Deutsche Schlachtschiffe als Raider gegen Geleitzüge

Begonnen von J.I.M, 15 März 2017, 18:17:11

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ufo

Einmal so - nun, nicht richtig off topic aber so als Devil's Advocat warum ich denke, dass die Deutschen Schlachtschiffe sowieso nicht als Raider geeignet waren:

Dem Handelskrieg mit Schlachtschiffen steht genau wie beim dem "mal eben" Versenken von angeschossenen Gegnern (HMS PoW, HMS Exeter, ...) in erster Linie die Mathematik entgegen.

Wenn man die 'Verwundbarkeit' eine Schlachtschiffes, eines Kreuzers oder einer Fregatte beguckt, wenn man die 'Standfestigkeit' anschaut, wenn man guckt ob dies Schiff 'besser' oder 'schlechter' ist als ein anderes dann summiert man halt immer ueber viele immaginaere Treffer auf. Daraus entsteht dann zum Beispiel so etwas wie die Heftreihe "Hauptkampfentfernung".

Im echten Gefecht aber zaehlt jeder einzelne Treffer. Jeder Treffer fuer sich ist ein statistisch seltenes Ereignis. Aber praktisch kein Grosskampfschiff ist statistisch durch eine Masse an Treffern erledigt worden. Selbst bei Fuso oder Yamashiro kann man noch einzelne "tragische" Treffer ausmachen. Man kann eigentlich immer einzelne "tragische" Treffer identifizieren. Nicht umsonst werden die dann hinterher genau einzeln analysiert wie meine Kaiserlichen "Panzertreffer", die wir hier mal im Forum verteilt hatten oder die online verfuegbaren Schadenanalysen der Amerikaner zeigen.

Und fast alle Grosskampfschiffgefechte zeigen, dass jeder einzelne Treffer zaehlt. Treffer aber, die hinterher Erfolg oder Katastrophe ausmachen, kann keine Studie "Hauptkampfentfernungen" vorhersagen. "Seltene Ereignisse" sind nicht berechenbar. HMS PoW, Bismarck und Hiei haben allesammt Rudertreffer kassiert. Kurios eigentlich. Aber auch bei anderen Treffern geht dann halt irgendwas kaputt, was doch echt wichtig ist.
Die halten alle was aus aber kaum ein Grosskampfschiff hat was eingesteckt und hinterher seinen Auftrag weiter erledigt.

Raider muessen verbrauchbar sein einfach, weil eine nicht vernachlaessigbare statistische Wahrscheinlichkeit besteht, dass es sie erwischt.

Die Briten konnten es sich leisten (einige) Schlachtschiffe fuer moegliche Einwegoperationen zu verwenden. Haette irgendein Zerstoerer HMS Warspite in dem engen Fjord erwischt, wuerden sich hinterher alle unterhalten, was fuer eine idiotische Operation das doch war. Hat halt geklappt. Ging aber nur, weil Warspite verbrachbar war.

Einen notorisch schlecht gepanzerten Schlachtkreuzer und ein Schlachtschiff frisch von der Werft gegen ein modernes, eingefahrenes Schlachtschiff zu schicken war riskant. Ging aber, weil beide Schiffe verbrauchbar waren.
   
Das aber waren Deutsche Schlachtschiffe eigentlich nicht. Raeders Konzept von der Diversion durch Raider sah ja doch halt vor, dass man das nutzen kann, um dann in den Heimatgewaessern was anzurichten. Da aber war dann nix mehr. Mit den Panzerschiffen und den schweren Kreuzern haette man das grade noch rechen koennen aber selbst da zeigte sich, dass man doch traurig war Graf Spee verbraucht zu haben. So richtig eingeplant war das wohl doch nicht.

Die vier Schlachtschiffe waren viel zu kostbar und viel zu wenige, um verschleissbar zu sein.

Just my two Pence
Ufo

DST

Zitat von: Sarkas am 21 März 2017, 09:28:36
Ich behaupte nicht mehr, als dass das Convoi-System jegliche Raider-Taktik aushebelt. Wenn die Bedrohung die Bismarck ist, und man zur Sicherung zwei eigene Schlachtschiffe braucht, dann muss man die Convois eben so groß machen, dass man mit den vorhandenen Schlachtschiffen auskommt. Und es ist ja nicht so, dass die Briten wenig davon hatten.

