Der Fall Beluga

Begonnen von Trimmer, 20 Juni 2016, 21:43:04

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Trimmer

Hallo Freunde der gedruckten Seiten. Ich habe gerade das Buch "Der Fall Beluga. Ein Unglück auf der Ostsee und wie es vertuscht wurde " gelesen.  Es geht dabei um den Untergang des Fischkutters Beluga aus Sassnitz im März 1999 in der Ostsee. In meinen Augen wirft dieses Buch sehr viele Fragen auf und die Haltung des Seefahtamtes und der Deutschen Marine kommen mir zumindest nach diesem Buch sehr zweifelhaft vor.
Kennt hier im Forum Jemand das Buch und kann Aussagen zu diesem Fall machen  :? Interesant wäre schon ob es da neue Erkenntnisse gibt
Verlegt wurde das Buch beim Verlag Neues Berlin, Autoren Michael Schmidt und Lutz Riemann  ISBN - 13  978336002 1861

Gruß - Achim - Trimmer
Auch Erfahrung erhält man nicht umsonst, gerade diese muß man im Leben vielleicht am teuersten bezahlen
( von Karl Hagenbeck)

t-geronimo

Gruß, Thorsten

"There is every possibility that things are going to change completely."
(Captain Tennant, HMS Repulse, 09.12.1941)

Forum MarineArchiv / Historisches MarineArchiv

Schorsch

Hallo zusammen,

auch das Deutschlandradio hat sich vor Kurzem mit dem Thema BELUGA beschäftigt: --/>/> Klick!

Das Ganze kam mir allerdings sehr verschwörungstheoretisch daher und den Grundsatz "Audiatur et altera pars." hat man imho auch nicht unbedingt eingehalten. Vielleicht war der Beitrag auch nur als Werbung für das dort erwähnte Theaterstück am Rostocker Volkstheater gedacht... :/DK:

Mit freundlichen Grüßen
'Judea, London. Do or Die.'

"Ubi dubium, ibi libertas." (Wo Zweifel ist, da ist Freiheit.)

der erste

Achim, welches Buch liest Du denn gerade-die 1. oder die 2. verbesserte Auflage von 2014. Ich war dabei als der Kran mit dem geborgenen Kutter in den Hafen Sassnitz einlief. Ich habe zu beiden Autoren Kontakt, bin auch mit Michael Schmidt befreundet. Bevor aber wilde Diskussionen hier losgehen, sollte man das Buch erst mal lesen, dann aber die neue Ausgabe. Es ist schon bedauerlich wie hier von allen Seiten gemauert wurde und wird. Ist aber bei Scheffelmeier genauso gewesen, "Wie auf See so vor Gericht", ist auch empfehlenswert.

Trimmer

Hallo Holger -  ich habe hier die Auflage von 2014. Ja und genau so wie Du es schreibst habe ich die Empfindung das da " gemauert " wurde bzw. wohl immer noch wird. Ünglücksfälle hat es immer und überall gegeben - ist traurig und bedauerlich - aber man sollte doch zumindest dann von allen Seiten mit der Wahrheit heraus kommen

Gruß Achim - Trimmer
Auch Erfahrung erhält man nicht umsonst, gerade diese muß man im Leben vielleicht am teuersten bezahlen
( von Karl Hagenbeck)

Urs Heßling

#5
moin

Zitat von: t-geronimo am 21 Juni 2016, 00:16:46
.. aber eine kurze Zusammenfassung für die anderen:
Also, wenn ich das schon lese ..
"ein nach eigenen Worten ehemaliger Marineangehöriger, der anonym bleiben will, aber jetzt, nachdem er nicht mehr um seinen Job bangen muss, ,,klar Schiff" machen will."
.. fällt niemandem auf, dass die Logik nicht stimmt ?
.. entweder er will anonym bleiben, weil er doch um seinen Job bangt, oder eben nicht.

.. und das Manöver mit 2 Fregatten mit einem mehrere hundert Meter langen Drahtseil ..
.. welchem Seemann will er das erzählen ?
Straff gespannt und dauernd über Wasser ist fahrtechnisch nicht zu machen, denn
- so genau kann man nicht steuern :| , und
- ein mehrere hundert Meter langer Draht mit entsprechendem Gewicht hängt durch.
.. und genau das hätte ja der Fall sein müssen, wenn der Draht den Kutter am Kran berührte und dort die Spuren hinterließ.

Meine Meinung : Seemannsgarn (nicht: Draht) !

Die Unglücksursache muß also eine andere sein; welche, das allerdings ist unzweideutig zu klären.

Gruß, Urs

"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

Trimmer

Hallo Urs - Deinen letzten Satz würde ich genau so sehen . Ich frage mich also warum man da so einen " Eiertanz " macht - irgendwie seltsam :/DK:

Gruß - Achim - Trimmer
Auch Erfahrung erhält man nicht umsonst, gerade diese muß man im Leben vielleicht am teuersten bezahlen
( von Karl Hagenbeck)

RonnyM

...ganz klar, da wurde Sch... gebaut. Nun lässt sich das mit dem Deckmäntelchen "Geheimhaltung" alles abwürgen. Aber das man dabei Tote in Kauf nimmt, übersteigt dann doch meine Vorstellungen.

