Ein interessantes Schiff, die HMAS Melbourne (R21)

Begonnen von Kieler-Sprotte, 04 Januar 2016, 21:42:03

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Kieler-Sprotte

Die HMAS Melbourne (R21) war ein leichter Flugzeugträger der britischen  Majestic-Klasse, die ex HMS Majestic (R77), vom 28. Oktober 1955 –30. Juni 1982 im Dienst der australischen Marine.
Baubeginn war 1943, der Stapellauf 1945 aber das Schiff wurde wegen dem Kriegsende nicht mehr fertig gestellt. Nach Modernisierung ab 1955 für Australien in Dienst.
Zwischen 1964 und 1969 versenkte sie zwei Zerstörer, in beiden Fällen trennte sie beide Zerstörer in zwei Teile und in beiden Fällen war menschliches Versagen die Ursache.Die Hauptschuld lag jeweils bei den Zerstören aber auch die Brückencrew der HMAS Melbourne (R21) hat sich glaube ich in beiden Fällen nicht mit Ruhm bekleckert.
Der erste Fall betraf die HMAS Voyager (D04), am 10. Februar 1964 , während einer Nachtflugübung wurde der Zerstörer, der steuerbords vor dem Träger fuhr, zu einer Position hinter dem Träger beordert. Der Zerstörers drehte jedoch nicht, wie vorgesehen, nach Steuerbord ab, um in einer Schleife hinter die Melbourne zu gelangen, sondern kreuzte vor dem Bug des Flugzeugträgers nach Backbord. Dieser rammte dann die Voyager und zerschnitt sie in zwei Teile. Die Bugsektion des Zerstörers sank innerhalb weniger Minuten, 82 australische Seeleute verloren dabei ihr Leben. Die Hauptschuld sah man beim Kommandanten (STEVENS, D.H., CAPT, RAN ) der  Voyager, der ebenfalls ums Leben kam ,, The commission found that Stevens was medically unfit for command"
HMAS Voyager http://www.navy.gov.au/sites/default/files/styles/content_image_full_width_no_sidebar/public/Voyager3%20copy.jpg?itok=vaQ4nHPL
Der Bug der Melbourne nach der Kollision http://cdn.fairfaxregional.com.au/preview/c1200x678/storypad-i6RgWXYfzrU2LKEMFFaKX8/e076078f-03dc-43b2-8150-47ae4c3dd1ab.JPG
Am 03. 06. 1969 kollidierte die Melbourne zum zweiten Mal mit einem Zerstörer, diesmal mit dem amerikanischen Zerstörer USS Frank E. Evans, der ebenso wie die Voyager fünf Jahre zuvor vor dem Bug des Flugzeugträgers kreuzte, auch dieser wurde in zwei Teile getrennt. Auch hier sank der Bug der USS Frank E. Evans innerhalb weniger Minuten, 74 amerikanische Seeleute verloren dabei ihr Leben. Wiederrum bekam der Kommandant des Zerstörers die Hauptschuld zugesprochen. ,, At the time of the collision USS Frank E. Evans's captain was asleep and the ship was under command of a junior officer who was not qualified to stand watch, having failed at his previous board.
Und weiter........
" Four officers (the captains of Melbourne and Evans, plus the two junior officers in control of Evans at the time of the collision) were court-martialled based on the results of the inquiry; while the three USN officers were charged, the RAN officer was cleared of wrongdoing.

Videos, https://www.youtube.com/watch?v=Qb7f6c5BcK4&list=PL880E5C80C0115D48&index=1

http://www.criticalpast.com/video/65675060216_USS-Frank-E-Evans-DD-754_recovery-operations_navy-officer_floating-part

http://www.ussfrankeevansassociationdd754.org/the74.html Fotogalerie und Videos beachten.

Animation der Kollision,
https://en.wikipedia.org/wiki/HMAS_Melbourne_%28R21%29#/media/File:Evans_collision.gif

Um ehrlich zu sein ist mir jetzt nicht ganz klar warum man auf den Zerstörern die jeweilige Situation nicht auf dem Radar erkennen konnte. Wie kann man das erklären?