Es waren doch die Panzerschiffe die das ganze Sicherungskonzept der Geleitzüge aushebelten.
Da sie den ganzen Kreuzern an Feuerkraft überlegen waren.
Das Ergebnis war das Schlachtschiffe in den Geleitzügen mit fuhren.

Aber einige der englischen Schlachtschiffe waren in andere Operationen gebunden so das nur ein Teil zur Sicherung zur Verfügung stand.
Und zwei Schlachtschiffe für jeden Geleitzug , dafür hätte England auch mal eben 10-20 neue Schiffe aus dem Hut zaubern müssen.
Denn wenn ich dem Internet glauben darf , gab es allein auf der Nordroute in Jahr 1941 70 Geleitzüge,
wieviele es insgesammt waren habe ich keine Ahnung.

Und wenn ich 2,3 oder 4 Geleitzüge zusammen fassen will, stehen einige Frachter wochenlang im Hafen rum und warten auf die Abfahrt.
Dadurch würde der Nachschub unterbrochen und wenn dann nicht 30 oder 40 Frachter ankommen sondern 150 - 200
dann sind die Häfen , wie schon geschrieben würde , schwer überlastet.

Außerdem wären doch soviele Schiffe auf einem Haufen ein gefundenes Fressen für die U-Boote.
Die ganzen Frachter mit der Geleitzugsicherung zusammen auf einem Fleck, da kann man doch mit einem Torpedofächer nur noch treffen.

Zitat von: Sarkas am 21 März 2017, 10:42:59
Natürlich bringt das Konvoi-System logistische Probleme mit sich. Ich sehe nur nicht den qualitativen Unterschied zwischen der Bismarck als Raider und Scharnhorst/Gneisenau, da auch eine Bismarck keinen Konvoi angegriffen hätte, der durch ein Schlachtschiff und mehrere kleine Einheiten gedeckt wird. Und die beiden Schwestern haben ja auch nicht mehr viel gerissen, nachdem sie in Brest angekommen waren.

Hmmm 330 kg zu 800kg Geschoßgewicht.
Dadurch eine deutlich höhere Durchschlagleistung und schon ist eine BS eine um Welten größere Bedrohung als die etwas schwach bewaffneten Schwestern. Aber das die 28cm der Schwestern ein Nachteil waren hatten wir ja schon an mehreren Stellen in diesem Forum.

Aber selbst wenn die BS nicht eine 38cm Granate dabei gehabt hätte.
Solange die Engländer nur wissen das da ein 50.000t Schlachtschiff mit 8 x 38 cm Geschützen  irgenntwo im Atlantik steht.
Solange wäre alles was im Atlantik fährt theoretisch gefährdet.
Eine Kreuzergruppe wie vor La Plata aber da taucht kein Panzerschiff auf sondern dummerweise eine BS .
Geleitzüge im Südatlantik oder irgenntetwas was aus dem Idischen Ozean kommt

Meiner Meinung nach, ware ein Schlachtschiff von der theoretischen Leistungsfähigkeit einer BS , auch ohne eine einzige Granate abzufeuern, eine so große Belastung für die Geleitzüge , ihre Sicherung und alles was sonst noch im Atlantik rum fährt .
Das ein erfolgreicher Durchbruch ohne den Bugtreffer der absolut GAU für den Nachschub und alle anderen Operationen
der Engländer im Atlantik gewesen wäre.


mfg Dirk


Edit:
Was das Verbrauchen betrifft.
Von allem was ich in den Krieg / Gefecht schicke sollte man sich verabschieden.
Und wenn es dann doch zurück kommt ist es um so schöner.

Big A

@ufo:  top brilliant, wie immer :MG:

Mal eine ketzerische Frage: Wie weit entfernt von den deutschen Basen sollen die Raider denn operieren? Wir sprechen hier nicht von "Graf Spee", die es sich Anfang des Krieges noch leisten konnten, sich aus den aufgebrachten Schiffen zu versorgen.
Das wird mit fortschreitendem Krieg auf den Hauptkonvoirouten kaum möglich sein!
Hatte D überhaupt genug Treibstoff für langfristig angelegte Raideroperationen, so wie sie hier diskutiert werden?

Axel
Weapons are no good unless there are guts on both sides of the bayonet.
(Gen. Walter Kruger, 6th Army)

Real men don't need experts to tell them whose asses to kick.

