Die Spezialisten im Eis, Eisbrecher!

Begonnen von Kieler-Sprotte, 06 Januar 2016, 19:55:05

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Kieler-Sprotte

Ein Schiffstyp der mich besonders interessiert sind die Eisbrecher, es gibt kleine für Häfen, Kanäle und Flüsse und wahre Giganten für die Arktis oder Antarktis!
Die größten, atomar angetrieben haben wohl die Russen, eine ähnliche Leistung ( um die 55.000 KW) bringen glaube ich nur die beiden Eisbrecher Polar Star & Polar Sea der United States Coast Guard aber mit Dieselmotoren und Gasturbinen Antrieb.
In unseren Gefilden haben aber auch die Schweden oder die Finnen ganz schöne Brummer und dazu gab/gibt es hier auch schon einen Thread der mich wieder auf das Thema Eisbrecher aufmerksam gemacht hat. http://www.forum-marinearchiv.de/smf/index.php/topic,11291.0.html Der Thread scheint sich aber nur mit den Gegebenheiten und den Eisbrechern in der Ostsee zu befassen, ich würde dies gerne Weltweit machen wollen.
Allerdings habe ich in dem Thread interessante Links gefunden so wie den hier z.B. http://www.smhi.se/oceanografi/istjanst/produkter/arkiv/sstcolor/sstcolor_20160106.pdf
Er zeigt das einer der Finnischen ,,Brummer" im Einsatz ist, die Kontio ein 10.000 tonner mit 15.000 KW Leistung.
Die Kontio ist nicht nur Eisbrecher sondern auch ein Ölbekämpfungsschiff !
http://www.smu.fi/in_english/communication/articles/the-ice-breaker-kontio-is-on-sta/
http://arctia.fi/en/ship/kontio/
Kontios  Propeller schlagen nach außen, um möglichst wenig Kontakt mit Eisschollen zu bekommen. Um die Leistung im Eis zu erhöhen, besitzt Kontio ein Airbubblingsystem. Dabei wird unten an der Kimm Luft ins Wasser gepumpt, die aufsteigenden Blasen erzeugen am Rumpf einen reißenden Luft-/Wasserstrom, der die Reibung zwischen Rumpf und Eis vermindert. Des Weiteren hat Kontio am Bug und Heck Trimmtanks eingebaut.Sitzt Kontio vor einer Eisbarriere fest wird Wasser von vorne nach achtern gepumpt und umgekehrt um den Bug zu heben und zu senken, so wird das Eis eventuell gebrochen. Festfrieren kann Kontio ( Bär ) eigentlich auch nicht, er hat eine Krängungsanlage. 630 Tonnen Wasser werden in 40 Sekunden hin und her gepumpt, wodurch ein Krängungswinkel von 7° entsteht und er sich damit los schüttelt....... :MZ:
Wie man in der Karte oben sehen kann ist Kontio Derzeit im Einsatz, bei 20cm Festeis, ein Witz für den Bär ( Kontio).
Aber sie waren Weihnachten zu Hause und haben sich wohl erst danach auf den Weg nach Oulu gemacht. Ein Zustand der Dank Klimawandel wohl immer öfter zu beobachten sein wird, es gab Zeiten da waren sie bereits Ende Oktober Anfang November im Einsatz.
Ich möchte das hier in unregelmäßigen Abständen fortsetzen......

:MG:

Elektroheizer

Danke für das Anschneiden dieses interessanten Themas,

Zitat von: Kieler-Sprotte am 06 Januar 2016, 19:55:05
Des Weiteren hat Kontio am Bug und Heck Trimmtanks eingebaut.Sitzt Kontio vor einer Eisbarriere fest wird Wasser von vorne nach achtern gepumpt und umgekehrt um den Bug zu heben und zu senken, so wird das Eis eventuell gebrochen.
Als kleine Ergänzung, vor einigen Tagen hab ich im TV einen Bericht über einen Eisbrecher auf dem Mittelrhein mit einem ähnlichen Mechanismus gesehen. Der fuhr auf das Eis auf und hat das dann mit einer Art Sägebewegung gebrochen, dazu wurden im Vorschiff zwei schwere runde Stahlpatten in Bewegung gesetzt. Mehr wurde dazu nicht gesagt und der Mechanismus war auch nicht zu sehen, ich nehme an die Platten waren exzentrisch gelagert und erzeugten durch eine starke Unwucht diese Schwingungen. Das war bei dem "Eiswinter 1963"; Name des Schiffes hab ich mir nicht gemerkt weil ich das nur nebenbei verfolgt hatte. Bei Interesse selber nachforschen, das war in einer Sendung über Katastropeneinsätze  und/oder Extremwettersituationen im SWR Regionalprogramm.
Ich habe das Grauen gesehn

Kieler-Sprotte

Zitat von: Elektroheizer am 07 Januar 2016, 20:42:41
Danke für das Anschneiden dieses interessanten Themas,

Zitat von: Kieler-Sprotte am 06 Januar 2016, 19:55:05
dazu wurden im Vorschiff zwei schwere runde Stahlpatten in Bewegung gesetzt. Mehr wurde dazu nicht gesagt und der Mechanismus war auch nicht zu sehen, ich nehme an die Platten waren exzentrisch gelagert und erzeugten durch eine starke Unwucht diese Schwingungen.


