H.G. Schütze - Operation unter Wasser - Dichtung vs. Wahrheit?!

Begonnen von Taucherin, 15 Januar 2018, 16:37:23

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Taucherin

Hallo in die Runde,

wer kann zu oben genannten Buch ein paar Hintergründe beisteuern?

Der Autor beschreibt seine Teilnahme an der 3. FF von U382 unter Leopold Koch, (08.04.-24.04. 43) allerdings ohne genaue Datierung.

Das läßt sich aus vielen genannten Einzelheiten (Kommandant Oberleutnant; "Karfreitag" schließen.

Allerdings lassen die meisten Schilderungen (Versenkung eines Frachters, Brand im E-Maschinenraum) auf die zweite FF unter Kaptänleutnant Herbert Juli schließen.

Wie ist dieser Widerspruch zu klären?

Danke Beste Grüße!


t-geronimo

Wann hat er das denn geschrieben? Könnten simple Erinnerungslücken/Gedächtnisprobleme eine Erklärung sein?
Gruß, Thorsten

"There is every possibility that things are going to change completely."
(Captain Tennant, HMS Repulse, 09.12.1941)

Forum MarineArchiv / Historisches MarineArchiv

M-54842


Rast

Hallo, :MG:

die KTB des Bootes liegen im U Boot Archiv Altenbruch vor.
Mal anfragen.

Rast
Lieber 5 Minuten vorsichtig als ein Leben lang tot!

t-geronimo

Zitat von: M-54842 am 16 Januar 2018, 06:50:41
Pinneberg im Frühjahr 1985.

Danke. Also ist es über 40 Jahre später veröffentlicht wurden. Vielleicht wurden da tatsächlich in der Erinnerung einige Dinge vermixt?

Das KTB habe ich, falls gewünscht. Es gibt aber nur wieder, was Taucherin bereits geschildert hat.
Gruß, Thorsten

"There is every possibility that things are going to change completely."
(Captain Tennant, HMS Repulse, 09.12.1941)

Forum MarineArchiv / Historisches MarineArchiv

Taucherin

@Thorsten

Der Autor schreibt, dass auf der FF unter Leopold Koch ein einzeln fahrender Frachter versenkt wurde, den ER als Arzt noch vor der Brückenwache entdeckt hat.

Lässt sich das mit dem KTB in Einklang bringen?

Falls die Geschichte erfunden ist (laut Uboot.net wurde nichts versenkt), weiß ich was ich vom Rest des Buches zu halten habe.

Bei einem solch gravierendem Sachverhalt (eine Versenkung 1943) lässt sich auch mit Erinnerungslücken kaum argumentieren.

Danke und beste Grüße!

t-geronimo

Gruß, Thorsten

"There is every possibility that things are going to change completely."
(Captain Tennant, HMS Repulse, 09.12.1941)

Forum MarineArchiv / Historisches MarineArchiv

Taucherin

Danke Thorsten!

Also sehr, sehr viel Phantasie im Spiel um es mal ganz vorsichtig zu formulieren...

t-geronimo

Gruß, Thorsten

"There is every possibility that things are going to change completely."
(Captain Tennant, HMS Repulse, 09.12.1941)

Forum MarineArchiv / Historisches MarineArchiv

Taucherin

Ich hole den Strang mal wieder hoch, da sich für mich neue Fragen ergeben haben.

Der Autor behauptet, von U 382 ( FF 08.04.-24.04. 43) mittels Leine über den Atlantik auf U 221 (Trojer) übernommen worden zu sein. Bei der Übernahme kugelte er sich das Schultergelenk aus. Dies renkte er sich an Bord von U 221 mit Hilfe des Funkmaates selber wieder ein und operierte dann den LI von U 221. Nach mehreren Tagen an Bord von U 221 wurde er im Rahmen einer Versorgung wieder an Bord von U221 geschafft.

U 221 war vom 27.02. 1943 bis 28.03. 1943 (3. FF)

und vom 03.05. 1943 bis 21.07. 1943 (4. FF) in See.

Das passt irgendwie nicht.

Der Autor erwähnt aber mehrere Mal "Ostern" und dass es die erste FF des neuen Kommandanten handelt. Es "muss" sich somit um die dritte FF von U 382 handeln. (08.04.-24.04. 43).

Die vierte Unternehmung würde inhaltlich besser passen (erfolgte Versorgung). Aber da ist der Autor schon auf U 358, was sicher zu sein scheint.

Hat jemand das KTB von U 221 der dritten/vierten FF und kann einmal nachschauen, ob die Übernahme des Arztes un die OP des LI verzeichnet ist?

Oder ist diese Episode im Buch -  wie so viele andere auch - in das Reich der Fabeln zu verweisen?

Danke!




