Maritime Rüstung in der DDR, besonderes Beispiel Peene-Werft Wolgast

Begonnen von El Glatto, 17 Oktober 2017, 20:04:02

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El Glatto

Liebe Forengemeinde,
bei den Recherchen zu meiner Masterarbeit mit dem Arbeitstitel "Maritime Rüstung in der DDR am besonderen Beispiel der Peene-Werft Wolgast" bin ich über Euch gestolpert.
Da sich hier scheinbar einige Fachkundige bewegen, möchte ich die Möglichkeit beim Schopf ergreifen, einmal anzufragen, ob Ihr eventuell ein paar Lesetipps zur Thematik bzw. sonstige Tipps bzgl. Recherche etc. habt.
Ich befinde mich momentan noch in der Strukturierungsphase, die Stoßrichtung ist dabei erstmal ganz allgemein der Konflikt Ideologie und Realität in der sozialistischen Rüstungsökonomie.
Ein interessanter Ansatz wäre dabei auch ein Blick in die (Werft-)Arbeiterkultur, im Hinblick auf die klassische These des Arrangements mit der Diktatur.
Vielen Dank schonmal, Rückfragen dürfen selbstverständlich gestellt werden, auch eine Diskussion ist willkommen. :MG:

olpe

Hallo,
mit direktem Bezug auf die Peene-Werft Wolgast existiert m.E. nur ein Buch, geschrieben mit viel innerem Arrangement von Dietrich Strobel (+ Juni 2012): "PEENE-WERFT WOLGAST. Projekte, Partner, Portraits". Dieses Buch ist nur noch antiquarisch zu erhalten. Die Erstauflage entstand unter einigen Schwierigkeiten im Selbstverlag, kurz vor der Fertigstellung der verbesserten zweiten Auflage starb der Autor leider unerwartet. 

Obgleich auch ein Kompendium der Schiffsdaten und Bauhistorien , gehört es nicht in die Kategorie eines kühlen Sachbuches oder einer distanzierten Recherche; es betrachtet auch die Menschen in unterschiedlichen Positionen und Funktionen in ihrer Zeit.

Siehe hier: http://www.forum-marinearchiv.de/smf/index.php/topic,16743.msg195030.html#msg195030

Grüsse
OLPE

Mario

Hallo und Willkommen.
Ich bin mir sicher, hier findest Du kompetente Ansprechpartner.
Wie bist Du auf solch ein Thema gekommen ?

olpe

Hallo,
kleine Ergänzung zum o.g. Buch:



und klick zu einem post ...
Grüsse
OLPE

El Glatto

@Olpe: Vielen Dank für den Buchtipp und die Links. Konnte das Buch schon in der DNB in Leipzig einsehen, es ist unheimlich schwer zu erhalten. Habe dort auch eine Menge Seiten fotografiert und es ist sicherlich ein guter Einstieg in die Thematik.
Wirklich schade, dass Herr Strobel verstorben ist.

@Mario: Ich habe mich während des Studiums viel mit Rüstung, hier aber mehr im Bezug auf die Bundeswehr, und viel mit der NVA, hier aber mehr mit dem inneren Gefüge, beschäftigt.
In meiner Masterarbeit möchte ich beide Themen verbinden, insbesondere da die Rüstungsgeschichte der DDR noch nicht sehr weitreichend erforscht ist.
Da im Bereich der Marine das einzige militärische Großgerät auf dem Gebiet der DDR hergestellt wurde, hat sich dann die Peene-Werft angeboten.

Bugsierstefan

Moin,

es gibt da das Buch "Schiffbau zwischen Elbe und Oder" aus dem Koehler Verlag, da wird allerdings der gesamte DDR Schiffbau beleuchtet.
Aus DDR Zeiten ist dazu das Buch "Vom Küstenschutzschiff zum Raketenschiff" sehr interessant, es beleuchtet den Aufbau der VM bis hin zu den Schiffstypen der VM. Allerdings liniengerecht, da noch aus DDR Zeiten.  :-D
Aber trotzdem lesenswert.

:MG:

olpe

Hallo,
hier noch einige Hinweise:

  • Die "Betriebszeitung der Werktätigen" der Peene-Werft: BULLAUGE
  • "Nur Vergangenheit oder schon Geschichte". Marinetechnik in der DDR - eine Bestandsaufnahme im Jahre 1990. In: MarineForum 10/2008 (4 Seiten)
  • "Waffenschmiede DDR". Uwe Markus, ISBN 978-3-360-02700-9
Die Geschicke der Peene-Werft bestimmten in weiten Teilen natürlich die Auftraggeber, im Marineschiffsbau im Wesentlichen die Verwaltung Schiffbau (Rostock, Teil des Verteidiungsministeriums) für VM-Schiffe und der ITA (Ingenieurtechnischer Außenhandel - Teil des Außenhandelsministeriums für "Spezielle Exporte" 8-)) für Schiffslieferungen in die UdSSR u.a.     

