.43, 07.30 Uhr, Ausgelaufen zur Fahrt nach Danzig.
05.01.43, 09.20 Uhr, Danzig, Eingelaufen, "Iberia" querab Untersuchung auf Ölspur.
05.01.43, 13.15 Uhr, Ausgelaufen, Marsch nach Hela.
05.01.45, 15.45 Uhr, Hela-Kriegshafen, Liegeplatz 1 festgemacht.
06.01.43 - 21.01.43, Hela, Agru-Front.
21.01.43, 19.17 Uhr, Ausgelaufen, Marsch nach Danzig.
21.01.43, 21.41 Uhr, Danzig, Holmbecken II festgemacht.
22.01.43 - 31.01.43, Danzig, 25. U-Fl. Torpedoschiessen.
01.02.43, 06.22 Uhr, Ausgelaufen, Marsch nach Gotenhafen,
01.02.43, 08.01 Uhr, Oxhöft, Becken IX festgemacht.
01.02.43 - 13.02.43, Gotenhafen, 27. U-Fl. Taktische Übungen.
13.02.43, 14.15 Uhr, Ausgelaufen, Marsch nach Danzig.
13.02.43, 15.57 Uhr, Eingelaufen, Holmbecken II in Danzig festgemacht.
14.02.43, Danzig, Einräumen der Bootslast.
15.02.43, 10.40 Uhr, Ausgelaufen, Marsch nach Stettin.
16.02.43, 11.00 Uhr, Stettin, U-Stützpunkt festgemacht.
17.02.43 - 04.04.43, Stettin, Werftliegezeit, Restarbeiten.
17.02.43, Eindocken.
30.03.43, Ausdocken, Sehrohr und Artillerie eingebaut, Standprobe.
31.03.43, Trimmversuch
01.04.43, Probefahrt
03./04.03.43, Restarbeiten, Laden der Batterien
05.04.43, Ausrüstung, Torpedo und Artillerie-Übernahme
06.04.43, Proviantübernahme
07.04.43, M.E.S. Schleife, Frischproviantübernahme, Einräumen des Bootes
08.04.43, Schlußtrimmversuch
08.04.43, 13.00 Uhr, Auslaufen, Marsch nach Kiel über Swinemünde
08.04.43, 16.30 Uhr, Swinemünde, längseits "Mongoni" festgemacht
09.04.43, Swinemünde, Flakschießen
09.04.43, Swinemünde, Ausgelaufen nach Kiel
10.04.43, Kiel, 08.00 Uhr, U-Stützpunkt festgemacht
11.04.43 - 12.04.43, Restliche Werftarbeiten, Ausrüstung, Kompensieren, Funkbeschichtung, Schlußtrimmversuch.
13.04.43, 08.00 Uhr, Auslaufen Kiel zur ersten Feindfahrt
01.05.43, 02.30 Uhr, U 192 horchte eine Detonation auf 5.000 BRT Schiff.

Gruß
Horst


kgvm

"17.02.43, Eindocken.
30.03.43, Ausdocken, Sehrohr und Artillerie eingebaut, Standprobe."
Anderthalb Monate sollten doch wohl reichen, Horst - scheint mir für ein normales Eindocken jedenfalls entschieden zu viel!

Urs Heßling

moin,

Zitat von: 040652 am 25 Januar 2018, 11:42:43
08.04.43, 16.30 Uhr, Swinemünde, längseits "Mongoni" festgemacht
Das Wohnschiff war die Wangoni.

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

Teddy Suhren

Hai

Eines von mehreren Opfern des "schwarzen" Mai 1943. Radarortung bei Nebel.
06.05.1943, U192 sinkt zusammen mit 5 anderen Booten am Geleit ONS-5.

