Wo hat 1945 in Dänemark Schnellboot angelegt?

Begonnen von Alois, 30 September 2017, 18:42:25

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Alois

Wo hat 1945 in Dänemark Schnellboot meines Vaters angelegt?
Mein Vater, Alois Philipp war ein verwundeter Obersteuermannsmaat und lag 1945 im Lazarett in Sopot. Seine Verlobte Änne besuchte ihn noch, bestieg die ,,Wilhelm Gustloff", wo sie offensichtlich am 30.01.1945 in der Ostsee ertrunken ist. Mein Vater sichtete tagsüber noch ergebnislos den Ostseestrand, wo die Leichen angeschwemmt wurden. Nach dem 30.01.1945 bestieg mein Vater in Gotenhafen sein Schnellboot der 1.Schnellbootflottille, was mit für mich unbekanntem Kurs Richtung Westen auslief. Das Schnellboot legte in Dänemark an, er und die Mannschaft wurden von den alliierten Engländern kurzzeitig interniert und dann entlassen.
Wo hat das Schnellboot in Dänemark angelegt, wer kann mir bitte Informationen liefern, wie/wo
muss ich mich im Militärarchiv in Freiburg einloggen?

Mit freundlichen Grüßen
Dietmar Philipp, Sohn des Marinesoldaten, E-Mail:diphi(at)t-online.de

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Urs Heßling

moin, Dietmar,

leider sind keine Kriegstagebücher von Schnellbootflottillen für die Monate Februar bis Mai 1945 in den deutschen Archiven vorhanden.
Weißt Du die Nummer des Schnellboots, zu dessen Besatzung Dein Vater gehörte ?
Zitat von: Alois am 30 September 2017, 18:42:25
Nach dem 30.01.1945 bestieg mein Vater in Gotenhafen sein Schnellboot der 1.Schnellbootflottille, was mit für mich unbekanntem Kurs Richtung Westen auslief. Das Schnellboot legte in Dänemark an, er und die Mannschaft wurden von den alliierten Engländern kurzzeitig interniert und dann entlassen.
Habe ich Deine Formulierung so richtig verstanden, daß Dein Vater als Kommandant des Bootes eingesetzt war ?

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

t-geronimo

Ich verschiebe mal in den Bereich Kriegsmarine-Schiffe. :)
Gruß, Thorsten

"There is every possibility that things are going to change completely."
(Captain Tennant, HMS Repulse, 09.12.1941)

Forum MarineArchiv / Historisches MarineArchiv

kalli

Zitat von: Urs Heßling am 30 September 2017, 21:30:22
Habe ich Deine Formulierung so richtig verstanden, daß Dein Vater als Kommandant des Bootes eingesetzt war ?

eine Mitteilung von Dietmar: "Mein Vater war nicht der Kommandant"

Urs Heßling

#4
moin,

Zitat von: Alois am 30 September 2017, 18:42:25
Nach dem 30.01.1945 bestieg mein Vater in Gotenhafen sein Schnellboot der 1.Schnellbootflottille, was mit für mich unbekanntem Kurs Richtung Westen auslief. Das Schnellboot legte in Dänemark an, er und die Mannschaft wurden von den alliierten Engländern kurzzeitig interniert und dann entlassen.
Die Frage wäre : wann nach dem 30.1.45 ?
Denn die 1. SFltl war - nach Wiederaufstellung mit neuen Booten nach der Rückkehr vom Schwarzen Meer - seit Februar 1945 bis zum letzten Kriegstag und darüber hinaus in der Ostsee eingesetzt, weil deren Kommandanten diejenigen waren, die Erfahrung aus Gefechten mit sowjetischen Streitkräften hatten.
Schluß-Beispiele :
[1]
6.– 9.5.1945
Ostsee

In Rönne (Bornholm) trifft KKpt. Holzapfel, Chef der 5. S-Flottille, den Entschluss, mit seinen einsatzbereiten Booten S 127, S 67, S 65, S 85, S 92, S 48 und S 110 nach Libau (Kurland) auszulaufen, um die Evakuierungsmaßnahmen zu unterstützen. Alle, die nicht bereit sind mitzufahren, fordert er auf, vorzutreten und mit dem Flottillenstab zurückzubleiben. In Libau treffen die Boote am 7.5 auf die dort stationierte 1. S-Flottille mit S 707, S 217, S 218, S 225 sowie die 2. S-Schulflottille mit S 64, S 69, S 76, S 81, S 83, S 99, S 117, S 135. Mit rund 2000 eingeschifften Heeressoldaten an Bord marschieren die 3 Flottillen nach Westen und erreichen am 9. Mai abends unversehrt die Geltinger Bucht.
Quelle: Chronik des Seekriegs
[2]
S 216 (Kptlt. Seevers) war in Hela zurück geblieben. Es nahm 99 Soldaten an Bord und lief zusammen mit zwei Räumbooten aus. Sie sicherten zeitweilig den ex-Bäderdampfer ,,Rugard" mit 1300 Menschen an Bord auf dem Weg nach Westen. Am Nachmittag des 09.05.1945 griffen etwa 35 Schlachtflieger einen Geleitzug aus Kriegsfischkuttern westlich von Christiansø an. Einige Rudel griffen dabei auch ,,S 216" mit Bomben, Raketen und Bordwaffen an. Eine Bombe durchschlug das Vorschiff, ohne zu detonieren. An Bord gab es zwei Tote, 13 schwer und sieben leicht Verletzte unter den eingeschifften Soldaten. Am 10.05.1945 legte das Boot in Kappeln/Schlei an und schiffte die Gefallenen und die unverletzten Soldaten aus, dann lief das Boot weiter nach Schleswig, um die Verwundeten auszuschiffen.
Quelle : https://schnellbootnet.jimdo.com/kriegsmarine-s-boot-waffe/