Die große Schweinerei ist, dass die Angehörigen keinen Pfennig sehen...

Grüße Ronny
...keen Tähn im Muul,
over La Paloma fleuten...

Trimmer

Hallo Ronny -  aber genau dieses " Deckmäntelchen " trägt dazu bei das dann die wildesten Gerüchte entstehen  :BangHead: und so richtiges Vertrauen in Justiz oder Ämter gewinnt man damit auch nicht.
Gruß - Achim
Auch Erfahrung erhält man nicht umsonst, gerade diese muß man im Leben vielleicht am teuersten bezahlen
( von Karl Hagenbeck)

Manfred Heinken

Moin zusammen,
wenn ich mir das Manöver mit dem Ausbringen der Drahtseile so vorstelle, stimmt hier vieles nicht.
Der Draht muss eine Stärke von 2 bis 3 cm gehabt haben. Auf eine Länge von mehreren Hundert Metern ein tolles Gewicht.
Da dürfen die so verbundenen Schiffe sich nicht so recht bewegen, sonst brechen auch diese Leinen.
Wenn die Leinen auch noch Straff oder Steif bleiben sollen, müssen die Schiffe sagenhaft manövrieren sonst geht das in die Büx.
Geheimhalten kann man in diesem Falle auch nichts, denn alle Seeleute die geholfen haben diese Drähte auszubringen haben dann auch den Unfall zu sehen oder zu Hören bekommen. Dann geht das mit dem Erzählen ganz fix durch die Häfen der Region.

Auch die Seeamtsverhandlungen sind so recht auch nicht zu verstehen.

Wie dem auch sei, für die Hinterbliebenen  nicht so einfach zu verkraften.

Beste Grüße
Manfred Heinken

Trimmer

Hallo Manfred -  genau deswegen ja auch die offenen Fragen. Wir sind doch hier nicht im Bermudadreieck wo plötzlich in Sekunden ein Schiff " verschwinden " kann. Zumal ja wohl doch eine Übung statt gefunden hat. Ja und die Hinterbliebenen - "besser" wäre es doch wohl wenn sie die Wahrheit kennen würden. Wie heisst es so schön " lieber ein Ende mit Schrecken als Schrecken ohne Ende ".  Geld wird auch so genug zum Fenster raus gewurfen - das dürfte wohl da keine Rolle spielen aber so nimmt
man ja wohl auch dem Kapitän die letzte Ehre.

Gruß - Achim - Trimmer
Auch Erfahrung erhält man nicht umsonst, gerade diese muß man im Leben vielleicht am teuersten bezahlen
( von Karl Hagenbeck)

bodrog

Die Beluga hat offensichtlich alles, was eine richtig schöne Verschwörungstheorie ausmachen kann. Fehlt jetzt nur noch Russia Today mit einem Beitrag dazu  :-P

halina

Den Angaben in den Links zufolge muss man wohl davon ausgehen , dass die nächtlichen Manöver
der Marine  dicht am bzw.im Fahrwasser stattgefunden haben , was eine eklatante Gefährdung der
Schifffahrt bedeutet hätte und der Manöverleitung vorzuwerfen wäre .
Was das Vorhandensein einer Drahtseilverbindung zwischen 2 ausländischen Fregatten betrifft , so
möchte ich diese für möglich halten , jedoch nicht ständig gespannt , sondern lose gefahren . Ein
Indiz  hierfür sehe ich in dem Vorfall , dass eine Gefahrentonne nahe des Fahrwassers von seinem
Ankerseil abgetrennt und vertrieben wurde , denn bei einem Ramming passiert dies so nicht .
Möchte daher annehmen , dass die Beluga mit dem Unterwasserschiff gegen das Drahtseil fuhr und
sofort kenterte was in Sekundenschnelle ablief .
Alles deutet darauf hin , dass der tragische Untergang auf plötzliche Einwirkung von aussen auf den
Fischkutter ursächlich ist .
Da zu diesem Zeitpunkt nachweislich Marinemanöver abgehalten wurden , sollte die Marineleitung
nun endlich eine verbindliche Stellungnahme zum Unfallvorgang abgeben um die Rechtslage zu
klären um besonders auch für die Angehörigen der Opfer Klarheit zu schaffen .