UBoot im Focus Band 11, Seite 39.
Gruß
Jörg

WoWs Nick: Teddy191

Urs Heßling

moin,

Text der Chronik des Seekriegs :

Schlacht um den Konvoi ONS.5 .
Am Abend des 4.5. läuft der Geleitzug von Norden in die Mitte der Gruppe »Fink« ein und wird von U 628 (Kptlt. Hasenschar) gemeldet. Sofort werden »Fink« und die weiter südlich stehenden Gruppen »Amsel 1« mit U 638, U 621, U 402, U 575, U 504 und U 107 und »Amsel 2« mit U 634, U 223, U 266, U 383 und U 377 sowie 2 Rückmarschierer angesetzt. Da wegen hohen Seegangs am 2., 3. und 4.5. keine Versorgung möglich ist, muss Cdr. Gretton (Escort Group B7) mit den Zerstörern Duncan, Impulsive, Penn und Panther den Konvoi wegen Brennstoffmangel verlassen. Am 4.5. stehen an dem noch aus 31 Schiffen bestehenden Konvoi die Fregatte Tay (LtCdr. Sherwood, SOE), die Zerstörer Vidette (Lt. Hart), Offa (Capt. McCoy), Oribi (LtCdr. Ingram) und die Korvetten Sunflower (LtCdr. Plomer), Snowflake (LtCdr. Chesterman), Loosestrife (LtCdr. Stonehouse). Am Konvoi gewinnen tagsüber 5 Boote Fühlung, einige werden von Tay, Offa und Oribi abgedrängt, U 270 wird durch Wabos von Snowflake und Oribi beschädigt. Achteraus läuft Korvette Pink (Lt. Atkinson) mit 5 Nachzüglern. Weitere 5 Nachzügler und UJ-Trawler Northern Spray versuchen aufzudampfen. Aus dieser Gruppe versenkt U 125 (Kptlt. Folkers) nachmittags die brit. Lorient (ex-franz., 4635 BRT).
In der Nacht zum 5.5. gewinnen 6 Boote Fühlung. Aus der Pink-Gruppe versenkt U 707 (Oblt.z.S. Gretschel) am frühen Morgen die brit. North Britain (4635 BRT), aus dem Konvoi selbst versenken U 628 (Kptlt. Hasenschaar) die brit. Harbury (5081 BRT), U 264 (Kptlt. Looks) die amerik. West Maximus (5561 BRT) und die brit. Hasperley (4586 BRT), U 358 (Kptlt. Manke) die brit. Bristol City (2864 BRT) und Wentworth (5212 BRT) und U 123 (Kptlt. v.Schroeter) die brit. Holmbury (4566 BRT). U 628 greift offenbar ohne Erfolg eine Korvette an. U 264 übersteht kurz darauf einen Angriff der Loosestrife unbeschadet.
Am 5.5. tags trifft U 358 auf die Pink-Gruppe, Pink ortet es und greift das Boot mit »Hedgehog« an, das Boot entkommt aber schwer beschädigt und muß den Rückmarsch antreten. Am Konvoi selbst gewinnen im Laufe des Tages 15 Boote Fühlung, in Unterwasserangriffen versenken U 584 (Kptlt. Deecke) die amerik. West Madaket (5565 BRT), möglicherweise U 638 vor der eigenen Vernichtung die brit. Dolius (5507 BRT) und U 266 (Kptlt. v.Jessen) am Abend die brit. Selvistan, Gharinda und die norw. Bonde mit zusammen 12.012 BRT.
Für die Nacht zum 6.5. bahnt sich eine Katastrophe an, als 2 Stunden vor Dunkelheit plötzlich Nebel einsetzt, der die angreifenden U-Boote blind auf die mit Radargeräten ausgerüsteten Geleitschiffe prallen lässt. Sunflower ortet nacheinander 4 U-Boote, von denen U 638 (Kptlt. Staudinger) versenkt und U 267 (Kptlt. Tinschert) nach einem Fehlschuß durch Artilleriefeuer beschädigt wird. Loosestrife ortet 2 Boote, von denen U 192 (Oblt.z.S. Happe) bei einem Angriffsversuch überrascht und mit Wasserbomben versenkt wird. Vidette drängt 3 Boote ab. Snowflake ortet fast gleichzeitig 3 U-Boote, von denen U 531 (Kptlt. Neckel) die Korvette verfehlt, mit Wabos eingedeckt wird und auftauchen muss. Es wird von Vidette (um 1:09h) mit »Hedgehog« versenkt.
Am 6.5. prallt von den zur Unterstützung heranbeorderten Schiffen Oribi auf U 125 Kptlt. Folkers), das (um 4:25h) gerammt wird, sich aber in einer Regenbö zunächst absetzen kann, bis es von der Snowflake, die ihre Wabos verbraucht hat, gefunden und (um 5:45h) mit Artillerie versenkt wird. Vidette ortet ein getauchtes Boot, U 630 (Oblt.z.S. Winkler), und versenkt es (um 6:06h) mit »Hedgehog«. Sunflower ortet und rammt (um 6:43h) U 533 (Kptlt. Hennig), das beschädigt entkommt. Ein Rammversuch der Offa gegen ein geortetes U-Boot geht knapp vorbei und Loosestrife führt 3 weitere Waboangriffe. Gegen Morgen trifft die vom CINCWA aus St. John's zur Unterstützung entsandte 1st Support Group (Capt. Brewer) mit den Sloops Pelican und Sennen und den Fregatten Jed, Wear und Spey ein. Pelican ortet mit Radar U 438 (KKpt. Heinsohn) und versenkt es zusammen mit Jed. Auf dem Wege zur abgesetzten Pink-Gruppe trifft Sennen auf U 650 und U 575, beschädigt letzteres leicht mit Artillerie, die U-Boote können aber entkommen. Am Morgen wird die Operation durch den B.d.U. abgebrochen. Größter Erfolg des Radargerätes Typ 271M in einer Geleitzugschlacht. Insgesamt waren 55 U-Boote auf den Konvoi angesetzt, von denen maximal 15 Boote gemeinsam Fühlung hatten. 14 Schiffe mit 67.266 BRT wurden versenkt, dafür gingen 6 Boote (U 638, U 192, U 531, U 125, U 630, U 438) verloren.
[Text Ende]

