Netzsäge der UC 71 geborgen

Begonnen von Floh, 04 August 2016, 11:40:08

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Floh

Hallo zusammen,

im Auftrag des Museums Helgoland wurde letzte Woche die Netzsäge der UC 71 vor Helgoland geborgen. Sie ist jetzt zur Konservierung im Landesmuseum Schloss Gottorf, wo sie die nächsten Monate entsalzen wird. Anschließend kommt sie ins neu gestaltete Museum Helgoland, um über UC 71 und seine Geschichte zu informieren. Bei der ersten Voruntersuchung haben wir diese Inschrift gefunden: UC 16-45 (siehe Foto).
Wer kann mir da weiterhelfen? Was bedeutet diese Inschrift?

Danke und Gruß aus Kiel
Florian   

bodrog

Das sie vielleicht nur an diese Boote passt, die hatten nämlich einen runden Vorsteven und noch nicht den Haifischbug...

Ein Blick in den Gröner Bd. 3 hätte es vielleicht auch getan

Archer

Zitat von: bodrog am 04 August 2016, 11:56:07
Das sie vielleicht nur an diese Boote passt, die hatten nämlich einen runden Vorsteven und noch nicht den Haifischbug...

Ein Blick in den Gröner Bd. 3 hätte es vielleicht auch getan

Und deshalb wurde diese Netzsäge bei UC 71 mit Haifischbug angebaut...  :wink:

Der Gröner ist bei der Beantwortung der Ausgangsfrage nicht behilflich.

bodrog

@Archer - mal bitte in Abt. f bei UC II/III-Boote bei Erich nachlesen. (S. 59)

auch UC 65-73 hatten den runden Bug - als Ergänzung sei noch auf Seite 65 mit dem Schaubild für die Unterscheidungsmerkmale verwiesen - der Herr Gröner erklärt nur nicht, wann die Umbauten zum Haifischbug stattfanden... bei UC 71 offenbar also nie oder das Ding ist adaptiert wurden

Floh

"Ein Blick in den Gröner Bd. 3 hätte es vielleicht auch getan".

Danke für diesen Tipp :) Haben wir natürlich längst überprüft; hilft aber bei der Klärung der Frage nur bedingt weiter...

Viele Grüße
Florian

Archer

@Floh,

konnte man noch erkennen mit welcher Bugform UC 71 vor Helgoland auf Grund liegt ?

Grüße
Archer

UC 67

#6
Moin,

die Sache mit der Netzsäge kann auch ganz einfach sein. UC 71 hat sich seine verbogen und in der Werft eine andere bekommen. Der hier angesprochene runde Bug ist nicht als bis zum Kriegsende gegeben zu sehen. Die Nachteile dieser Bugform sind von den Kommandanten angesprochen worden und dem ist werftseitig auch oft entsprochen worden, d.h. bei großer Werftliegezeit sind die Bugsektionen ausgetauscht worden. Netzsägen für Boote mit rundem Bug und solche für Boote mit Haifischbug gab es m.E. nicht, zumal die Dinger nicht an der Bugspitze begannen, sondern etwas achterlicher.
@Florian: In Deinem Artikel in den Archäologischen Nachrichten von 2015 kann ich der Selbstversenkungstheorie für UC 71 nicht ohne weiteres folgen. Der Kommandant, hieß übrigens Kähler, hatte zu UC 71 keine Beziehung wie andere zu IHREM Boot. Die Überführungsbesatzungen waren größtenteils zusammengewürfelt und bekamen Geld dafür, das Boot rüberzubringen. Außerdem gab es strikte Anweisung, Selbstversenkungen und Beschädigungen zu unterlassen, da die Alliierten dem Reich mit der Verschärfung der Hungeblockade drohten, sollte es zu solchen Vorkommnissen kommen. Die offen Schotten waren nicht ungewöhnlich, da die Boote nur über Wasser marschierten und ein Verschlußzustand nicht notwendig war. Das Boot einfach mal so zurückschleppen ging auch nicht so einfach, zumal die Schleppvorrichtungen nicht unbedingt optimal waren, als die Auslieferung erfolgte.
Ich empfehle das Buch "Ausgeliefert". Da steht viel über die Schwierigkeiten bei der Überführung drin.
Gruß aus Potsdam

Simon

juergenwaldmann

Im  Buch über UC  71 , das vergessene U-Boot vor Helgoland , ist auf der
sehr guten Zeichnung und den Fotos zu sehen , das das Boot den spitzen Bug hatte .

http://www.bunkershop.de/Buecher/Marine/S-M--UC-71-Das-vergessene-U-Boot-vor-Helgoland---Autor--Froehle-Kuehn.html

Gruss  Jürgen

Floh

@ archer: da unten in 22 m Tiefe liegt abgebrochen der spitze Bug ...