Matrose71

Zitat von: Big A am 21 März 2017, 22:03:49
@ufo:  top brilliant, wie immer :MG:

Mal eine ketzerische Frage: Wie weit entfernt von den deutschen Basen sollen die Raider denn operieren? Wir sprechen hier nicht von "Graf Spee", die es sich Anfang des Krieges noch leisten konnten, sich aus den aufgebrachten Schiffen zu versorgen.
Das wird mit fortschreitendem Krieg auf den Hauptkonvoirouten kaum möglich sein!
Hatte D überhaupt genug Treibstoff für langfristig angelegte Raideroperationen, so wie sie hier diskutiert werden?

Axel

Hallo Axel,

es funktionierte ja auch noch 1940/41 mit der Operation von Admiral Scheer, ich bin auch der Meinung, dass die Schlachtschiffe höchstens bis zu den Azoren operieren können, alles andere denke ich geht eher nicht, auch mit einem besetzten Frankreich.
Und natürlich war der Käse gegessen, mit einem länger dauernden Barbarossa und dann den USA schon zweimal.
So lange das III Reich ausschließlich Krieg gegen GB führte, war das Grundkonzept schon in Ordnung und auch genügend Sprit vorhanden, nicht umsonst hat Chuchill, den 22.06.1941 als den Tag kommentiert, dass endlich der größte Albdruck von GB genommen wurde.
Viele Grüße

Carsten

Sarkas

#64
Ufo hat es auf den Punkt gebracht: Mit wenigen, teuren Einheiten kann man keinen Raider-Krieg führen, weil das Risiko einer Versenkung bzw. schweren Beschädigung nicht akzeptabel ist. Und dabei ist es eben absolut egal, wie sehr man Schiff gegen Schiff überlegen ist, weil ein wehrhafter Gegner immer für einen "Glückstreffer" gut ist. Was macht denn eine Bismarck, wenn sie mitten im Nordatlantik einen Torpedotreffer von einem Sicherungsschiff eines Konvois abbekommt? Ich meine keinen Rudertreffer, sondern ein ganz klassischer Treffer in den Torpedowulst mit fünf Meter großem Loch in der Außenhaut. Kriecht die Bismarck dann mit 12 kn zurück nach Frankreich? Sollte sie es tatsächlich bis in den Hafen schaffen, liegt sie für ein halbes Jahr im Trockendock, und in der Zeit fahren die Konvois nach Belieben.

Die Panzerschiffe - siehe AGS - waren so lange erfolgreich, so lange sie nicht wirklich gekämpft, sondern unbewaffnete Handelsschiffe eingesammelt haben. Und im Südatlantik gab es das Konvoi-System nicht in der Art wie im Nordatlantik.

@DST: Konvois waren - gerade gegen U-Boote - umso wirkungsvoller, je größer sie waren.


p.s.: Wenn man sich die Strategie der Briten ansieht, darf man da auch ein Fragezeichen machen. Was die RN anfangs mit dem Abriegeln der Wege in den Nordatlantik machte, war klassische Seedominanz-Strategie. Nimmt man nur die verfügbaren schnellen Einheiten (Schlachtkreuzer), war die RN aber nicht wirklich überlegen bzw. zahlenmäßig nicht ausreichend überlegen. Es stellt sich also die Frage, ob es nicht klüger gewesen wäre, die schweren Einheiten von Anfang an nur für die direkte Sicherung der Konvois einzusetzen. Selbst bei einem Kampf Bismarck gegen Konvoi mit 1 BB, 2 Kreuzern und einigen Zerstörern wäre der Angreifer ordentlich gefleddert worden, und Verluste konnte sich nur die britische Seite leisten.

Matrose71

Salve,

ausgehend von Urs Zitat und der Beiträge von Ufo und Sarkas
ZitatWar das wirklich so ? .. oder versuchte man einfach, aus dem, was man hatte, das Beste herauszuholen ?
Denn die "Baustrategie" der Vorkriegsjahre paßte, wie schon hier und anderswo hundertmal diskutiert  :zz: :| , eher nicht zu einer "ozeanischen" Seekriegsführung.

ausgehend von Urs Zitat und der Beiträge von Ufo und Sarkas, kommen wir wieder zu einem Zirkelschluss und drehen uns im Kreis, allerdings m.M. nach ohne Abstraktion.

