Rothe, Georg - Kommando Kleinkampfverbände

Begonnen von CRothe, 21 Dezember 2017, 17:00:30

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CRothe

Hallo zusammen!

Zwei Wochen Recherche sind ins Land gegangen und ich kann mit neuen Erkenntnissen/Informationen aufwarten:

  • die Erkennungsmarke
  • ein "Kärtchen" mit Handlungsanweisungen für Biberfahrer (Scan hängt hier an. Sieht original so aus und ist in Kunststoff eingeschweisst. (90x120 mm)
  • Sporturkunden die die ersten Einheiten-Zugehörigkeiten bestätigen
  • Fotos von meinem Opa (leider nicht von Bibern, Häfen, Kameraden, ...)
  • ...und ein kleines Tagebuch über seine Kriegsgefangenschaft
... wurden gefunden.

Auch die "Geschichten" konnten etwas korrigiert werden:

  • Sein erster und einziger Einsatz soll doch am/um Weihnachten 44 gewesen sein. Während / Nach diesem Einsatz wurden der Biber von ihm uns seinem Kameraden Roland Schütze aufgegeben - evtl. selbst versenkt. Ort: Nicht bekannt, aber: damit mit 99%iger Sicherheit nicht Ijsselmeer, Ijsseldamm oder Binneneinsatz mit Brückenangriff. Sache ist zumindest möglich weil evtl. war er vor den Weihnachtstagen versetzt, ist aber evtl. nicht gleich nach Lübeck. Zustand des "Kärtchens" spricht auch nicht wirklich für viel Nutzung - sieht ehrlich gesagt aus wie neu. Man wird sehen ob noch infos auftauchen.
  • Zum Dienstgrad: aus den Erzählungen heraus kam eher das er doch noch Oberfähnrich oder mehr wurde. In jedem Fall aber spät, was sicher "ungewöhnlich ist". Da als Letzter Dienstgrad aber ja Fähnrich zur See vermerkt ist: Ist das vorgekommen das die Beförderungen dann irgendwann nicht mehr dokumentiert wurden? Vermutlich schon, oder? Die hatten bestimm andere Sorgen ...
  • Folge der Kommandierung zum "Schweren Kreuzer Admiral Scheer" am 20.03.1945 scheint die Entsendung an die Front zum "Erdkampf" gewesen zu sein. Er war Mitglied der "Kampfgruppe Schörner" und hat (Erzählungen zur Folge) mit improvisiertem Kampfanzug (kurze Hose und italienische Uniformjacke) bis Anfang Mai 1945 im Raum "Eger" gekämpft und wurde am 6.5.45 um 7 Uhr in Altwasser von Amerikanern gefangen genommen. Es soll Berichte aus dem Zeitraum / der Gegend geben in dem von einem Depot mit Kleidung und Lebensmitteln die Rede war das noch bewacht wurde. Nach Unstimmigkeiten zwischen Soldaten seiner Einheit und Wachen soll es zu einer Schießerei gekommen sein das Depot dann "geöffnet" worden sein.
Auswertung des Tagebuchs aus der Kriegsgefangenschaft läuft noch, die Schrift ist schwer zu entziffern, aber es geht voran.

Speziell zu Punkt 3 konnte ich nicht wirklich etwas finden. Evtl. hat mir da nochmal jemand einen Tip zu Quellen, Fotos, Unterlagen zu diesen "letzten Tagen" in dieser "Kampfgruppe Schörner" und evtl. der Geschichte mit dem Depot? Die "Standardsuche im Internet" gibt da leider nicht viel her...

Violoncello

Hallo Christian,

zu 2.: Der Amtsschimmel hat eigentlich weitgehend zuverlässig bis zuletzt gewiehert, um es redensartlich zu beantworten.

zu 3.: Hier wäre es sicherlich hilfreich, wenn sich Kenner der Geschichte der "Admiral Scheer" äußern würden!

Wenn Dein Vater am 20.3.1945 dem Schweren Kreuzer zugewiesen wurde, ist er möglicherweise gar nicht mehr an Bord gelangt. Etwa zu diesem Zeitpunkt dürfte ein Werftaufenthalt in Kiel begonnen haben, um die ausgeschossenen Rohre der schweren Artillerie auszutauschen. Und am 9.4.1945 wurde das Schiff Opfer eines Bombenangriffs.

