STANDGERÄT

Begonnen von delcyros, 07 Februar 2017, 18:46:42

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delcyros

Liebes Forum.

Ich werde aus der Beschreibung Thomsens zum St.G. nicht wirklich schlau. Als E.U. Gerät 1896/7 erdacht und letztlich Entfernungsmesser und zum Geräteschießen verwendet, verstehe ich nicht wie es funktioniert hat.

Nach seiner Beschreibung wurden ringförmig geschnittene Prismen so rotiert, dass das dicke Segment über dem dünnen lag und so eine plan-parallele Oberfläche geschaffen wurde, durch die der Lichtstrahl unabgelenkt durchging. Wurde das Prisma rotiert (!) verdrehte es sich und die Lichtstrahlen wurden so abgelenkt, dass zwei Bilder entstanden. Der Operator versucht also bekannte vertikale Strecken am Ziel zu messen.
Das erscheint mir vom Prinzip nicht unähnlich eines alten Mischbild-Entfernungsmessers an der Kamera aber sicher bin ich nicht. Hat einer eine Abbildung dieses Gerätes in Quellen gefunden?

lg,
delc

bodrog

Kennst du Schmalenbach (vermutlich ja) und Jacobsen (vermutlich nein)?

delcyros

Habe beides konsultiert. Aber die Beschreibung in Jacobsen S.68f. hilft nicht, da nur die "wichtigsten Charakteristika" angerissen wurden.

Thoddy

Hast du mal in die "Leitfäden Artillerieunterricht in der Kriegsmarine" geschaut?
zumindest in der 193x ger Version müßte auch was über optisches Gerät drinstehn

Jacobsen ist "Entwicklung der Schießkunst in der Kriegsmarine?"
Meine Herren, es kann ein siebenjähriger, es kann ein dreißigjähriger Krieg werden – und wehe dem, der zuerst die Lunte in das Pulverfaß schleudert!
WoWs : [FMA]Captain_Hook_

bodrog


halina

Moin delcyros ,

Zu dem hier dargestellten E-Meßprinzip gibt es auch die Funktionsbeschreibung , sofern diese für
Dich interessant sein könnte , schau mal unter dem Link Optische E-Messung folgender Webseite ,
zu finden in der Rubrik Technik .

www.deutschekriegsmarine.de                                                                     Gruss   halina
" Man muss nicht unbedingt das Licht des Anderen ausblasen , um das eigene Licht leuchten
zu lassen"
                      Phil Borman

delcyros

Danke Thoddy und Halina!

leider bin ich nicht sicher, ob es sich bei dem Mischbild tatsächlich um das beagte "St.G." handelt, da die Mischbilder keine exakte Bestimmung der Basis am Ziel zulassen. Anscheinend ist auch eine kleinere Ausführung des Standgerätes mit der Bezeichnung "Handgerät"  für die Mittelartillerie für kurze und mittlere Entfernungen und später als Zusatz für U Boot Seerohre zur Entfernungsbestimmung eingesetzt worden. Letzterer bis weit über das Ende des I.WK hinaus. Für dieses, kleine Hd.G. gibt es auch eine Abbildung im alten Dingler, aus der die Arbeitsweise ersichtlich wird (Vgl. Anhang)

Thoddy

#7
ich habe ein Problem mit den Begrifflichkeiten

Standgerät vs. E.U. Gerät 1896/7

"Stand" wird genutzt, wenn es um Entfernung geht also um Rohrerhöhungen
ein Standgerät ist damit ein  E-messer

"EU" ist jedoch der Entfernungsunterschied für einen bestimmten Zeitraum üblicherweise (hm je Minute)
sozusagen ein plus oder minus Aufsatz auf den Stand (Messentfernung) je nach dem wie schnell der Gegner auf einen zukommt oder wegfährt.

mit einem "EU gerät" muß man also 2 Entfernungsmessungen in einem bestimmten zeitlichen Intervall hintereinander machen und dann per Dreisatz den EU bestimmen.