June 1969: HMAS Melbourne in drydock at Cockatoo Island Dockyard in Sydney, Australia following the collision with the USS Frank E. Evans DD-754. 
http://www.maritimequest.com/warship_directory/australia/aircraft_carriers/photos/hmas_melbourne/hmas_melbourne_01.jpg

Das Heck der Frank E. Evans nach der Kollision mit der Melbourne
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/1/19/USS_Frank_E._Evans_%28DD-754%29_post_collision.jpg


Dann noch einige wie ich meine interessante Fotos der  HMAS Melbourne

May 16, 1981: HMAS Melbourne and USS Midway CV-41.
http://www.maritimequest.com/warship_directory/australia/aircraft_carriers/photos/hmas_melbourne/hmas_melbourne_02.jpg

Vier Videos,
Katapult versagt
https://www.youtube.com/watch?v=Qcgjvln1SB0

S2E/G Tracker Deck Landing Instruction
https://www.youtube.com/watch?v=zqxKIXnGxZE 

Skyhawk Crash HMAS Melbourne
https://www.youtube.com/watch?v=nW5oZ6RVISg

Flugbetrieb der verschiedenen Typen die auf den Australischen Trägern flogen.
https://www.youtube.com/watch?v=Vbeja2znfho

Die HMAS Melbourne im Sturm in schwerer See.
http://i46.servimg.com/u/f46/15/66/64/48/38662910.jpg
http://i46.servimg.com/u/f46/15/66/64/48/38663010.jpg
http://i46.servimg.com/u/f46/15/66/64/48/38670810.jpg

Das Flugdeck mit dem hinteren Aufzug und die um 5,5 Grad aus der Schiffsachse abgewinkelte Landebahn.
http://www.fsfiles.org/flightsimshotsv2/images/2013/09/16/Eegz7.jpg

HMAS Melbourne, gut zu sehen der einzige Dampfkatapult und sechs S-2 Tracker die die  Melbourne ab 1967 an Bord hatte.
http://i172.photobucket.com/albums/w26/mjrhealth/hmasmelbourne_0001_zps94f81bc9.jpg

Skizze, Seitenansicht und Deck
https://www.the-blueprints.com/blueprints-depot/ships/ships-australia/hmas-melbourne-r21-profile-and-plan.gif

Verschiedene Aufnahmen,
http://wall.alphacoders.com/big.php?i=631938
http://wall.alphacoders.com/big.php?i=432333
http://i.imgur.com/LHL9HIi.jpg


Auf dieser Aufnahme von 1979 kann man ganz gut erkennen wie die Insel außerhalb des Flugdecks angebracht ist http://cdn2.shipspotting.com/photos/middle/0/8/2/1294280.jpg

Die technischen Daten der beteiligten Schiffe wird sicher jeder zur Verfügung haben, so das ich darauf verzichten kann sie zu nennen.
Nur die  zuletzt an Bord der  HMAS Melbourne (R21) geflogenen Flugzeugtypen möchte ich erwähnen.
Es waren dies Sea King anti-submarine helicopters, acht A4G Skyehawk fighter bombers,  sechs Grumman S2E/G Trackers.

Im Februar 1985 wurde die HMAS Melbourne (R21) für nur 1,4 Millionen Dollar an die China United Shipbuilding Co Ltd verkauft, die den Träger in Dalian unter regem Interesse der chinesischen Marine abbrach und verschrottete.


