Zwei neue Bücher zu deutschen U-Booten

Begonnen von Schorsch, 07 Mai 2016, 08:47:09

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Schorsch

Hallo zusammen!

Ich habe zwei neue Literaturhinweise für euch und auch schon einige Eindrücke, die sie bei mir nach einem ersten flüchtigen Durchblättern hinterlassen haben.

ad 1.) Eckard Wenzel: ,,Ein Jahrhundert unter Wasser – Die Geschichte der deutschen U-Boote", Motorbuchverlag, Stuttgart, 1. Auflage, 2016, ISBN 978-3-613-03779-3
E. Wenzel beschreibt auf gut 205 Seiten die Entwicklungslinien deutscher U-Boote. Dass bei dieser gering zu nennenden Seitenanzahl oft nur in Streiflichtern oder episodisch gearbeitet werden kann, versteht sich von selbst. So bekommt die Zeit vor und während des Ersten Weltkrieges runde 40 Seiten eigeräumt, von denen allein sechs dem Baralong-Zwischenfall gewidmet sind. Die dort präsentierten Schilderungen wirken für mich allerdings etwas befremdlich. Insbesondere die Wortwahl erinnert stark an solche Schmöker wie ,,Englands Verbrechen an U 41" aus dem Jahre 1940, in denen eine Rechtfertigung für einen notwendigen U-Bootkrieg gegen das ,,perfide Albion" abgeleitet wurde. Dann schließen sich Begebenheiten an, die im Zweiten Weltkrieg stattfanden mit den Hauptschwerpunkten U 47, U 995 und U 2450 und dem Ende der U-Bootwaffe. Gut, für die zwei letztgenannten Boote liegen ja schon ordentliche Monographien des Autors vor, so dass offensichtlich hier eine Zweitverwertung stattfindet. Etwas seltsam muten meiner Meinung nach die nachkolorierten oder via Photoshop zusammengefrickelten Abbildungen an, die die Ausführungen illustrieren sollen, wenn keine richtig guten Fotos vorlagen. Na ja, kann man machen, muss man aber nicht.
Ab Seite 147 wird es aber richtig interessant. E. Wenzel war seinen Angaben zufolge als Entwicklungsingenieur in die Schaffung der Klasse 212/214 involviert und das ist diesem Abschnitt des Buches auch anzumerken. Einen Großteil der Kapitel zu den Booten der deutschen Marine der Nachkriegszeit nimmt die Vorstellung des Baus, der Erprobung und des Einsatzes der sechs neuesten U-Boote unter deutscher Flagge ein. Hier gibt es in konzentrierter Form ordentliche Fotos und richtig gutes Lesefutter, das die Anschaffung dieses Buches durchaus rechtfertigt, will man sich die Arbeit ersparen, diese Informationen selbst aus diversen Periodika o.ä. herauszufiltern.

ad 2.) Eberhard Möller/Werner Brack: ,,Enzyklopädie deutscher U-Boote", Motorbuchverlag, Stuttgart, 1. Auflage, 2016, ISBN 978-3-613-03194-4
Wer schon einige Bücher zum Thema deutsche U-Boote besitzt, könnte bei dem Titel und der Numerierung der Auflage stutzig werden. Ja, es gibt bereits von dem Autorenduo ein Buch aus dem Jahr 2002, das im gleichen Verlag mit dem gleichen Titel erschienen ist. Dieses trägt allerdings noch einen Untertitel ,,von 1904 bis zur Gegenwart", der im aktuellen Werk fehlt. Allerdings haben auch 99% des älteren Buches ihren Eingang in die Edition von 2016 gefunden. Was aber rechtfertigt nun, von einem neuen Titel zu sprechen und nicht nur von einer neuen Ausgabe? Ein zweites Buch von E. Möller hat der Neuerscheinung noch Inhalte geliefert, nämlich das 1995 erschienene ,,Kurs Atlantik – Die deutsche U-Bootentwicklung bis 1945". Möglich, dass auch von E. Möller ,,Einhundert Jahre Dieselmotoren für fünf deutsche Marinen" von 1988 als drittes Druckwerk auch noch für Beiträge verantwortlich zeichnet. Das konnte ich allerdings nicht nachprüfen, da mein Finanzminister die notwendigen Mittel für einen Kauf dieses Buches (noch) nicht freigibt. Also zwei (möglicherweise sogar drei) Bände in einem Werk und somit gut geeignet, für Leute, die die beiden (drei) erstgenannten Bücher noch nicht besitzen und zusätzlich erschwerend wenig Platz im Regal haben.
Auf jeden Fall wieder interessant und in den Vorgängerwerken in dieser Form nicht einhalten, ist eine Übersicht zu den in Deutschland vorhandenen Museums-U-Booten (zzgl. U 505 in Chicago und U 534 in Birkenhead/Liverpool) oder eine Aufschlüsselung der 126 in Deutschland gebauten Export-U-Boote* oder Ausführungen zu den neuesten deutschen U-Booten.
Aber auch bei diesen Ausführungen handelt es sich zunächst um erste Einschätzungen, die keineswegs den Anspruch erheben wollen, schon jedes Detail des Buches erfasst zu haben.

(*Ähnliche, allerdings wesentlich detailliertere Übersichten findet man z.B. auch in Rohweder/Neumann: ,,Leiser, tiefer, schneller – Innovationen im Deutschen U-Boot-Bau", Mittler, 2015 oder in Lipsky/Lipsky: ,,Deutsche U-Boote – Hundert Jahre Technik und Entwicklung", Weltbild, 2011, aber nicht jeder möchte/kann jedes neu erschienene U-Boot-Buch erwerben.)

Mit freundlichen Grüßen
Schorsch
'Judea, London. Do or Die.'

"Ubi dubium, ibi libertas." (Wo Zweifel ist, da ist Freiheit.)

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