Schlachtschiff Bismarck 1940/41: Erw. Neuausgabe?!

Begonnen von See, 20 März 2017, 16:44:39

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See

Liebes Forum,


offenbar gibt es von "Schlachtschiff Bismarck 1940 - 41 : der Bericht eines Überlebenden" eine (stark) erweiterte Neuausgabe mit dem Titel "Schlachtschiff Bismarck : ein Überlebender in seiner Zeit". Ich habe nun erfolglos versucht herauszufinden, worin sich beide Ausgaben unterscheiden. Kann mir da jemand helfen?

Außerdem würde ich gerne wissen, ob es sich überhaupt lohnt eines der beiden Bücher zu lesen? Ich nehme an, dass vieles längst überholt ist. Wenn ich es richtig verstehe, ist allerdings wenigstens die erste Ausgabe ein Erlebnisbericht des Autors und das wäre ungeachtet historischer Ungenauigkeiten, die sich da womöglich eingeschlichen haben, für mich dennoch interessant. 

Leipzig

Ich kenne nur die zweite Ausgabe, aber soweit ich weiß, umfasst sie den Inhalt der ersten und geht eben darüber hinaus. Geschrieben sind beide Bücher ja vom damaligen IV. AO der "Bismarck" und anfänglichen Adjutanten des Kommandanten, meines Wissens zugleich der ranghöchste Überlebende. Natürlich hatte er nur einen begrenzten Blickwinkel, aber dafür gerade auch einen Blick auf die Vorgänge und die Personen an Bord. Die zweite Ausgabe umfasst darüber hinaus auch Schilderungen seiner Zeit vor der "Bismarck" (z. B. auch in England) und nach der Versenkung, also z. B. im Kriegsgefangenenlager, und spiegelt die innere und äußere Situation und Problematik eines sehr NS-kritischen, aber gegenüber seinem Vaterland loyalen Soldaten in der damaligen Zeit wieder. Ich halte das Buch für durchaus empfehlenswert.

Leipzig   

See

Danke für deine Reaktion! Nun ist mir einiges klarer.

Thoddy

ZitatAußerdem würde ich gerne wissen, ob es sich überhaupt lohnt eines der beiden Bücher zu lesen? Ich nehme an, dass vieles längst überholt ist. Wenn ich es richtig verstehe, ist allerdings wenigstens die erste Ausgabe ein Erlebnisbericht des Autors und das wäre ungeachtet historischer Ungenauigkeiten,

im Buch sind auch Teilinformationen aus britischen Archiven vorhanden, samt ordentlichem Quellenachweis so daß man notfalls selbst tätig werden kann.

Wenn es um technische Daten/ Prozeduren der Bismarck geht bin ich an einigen Stellen etwas enttäuscht. MR benutzt teilweise allgemeine Werte aus britischen Archiven für Dinge die Ihm eigentlich vertraut sein müßten und einige seiner Erinnerungen erschienen mir auch fehlerbehaftet/zu vage zu sein. Mag sein, ein Teil der Unkorrektheiten ist auf die vergangene Zeit zurückzuführen, Aber man muß auch darauf schließen, dass er in bestimmte, geheim zuhaltende Informationen z.b. Funkmess trotz seiner Dienststellung als 3.AO nicht eingeweiht war.

Außerdem erscheint mir zum Beispiel seine Wiedergabe der Standard-Schießprozedur an Bord der Bismarck leicht fehlerhaft. Da waren paar Dinge, die mir beim Lesen aufgefallen sind und die nicht "passen", wenn man es denn so formuliert.

Trotzdem ich würde es kaufen.
Meine Herren, es kann ein siebenjähriger, es kann ein dreißigjähriger Krieg werden – und wehe dem, der zuerst die Lunte in das Pulverfaß schleudert!
WoWs : [FMA]Captain_Hook_

See

Danke für deine Einschätzung Thoddy!

Ich werde mir das Buch organisieren.