@ UC 67 / Simon: danke für diese interessanten Informationen bzw. Gedanken. Wer ist denn der Autor des Buches "Ausgeliefert"? Letztendlich ist es schwierig, die genaue Untergangsursache zu 100 % festzustellen. Deshalb schreibe ich ja auch in meinem Artikel: "Die offenen Luken und Schotts erhärten vielmehr den Verdacht einer gezielten Selbstversenkung, die unter dem Vorwand schlechten Wetters vertuscht werden sollte".

Viele Grüße
Florian 

kalli

Zitat von: Floh am 07 August 2016, 18:03:15
@ UC 67 / Simon: danke für diese interessanten Informationen bzw. Gedanken. Wer ist denn der Autor des Buches "Ausgeliefert"?

Siehe: http://www.forum-marinearchiv.de/smf/index.php/topic,16983.msg188353.html#msg188353

Floh

@ UC 67 / Simon:
Wir sind mittlerweile in Besitz zweier Tagebücher von G. Trinks, der Maschinist auf UC 71 war. Er berichtet ausführlich über sein Leben und Arbeiten an Bord des U-Boots. Und jetzt kommts: Auf der letzten Seite schreibt er, dass die Mannschaft das Boot selbst versenkt hat. Ganz so, wie wir das aufgrund unserer Tauchgänge und Untersuchungen vermutet haben :) Wir transkribieren das Buch derzeit und werden diese Infos natürlich auch veröffentlichen und allen zugänglich machen...

Viele Grüße aus Kiel

Florian

Dimitris Galon

Zitat von: Floh am 16 März 2017, 12:02:34Auf der letzten Seite schreibt er, dass die Mannschaft das Boot selbst versenkt hat. Ganz so, wie wir das aufgrund unserer Tauchgänge und Untersuchungen vermutet haben :)

top :MG:
DG

Mainschiffer

Zitat von: Floh am 16 März 2017, 12:02:34
@ UC 67 / Simon:
Wir sind mittlerweile in Besitz zweier Tagebücher von G. Trinks, der Maschinist auf UC 71 war. Er berichtet ausführlich über sein Leben und Arbeiten an Bord des U-Boots. Und jetzt kommts: Auf der letzten Seite schreibt er, dass die Mannschaft das Boot selbst versenkt hat. Ganz so, wie wir das aufgrund unserer Tauchgänge und Untersuchungen vermutet haben :) Wir transkribieren das Buch derzeit und werden diese Infos natürlich auch veröffentlichen und allen zugänglich machen...

Viele Grüße aus Kiel

Florian

Inzwischen ist die Veröffentlichung als Buch erschienen: Florian Huber: Kein Engländer soll das Boot betreten! Die letzte Fahrt von UC 71.

Stefan

Deep Blue Sea

Das Wrack des SM UC-71 vor Helgoland.
Diese Zeichnung habe ich tatsächlich erst erstellt, bevor ich es betauchen konnte. Darum ist es mit etwas mehr Ungenauigkeiten verbunden. Mein Tauchgang an dem Wrack im August 2020 zeigte aber, dass die grundlegende Wrackanordnung richtig abgebildet wurde. Bei der Rekonstruktion der Ursprungsform entnehme ich dieser Diskussion hier, dass ich mit dem Haifischbug wohl einen Fehler gemacht habe.
---
P.S. Die 7. Öffnung im Bug ist kein Fehler, denn es ist kein Minenrohr, sondern etwas missglückter vorderer Batterieschacht.
Ignoranti quem portum petat nullus suus ventus est.

Bilsch

Hallo an alle UC-Boot Interessierten,

Mein Name ist Lothar Wischmeyer aus Cloppenburg. Es ist mir erst jetzt gelungen, mich wieder anzumelden.
Zum Thema UC-71 Boot kann ich folgendes angeben. 2018 bekam ich eine Anfrage, ob ich Pläne von einem UC-III
Boot hätte?, ich hatte. Nun wurde ich gefragt, ob ich davon als Modellbauer ein Modell in 1 : 100 bauen könnte.
Also fing ich an zu bauen. Nachdem das Modell zu 80 % fertig war, fragte ich noch mal nach, welches Boot es denn
überhaupt werden sollte. Als Antwort bekam ich UC-71. Aber das war kein UC-III Boot, sondern ein UC-II Boot Mod.
Also alles wieder von vorn. Auch von dem Boot hatte ich Werftpläne und sah, das diese Boote einen spitzen Bug hatten.
Also frisch ans Werk. Nach Fertigstellung des Modells schickte ich davon Fotos nach Helgoland. Man sagte mir, das das Boot
eine Netzschere hatte, die aber fehlte am Modell. Nach einigen Recherchen bekam ich heraus, das das Boot mit einer Netz-
schere nachgerüstet wurde. Also nochmal ans Werk. Aber so wurde es dann akzeptiert und steht heute im Museum von
Helgoland, auch in der Sendung mit Herrn Huber auf dem roten Sofa wurde es im Fernsehen schon gezeigt.

bis denn
Lothar

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