Das mit einem optischen  Messgerät wie die Bezeichnung "E.U.Gerät" suggeriert selbst zu machen erscheint mir ungewöhnlich.

bei dem Mikrometer png wird kein Winkelunterschied zweier Strahlungsverläufe gemessen, wie mit Schnittbild oder Stereoskopischen E messern, sondern eine vorab bekannte Größe;
in dem Fall die wird die Höhe des Schornsteins geschätz mit (20 m),
Ableseseitig sind mehrere Spiralen zu sehen, jede scheint mir für eine bestimmte Messlänge zu gelten, durch die erforderliche Drehung des Teilbildes mit dem Prisma ergibt sich dann die Messentfernung aufgrund der bekannten trigonometrischen Entfernungsbeziehungen.

alternativ könnten die Spiralen auch für einen Entfernungsunterschied gelten dann sind aber auf jeden Fall die zu messende Schornsteinhöhe konstant und es werden 2 Ablesungen während eines fixen Zeitraumes vorgenommen.

dann ist da eine Entfernungs-Skale zu sehen
wo sich die zutreffende Spirale und die Entfernungsskala schneiden ist die Messentfernung
sozusagen eine Schülke Tafel in grafischer Form.

eine primitive E Messung oder besser E Schätzung ist so technisch möglich.
maximal Messentfernung lt Skale rund 50 hM also 5 km

hab noch paarmal editiert weil mir nachträglich noch so paar Sachen eingefallen sind.
Meine Herren, es kann ein siebenjähriger, es kann ein dreißigjähriger Krieg werden – und wehe dem, der zuerst die Lunte in das Pulverfaß schleudert!
WoWs : [FMA]Captain_Hook_

delcyros

Thoddy,

Der Entfernungsmesser ist aus einem EU-Gerät herausentwickelt worden. Das Problem beim Fernschießen nach dem Gabelverfahren bei Jacobsen war die Bestimmung des richtigen Entfernungsunterschiedes. Zu diesem Zweck war die Zeitmessung nach Sextant mit seinen großen Fehlerquellen nicht ausreichend, der EU wurde vor 1897 oft nur geschätzt oder als bekannt vorausgesetzt.
Der EU sollte, wie von dir vermutet, über den Unterschied in der vertikalen Ausdehnung der Zielbasis mit zwei Messungen über einen bekannten Zeitintervall n erfolgen. Theoretisch könnte die Längenausdehnung auch herangezogen werden, aber praktisch ist sie erheblichen Veränderungen durch die Gegnerlage unterworfen, zumal die Gegnerlage nur schätzbar war, daher nicht leicht zu korrigieren. Die vertikale Ausdehnung war dagegen nicht abhängig von der Gegnerlage und konnte deswegen benutzt werden. Entsprechend den von Gardes abgeleiteten Formeln wurde der EU damit nach Zeitmessung angezeigt.
Die Entfernung war für die Bestimmung des EU ursprünglich nicht relevant sondern nur die Veränderung der Basis an der (bekannten) Zielgröße (d.h. nur die Winkelveränderung in einem bestimmten Zeitintervall).

Erst in einer zweiten Überlegung wurde klar, dass sich daraus auch leicht die Entfernung direkt ableiten ließ, womit das St.G. ein Entfernungsmesser wurde, aber auch -nachdem eine Anfangsentfernungskorrektur angebaut wurde, das dirigierte Geräteschießen ermöglichte (nach der mir leider nicht zugänglichen Vorschrift zum Standgeräteschießen) = rangefinder controll im engl. Fachjargon.

Der EU-Anzeiger (später EU/SV-Anzeiger) war degegen eine unabhängige Entwicklung auf Basis der Rekonstruktion der Eigen- und Gegnervektoren mit direkter Anzeige des EU. Das Gerät konnte bei richitger Einstellung also ohne den, durch zwei Messungen bedingten Zeitverzug den berechneten, relativen Entfernungsunterschied anzeigen. Praktisch identisch mit dem engl. Dumaresq.

Das abgebildete Gerät ist kein St.G. sondern ein Periskopaufsatz und damit eher dem Hd.G. ähnlich. die Größe der Zielbasis wird an diesem Gerät nicht eingestellt sondern an der horizontalen Linie mit Skala 0-40m und dem spiraloiden Entfernungsfeld abgelesen.
Ob das beim St.G. identisch war, entzieht sich meiner Kenntnis.

lg,
delc

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