Ausgehend von der Marine, konnte die erst Ende 1937/1938 ahnen, das es auf einen Krieg mit GB hinauslaufen würde, davor tat Hitler alles, um GB bei der Stange zu halten, siehe Deutsch-Britisches Flottenabkommen, SH/GN nur mit 28ern etc.

Insoweit rüstete die Marine wohl am ehesten gegen Frankreich und etwas ins Blaue, deshalb empfinde ich die Kritik oder o.g. Aussagen wenig hilfreich, weil die Marine hätte erst Ende 1938, Anfang 1939 gegensteuern können, also wurde man aus der Sicht der KM in einen Krieg gegen GB gezwungen, mit dem man wohl eher nicht gerechnet und auch nicht geplant hat, insoweit mußte man sich mit dem behelfen was da war und daraus eine Strategie entwickeln.

Ich würde dann gerne mal die Kritiker bitten, eine andere Strategie vorzulegen, im Rahmen der historischen und zeitlichen Abläufe und Planung, weil zu sagen ich weiss 1933, was 1939/40 passiert ist ja schön, aber wenig hilfreich. Ich kann keine grundlegend andere Strategie aus meiner Sicht, mit dem Vorhandenen entwickeln, wenn ihr das könnt, dann macht es, aber der ewige Zirkelschluss führt zu nichts, außer das alle Schiffe im Hafen bleiben oder man 1933 genau wußte, was 1939/40 passieren würde und diese Vorzeichen waren für die Marine bei aller Kritik am 3. Reich nicht erkennbar!
Viele Grüße

Carsten

Sarkas

@Carsten: Du hast mit Deiner Analyse vollkommen recht: Die KM war nicht für einen Krieg gegen GB inkl. Raider-Einsätzen ausgerichtet worden, deshalb hat man versucht, das beste daraus zu machen. Meine Einwände bezogen sich mehr auf die Auffassung, dass das "Konzept" gut war und es nur an Glück/ein paar Einheiten mehr/was weiß ich gemangelt hätte.

Zu der von Dir gewünschten alternativen Strategie: Das Raider-Konzept beruht auch auf Diversion: Tirpitz liegt in Norwegen -> britische Schlachtkreuzer können nicht in den Südatlantik zum Jagen von Panzerschiffen geschickt werden. Diversion benötigt zumindest eine kleine Zahl von Schiffen, die gleichzeitig im Einsatz sind. Will heißen: lieber die Schiffe im Hafen stehen lassen, als sie einzeln in den Einsatz zu schicken und versenken zu lassen. Man stelle sich nur vor, es hätten Ende 1941 Bismarck+Tirpitz und die beiden (einsatzbereiten) Schwestern existiert und sie wären gleichzeitig ausgelaufen; dann hätte die RN ein richtiges Problem gehabt.

Matrose71

@ Sarkas

Dir ist aber bewußt, dass Rheinübung entworfen wurde mit SH/GN, Bismarck und PG, dass es letztendlich durch die Treffer auf SH/GN anders kam und wie schon diskutiert wieder löffelweise eingesetzt wurde, war Raeders Verantwortung und nicht die Planung der SKL und KM, die hätte gerne mit 3-4 Großkampfschiffen operiert.

Obwohl Ende 1941 eigentlich schon zu spät ist, weil die Gefahr bestand, dass sich die USA auch ohne Kiegserklärung beteiligt hätten, bereits seit Herbst 1941 stand ein US Schlachtschiff bei Island.
Viele Grüße

Carsten

Sarkas

Zitat von: Matrose71 am 22 März 2017, 15:40:12
Dir ist aber bewußt, dass Rheinübung entworfen wurde mit SH/GN, Bismarck und PG, dass es letztendlich durch die Treffer auf SH/GN anders kam und wie schon diskutiert wieder löffelweise eingesetzt wurde, war Raeders Verantwortung und nicht die Planung der SKL und KM, die hätte gerne mit 3-4 Großkampfschiffen operiert.