Teddy Suhren

Hai

Zu den beiden erwähnten Booten und der beschriebenen Aktion kann ich nichts sagen.
UBoot im Focus Band 20, Seite 13. Dort wird das überholen eines Arztes von Boot zu Boot (Arzt auf U592 versorgt Verwundete auf U450) mit genau diesem Seilverfahren beschrieben.
Gruß
Jörg

WoWs Nick: Teddy191

t-geronimo

Momentan habe ich keine Zeit, die KTBs durchzusehen, aber da in Duikboot keine Begegnung zwischen U 221 und U 382 vermerkt ist, halte ich sie daher für ziemlich unwahrscheinlich:

--/>/> https://historisches-marinearchiv.de/projekte/duikboot/eingabe.php (unter "Ereignis" kannst du filtern)
Gruß, Thorsten

"There is every possibility that things are going to change completely."
(Captain Tennant, HMS Repulse, 09.12.1941)

Forum MarineArchiv / Historisches MarineArchiv

ARANTALES

Kollege Frans hatte nach Publikation vom Buch einen Briefwechsel mit H.G.Schütze.

Daraus ging hervor dass es keine Absicht vom Autor war eine Biographie zu schreiben, aber eher eine Darstellung was ein U-Boot Ärzt so alles erleben könnte.
Teils eigene Erlebnisse, teils Erlebnisse von andere Ärzte/Personen die begegnet wurden, z.B. während ein Aufenthalten im Stützpunkt. Es war/ist keine wahrheitsgetraue Wiedergabe von dem was mit einzelne Boote/Personen statt fand in bestimmte Zeiträume. Eine Misschung aus Dichtung und Wahrheit.

Einen Abgleich mit die KTB zitierten U-Boote wurde viele Unstimmigkeiten zeigen, während die gebrachte Erlebnisse in ähnlicher Form wohl auf ein anderes U-Boot an einem anderen Ort und Zeit zutreffen dürften.

DUIKBOOT verwendet für die Hinweise auf ärztliche Hilfe während Feindfahrten nur die KTB.

Met vriendelijke groeten,
Walter

 

Theo

Hallo,

so steht es auch im Vorwort des Buches.
Zitat:
"Das Buch stützt sich auf Tagebuchaufzeichnungen sowie Berichte und Erzählungen von Kameraden und Kollegen, denen ich an dieser Stelle dafür danken möchte.
Dank gebührt auch Herrn Günter Stiller, Hamburg, für wesentliche Anregungen;
außerdem dem Verlag, der das Erscheinen dieses Buches ermöglichte."

Gruß Rainer

Taucherin

Vielen Dank, für die ganzen Anmerkungen.

"Das Buch stützt sich auf Tagebuchaufzeichnungen sowie Berichte und Erzählungen von Kameraden und Kollegen, denen ich an dieser Stelle dafür danken möchte"

Diesen Satz als Grundlage eines Märchenbuches zu sehen, fällt mir schwer und finde ich unschön.

Wir haben ein Buch, welches durchgehend in ICH Form geschrieben ist, zahlreiche spektakuläre, zeitlich einzugrenzende und vor allen Dingen den Autor im bestes Licht dastehende Ereignisse, aufweist.

a) ER entdeckt vor der Brückenwache am 8. Seetag (U382), den einzeln fahrenden Frachter, welcher dann versenkt wird. Es gab aber keine Versenkung auf dieser Feindfahrt - nicht einmal eine Sichtung.

b) ER wird im Atlantik am Seil von Boot zu Boot (U382 - U221) gezogen, da ein Aussetzen des Beibootes nicht möglich ist. ER verrenkt sich dabei die Schulter, welche er sich dann selber wieder einrenkt und die OP bei LI durchführt. Im Kriegstagebuch von U382 ist dieser sicher besondere Vorgang nicht geschildert.

c) Am 5. Seetag auf U382 ereignet sich eine Explosion im Torpedoraum. ER operiert natürlich des Torpedomaat. Auch hier keine Erwähnung im KTB von U 382.

d) Um den Karfreitag 1943 (23. April 1943) schildert ER explizit seine Rückkehr von U221 auf U 382 während einer Versorgung in See.

U221 war aber in diesem Zeitraum gar nicht in See (3: FF 27.02-28.03. 43, 4.FF 03.05. - 21.07. 43)

Eine entsprechende Versorgung ist im KTB von U 382 nicht verzeichnet. U 382 lief am 24.04. 1943 wieder in Frankreich ein.

e) Auf Seite 153 ist ein Foto veröffentlich mit der Unterschrift: "Verfasser bei der Versorgung im April 1943"...

Die Reihe ließe sich beliebig fortsetzen.

Aus meiner Sicht wollte sich hier jemand wichtiger machen als er war. Das Buch erschien 1985. Da gab es zwar schon das U-Boot Archiv aber die heutigen Möglichkeiten der Recherche waren in weiter Ferne.

Zu denken gibt mir im gesamten obrigen Kontext der Satz auf Seite 246 unten:

"...drei Feindfahrten überstand als einziger Boot-Arzt der Verfasser...."

Schade, dass Horst Bredow nicht mehr unter uns weilt.

Er könnte den Sachverhalt sicher erklären.

Impressum & Datenschutzerklärung