Da ist also zwischen Anfang Februar 1945 und der Kapitulation eine große Lücke ...

Gruß, Urs
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Alois

#5
Zitat von: Alois am 30 September 2017, 18:42:25
Wo hat 1945 in Dänemark Schnellboot meines Vaters angelegt?
Mein Vater, Alois Philipp war ein verwundeter Obersteuermannsmaat und lag 1945 im Lazarett in Sopot. Seine Verlobte Änne besuchte ihn noch, bestieg die ,,Wilhelm Gustloff", wo sie offensichtlich am 30.01.1945 in der Ostsee ertrunken ist. Mein Vater sichtete tagsüber noch ergebnislos den Ostseestrand, wo die Leichen angeschwemmt wurden. Nach dem 30.01.1945 bestieg mein Vater in Gotenhafen sein Schnellboot der 1.Schnellbootflottille, was mit für mich unbekanntem Kurs Richtung Westen auslief. Das Schnellboot legte in Dänemark an, er und die Mannschaft wurden von den alliierten Engländern kurzzeitig interniert und dann entlassen.
Wo hat das Schnellboot in Dänemark angelegt, wer kann mir bitte Informationen liefern, wie/wo
muss ich mich im Militärarchiv in Freiburg einloggen?

Mit freundlichen Grüßen
Dietmar Philipp, Sohn des Marinesoldaten, E-Mail:diphi(at)t-online.de

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Zitat von: Alois am 30 September 2017, 18:42:25
Wo hat 1945 in Dänemark Schnellboot meines Vaters angelegt?
Mein Vater, Alois Philipp war ein verwundeter Obersteuermannsmaat und lag 1945 im Lazarett in Sopot. Seine Verlobte Änne besuchte ihn noch, bestieg die „Wilhelm Gustloff“, wo sie offensichtlich am 30.01.1945 in der Ostsee ertrunken ist. Mein Vater sichtete tagsüber noch ergebnislos den Ostseestrand, wo die Leichen angeschwemmt wurden. Nach dem 30.01.1945 bestieg mein Vater in Gotenhafen sein Schnellboot der 1.Schnellbootflottille, was mit für mich unbekanntem Kurs Richtung Westen auslief. Das Schnellboot legte in Dänemark an, er und die Mannschaft wurden von den alliierten Engländern kurzzeitig interniert und dann entlassen.
Wo hat das Schnellboot in Dänemark angelegt, wer kann mir bitte Informationen liefern, wie/wo
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Mit freundlichen Grüßen
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18.08.2018  Aktuelles Ergebnis von Recherchen:

Das Schnellboot der 1.Schnellbootflottille mit meinem Vater hat am 08. Mai 1945 in Kopenhagen angelegt.
Die gesamte Besatzung ist von den Engländern interniert worden, unter Abgabe der Waffen und am 15. Juli 1945 sind alle
Besatzungsmitglieder entlassen worden!

Urs Heßling

moin,

Zitat von: Alois am 18 August 2018, 08:31:42
Das Schnellboot der 1.Schnellbootflottille mit meinem Vater hat am 08. Mai 1945 in Kopenhagen angelegt.
Die gesamte Besatzung ist von den Engländern interniert worden, unter Abgabe der Waffen und am 15. Juli 1945 sind alle Besatzungsmitglieder entlassen worden!
Hm.
Wenn das und die vorhandenen Unterlagen korrekt sind, bliebe, da von den anderen Booten der 1. SFltl S 226 am 6.5. verlorengegangen war und S 208 und S 708, die nicht in Kurland waren, ebenfalls am 10.5. in der Geltinger Bucht lagen, nur das nicht zum Einsatz gekommene MB 518-Erprobungsboot S 170 "übrig".

Gruß, Urs
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Alois

Hallo Urs,

danke für Deine Mail-Antwort vom 20.08.2018.
Habe ich den Inhalt richtig verstanden, dass das Boot S170 war, womit mein Vater am 08.Mai 1945 in Kopenhagen
angelegt hat?

