Große Zoll Affäre bei der Marine

Begonnen von Decksziege, 09 Juni 2017, 15:35:01

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Decksziege

Moin Moin, habe hier mal eine Frage zum Thema "Zoll-Affäre/Skandal  von 1968 bei der Marine /Bundesmarine.                                    Es sollen alle Boote und Schiffe der Marine betroffen gewesen sein. In Bonn soll man sich Gedanken gemacht haben,ob ein generelles Alkoholverbot, wie bei der USN,auch bei der Bundesmarine eingeführt werden soll.
Wer weiß noch was genaues und was war der Skandal?
Danke aus Schlicktown
Roland

didi1

Gruß Ditmar

RonnyM

#2
...also erst einmal den Ball flach halten... :angel:

Soweit ich mich erinnern kann, waren nicht ALLE Schiffe und Boote darin verwickelt. Ich persönlich habe an Bord von UW 12 im Sommer 1966 den Selbstmord eines Sonarmeisters erlebt. Er hatte den Finger in die 440 Volt-Anlage gehalten. Auch der Selbstmord eines Olt. z. S. auf Schulschiff DEUTSHLAND, der sich erschossen hatte, in der Zeit ist mir erinnerlich.

Soweit man "flüssig" war, konnte man Stangen Zigaretten uns Alkoholika bunkern. Nur nicht mit nach Hause bringen. Wenn man vom Zoll geschnappt wurde, wird man immer doppelt bestraft. Einmal zivilrechtlich und einmal disziplinarisch.

So bin ich 1964 bei einer Pfingstdienstbefreiung nach einer Auslandsfahrt erst am Samstag statt Freitag nach Hause gefahren. In Cuxhaven lauerten die Grünen zwischen den Seefisch-Waggons und stoppten die Taxis. Eigene PKWs waren ganz selten. Meine Schätze konnte ich Zuhause abliefern :-D

1969 bekam ich die Einschränkungen auf Z 4  zu spüren. Nur noch 2 Bier pro Nase. Vorher Kartonweise...

Ergo: Früher war alles besser. :biggre:

Grüße Ronny
...keen Tähn im Muul,
over La Paloma fleuten...

Smutje Peter

Also Ende der 70er Jahre hatten wir eine Monats-Flasche (1Ltr. 40%) und eine Flasche Wein-ähnlicher Getränke (auch 1 Ltr. max. 18 oder 20%) Meist Portwein oder Sherry. Zum Eigenverbrauch. Die durfte man auch mit nach Hause nehmen. Man bekam dafür eine Bestätigung für den Zoll vom ReFü.
Wie viel Zigaretten erlaubt waren weiß ich nicht mehr (Nichtraucher), aber ich hab meine Zigaretten natürlich nicht gegen Portwein eingetauscht, denn das wäre ja verboten gewesen  :angel:. Wenn ich es doch hie und da aus versehen gemacht hätte ... na inzwischen verjährt.  :wink: 
Gruß

Peter aus Nürnberg

Smutje Peter

Ach so Bier gab es an Bord zum Eigenbedarf. Menge wurde nicht kontrolliert, aber mitgenommen haben wir das nicht.
Allerdings war Ehrensache kein Bier im Dienst und auch nur ein oder zwei 0,33 bei Freiwache in Hafen (Genehmigte Ausnahme Decksfest).   
Gruß

Peter aus Nürnberg

Elektroheizer

Zitat von: Smutje Peter am 09 Juni 2017, 19:32:30
Also Ende der 70er Jahre hatten wir eine Monats-Flasche (1Ltr. 40%) und eine Flasche Wein-ähnlicher Getränke (auch 1 Ltr. max. 18 oder 20%) Meist Portwein oder Sherry. Zum Eigenverbrauch. Die durfte man auch mit nach Hause nehmen. Man bekam dafür eine Bestätigung für den Zoll vom ReFü.
So kenne ich das auch von 1981/82, nur ohne Bestätigung vom ReFü.
Ich habe das Grauen gesehn

