Die LÜTJENS ausser Dienst gestellt

Begonnen von Scheer, 31 Oktober 2003, 12:31:58

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Scheer

Letzte Fahrt der «Lütjens» beendet deutsche Zerstörer-Tradition

Kiel - Nach 34 Dienstjahren tritt der letzte Zerstörer der deutschen Marine, die «Lütjens», seine Abschiedsfahrt an: Am (morgigen) Mittwoch verlässt das Schiff den Heimathafen Kiel und dampft nach Wilhelmshaven, wo der 134 Meter lange und 14 Meter breite graue Riese auf dem so genannten Schiffsfriedhof festmacht, wo ausgemusterte Marineschiffe vor dem Verkauf untergebracht werden. Heute hat die Marine nur noch Fregatten als große Kampfschiffe im Dienst. Fregatten sind ursprünglich deutlich kleinerals Zerstörer gewesen.
In den letzten Tagen war die Crew unter dem Kommando von Fregattenkapitän Michael Meding mit der Abwicklung des Schiffes beschäftigt. «Die Abrüstung von rund 100.000 Ausrüstungsgegenständen läuft seit Tagen auf Hochtouren», sagt Meding. Vom Essbesteck über Whiskygläser bis zur Admiralsflagge muss alles, was nicht fest mit dem Schiff verbunden ist, an die Bundeswehrverwaltung zurückgegeben werden. Schon seit Wochen ist das Schiff mit der einst stärksten Feuerkraft aller Einheiten der Marine völlig entwaffnet. Im Skagerrak wurden am 27. September die letzten Granaten und Raketen abgefeuert. «Wir sind jetzt völlig frei von jeglicher Munition», bilanziert Meding. Auch die Besatzung ist geschrumpft. Von den einst 334 Mann sind noch 190 an Bord. Die Stimmung bei Schiffsführung und Mannschaft ist gedrückt und voller Wehmut. Bei der letzten Fahrt sind keine Gäste an Bord: «Wir wollen mit unserem Schiff allein sein und noch ein paar schöne Stunden erleben», sagt Meding. Die Besatzung hatte nur einen Wunsch: «Bitte nicht durch den Nord-Ostsee-Kanal, sondern lieber bei Sturm durchs Skagerrak», beschreibt der Kommandant die Gefühlslage an Bord. Somit bekommen die 70.000 PS der beiden Dampfturbinen noch einmal Gelegenheit zu zeigen, was in ihnen steckt. 32 Stunden soll die Fahrt um Jütland nach Wilhelmshaven dauern. Dort wird am 18. Dezember die Dienstflagge eingeholt.
Die «Lütjens» gehört zur Charles F. Adams-Klasse und wurde am 1.März 1966 bei der Werft Bath Iron Works in Bath im US-Staat Maine auf Kiel gelegt und am 22. März 1969 als erster Raketenzerstörer der Bundesmarine in Dienst gestellt. Sie war vor allem für den Kampf gegen Flugzeuge ausgerüstet, konnte aber auch U-Boote und andere Schiff bekämpfen. In ihrem langen Leben hat das Schiff rechnerisch fast 36 Mal die Erde umrundet (791.560 Seemeilen) und dabei 140 Millionen Liter Kraftstoff verbraucht und rund 15.000 Soldaten an Bord gehabt.
Den drei ausgemusterten Zerstörern «Lütjens», «Rommel» und «Mölders» folgen die hochmodernen Fregatten «Sachsen», «Hessen» und «Hamburg». Sie sollen in Wilhelmshaven zu einem Fregattengeschwader zusammengefasst werden, bestätigte Flottensprecher Gerhard Deisenroth entsprechende Planungen.
Pressemeldung vom 28.10.2003

Quelle: http://www.janmaat.de/m_news.htm

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Damit geht auch eine Zeit zu Ende in der man sich gestritten hat ob Schiffe der Bundesmarine Namen von ehemaligen Militärs der NS-Zeit tragen dürfen.

SeeNr.1

Die 3 Ladys waren einmal der Stolz der Flotte.

Die Rommel wurde als letze in Dienst gestellt und als erste wieder ausser Dienst, im Jahr 2003 hat man die alte Lady in die Türkei geschleppt und auseinander gefeddert, als ich die Bilder sah hatte ich Tränen in den Augen, schliesslich war das mal für 18 Monate mein zuhause.
Als nächstes wurde die Mölders a.D. gestellt, die heute schon seit 5 Jahren im DMM in WHV als Museumsschiff besichtigt werden kann. Die Lady wird jedes Jahr im Mai von ca 60 Ehemaligen des 1.ZG. in Schuss gehalten.
Die Lütjens wurde später nach Eckernförde geschleppt, für Ansprengversuche. Der letzte Versuch hat die Lady fast versenkt, nach notdürftiger Reperatur kam sie wieder zurück nach WHV, wo sie im Arsenal vor sich hin gammelt.

Für die Rommel und die Lütjens sicherlich kein Ehrenvolles Ende.