Urs Heßling

moin,

Jein.  Dafür sind die vorhandenen Unterlagen zu fragmentarisch.

Um es zu präzisieren : Wenn die Information richtig ist, daß das Boot, auf dem Dein Vater fuhr
- offiziell zur 1. S-Fltl gehörte, und
- am 08.05.45 in Kopenhagen anlegte und dort blieb
bleibt anhand der vorhandenen Dokumente (Stand 01.04.45) der Schluß übrig, daß es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um S 170 gehandelt haben müßte.

Aber: es ist mir keine FdS-Dokumentation für die Zeit nach 01.04.45 in der Ostsee zugänglich bzw. bekannt.
Es wäre durchaus möglich, daß ein weiteres Boot der 1. SFltl in diesem Zeitraum zugeteilt wurde.
Eine 100 %ige Sicherheit gibt es also nicht.

Gruß, Urs
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hoch-am-wind

Hallo Urs, Alois,

hier eine Zusatzinfo: es gibt Hinweise darauf, dass S 170 heute in 11m Tiefe rund 3,5 sm südwestl. vom Leuchtfeuer Keldsnor in Dänemark liegt. Auch das ist eine Hypothese basierend auf Indizien, das dort befindliche Wrack wurde nicht positiv identifiziert.
Quelle: http://www.bubblewatcher.de/schnellboot-s-22/ sowie Öser, Reinhard: Auf dem Grund des Meeres. Verlag das Neue Berlin. Berlin 2016, der davon ausgeht, dass dieses Wrack S 22 ist.

Peter Klink schreibt auf der Bubblewatcher Webseite:
"Das Boot ,,S 170", das zusammen mit ,,S 226" aus Travemünde ausgelaufen war, wurde im Kriegstagebuch (KTB) der Seekriegsleitung (SKL) ab 03.05.1945 als vermisst geführt. Die RAF Squadron 193 hat am 03.04.1945 mit 12 Typhoon I B-Maschinen ein S-Boot 10 sm nördlich Fehmarns (vermutlich ,,S 226") und ein S-Boot südostl. von Fehmarn (vermutlich ,,S 170") mit Bordwaffen angegriffen. Die Versenkung wurde in beiden Fällen nicht gemeldet. Durch Berichte von Zeitzeugen ist von einer Untergangstelle für ,,S 226" bei Lolland auszugehen."

Hat jemand Zugriff auf das KTB der SKL vom 03.05.1945 und kann das verifizieren? Ich nehme an, es handelt sich um einen Schreibfehler und der Angriff der 12 Typhoon Maschinen war am 03.05.1945.
Wenn es sich bei dem versenkten S-Boot tatächlich um S 170 gehandelt hat, könnte es nicht am 08.05.1945 in Kopenhagen gewesen sein.

Auch das eine Hypothese, nicht durch direkte Fakten bewiesen.

Viele Grüße,
Ralf

halina

Entsprechend der Wrackliste wurde  S 170 am 5. Mai 1945 in der Lübecker Bucht wahrscheinlich von der
eigenen Besatzung versenkt .
                                                                                                                           :MG:   halina
" Man muss nicht unbedingt das Licht des Anderen ausblasen , um das eigene Licht leuchten
zu lassen"
                      Phil Borman

Rudergänger

Hallo Ralf,
ja so steht es im Band 68 Seite 450:
"3.5. auf Verlegung Travemünde-Sonderburg Wohnboot 4, Kümo Amstel 12 durch Jabo- und Bombenangriff Höhe Kiel gesunken. S 226, S 170 (Neubaurumpf) und 2 Transportschuten vermißt".

Gruß
Harald

hoch-am-wind

Hallo Harald,

danke... wenn wir von der Richtigkeit von Peter Klink's Indizienkette ausgehen, dann muss Alois' Vater auf einem anderen Schnellboot nach Kopenhagen gekommen sein...

Viele Grüße,
Ralf

bettika61

Hallo Ralf,
die Ereignisse um die Versenkung von S 226, S 170 wurde schon hier https://www.forum-marinearchiv.de/smf/index.php/topic,18105.630.html ab #633
ausführlich diskutiert
Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

Urs Heßling

#14
moin,
vielen Dank top :MG: für die weiteren Beiträge zu einem evt. Verlust von S 170.
Daran hatte ich nicht mehr gedacht. :|

EDIT :
Eine "Negativ"-Antwort stellt natürlich nicht zufrieden.

Es wären also folgende weitere Möglichkeit zumindest zu erwägen :
Es handelte sich um ein in den letzten Kriegstagen für die 1. S-Fltl - evt. unfertig - in Dienst gestelltes Boot, für das keine ordnungsgemäße Dokumentation mehr erfolgte

Gruß, Urs

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

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