Smutje Peter

#6
Elektroheizer sagmal din Spruch ist das von Catweasle?  :-D
Gruß

Peter aus Nürnberg

Hastei

#7
Interessante Geschichte. Ich glaube mich zu erinnern, das zu meiner Zeit (1968/72 ) nur außerhalb der Dreimeilen-Zone die Zolllast geöffnet war. Eine Flasche Sprit/Monat oder auf Gesuch mehr, wenn Geburtstag o.ä. vorlag. An Land durften wir davon nur eine Buddel und einge Zigaretten (?) mit nehmen. Kamen wir von einem Manöver, so standen an der Wache oder sogar am Bahnhof die "Schwarze Gang" und viele sind unangenehm aufgefallen, obwohl sie wussten was auf sie zukommen würde , wenn sie sich nicht an die Vorschriften halten würden. Ich pers. bin dann i.d.R. einen Tag später nach Hause gefahren und habe trotzdem paar mal ganz nett geschwitzt wenn die Kontrolle kam. Einmal kam ich mit gehorteten Flaschen und Tabakwaren an der Wache vorbei, zwei Tage nach Einlaufen. Jetzt bist du drann, habe ich mir gesagt und der Schweiß stand mir auf der Stirn. "Na min Jong, hast aber viel schmutzige Wäsche für Mutti in der Tasche ", sagten sie nur und ließen mich passieren. Uff.
Es grüßt der Hastei , der aber trotzdem kein Schmuggler war

Elektroheizer

Zitat von: Smutje Peter am 09 Juni 2017, 21:02:01
Elektroheizer sagmal din Spruch ist das von Catweasle?  :-D
So ist es. Zum Gedenken an den kürzlich verstorbenen Geoffrey Bayldon   :MG:
Ich habe das Grauen gesehn

Manfred Heinken

Moin zusammen,
das mit den Zollfreien Waren war doch eigentlich immer schon ein heikles Thema.
Denn alles Zollfreie konnte ja nur auf See gekauft werden, dort aber, außer Zigaretten, nicht verbraucht werden.
Also wurden die Getränke im Hafen am Liegeplatz aufgebraucht. Die Getränke und die Zigaretten, bis auf angebrochene Packungen,
mit an Land zu nehmen war bei uns in Bremerhaven nicht ratsam. Die schwarze Gang stand vor der Wache und kontrollierte fast
jeden Marinesoldaten der an Land ging. Fündig wurden sie bei einem OMaat von der "Scheer". Dieser OMaat hatte seine blaue Reisetasche voller Zigaretten gepackt und wollte diese mit an Land nehmen. Es ist ihm nicht gelungen. Die Zollmöpse hatten ihn sofort am Haken und nahmen alles sofort unter ihrer Kontrolle.
Einen Tag später ging der Mann wieder an Land, wieder mit Zigaretten und wurde abermals vom Zoll erwischt. Das gab auf der "Scheer" ein mächtiges Theater.
Der 1 WO ging auf Kontrollrunde und untersuchte alle Winkel und Schränke nach Zollfreien Waren.
Bei uns im U-Deck wurde er fündig. Eine Flasche "Escorial Grün" fiel ihm sofort auf. Sein Urteil: sofort aus austrinken oder entsorgen.
Wir haben uns für das Austrinken entschieden. "Escorial Grün" habe ich seitdem nie wieder getrunken.
Aber Einschränkungen in Verkauf der Zollfreien Waren gab bei uns an Bord nicht, wir konnten nämlich damit umgehen und haben alles kurzfristig vernichtet.

Das mit den Zollfreien Waren gab es doch auch in der Handelsschifffahrt. 1989 sorgte ein Fischereischutzboot für Schlagzeilen, Die haben auch alles an Land verscheuert was eben Zollfrei war. Auch gefangene Fische, aber die gehörten ja nicht zum Zollgut.

Was soll es, eigentlich sehr schöne Erinnerungen an eine tolle, bewegte Zeit.

Beste Grüße
Manfred Heinken





Smutje Peter

@ Elektoheizer

Ja das war er. Hat ja ein schönes Alter erricht. Hat schon damals ausgesehen wie 100. War ein nettes Beispiel für den manchmal etwas skurrilen Humor der Briten. Ich mochte ihn.
Gruß

Peter aus Nürnberg

RonnyM

...noch was zu den Preisen damals...

Von den 350.- DM / Monat konnte der kleine Gefreite die Stange Zigaretten (200 Stck) für einen Heiermann erwerben. Die Literflasche Doornkaat für 2,30 DM und den Scotch Black & White, Ballantines und wir sie alle hießen auch für nen`Heiermann. Aber der Reiz zum Schmuggeln war da. :biggre:

Escorial wie bei Manfred hab`ich nie erlebt. Wer trinkt auch solch ein klebriges Zeugs... :-D `

Grüße Ronny
...keen Tähn im Muul,
over La Paloma fleuten...

Big A

#12
Moin!

Zollfreie Waren sind eigentlich völlig harmlos, WENN alle mitspielen und sich an die regeln halten würden.