Hallo Elektroheizer,

Es wird wohl eine Unwucht-Stampfanlage mit 2 Exzenterrädern im Vorschiff gewesen sein.
Die Eisvogel Klasse der deutschen Marine hatte z.B. auch so eine Anlage http://www.hitzler-werft.de/spezialschiffe.html

:MG:


olpe

Zitat von: Kieler-Sprotte am 06 Januar 2016, 19:55:05
Die größten, atomar angetrieben haben wohl die Russen ...
Hallo,
ja, in der Tat ... die Interessen Russlands (und der damaligen Sowjetunion) in der Arktis bzw. auch bezogen auf die Nordostpassage haben zu einer der interessantesten Spezialflotten geführt ... Hierzu einige Infos und Clips:
Nicht unerwähnt sollte bleiben, dass in St. Petersburg auf den Helgen der Baltischen Werke weitere Eisbrecher im Bau sind: 
- 1(+1) Atomeisbrecher vom Projekt 22220 (Typschiff "ARKTIKA")
- der dieselelektrisch angetriebene Eisbrecher "VIKTOR CHERNOMYRDIN" vom Projekt 22600

Grüsse
OLPE

Kieler-Sprotte

    Zitat von: olpe am 07 Januar 2016, 23:48:35

    Hallo,
    ja, in der Tat ... die Interessen Russlands (und der damaligen Sowjetunion) in der Arktis bzw. auch bezogen auf die Nordostpassage haben zu einer der interessantesten Spezialflotten geführt ... Hierzu einige Infos und Clips:


    Ja die 50 Let Pobedy hat eine deutlich größere Verdrängung ( 23.000 BRZ zu 13.000 ) und natürlich dementsprechend auch die größeren Ausmaße gegenüber der Polar-Klasse der United States Coast Guard aber von der Maschinenleistung sind sie ähnlich, beide so um die um die 55.000 KW.
    Die Polar-Klasse schafft 1,8m Festeis bei 3 kn. kontinuierlicher Fahrt, die  50 Let Pobedy glaube ich 2,0 m. Mal zum Vergleich, die deutsche Polarstern schafft 1,5 m bei 5 kn.

    Ein paar Eindrücke von der Polar - Klasse

    http://www.uscg.mil/history/img/PolarStar98481.jpg

    http://static.planetminecraft.com/files/resource_media/screenshot/1224/us-wabg11-polar-sea4_2588741.jpg

    http://i.imgur.com/gEJEvMY.jpg


    Und da die Polarstern nach 1,5 Millionen Seemeilen so langsam immer Reparaturanfälliger wird......

    Ein neues Forschungsschiff für die Polarforschung - Werftausschreibung der POLARSTERN II
    https://www.ptj.de/news/polarstern-2

    :MG:[/list]

    olpe

    Hallo,
    ergänzend noch news aus der Neubauecke: am 03.01.2016 wurde die "POLARIS" (Aker ARC 130) aus der Schiffbauhalle der Werft Arctech Helsinki Shipyard gezogen (diese Werft gehört zu 100% dem russischen Schiffbaukonsortium OSK). Das Schiff ist im Auftrage der Finnish Transport Agency gebaut worden. Auf der freigewordenen Helling wird nun ein weiterer Eisbrecher nach dem Projekt Aker ARC 121 für die  russischen Reederei "Sovcomflot" auf Kiel gelegt.

     



    Grüsse
    OLPE

    Kieler-Sprotte

    #6
    Japans größter Eisbrecher ist wohl die Shirase (AGB-5003) auch er unternimmt Expititions und Forchungsreisen.
    Von der Verdrängung und den Außmaßen her gesehen größer als die Polar-Klasse der United States Coast Guard aber mit deutlich weniger Leistung.
    Shirase soll1,5m Festeis bei 3 kn. kontinuierlicher Fahrt schaffen, wie schon erwähnt, dass schafft die Polarstern mit 5 kn bei deutlich weniger Leistung aber sie ist auch 3 m schmaler, das und eventuell eine bessere Eisbrecher - Bug und Rumpfform dürfte helfen.