                                                                                                                               :MG:  halina
" Man muss nicht unbedingt das Licht des Anderen ausblasen , um das eigene Licht leuchten
zu lassen"
                      Phil Borman

Big A

Ist doch immer wieder befremdlich, dass, kaum das in irgendeiner Art und Weise "staatliche" Stellen in der Nähe eines Unglücks waren, diese sofort unter Generalverdacht gestellt werden.
Mir ist kein Manöver bekannt, bei dem zwischen zwei Fregatten "Drahtseile" starff gespannt sein sollen. Sorry, so bescheuert ist nicht mal Vater Staat. Und ein durchhängendes Schleppseil... (Schleppen und geschleppt werden) ok, aber dann wäre sie Lichterführung entsprechend gewesen und die Schiffe hätten Wegerecht gehabt.
Manchmal will "man" (Angehörige, Sensationsautoren, Verschwörungstheoretoker...) einfach nicht wahrhaben, dass ganz simpel "shit happens".

My 5 ct

Axel
Weapons are no good unless there are guts on both sides of the bayonet.
(Gen. Walter Kruger, 6th Army)

Real men don't need experts to tell them whose asses to kick.

Urs Heßling

moin, Günther,

Zitat von: halina am 21 Juni 2016, 23:07:41
Den Angaben in den Links zufolge muss man wohl davon ausgehen , dass die nächtlichen Manöver
der Marine  dicht am bzw.im Fahrwasser stattgefunden haben , was eine eklatante Gefährdung der
Schifffahrt bedeutet hätte und der Manöverleitung vorzuwerfen wäre .
Manöver in der Ostsee haben immer schon ein Befahren/Kreuzen der Verkehrswege bzw. der Verkehrstrennungswege in der Ostsee beinhaltet. Wieso soll das eine "eklatante Gefährdung" sein, wenn man sich nach Seestraßenordnung korrekt verhält ?  Da sind keine Vorwürfe angebracht.

Zitat von: halina am 21 Juni 2016, 23:07:41
Was das Vorhandensein einer Drahtseilverbindung zwischen 2 ausländischen Fregatten betrifft , so
möchte ich diese für möglich halten , jedoch nicht ständig gespannt , sondern lose gefahren . Ein
Indiz  hierfür sehe ich in dem Vorfall , dass eine Gefahrentonne nahe des Fahrwassers von seinem
Ankerseil abgetrennt und vertrieben wurde , denn bei einem Ramming passiert dies so nicht .
"Lose gefahren" wie bei Gespannfischern ? Die fahren aber nicht mit "mehreren hundert Metern Abstand", und Fregatten haben für so etwas aber keine Einrichtung.

Zitat von: halina am 21 Juni 2016, 23:07:41
Möchte daher annehmen , dass die Beluga mit dem Unterwasserschiff gegen das Drahtseil fuhr und
sofort kenterte was in Sekundenschnelle ablief .
Die genannten Kratz- oder Schleifspuren sollen aber am Überwasserschiff zu sehen sein.

Zitat von: halina am 21 Juni 2016, 23:07:41
Alles deutet darauf hin , dass der tragische Untergang auf plötzliche Einwirkung von aussen auf den
Fischkutter ursächlich ist .
Wenn Du "ist" durch "sein könnte" ersetzt, bin ich Deiner Meinung.

Zitat von: halina am 21 Juni 2016, 23:07:41
Da zu diesem Zeitpunkt nachweislich Marinemanöver abgehalten wurden , sollte die Marineleitung
nun endlich eine verbindliche Stellungnahme zum Unfallvorgang abgeben um die Rechtslage zu
klären um besonders auch für die Angehörigen der Opfer Klarheit zu schaffen .
Eine "verbindliche Stellungnahme zum Unfallvorgang" kann man wohl nur abgeben, wenn man auch beteiligt war. Eine Beteiligung von Marineeinheiten ist - bisher - nur Hypothese.
Ich gebe Dir insofern recht, daß man Radaraufzeichnungen und Plots des damaligen Manövers - soweit noch vorhanden - freigeben sollte, um eine Nichtbeteiligung zu belegen.

Aus eigener Erfahrung kann ich mir kein seemännisches Manöver von Kriegsschiffen vorstellen, bei dem eine mehrere Meter über Wasser gespannte Stahltrosse das Schiff "umgerissen" haben könnte.
Ein Seeversorgungsmanöver, bei dem ein solcher Draht über eine Strecke von 20-30 m gespannt ist, wird nicht so gefahren werden, daß ein drittes Fahrzeug "dazwischengerät". Die Gefahr durch die möglicherweise brechenden, aber unter Spannung stehenden Drähte wäre viel zu groß.

Ich weiß nicht, ob es möglich ist, zu klären, ob die Kratz- oder Schleifspuren dem Schiff nach dem Untergang "zugefügt wurden".

Abgesehen davon macht man sich bei dieser Diskussion vielleicht zu wenig Vorstellungen, welche physikalischen Kräfte hier am Werke gewesen sein müssen. Eine Außenwirkung, durch Draht oder was auch immer, die ein Schiff in Sekundenschnelle zum Kentern bringt, hätte meiner Ansicht nach viel stärkere Schäden an den Aufbauten hinterlassen müssen, etwas das Deckshaus hoch- oder den Kran aus der Bettung reißen, o.Ä.  Solche Schäden sind aber nicht zu erkennen.

Eine plausible Hypothese habe ich auch nicht.

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

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