Vom Einsatz mal abgesehen (dort gelten andere "Verbrauchsregeln" an Bord) gab es bei uns (Fregattens) pro Mann (Mannschafter und UO) und Tag 2 Bier, wurde meist in fassweise in die Messen gegeben (war besser zu kontrollieren und nicht zu bunkern). PUO und Offz hatten in den jeweiligen Messen "alles".
Für Decksfeiern u.ä. konnten Sonderrationen beantragt werden.
Mit Passieren der Seezollgrenze (nicht gleich "Drei-Meilen-Zone") mit urkundlichem Eintrag ins Schiffstagebuch konnte die Zolllast aufgemacht werden.
Nicht nur Knuff, TaiTai und Rauch, auch Verpflegungswaren (Butter, Fleisch, Kaffee...) konnten nun zollfrei genutzt werden.
Für die Tabakwaren gab es auch Abgabemengen, weiß aber die Grenze nicht mehr genau.
Für jede Fahrt gab es dann eine Flasche Hartes zum Mitnehmen, wurde bestellt (Wunschliste, mein Ziel als SVO war es immer, alles Wünsche zu erfüllen; das klappte fast immer) und vor Einlaufen ausgegeben.
Zum Import war es wichtig, aus welchem Hafen man kam, EU oder Drittland, das hatte Auswirkungen auf die Freimengen.
Alles wurde deklariert, persönlich, von jedem Soldaten, auf Formblättern. Wichtig auch die sonstigen Souveniers (Jeans aus USA - Baumwollimport!!; Kameras aus dem PX des US-Stützpunkts usw.), denn auch hier gibt es Freimengen.
Zigaretten durften 200 Stück (nicht 10 Schachteln!) aus Drittländern eingeführt werden, harter Stoff 1 l, weiches Zeug unter 21% Alc meiner Erinnerung nach 2 l.
Wenn jemand z.B. eine teure Kamera aus Deutschland mitnahm und aus Ländern wiederkam, wo es diese "billig" gab wurde immer geraten, sich eine "Nämlichkeitsbescheinigung" (heißt wirklich so) beim Zoll zu besorgen. Damit konnte nachgewiesen werden, dass dieser teuere Gegenstand bereits in D im eigenen Besitz war und mitgenommen wurde. Anderenfalls war man ggf. in der Beweispflicht, so lange konnte das Gerät beschlagnahmt werden.

Wenn man die Buch- und Nachweisführung ordentlich hatte, konnte einem als Vorgesetzten wenig passieren, der individuellen Blödheit waren natürlich keine Grenzen gesetzt.

Zollfrei angebrochene Lebensmittel durften in bestimmten Mengen auch nach einlaufendem Passieren der Seezollgrenze noch verbarucht werden (auch da gab es Mengenbeschränkungen); es war also eine Frage der "richtigen" Planung, wie man diese Lebensmittel noch weiter verbaruchte...

Axel
Weapons are no good unless there are guts on both sides of the bayonet.
(Gen. Walter Kruger, 6th Army)

Real men don't need experts to tell them whose asses to kick.

Big A

#13
ZitatEscorial wie bei Manfred hab`ich nie erlebt. Wer trinkt auch solch ein klebriges Zeugs... :-D `

Wer das trinkt, der frisst auch kleine Kinder!

Die u.a. Wunschliste war übrigens meist sehr einfallslos, 95% bezogen sich auf Bacardi, Jim Beam, Tullamore Dew u.ä.; beim TaiTai für die Süße zu Hause fast nur Chanel No 5; ggf. mal was Trendiges aus der Werbung. War idR keine besondere Herausforderung. Nur mein IO, der hatte immer besondere Zigarren-Wünsche (da durfte man sogar noch im Schiff rauchen...)

Axel
Weapons are no good unless there are guts on both sides of the bayonet.
(Gen. Walter Kruger, 6th Army)

Real men don't need experts to tell them whose asses to kick.

Smutje Peter

 :-)

War halt so. Und das mit dem Escorial war zu meiner Zeit noch aktuell. Brannte grün und gab mit anderem Stoff zusammen verkostümiert (kein Schreibfehler sondern Absicht) einen furchtbaren Kater.
Bei uns war für die Zolldokumentation eben der ReFü zuständig. Wenn das ordentlich geführt war brauchte man keine Angst vor der schwarzen Gang haben. Der Stoff unter 21% war wohl tatsächlich 2 Ltr. Den hab ich immer voll ausgenutzt.

Oha ich glub ich kauf mir mal wieder ein Gläschen Port  :O/Y
Gruß

Peter aus Nürnberg

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