Wilfried

Moin Schmadding,

da gebe ich Dir recht; man hängt an seinem schwimmenden Zuhause. Seien wir froh, daß wir noch eine dieser Einheiten auf ebenem Kiel schwimmend haben; ich mag nur annähernd schätzen, welch' Summe Geldes und enormer freiwilliger Einsatz notwendig ist, dieses Schiff als schwimmendes Exponat zu erhalten. Bezüglich der LÜTJENS; die ist so voller Asbest, dass ohne entsprechende Vorleistungen monetärer Art kein Abwracker dran geht; deshalb die Dümpelei im Arsenal ... seien wir also froh, wenn wir noch einen richtigen Zerstörer erhalten besichtigen können.

Mit einem lieben Gruß
der Wilfried, der gerne einen Fletcher erhalten hätte ...  :-D
... Tradition pflegen, bedeutet nicht, Asche aufzubewahren sondern Glut am Glühen zu halten ...
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Redfive

Moin Wilfried,

so voll mit Asbest sind die drei garnicht mehr gewesen. Die gesammten Rohrisolierungen und Wanddämmungen und und und wurden schon in den 90ér Jahren zum großen Teil rausgerissen. Ein paar Werftliegezeiten bei HDW und weiteren habe ich ja mitgemacht und hatte mich diesbezüglich auch mit den Werftarbeitern unterhalten, die mir dies auch sagten,da ich ja auch erst anfang 99 an Bord der Mölders ging.  :wink:
Da ich selber Heizer war, konnte man sich selber davon überzeugen.
Aber die eine oder andere Ecke wurde auch vergessen.  :wink:

Gruß
Sven  :MG:

PS: Meine alte Lady ( Mölders ) besuche ich mind. einmal Jährlich.  :MZ:
     
Werft: Schwerer Kreuzer Prinz Eugen, Leichter Kreuzer Nürnberg

dirkP1a

Es soll ja auch noch, sich mir nicht bekannte oder erschließende, Ansprüche der amerikanischen Seite an ex-Lütjens und ex-Mölders geben. Wenn das so stimmt, dann darf die BRD mit den Schiffen immer noch nicht "einfach so" das machen, was sie will.   :MV:
Der Anblick der hilflos gen Himmel gerichteten Rohrstümpfe geht einem bei Lütjens ja schon richtig nahe.
Diskutiere nie mit Idioten , sie ziehen dich auf ihr Niveau herab und schlagen dich dann mit ihrer Erfahrung .

Gruß  DIRK

SeeNr.1

Zitat von: Wilfried am 06 März 2010, 00:45:56
Moin Schmadding,

da gebe ich Dir recht; man hängt an seinem schwimmenden Zuhause. Seien wir froh, daß wir noch eine dieser Einheiten auf ebenem Kiel schwimmend haben; ich mag nur annähernd schätzen, welch' Summe Geldes und enormer freiwilliger Einsatz notwendig ist, dieses Schiff als schwimmendes Exponat zu erhalten. Bezüglich der LÜTJENS; die ist so voller Asbest, dass ohne entsprechende Vorleistungen monetärer Art kein Abwracker dran geht; deshalb die Dümpelei im Arsenal ... seien wir also froh, wenn wir noch einen richtigen Zerstörer erhalten besichtigen können.

Mit einem lieben Gruß
der Wilfried, der gerne einen Fletcher erhalten hätte ...  :-D

Moin Wilfried,
der Aufwand um die Lady zu erhalten ist immens, wenn Du ca. 60 Leute mal 8 Std. täglich, mal 5 Tage rechnest plus Material, kommst Du auf eine Summe von etwa 50.000 bis 60.000 €uronen.

Moin Dirk
Zitat von: dirkP1a am 06 März 2010, 11:07:03
Es soll ja auch noch, sich mir nicht bekannte oder erschließende, Ansprüche der amerikanischen Seite an ex-Lütjens und ex-Mölders geben. Wenn das so stimmt, dann darf die BRD mit den Schiffen immer noch nicht "einfach so" das machen, was sie will.   :MV:
Der Anblick der hilflos gen Himmel gerichteten Rohrstümpfe geht einem bei Lütjens ja schon richtig nahe.

Dirk, es ist nicht an dem, daß die Amis da noch Ansprüche stellen, die 3 Ladys wurden Ende der 60er Anfang der 70er gekauft und auch bezahlt. Somit bestehen keinerlei Ansprüche mehr.

MkG Jürgen

Ulrich Rudofsky

ZitatAnsprüche der amerikanischen Seite

Ich glaube die LÜTJENS gehört euch "lock, stock and barrel" ob ihr sie wollt oder nicht.  Es ist in der heutigen politischen Lage vielleicht nicht mehr möglich dieses Schiff als ein Museumsschiff zu gestallten, aber dieses Schiff repräsentiert ein historisches Ereigenis sondersgleichen in der Geschichte der Deutschen Marinen.  