Mir ist nicht bekannt, dass Marineeinheiten im Raum Eger eingesetzt worden wären. Zumindest die drei Marine-Infanterie-Divisionen befanden sich bei Kriegsende im norddeutschen Raum. Vielleicht haben die "Scheer"-Experten Informationen darüber, dass z. B. eine Marsch-Kompanie der Marine in den Raum Eger verlegt worden ist? Mir käme dies allerdings höchst fragwürdig vor ...

Viele Grüße

Violoncello 


Brunn

Unter Kampfgruppe Schörner dürfte  die Heeresgruppe Mitte unter Generalfeldmarschall Schörner gemeint sein.
Die Heeresgruppe hatte zum Zeitpunkt der Kapitulation eine Stärke von ca. 600.000 bis 650.000 Mann.
Zu diesen Zeitpunkt wurden der Ostfront ungezählte Marschkompanien aus Soldaten aller Wehrmachtsteile zugeführt, welche zur Auffüllung der kämpfenden Verbände dienen sollten.

Viele Grüße Renato

CRothe

Zitat von: Violoncello am 03 Februar 2018, 18:47:28zu 3.: Hier wäre es sicherlich hilfreich, wenn sich Kenner der Geschichte der "Admiral Scheer" äußern würden!
Das wäre klasse, wen könnte man denn da fragen? Da ist doch bestimmt jemand hier im Forum aktiv, oder?  :angel:

bettika61

Zitat von: CRothe am 06 Februar 2018, 19:50:12
Zitat von: Violoncello am 03 Februar 2018, 18:47:28zu 3.: Hier wäre es sicherlich hilfreich, wenn sich Kenner der Geschichte der "Admiral Scheer" äußern würden!
Das wäre klasse, wen könnte man denn da fragen? Da ist doch bestimmt jemand hier im Forum aktiv, oder?  :angel:
@sophie caesar
http://sophie-caesar.de
Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

CRothe


CRothe

So, ein bisschen Zeit ist verstrichen, aber das warten auf den Aktenabzug von der WAST hat sich doch gelohnt. Der Wechsel zum Lehrkommando 250 und von dort dann zur Scheer war nicht ganz freiwillig  :wink: - danach reißen die Informationen leider ab. Der Weg an die Front bleibt ungeklärt und auch ein netter E-Mailkontakt mit http://sophie-caesar.de blieb dahingehend leider erfolglos.

Erfolgreich war ich hingegen mit dem Tagebuch aus Kriegsgefangenschaft. :-) Sehr interessant zu lesen und mittlerweile - da komplett abgeschrieben - für alle Familienmitglieder zugänglich gemacht.  :MG:

Danke erstmal an euch alle für die Unterstützung.  :birthday: Mal sehen ob die Zukunft noch neue Erkenntnisse bringt. Bis dahin ...

Grüße,
Christian

Elfenkoenigin

Zitat von: Violoncello am 03 Februar 2018, 18:47:28Hallo Christian,

zu 2.: Der Amtsschimmel hat eigentlich weitgehend zuverlässig bis zuletzt gewiehert, um es redensartlich zu beantworten.

zu 3.: Hier wäre es sicherlich hilfreich, wenn sich Kenner der Geschichte der "Admiral Scheer" äußern würden!

Wenn Dein Vater am 20.3.1945 dem Schweren Kreuzer zugewiesen wurde, ist er möglicherweise gar nicht mehr an Bord gelangt. Etwa zu diesem Zeitpunkt dürfte ein Werftaufenthalt in Kiel begonnen haben, um die ausgeschossenen Rohre der schweren Artillerie auszutauschen. Und am 9.4.1945 wurde das Schiff Opfer eines Bombenangriffs.

Mir ist nicht bekannt, dass Marineeinheiten im Raum Eger eingesetzt worden wären. Zumindest die drei Marine-Infanterie-Divisionen befanden sich bei Kriegsende im norddeutschen Raum. Vielleicht haben die "Scheer"-Experten Informationen darüber, dass z. B. eine Marsch-Kompanie der Marine in den Raum Eger verlegt worden ist? Mir käme dies allerdings höchst fragwürdig vor ...

Viele Grüße

Violoncello 



SchlPr11

Hallo,
der Einsatz von Besatzungsteilen des Schweren Kreuzers ADMIRAL SCHEER um Eger im Endkampf ist real!

