Der Dieselmotor MAN W8 V 30/38

Begonnen von Smutje Peter, 17 Februar 2016, 21:03:21

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Smutje Peter

Hallo zusammen.

Der Dieselmotor MAN W 8 V 30/38 - Versuch einer Rekonstruktion

Der Motor entstand aus dem W10 V 26/33 Marschmotor der K-Klasse Kreuzer. Die Motoren der K-Klasse wurden 1926 von der Marine in Auftrag gegeben, nachdem schon 1922 zwei 2-zylinder Versuchsaggregate bestellt wurden.
Die Vorgaben waren 5 kg/Ps, 900 bis 1000 Ps bei 900 bis 1000 U/min, Zugankerbauweise mit einem Gestell aus Siluminium Guss. Treibstangen aus Dural (Hartaluminium), Zylinderabstand 1,5xD, Mittlerer Druck 5,2 kp/cm2.
Im Laufe der Entwicklung wurden die Treibstangen aus Dural durch solche aus Stahl ersetzt und das Gestell erhielt unten einen schmalen Rahmen aus Stahl. Später dann auch eine Bodenplatte. Also eine Entwicklung ähnlich wie bei den doppeltwirkenden Zweitaktern. Dabei wird sich das Leistungs-Gewicht ebenfalls um 20-30% verschlechtert haben. Also 6-6,5 kg/Ps. Mit den genannten Änderungen lief der Motor völlig problemlos. Die umständliche Umstellung von Diesel- (Marsch) auf Turbinenantrieb hatte ja mit dem Motor nichts zu tun.

Anfang der 30er Jahre hat MAN die Zylinder der Baureihe auf 30/38 vergrößert. Die Zylinderleistung betrug nun 115 Ps. Je zwei 8-zylinder wurden in einem Teil der Räumboote nebeneinander eingebaut. Die Leistung betrug hier 900 Ps pro Motor (unaufgeladen). Jeder Motor wirkte über eine Vulkankupplung mit einem Untersetzungsgetriebe auf eine Welle. In dem 7,8x5,8m großen Motorenraum fanden alle Hilfsaggregate wie Ölfilter, Pumpen, Auspuffanlage, Luftflaschen, Verdichter usw. Platz.
Der Motor galt als absolut zuverlässig und betriebssicher. Und wurde noch bis in die 60er Jahre verkauft!

1935 hat MAN einen Auftrag für aufgeladene Motoren für Mexikanische Zollkreuzer ausgeführt. Als 10-zylinder W 10 30/38 leisteten die 1750 Ps.

In der Anlage eine aus den Plänen von R 130 und eines Werksfotos von MAN rekonstruierte Zeichnung des Motors MAN W 8 V 30/38 und eine vereinfachte Skizze des Motorenraums von R130.

Gruß

Peter aus Nürnberg

Smutje Peter

hab ich doch noch vergessen:

Der 30/38 hatte seine Zylinderleistung von 115Ps bei 700 U/min.
Gruß

Peter aus Nürnberg

Smutje Peter

#2
Hallo zusammen.

Eine späte Ergänzung zum Thema:

Die Flugsicherungsschiffe der Hans Albrecht Wedel Klasse waren auch mit 4-takt-Motoren des Typs W30/38 ausgestattet. Hier waren das aber 12-zylinder. Es gab also eine regelrechte Motorenfamilie.
Der W12V 30/38 lieferte 1940 bei U = 700/min 2200 Pse als Höchstleistung und 1640 Ps (640/min) als Dauerleistung.

Gruß

Peter aus Nürnberg

FAUN

Vielleicht einmal ein marinefremder Einsatz dieser Motorenbaureihe. Die beiden DR-Triebzügen kamen kriegsbedingt und mangels Dieselöl nicht mehr richtig zum Einsatz. Jedenfalls ging man dabei den diesel-elektrischen Antriebsweg.


https://de.m.wikipedia.org/wiki/DR_137_901_bis_903

Smutje Peter

Danke Dirk

Die Verwendung in den Triebwagen war mir neu.
1086 KW (~1475 Ps) 1938 für den 8-zylinder mit Aufladung . Das ist doch mal ne Ansage.

Wieder mal was dazugelernt.
Gruß

Peter aus Nürnberg

Smutje Peter

Also im Gegensatz zu den doppelt-wirkenden Zweitaktern hat man bei den 4-taktern schon vor dem Krieg mit Ladern gearbeitet.
Im Fall des W30/38 von MAN ergab das rund 50% Leistungszuwachs. 
Gruß

Peter aus Nürnberg

Smutje Peter

#6
Hallo zusammen

Nur mal so als Idee in den Raum gestellt:

Der W 30/38 hatte ja ein Leistungsgewicht, dass dem der 24-zylinder V-Motoren des Z 51 vergleichbar war. (wie schon erwähnt hatte die Marine 5 kg/Ps gefordert.) Die MAN V24 Z32/44 von Z 51 hatten 6,7 kg/Ps. Die Antriebs-Anlage von Z 51 kam damit auf ein Leistungsgewicht von unter 15 kg je Wellen-Ps. Also wären für den W 30/38 ähnliche Anlagengewichte zu erwarten. Das war auch 1935 schon im Bereich der Hochdruckheißdampfanlagen. 

Man stelle sich mal vor in die Geleitboote F 1-10 wären statt der Hochdruckheißdampfanlagen 8 x W10 V 30/38 eingebaut worden. 8 x 1750 Ps geben ebenfalls 14000 Ps. Und die bauten nur halb so hoch wie die Kessel auf den Geleitbooten.

Soll jetzt kein Konstruktionsthread werden war nur so eine Idee. Auch in die Minensuchboote 1935 hätten solche Anlagen eingebaut werden können.
Hier dann je 4 x 8-Zylinder. (zusammen 3600 Pse unaufgeladen.)
Anlagengewicht ~ 56 t im Vergleich zu den verbauten Dampfanlagen mit 184 t.
Gruß

Peter aus Nürnberg

Peter K.

ZitatDie Verwendung in den Triebwagen war mir neu.
... mir ebenfalls! Danke für den Hinweis!  :MG:

Der WV 30/38 fand übrigens auch in den Segelschulschiffen Verwendung und zwar als W6V (550 PS bei 580 U/min) auf GORCK FOCK und als W8V (750 PS bei 580 U/min) auf HORST WESSEL und ALBERT LEO SCHLAGETER.
Grüße aus Österreich
Peter K.

www.forum-marinearchiv.de

Smutje Peter

ah! Danke Peter
Den 6-zylinder hatte ich vermutet, aber mir fehlte noch die konkrete Verwendung. Die Motoren in den Segelschulschiffen waren offensichtlich gedrosselt.
Gruß

Peter aus Nürnberg

Peter K.

ZitatDie Motoren in den Segelschulschiffen waren offensichtlich gedrosselt.
... den Drehzahlen nach ja, nur der Grund dafür ist mir nicht ersichtlich.
Grüße aus Österreich
Peter K.

www.forum-marinearchiv.de

FAUN

Wenn man mit einer kleineren Schraube auskommen will, muß man im Gegenzug die Drehzahl erhöhen. Wurde man die Motordrehzahl der Schraubendrehzahl anpassen, könnte man auf ein Reduziergetriebe verzichten. Dadurch würde der gesamte Antiebsstrang leichter, was für ein Segelschiff von Vorteil sein dürfte. Evtl. ist dies ein Grund für die Motorenauswahl.

Smutje Peter

Gruß

Peter aus Nürnberg

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