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

Andreas Hoffmann

Vielen Dank an Horst für's Einstellen der genauen KTB-Daten von U 192. Die Beseitigung der Havarieschäden erfolgte während der angegebenen Dockzeit bei den Oderwerken; der Umstand, dass die während oder nach Abschluss der TÜ erfolgte fragliche Ramming nicht im Boots-KTB Erwähnung fand, ist zwar komisch, aber nicht aufklärbar.

Für den Fall, dass es jemanden interessiert, hier noch der Text des Gästebucheintrags von U 192:

"Es ist des B.d.U.'s Entschluss und Wille,
dass wir heut scheiden von der 4. U.-Flottille
Das ist zwar traurig, doch da hilft kein Klagen
Es ist an uns, noch einmal Dank zu sagen
für die Erneuerung, die unserm Boot geschehn
und auch für unseres Leibes Wohlergehn.
Wie sind wir damals gen Stettin gezogen!
Da hatten wir die Schnauze ganz verbogen
Drum sind wir alle Eures Lobes voll:
Boot und Besatzung strahlend wie Appoll
Mit neuer Kraft und einem frohen Lachen
woll'n wir uns nunmehr "an die Arbeit" machen
Und wenn wir einige Tausend-Tons versenken
dann werden wir voll Dank stets an Euch denken"

Auf ein gesundes Wiedersehn freu'n sich die Männer von "U 192"

Happe, Oblt.z.S. u. Kdt.
Rüggeberg, Lt.z.S. u. I.WO
Baltes, Lt.z.S. u. II.WO
Korfant, Oblt. (Ing.) u. L.I.
Voß, Fähnr.z.S. d.R.
Schwarz, Fähnr.z.S. d.R.
Lang, Fähnr. (Ing.)


Bekanntermaßen war der Besatzung ein gesundes Wiedersehen nicht vergönnt.

Freundliche Grüße,
Andreas Hoffmann



suhren564

Hallo Urs,

ZitatFür die Nacht zum 6.5. bahnt sich eine Katastrophe an, als 2 Stunden vor Dunkelheit plötzlich Nebel einsetzt, der die angreifenden U-Boote blind auf die mit Radargeräten ausgerüsteten Geleitschiffe prallen lässt.

Ist es nicht so, dass es in diesen Breiten öfter neblig ist, weil es dort temperaturmäßig unterschiedliche Meeresströmungen gibt, die dort zusammentreffen? Also sollte dieses "plötzlich"doch nicht so überraschend sein.

In einigen Büchern wird auch U 710 als Verlust am ONS.5 gewertet. Dieses Boot wurde schon eher ( 24.04.43) versenkt, befand sich aber in der Nähe des Geleitzuges.
Gruß Ulf

Nie darf man so tief sinken, von dem Kakao, durch den man euch zieht, auch noch zu trinken.... 
Erich Kästner

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