Im Oktober 1993 traf sich die Bordkameradschaft ADMIRAL SCHEER im Rostocker Congresshotel. Als freier Mitarbeiter einer Tageszeitung hier durfte ich vom Chefredakteur die Einladung übernehmen. Zwei Beiträge entstanden damals und fanden Resonanz.
Leider ging die Abend-Veranstaltung nach der Ansprache von Admiral Ciliax in Würdigung seines Vaters schnell zu Ende. Ein Bordkamerad war plötzlich verstorben.
Ich hatte in den vorausgehenden Abendstunden das Vergnügen den Tisch mit einem vormaligen Signäler der SCHEER mit seiner Ehefrau aus Bonn zu teilen. Die Gespräche waren aufschlussreich und nur wenige Tage hatte ich leihweise das Album zur Auswertung in Rostock. Nach Bonn zurück, wurde es Jahrzehnte später zerflettert und ging stückweise durchs Netz. Dieses schließe ich  aus den angebotenen einzelnen Motiven, die ich glücklicherweise teils erwerben konnte. Der Rest ist wohl verloren!
An dem Abend wurde am Tisch auch vom Einsatz von Besatzungsangehörigen weit im Binnenland berichtet. Nach der Abreise aus Gotenhafen am 02.04.1945 wurden die Kommandierten auf der Schanz des Kreuzers verabschiedet.
Aus den wenigen verfügbaren Aufzeichnungen kann ich folgend zitieren. Im Jahr 1991 besuchten die Überlebenden noch einmal die Region Eger zur Erinnerung. Mein Abgleich der genannten Örtlichkeiten über google earth erbrachte Übereinstimmungen des örtlich Genannten.
Es ging nicht um eine Kampfgruppe Schörner, sondern "Kampfgruppe Schäfer", wie Albumsteile belegten.

ADMIRAL SCHEER – ,,pack zu, halt fest"
02.04.1945 letztmalig ab Gotenhafen

04.1945
Besatzungsteile in Marsch nach Süddeutschland zur Kampfgruppe ,,Schäfer" Infanterieeinsatz im Raum Eger/Tschechei 14.04.1945 – 08.05.1945, (wahrscheinlich in Bad Brambach/Vogtland ausgeladen – R. K.)
02.05.1945
Letzte Gefechtsstellung bei Fleißen/Plesna-Tschechei, Flankensicherung bei Neukirchen und Gossengrün eines Angriffs über Falkenau auf Karlsbad, Hauptkräfte von Franzensbad kommend zurückgeschlagen durch amerikanischen Truppen
Die Straße von Bamberg nach Voitersreuth ... (weiteres unklar - R. K.)
07.05.1945
Letzte Gefechtsmeldung fragmentarisch entziffert:
Pro Mann 80 Schuss, örtlicher Volkssturm ohne Waffen, in Grossloh 1. Zug 1. Gruppe Kühlke 1/8 (Stärke – R.K.), ital. Gewehre je 20 Schuss, Anschluss nach rechts Kompanie Kühlke in Fleissen, 408 2/80, Grossblatt 124, Kompaniegefechtsstand Klinghart Gasthaus Jahn, 1 Kompanie Volkssturm 150 Mann, 2 englische LMG, 150 Gewehre, 10 selbstladende Gewehre, 100 Panzerfäuste, die Straße von Bamberg nach Voitersreuth ...
08.05.1945
Kriegsgefangenschaft
10.05.1945
Die etwa 30 letzten des Bataillons ins Kriegsgefangenenlager Adorf an der tschechischen Grenze (wahrscheinlich jedoch rückwärts in Adorf im Vogtland), zuvor von brit. Kriegsgefangenen belegt

Genannt bei der Kompanie – Stabs-Oberstückmeister Willi Diehm + 11.1992

REINHARD

Violoncello

Hallo Reinhard,

vielen Dank für die eindrucksvolle Aufklärung der Frage des Landeinsatzes von "Admiral Scheer"-Besatzungsmitgliedern! Diese Tatsache ist bislang sicherlich noch nicht allgemeiner bekannt gewesen.

Viele Grüße

Violoncello   

SchlPr11

Hallo,
ja denke ich auch.
Habe es schon eine Weile in meinen Schubladen mitgetragen, passte immer nicht so richtig. Ich vermute nur, es wird hier in den Personenstandsgeschichten allmählich auch wieder untergehen. Vielleicht verlinken zu einem eigenen Thema? Mein Korrespondent aus Bonn dürfte auch nicht mehr unter uns weilen. Vielleicht kann man/sollte man dann einige Beispiele zeigen. Ich denke nach und nehme eventuell sein Album als Brücke.
Gleichsam eine Frage an den Maschinenraum...
Schönes Wochenende - REINHARD

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