Minensucher Winsch in 1:40 (mit 3D-Druck)

Begonnen von Dergl, 29 September 2016, 12:15:57

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Dergl

Hallo Forum,

für Interessierte hier meine Erfahrungen bei der Konstruktion und Fertigung einer Minensucher Winsch in 1:40.

Wie bisher auch habe ich eine 3D-Konstruktion in Creo erstellt. Es hat sich gezeigt, daß mal schnell 15-20 Stunden dafür benötigt werden. Diese sind jedoch nicht nur reine Konstruktion, sondern setzen sich zusammen aus:
- Recherche ca. 25%
- Konstruktion in CAD ca. 50%
- Fertigungsgerechte Anpassungen ca. 25%

Bei hoch detaillierten Konstruktionen muss man viel mehr Details berücksichtigen. Das geht bis hin zu Schraubenköpfen eines M16 Gewindes, dessen Schlüsselweite in 1:40 immerhin 0,6mm ausmacht. Solche Maße müssen also ermittelt oder geschätzt werden. Also braucht man deutlich mehr Zeit in der Recherche nach Fotos und deren Auswertung während der Konstruktion.
Auch muss man sich darüber klar werden, was man alles zeigen will und was nicht. Im 3D-Druck kann man leicht bis auf 0,1mm Konturen herunter gehen, was Originalgeometrien von 4mm entspricht. Also muss man viel häufiger auf die Fotos schauen, um sich darüber klar zu werden ob und was man zeigt.

Die eigentliche Konstruktion ist kein Problem. Jedoch muss man berücksichtigen, wie man welche Teile in zusammen baut. Es geht also auch darum, welche Teile man separiert, um z.B. einen Anstrich zu schaffen oder Raum für Funktionen zu haben. Dann natürlich die Einbaureihenfolge berücksichtigen.

Hat man dann die Konstruktion (vermeindlich) fertig, werden die Teile in einen Fertigungsbaum zusammen gefasst. Dies ist erforderlich, um z.B. Handhabungsgebühren zu vermeiden oder auch um bei kleinen Teilen etwas Material zum Anfassen zu haben. Wichtig hierbei ist die sparsame Nutzung von Geometrien für den "Baum", da dieser ja mit seinem Material bezahlt werden muss, aber später weggeschmissen wird. Man muss also schauen, wie die einzelnen Teile im Baum platziert werden, um z.B. Raum für Farbauftrag zu haben, bevor die Teile ausgelöst werden.
Auch sollten die Verbindungsstellen von den Teilen zum Baum nicht zu klein sein, weil das Teil sonst zu früh abbricht, z.B. beim putzen. Zu große Verbindungsstellen sind auch nicht gut, weil man am Teil ggf. Schäden beim Herausbrechen verursacht. Idealerweise liegen die Verbindungsstellen an entweder gut zugänglichen Bereichen im Teil (um Platz zum putzen und entgraten zu haben) oder in Bereichen, die im Modell später nicht sichtbar sind.
Zuletzt wird der Fertigungsbaum in die 3D-Druck-Validierung gegeben. Hier kommen noch Prüfungen von z.B. mindest-Wanddicken oder mindest-Freiräumen zwischen unterschiedlichen Teilen dazu.

Obwohl man in der Geometrie leicht bis zu 0,1mm herunter gehen kann, ist ein Scale nicht immer ratsam.
Gerade in meiner Winsch habe ich wieder einiges gelernt. Beispielsweise daß "Scale" sicherlich gut aussieht, aber manchmal zu klein ist und nicht handhabbar. So wird ein 12mm dicker Rundstab im Original zu einem 0,3mm dicken Profil im 3D-Druck. Das klappt auch sehr gut für den Druck selbst, ist aber im Modell nicht handhabbar: schon beim putzen bricht sowas schnell ab und kann kaum wieder geklebt werden. Meine Faustformel ist, daß keine lose oder hervorstehende Geometrie kleiner als 0,5mm sein sollte. Bei größeren hervorstehenden Teilen auch mal 1mm (im aktuellen Beispiel ist das z.B. der Querschnitt der Hebel an der Winsch).

Beim putzen der Teile habe ich gelegentlich Stellen gehabt, wo ich zunächst nicht dran kam. Sehr geholfen hat mir dann mein alter Glasfaser-Radierer. Kann ich nur empfehlen!

Ich habe also entgegen meinem ersten guten Gefühl bei der Konstruktion wieder einiges dazu gelernt, als ich die Winsch zusammen baute.
Nur gut, daß ich bei diversen Kleinteilen ein paar Reserveteile zusätzlich in den Druck nahm, als im Modell nötig.

Ansonsten denke ich, daß die Winsch ganz gut gelungen ist ... ach ja: natürlich mit Funktion!

Detlef


Dergl

Hier nun die Fotos des Lieferzustandes als 3D-Druck

Dergl


Dergl


t-geronimo

Wie immer tolle Arbeit und schön berichtet!!  :TU:)

Unglaublich, was heutzutage alles möglich ist.  :-o
Gruß, Thorsten

"There is every possibility that things are going to change completely."
(Captain Tennant, HMS Repulse, 09.12.1941)

Forum MarineArchiv / Historisches MarineArchiv

s142

Hallo

Kann mich nur Anschliessen. Hoffe auf ein Treffen Gelsenkirchen 2017.


MfG
Chris

Dergl


Dergl

Hallo Forum,

kleiner Hinweis zur Winsch bei Shapeways: bitte nicht wundern, wenn der Preis durch die Decke ging.
Shapeways hat das Berechnungsmodell für das Material "Frosted Ultra Detail" verändert. Viele kleine 3D-Drucke wurden dadurch preiswerter. Aber die großen 3D-Drucke mit viel Innenvolumen sind teilweise doppelt so teuer als vorher.

Detlef

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