  • "Chronik der Verwaltung Schiffbau" (VWSB) - hier speziell die Maßnahmen G-79 und G-83: Besuch des Oberkommandierenden der Sowjetischen Seekriegsflotte, Flottenadmiral Gorshkov, in der DDR und der daraus resultierenden "Konzeption der Entwicklung des Militärischen Schiffbaus bis 1990" (15+4 Seiten)

  • "Erinnerungen an den Dienstbereich Technik und Bewaffnung des Ministeriums für Nationale Verteidigung. Entwicklung, Aufgaben, Struktur, Arbeitsweise und Probleme" (die VWSB war Bestandteil des Dienstbereiches). Generalleutnant a.D. Ulrich Gall (28 Seiten)
Wenn konkrete Fragen bereits vorhanden sind, einfach hier einstellen ... oder PM ... :-)
Grüsse
OLPE

MarkusL

Hallo,
eventuell schon bekannt:
Der zivile Bestand der HV Schiffbau in Berlin.
Dazu natürlich in Freiburg noch beträchtlicher Volksmarinebestand zur Werft.
Gruß
Markus

El Glatto

Super, das ist wirklich schon eine ganze Menge für den Anfang.
Vielen herzlichen Dank an alle!
Ich habe jetzt auch schon alte Magazin-Ausgaben der "Militärwesen" und "Militärtechnik" einsehen können, dort habe ich auch schon einige interessante Aspekte finden können.
Dann geht es jetzt wohl an die Arbeit, nochmal vielen Dank, und ich werde mich mit Sicherheit zurückmelden!

der erste

Wie war denn der Titel der Bachelorarbeit, wenn es eine gab? In den letzten Jahren wurde eine Menge über die NVA und auch über die VM und die DDR geschrieben. Allerdings haben sich viele Autoren dabei nur auf das reine Quellenstudium verlassen und es fehlte die persönliche Recherche vor Ort und das Gespräch mit damaligen Akteuren. Das merkte man dann beim Lesen der Veröffentlichungen. Wenn es gewünscht ist, bin ich gern behilflich bei der Anbahnung von Gesprächen mit ehemaligen Mitarbeitern der Werft, Olaf kann das sicherlich auch, aber auch mit ehemaligen Mitarbeitern der Staatsbank und einiger Ministerien.

El Glatto

@der erste: Bachelorarbeit war damals zu nem anderem Thema, habe aber dort auch mit qualitativen Interviews gearbeitet, kenne mich also etwas aus mit der Materie.
Ich hatte mich vor einiger Zeit mal mit den Verantwortlichen von Lürssen auseinandergesetzt, denen ja jetzt die Peene-Werft gehört und hatte angefragt, ob ich Zugriff auf das Unternehmensarchiv erhalten könnte, inkl. einer kleinen Vor-Ort-Recherche. Nachdem ich von Pontius zu Pilatus durchgereicht wurde, konnte bzw. wollte man mir nicht wirklich weiterhelfen, da man ja laut eigener Aussage selbst noch keinen Durchblick dort hätte.
Auf das Angebot der Anbahnung von Gesprächen würde ich eventuell beizeiten zurückkommen, wenn ich einen ersten Überblick über den Umfang meiner Arbeit habe.
Laut Prüfungsordnung sind 75 Seiten gefordert, welche aber insbesondere bei einem komplexen Thema wie Rüstung relativ schnell voll sind.
Nichtsdestotrotz auch vielen Dank Dir!  :O/Y

olpe

Hallo,
hier ein link zu einer Doktorarbeit über die NVA in der Wendezeit von der Uni Regensburg ... passt zwar nur bedingt zum thread-Thema, ist aber durchaus interessant und analytisch sowie rhetorisch gut aufgestellt ... über die Ergebnisse kann man natürlich diskutieren ... Es wurden hierbei auch Befragungen von Zeitzeugen in Führungspositionen vorgenommen:
--/>/> klick
Grüsse
OLPE

olpe

Hallo,
hier ein weiterer Hinweis auf das Thema für die Recherche: ein Büchlein mit dem Titel "Zur Geschichte der Rüstungsindustrie in Mecklenburg und Vorpommern 1900 bis 1989" von Wolf Karge ISBN 3-00-007331-01 ... Hierin ist eine Abhandlung von Dieter Strobel "Das Institut für Schiffbau Wolgast (ISW) - Projektschmiede der Marine" enthalten. Das ISW (richtiger "Institut für Schiffbautechnik Wolgast") war die Entwicklungsstelle des damaligen DDR-Marineschiffbaus.   
Soweit erst mal.
Grüsse
OLPE

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