Ist das jetzt nicht ein wenig kleinlich, ob das nun Raeder oder die SKL oder "die KM" entschieden hat? Man hätte "Rheinübung" ja auch abblasen können, nachdem SH/GN nicht verfügbar waren. Lieber ein Schiff besitzen und nicht nutzen, als es verlieren, siehe die Tirpitz. Oder man hätte - siehe die andere Diskussion - Lütjens in seinen Befehlen mehr Spielraum geben können, dann hätte er vielleicht seinen Durchbruchsversuch abgebrochen, und hätte es vier Wochen später wieder (erfolgreich?) versucht.

Urs Heßling

#69
moin, Carsten,

Zitat von: Matrose71 am 22 März 2017, 15:04:45
ausgehend von Urs Zitat und der Beiträge von Ufo und Sarkas
ZitatWar das wirklich so ? .. oder versuchte man einfach, aus dem, was man hatte, das Beste herauszuholen ?
Denn die "Baustrategie" der Vorkriegsjahre paßte, wie schon hier und anderswo hundertmal diskutiert  :zz: :| , eher nicht zu einer "ozeanischen" Seekriegsführung.

Insoweit rüstete die Marine wohl am ehesten gegen Frankreich und etwas ins Blaue, deshalb empfinde ich die Kritik oder o.g. Aussagen wenig hilfreich, weil die Marine hätte erst Ende 1938, Anfang 1939 gegensteuern können, also wurde man aus der Sicht der KM in einen Krieg gegen GB gezwungen, mit dem man wohl eher nicht gerechnet und auch nicht geplant hat, insoweit mußte man sich mit dem behelfen was da war und daraus eine Strategie entwickeln.

Ich würde dann gerne mal die Kritiker bitten, eine andere Strategie vorzulegen,
Ich habe nicht die Baustrategie kritisiert.
Ich habe nur gesagt, daß sie nicht zur [späteren] "ozeanischen Kriegführung" paßte.

Aus den von Dir und von mir geschriebenen (und von mir fett gesetzten) Sätzen leite ich ab, daß wir da eigentlich einer Meinung sind.

Bei der Ansicht zu "nicht günstigere Situation Ende 1941" übrigens auch.

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

Matrose71

Zitat von: Sarkas am 22 März 2017, 16:02:40
Zitat von: Matrose71 am 22 März 2017, 15:40:12
Dir ist aber bewußt, dass Rheinübung entworfen wurde mit SH/GN, Bismarck und PG, dass es letztendlich durch die Treffer auf SH/GN anders kam und wie schon diskutiert wieder löffelweise eingesetzt wurde, war Raeders Verantwortung und nicht die Planung der SKL und KM, die hätte gerne mit 3-4 Großkampfschiffen operiert.

Ist das jetzt nicht ein wenig kleinlich, ob das nun Raeder oder die SKL oder "die KM" entschieden hat? Man hätte "Rheinübung" ja auch abblasen können, nachdem SH/GN nicht verfügbar waren. Lieber ein Schiff besitzen und nicht nutzen, als es verlieren, siehe die Tirpitz. Oder man hätte - siehe die andere Diskussion - Lütjens in seinen Befehlen mehr Spielraum geben können, dann hätte er vielleicht seinen Durchbruchsversuch abgebrochen, und hätte es vier Wochen später wieder (erfolgreich?) versucht.

Hallo Sarkas,

eigentlicht ist das nicht kleinlich, da nach den vorhandenen Quellen, Raeder das letztendlich entschieden hat, auch gegen den Rat anderer Flaggoffiziere und ja auch hinterher, was ihm aus meiner Sicht hoch anzurechnen ist, die volle Verantwortung dafür übernommen hat.

@ Urs,

dann habe ich deinen Beitrag falsch verstanden, da ich es als Kritik am Bauprogramm aufgefasst hatte, mea culpa! :wink:
Viele Grüße

Carsten

Urs Heßling

#71
moin,

Zitat von: Sarkas am 22 März 2017, 12:28:47
Wenn man sich die Strategie der Briten ansieht, darf man da auch ein Fragezeichen machen.
Welches ?  Was hätte die RN "besser" machen sollen ?

Zitat von: Sarkas am 22 März 2017, 12:28:47
Was die RN anfangs mit dem Abriegeln der Wege in den Nordatlantik machte, war klassische Seedominanz-Strategie.
zu Recht.