Die USN hat eine Plage mit zu vielen ausgedienten Schiffen: z.B. Iowa, Ticonderoga, Forrestal, JFK, Saratoga, Wasp.......die niemand will oder finanzieren kann.  Die existierenden Museumsschiffe: Olympia, Texas, Alabama, North Carolina usw. sind auch am Ende ihres Lebens anglangt.  

Ulrich Rudofsky

SeeNr.1

Zitat von: Ulrich Rudofsky am 06 März 2010, 23:57:04
ZitatDie USN hat eine Plage mit zu vielen ausgedienten Schiffen: z.B. Iowa, Ticonderoga, Forrestal, JFK, Saratoga, Wasp.......die niemand will oder finanzieren kann.  Die existierenden Museumsschiffe: Olympia, Texas, Alabama, North Carolina usw. sind auch am Ende ihres Lebens anglangt.  

Deshalb versuchen ehemalige Besatzungsmitglieder mit Spendenaufrufen genügend Geld zusammen zu kriegen um DDG2 Charles F. Adams als Museumsschiff herrichten zu können.

Hier der Link zur Homepage der ACVA (Adams Class Veterans Association):

http://adamsclassddgvets.org/

dirkP1a

Hi Jürgen !  :-D

Die Sache mit den "Ansprüchen" amerikanischer Dienststellen kam im September während des Besuchs im Arsenal auf. Die Phrase "weitere Entmillitarisierung vor Abgabe an Abwracker" stand ebenfalls im Raum. Alles recht merkwürdig bis unwahrscheinlich !?
Mir erscheint eine Asbestverseuchung als Grund des herumdümpelns auch als wahrscheinlicher. Selbst geringe Mengen dieser netten Faser sorgen entsorgungstechnisch ja für nen riesen Aufwand.

Diskutiere nie mit Idioten , sie ziehen dich auf ihr Niveau herab und schlagen dich dann mit ihrer Erfahrung .

Gruß  DIRK

Tim S.

Hier übrigens ein Bild der LÜTJENS während einer Werftliegezeit bei HDW, als es da noch Schwimmdocks gab:

Ulrich Rudofsky

Also von hieraus gesehen ist die LÜTJENS ein ideales historisches Museumsschiff für Deutschland.  Die Entsorgung von Asbest muss sowieso gemacht werden, ob man es abwrackt oder versenkt oder als Museum ausstattet.     
Ulrich Rudofsky

Hastei

aber wir habe doch schon die Mölders.

Redfive

Also ich hätte nix dagegen wenn die Lütjens als Museumsschiff in Hamburg oder Rostock stehen würde.  :wink:
Da würde ich auch mehr als nur einmal im Jahr rüber fahren um mir mein altes Boordkomando anzusehen und man hätte viel eher die möglichkeit sich auch mal mit an der Restaurierung zu beteiligen. Von Schwerin nach WHV immer zu fahren geht auf dauer doch ganz schön ins Geld.  :wink:


Gruß
Sven  :MG:
Werft: Schwerer Kreuzer Prinz Eugen, Leichter Kreuzer Nürnberg

Trimmer

Sven ich glaube da sind wir uns alle einig. Wäre doch bestimmt eine gute Bereicherung für Rostock und wenn ich sehe wie z.B. die U-Boote besucht werden(Peenemünde ) dann denke ich doch das es sich lohnt. Da würde ich sogar nochmal als Rentner für 1 Euro die Stunde arbeiten. Wäre sinnvoller als was jetzt einige Leute machen müssen.
Leider wird es aber wieder so kommen das die"Lütjens" verschwindet und dann erst nach gedacht wird. "Hätte wir doch "

Gruß - Trimmer - Achim
Auch Erfahrung erhält man nicht umsonst, gerade diese muß man im Leben vielleicht am teuersten bezahlen
( von Karl Hagenbeck)

dirkP1a

Ich denke mal, das schon zum jetzigen Zeitpunkt die Kosten einer "notdürftigen" Restauration für Ausstellungszwecke enorme Höhen erreichen dürfte.
Alleine die offensichtlichen Schäden durch die Ansprengversuche sollten erstmal im Dock geklärt und evt. behoben werden.
Die Rohre beider Türme sind abgeschnitten worden, der ASROC Starter steht auf dem Kai und nicht mehr an Deck. Im Inneren dürfte es nach "Bombeneinschlag" aussehen und diverse Antennen etc. wurden geplündert.
Mit Spucke und Farbe kommt man da leider nicht mehr weiter.
Emotionslos betrachtet wird es besser sein die D186 zu erhalten.
Aber auch deren Schicksal ist ja nicht zu 100 % sicher.

Vielleicht sollten wir einen Verein zum Erhalt des Typschiffes der 103er Klasse gründen !?   :cry:

Ich hab da immer noch die teilweise tieftraurigen Gesichter der ehemaligen Lütjens-Fahrer vom September 2009 im Gedächtnis ...
Diskutiere nie mit Idioten , sie ziehen dich auf ihr Niveau herab und schlagen dich dann mit ihrer Erfahrung .

Gruß  DIRK

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