Eine Frage stellt sich mir dann aber doch noch: Woran mag es liegen, dass ein AO fehlerhafte Angaben zur "Schießprozedur" macht? Als Laie würde ich vermuten, dass genau das sein Metier ist?!


t-geronimo

Er war ja eigentlich nur recht kurz Soldat. Wann hat er sein erstes Buch geschrieben? 1980? Da sind viele, viele Jahre ins Land gegangen, in denen er mit dem Metier Artillerie nichts mehr zu tun hatte. Da mag das eine oder andere, v.a. Details, durchaus in Vergessenheit geraten sein.
Das wäre zumindest eine denkbare Erklärung für mich.
Gruß, Thorsten

"There is every possibility that things are going to change completely."
(Captain Tennant, HMS Repulse, 09.12.1941)

Forum MarineArchiv / Historisches MarineArchiv

J.I.M

Ich fand es etwas bedauerlich, dass er ein allgemeines Buch über die Bismarck geschrieben hat. Er hätte bei allen möglichen abstrichen(Fehler bei Funkmesstechnik) auch die Möglichkeit gehabt dem Leser den Einsatz von schwerer Schiffsartillerie im Detail zu erklären. Schade....

JIM

Thoddy

#7
ZitatEine Frage stellt sich mir dann aber doch noch: Woran mag es liegen, dass ein AO fehlerhafte Angaben zur "Schießprozedur" macht? Als Laie würde ich vermuten, dass genau das sein Metier ist?!

Ich habe vor jetzt 30 Jahren eine Offizierslaufbahn als Artillerieoffizier  angefangen aber nicht beendet und ich habe auch nicht im aktiven Dienst gestanden. Somit ist auch bei mir einiges verloren gegangen

Aber schon so sind mir einige Ungereimtheiten bei Begriffen und Abläufen aufgefallen, die nicht unbedingt falsch sein müssen, aber ich sage mal ungewöhnlich. Ich kann das jetzt nicht mit Fundstelle, Problem und Seite benennen dazu müßte ich wieder tiefer ins Buch einsteigen.

Ich finde z.B. die Mängel in Sachen Funkmess gravierend. Denn es werden explizit im AVKS Bericht paar interessante Details genannt(Feinmessung sowohl für E-Messsung als auch Winkel Fein, direkte Einbindung Funkmess in die Feuerleitung und Datenbereitstellung für die Rechenstellen) und Verweise auf mindestens 2 weitergehende Reports zum Thema Funkmess (Messreichweiten...) und das Thema ist bei ihm faktisch totale Fehlanzeige nur paar allgemeine Daten zu deutschem Funkmess aus englischen Archiven ist irgendwie schwach. Diese Daten passen nämlich nicht zu einer Anlage mit Feinmeß ... Einrichtungen. Hier wandelt sich möglicherweise Wissen zur Spekulation.

Hier hätte er sagen können Funkmess war vorhanden, aber "ich" war aufgrund Geheimhaltung nicht in bestimmte (welche?) Details eingeweiht.

Gleichfalls fand ich die seine Beschreibung des Gefechtshergangs am 27.051941 etwas komisch.

In der verhältnismäßig kurzen Zeit von ca 08:47 - ca 09:09 hat Bismarck offensichtlich seine 3 SA- Leitstände und vermutlich auch die Brücke verloren.  Und wenn man sich seine "zweieinhalb Erinnerungs-Sätze" zu dieem entscheidenden Zeitraum durchliest, ist man einfach nur enttäuscht (jedenfalls ich).  -Weil es als ein Augenzeugenbericht betitelt ist-.

Da gleichzeitig zum Beispiel Details von der  anderen Seite genannt werden "frühe"5er Salve von Rodney erbrachte nur 3 Wassersäulen". Damit einhergehend wohl Teil/Vollausfall von Anton und Bruno und vermutlich vorderer Artillerieleitstand. Davon müßte der Kollege im hinteren Leitstand irgendwas mitbekommen haben, sei es z.B. dass die Kommunikation mit bestimmten Stellen ausgefallen ist. , weil gerade diese paar Minuten Anlass zu den allerfeinsten Spekulationen geben.

Ja und ich weiß, dass wenn man mit Überleben beschäftigt ist alles andere weit in den Hintergrund rückt. Aber im Rückblick erscheint es mir legitim  sagen zu können, "was da passiert ist, an dass kann ich mich nicht mehr erinnern".

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Wie gesagt Das Buch halte ich für wertvoll als Augenzeugenbericht in Verbindung mit diversen allgemeinen Informationen, man sollte/muß die "Mängel" hinnehmen, hat aber Möglichkeiten diese anderweitig (oder auch nicht) auszugleichen.
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