Zitat von: Sarkas am 22 März 2017, 12:28:47
Es stellt sich also die Frage, ob es nicht klüger gewesen wäre, die schweren Einheiten von Anfang an nur für die direkte Sicherung der Konvois einzusetzen.
Aus meiner Sicht war das Vorgehen, die deutsche Kampfgruppe vor dem Eintritt in den "freien Atlantik" abzufangen, genau das Richtige.
Ein taktischer Fehler Hollands mit zu spitzem Angriffswinkel und das "Kriegsglück" führten zum Verlust der Hood, aber die durch ein 2. Schlachtschiff erzielten Trefferschäden auf BS waren der Anfang vom Ende.

Bei einer "Verzettelung" der Schlachtschiffe wäre die BS in die Lage gekommen, auf schwach gedeckte Konvois zu prallen.


Zitat von: Matrose71 am 22 März 2017, 16:54:58
mea culpa
nulla culpa :wink:

Aber - etwas verspätet :wink: - noch einmal zu Deinem
Zitat von: Matrose71 am 17 März 2017, 13:09:59
Nach meinem Verständnis hat die KM und SKL in der Theorie eine sehr kluge und vor allen dingen mehrdimensionale Strategie oder Gefahrenlage gegen den Gegner entwickelt.
1. U-Boote zuständig für die Versenkung von Handelschiffen
2. Hilfskreuzer ebenfalls zuständig für die Versenkung von Handelschiffen
3. Einzelfahrende Raider auch zuständig für die Versenkung von Handelschiffen, aber auch Druckaufbau auf die Geleiteskorten.
4. Raider Gruppen (SH/GN; BS/PG) leider auch zuständig für die Versenkung von Handelschiffen, aber großer Druckaufbau auf die Geleiteskorten.
zwei Anmerkungen zur Umsetzung der Theorie :
- es fehlte für eine wirkliche Mehr-Dimensionalität die Zusammenarbeit mit der Luftwaffe, wie sie RAF Coastal Command und RN gegen die S-Boote im Kanal fast beispielhaft demonstrierten.
(Für mich ist es ein zentraler Fehler Raeders, dies nicht mit allem ihm zur Verfügung stehenden Druck gefordert zu haben)
- bei baldigem Mangel von (3) und (4) fehlte ein konsequenter "Nachschub" für (2) Hilfskreuzer


Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

Matrose71

Moin Urs,

das geht dann aber nur mit meinem Lieblingsflieger Fw 187 und einem 900 Liter Außentank, da sowohl die Ju 88 in den Versionen bis 1943; He 111 und Me 110, dem Bristol Beaufighter und der Mosquito unterlegen waren, dass mußte schom die Fw 200 erleben, wenn sie auf die beiden Engländer traf, als auch die Me 110, die über Malta gegen den Beaufighter nicht wirklich einen Stich sah.

Du kannst ja keine Marineluftwaffe fordern, ohne das die Flieger in der Luft auch eine Chance haben, mit dem Gegner mithalten zu können und von allen 2 Motorigen mit genügend Reichweite, konnte das alleine die Fw 187 und die späteren Ju 88 der G Ausführung, mit den sehr starken Jumo 213 Motoren.
Viele Grüße

Carsten

Urs Heßling

moin, Carsten,

mir würde die I./KG 40 in Unterstellung von Juli 1940 bis Juni 1941 schon erst einmal reichen (da gab's noch keine Mosquitos und nicht so viele Beaufighter) ..

.. und das ohne die marine-interne Rivalität wie [Zitat aus Chronik des Seekriegs]
22.– 30.1.1941
Nordatlantik

Unternehmen »Berlin«: Neuer Ausbruchsversuch der Schlachtschiffe Scharnhorst und Gneisenau ..
Der B.d.U lehnt einen Einsatz von U 47 und U 107 im Seegebiet südl. Island wegen der zu geringen Anzahl von Booten im Einsatzgebiet, und der ihm am 7.1. (s.d.) unterstellten I./KG.40 mit Fw 200 zur Aufklärung der Island-Faroer-Enge ab, da diese Maschinen ausschließlich für die U-Boote zur Aufklärung von Konvois eingesetzt werden sollen. [Zitat Ende]

Wir geraten schon wieder auf Abwege :|

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

ede144

Tja, das war ja das Problem der Kriegsmarine, von allem zuwenig und zu spät. Und wer hätte 1939 schon geglaubt, das man 1940 am Kanal sitzt und direkten Zugriff auf den Atlantik hat.

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