    Video,
    https://www.youtube.com/watch?v=l649e1IRI5I
    Fotos,
    http://jmsdf.info/img/jmsdf_05736.jpg
    https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/5/5d/Icebreaker_Shirase_AGB-5003_07.JPG
    http://static.panoramio.com/photos/large/125644201.jpg

    :MG:

    Kieler-Sprotte

    Der eventuell erste Eisbrecher der als solcher gebaut wurde war wohl der US-amerikanischer Eisbrecher City Ice Boat No. 1, er soll ab 1837 von der Stadtverwaltung Philadelphia eingesetzt worden sein.

    Das Vorschiff des hölzernen Rumpfs des Seitenschaufelraddampfschleppers war mit seinem löffelartigen Steven der mit zusätzlichen Eisenplatten , die schräggestellt waren verstärkt, hiermit war er gut geeignet um das Auflaufen auf das Eis zu ermöglichen. Die Schaufelräder wurden einzeln angetrieben und auch sie waren für den Eisbetrieb verstärkt.

    Die City Ice Boat No. 1 war bis 1917 auf dem Delaware River im Einsatz. Die Maschinenleistung betrug 250 PS und sie hatte eine Länge von 51 Metern bei einer Breite von 8 Metern.

    Vielleicht gibt es aber zum Thema ,,erster" Eisbrecher andere Erkenntnisse?

    City Ice Boat No. 1
    http://3.bp.blogspot.com/_HcW1R2xVTKA/TULqXvq_pnI/AAAAAAAACe0/EQRrDQBkfH4/s640/Paddle_steamer_City_Ice_Boat_n-o_1.jpg

    Ähnliche Eisbrecher
    http://www.dvrbs.com/people/dialogue/IceBoat5-01b.jpg
    https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/f/f4/City_Ice_Boat_No._3_by_Essig.jpg/2000px-City_Ice_Boat_No._3_by_Essig.jpg

    Bei der Gelegenheit eben die aktuelle Situation in der Ostsee,
    http://www.smhi.se/oceanografi/istjanst/produkter/arkiv/sstcolor/sstcolor_20160116.pdf

    http://en.ilmatieteenlaitos.fi/ice-conditions?p_auth=Ea7Rj6e1&p_p_id=WebProxyPortlet_WAR_WebProxyPortlet_INSTANCE_4VIe&p_p_lifecycle=1&p_p_state=normal&p_p_mode=view&p_p_col_id=column-4&p_p_col_count=2&_WebProxyPortlet_WAR_WebProxyPortlet_INSTANCE_4VIe_edu.wisc.my.webproxy.URL=http%3A%2F%2Fcdn.fmi.fi%2Flegacy-fmi-fi-content%2Fproducts%2Fice-condition-maps%2Findex.php%3Fmode%3D4%26lang%3Den

    :MG:

    Kieler-Sprotte

    Vor der Zeit der mit Dampf oder Motor angetriebenen Eisbrecher war es für die Küstenbevölkerung    der betreffenden Gebiete enorm schwer im Winter Handel und Schifffahrt aufrecht zu halten.
    Waren Segelschiffe noch bis in die Nähe von Häfen gekommen versuchte man mit Äxten und Brechstangen ein Fahrrinne ins Eis zu schlagen um die Schiffe dann mit der Hand oder Zugtieren in die Häfen zu bekommen.
    Um die Zeit als die City Ice Boat No. 1 ihren Betrieb auf dem Delaware River aufnahm erhielt der russische Ingenieur K.A.Schilder ( er konstruierte glaube ich auch erste russische U-Boote) das Patent für ein Fahrzeug mit 132,5 kW Leistung, das mit einem Rad zum Zerschlagen der Eisdecke ausgerüstet werden sollte.
    Gibt es dazu irgendwo eine Skizze oder Zeichnung und wurde es überhaupt gebaut?

    :MG:


    Hastei

    hallo,
    ein interessantes Theman.
    Was sind die Eisbrecher heute groß !
    In "meinen Flotten " habe ich auch paar Vertreter dieser Gattung
    und so nutze ich die Gelegenheit, sie mal zu zeigen .
    Es grüßt der Hastei

    Kieler-Sprotte

    Zitat von: Hastei am 02 Februar 2016, 17:05:29
    hallo,
    ein interessantes Theman.
    Was sind die Eisbrecher heute groß !
    In "meinen Flotten " habe ich auch paar Vertreter dieser Gattung
    und so nutze ich die Gelegenheit, sie mal zu zeigen .
    Es grüßt der Hastei

    Hallo Hastei,

    danke das Du uns Deine Modelle gezeigt hast, da sind ja auch ein paar sehr bekannte dabei.

    In Deutschland wurde scheinbar der erste wirkliche Eisbrecher als Spezialschiff konstruiert alles andere zuvor in den verschiedensten Ländern umgebaute waren Kompromisslösungen.
    Das Schiff war der erste wirkliche Eisbrecher  mit einem löffelförmig geschwungenen Bug, mit dem sich das Schiff aufs Eis schieben konnte und danach durch sein Eigengewicht das Eis brach.
    Der Rumpf hatte die Form eines der Länge nach aufgeschnittenen Hühnereis, dadurch wurde das Schiff durch seitlichen Eisdruck noch oben aus dem Eis gedrückt.Und als weiteren Unterschied zu früheren ,,Eisbrecher" war die für die Schiffsgröße enorme Maschinenleistung von 653 PS.
    Diese Leistung kam aus einer Zweifachexpansions-Dampfmaschine die einen Festpropeller antrieb.
    1871 als Comité  in Dienst gestellt wurde sie bis 1956 betrieben. Die mehr als 80jährige Dienstzeit belegt wohl das sich die Konstruktion von Carl Ferdinand Steinhaus als richtig erwiesen hatte.

    Länge 40,50 m (Lüa)
    Breite 9,75 m
    Tiefgang max. 3,75 m
    Verdrängung 570 t

    Weitere Namen waren Eisbrecher Nr.1 und Eisfuchs.

    http://mereviki.vta.ee/mediawiki/images/a/a1/Eisfuchs.jpg

    Und als aktuelle Info die Lage in der Ostsee,
    http://www.smhi.se/oceanografi/istjanst/produkter/arkiv/sstcolor/sstcolor_20160204.pdf

    :MG:

    Kieler-Sprotte

    #12
    Von nun an wurden im gesamten Ostseegebiet (+ einschließlich Norwegen ) immer mehr und stärkere Eisbrecher gebaut. Alleine Deutschland verfügte bereits 1895 über 34 Eisbrecher.
    Im zaristischen Russland allerdings wollte man die wirtschaftliche Erschließung Sibiriens. Da musste also etwas deutlich größeres her.
    Die Ermak, die britische Werft Armstrong-Whitworth, & Co Ltd erhielt 1897 für 3 Millionen Rubel den Auftrag der Petersburger Geographischen Gesellschaft.

    Die Ermak,
    Länge 97,5 m (Lüa)
    Breite 21,8 m
    Tiefgang max. 7,6 m
    Verdrängung 8.730 t

    Maschine
    Verbunddampfmaschine
    Maschinen- leistung 9.390 PS (6.906 kW)
    Höchst-geschwindigkeit 12,0 kn (22 km/h)


    Die Ermak besaß wie zuvor kleinere Eisbrecher auch schon eine Kränkungsanlage, sie war gleichzeitig der erste Polareisbrecher der in der Nordostpassage eingesetzt wurde.
    Lange Zeit war er der Weltweit stärkste Eisbrecher und gerade auch im Ostseeraum eine Legende.
    Wenn nichts mehr ging, dann kam wenn möglich die Ermak! Erst 1964 wurde das Schiff außer dienst gestellt und abgebrochen, schade das sie nicht erhalten werden konnte.

    Fotos,
    http://content.science20.com/files/images/launch_0.jpg
    http://blog.twmuseums.org.uk/wp-content/uploads/2013/11/G7901Kcrop.jpg
    http://blog.twmuseums.org.uk/wp-content/uploads/2013/11/G7901G.jpg
    http://blog.twmuseums.org.uk/wp-content/uploads/2013/11/G7901FFF2.jpg
    https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/b/b6/Yermak_icebreaker.jpg
    https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/5/5d/Yermak1897-1964.jpg
    http://www.apt-holtenau.de/holtenau-info/history/eiswinter-1928-29.htm

    Und noch eben die aktuelle Lage in der Ostsee,
    http://www.smhi.se/oceanografi/istjanst/produkter/arkiv/sstcolor/sstcolor_20160210.pdf


    :MG:

    olpe

    Hallo,
    auch in Russland geht der Bau von Eisbrechern weiter. Am 16.06.2016 lief in den Baltischen Werken in Sankt Petersburg die neue "ARKTIKA" vom Stapel. Dieses Schiff ist - nach russischen Angaben - der größte Eisbrecher weltweit und besitzt Nuklearantrieb. Hier ein Video  --/>/> klick

    Ein Bild des Rumpfes der "ARKTIKA" auf dem Helgen ...:


    ... und so soll sie mal fertig aussehen:


    Grüsse
    OLPE

    olpe

    Hallo,
    nachdem am 16. Juni 2016 die "ARKTIKA" den Helgen frei machte, kamen am 28. Juni die ersten Sektionen der Baunummer 2 des Projektes 22220, die "SIBIR", auf die Pallen:



    Grüsse
    OLPE

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