:MG:

Kieler-Sprotte

Eins vielleicht noch........
Schiffsunglücke Allgemein sind ja meist durch menschliches Versagen verursacht, bei Handelsschiffen oder Passagierschiffen ist dies meist das Versagen eines einzelnen oder einer kleinen Gruppe. Bei einem Krieger wie bei den oben im Beitrag # 1 genannten Beteiligten gehe ich davon aus das durchaus eine größere Gruppe den Lauf der Dinge mitbekommen hat ( zumindest Brückencrew und OPZ )
Da müssten doch bei einigen die Alarmanlagen anspringen und sich der Drang breit machen einzugreifen.
Also ich denke in ,,westlichen" oder Nato Marinen wird doch keinem der Kopf abgerissen selbst wenn man einem Vorgesetzten auf die Sprünge helfen müsste.
Also für mich bleiben solche Unglücke zumindest in Friedenszeiten unter Übungsbedingungen unerklärlich.
Wie schon erwähnt, die entscheidenden Fehler wurden auf den Zerstörern gemacht aber auf der HMAS Melbourne (R21) hätte man auch früher reagieren können, dies wurde ja auch kritisiert aber warum wurde nicht gehandelt?
Ich habe ja schon mitbekommen das es hier auch aktive oder ehemalige aus Marine und Handelsschifffahrt gibt. Vielleicht sehen diese die Situation ganz anders und können dies auch Nachvollziehbar vermitteln......

Die Manöver der beiden Zerstörer,

HMAS Voyager (D04)..........
während einer Nachtflugübung wurde der Zerstörer, der steuerbords vor dem Träger fuhr, zu einer Position hinter dem Träger beordert. Der Zerstörers drehte jedoch nicht, wie vorgesehen, nach Steuerbord ab, um in einer Schleife hinter die Melbourne zu gelangen, sondern kreuzte vor dem Bug des Flugzeugträgers nach Backbord.

USS Frank E. Evans........
Animation der Kollision,
https://en.wikipedia.org/wiki/HMAS_Melbourne_%28R21%29#/media/File:Evans_collision.gif

:MG:

bodrog

Den Träger in China abzuwracken, scheint mir eine sehr kurzsichtige Überlegung gewesen zu sein...  :roll:

Urs Heßling

moin,

Zitat von: Kieler-Sprotte am 07 Januar 2016, 11:49:12
Bei einem Krieger wie bei den oben im Beitrag # 1 genannten Beteiligten gehe ich davon aus das durchaus eine größere Gruppe den Lauf der Dinge mitbekommen hat ( zumindest Brückencrew und OPZ ). Da müssten doch bei einigen die Alarmanlagen anspringen und sich der Drang breit machen einzugreifen.
Also ich denke in ,,westlichen" oder Nato Marinen wird doch keinem der Kopf abgerissen selbst wenn man einem Vorgesetzten auf die Sprünge helfen müsste.
Doch ... Es gibt und gab Kommandanten, die es als "ehrenrührig" betrachte(te)n, auf "ihrer eigenen" Brücke korrigiert zu werden. Beispiele gibt's in der USN-Literatur (P.G. Deuterman).
Da der Kommandant die Beurteilungen seiner Offiziere schreibt, kann die "Hemmschwelle" für ein solches "Korrigieren" ungemein hoch sein.
Einem Vorgesetzten vor Untergebenen "auf die Sprünge zu helfen" ... kann "tödlich" (für die eigene weitere Karriere) sein.

Zitat von: Kieler-Sprotte am 07 Januar 2016, 11:49:12
Wie schon erwähnt, die entscheidenden Fehler wurden auf den Zerstörern gemacht aber auf der HMAS Melbourne (R21) hätte man auch früher reagieren können, dies wurde ja auch kritisiert aber warum wurde nicht gehandelt?
Das ist vermutlich zum Teil (!)eine "Kopf"-Sache.
Die Formation mit Geleitschiffen, Versorgern usw. richtet sich immer nach dem Träger.
Abgesehen davon, daß der Träger mit 20,000 Tonnen langsamer manövriert, mag dadurch eine "geistige" Inflexibilität, auf die Manöver anderer zu reagieren, entstehen.

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

RonnyM

Moin Kieler Sprotte,

als ich den "Luftplot"-Maler sah kamen die Erinnerungen. Du musstest ja alles spiegelverkehrt schreiben. Das bedurfte  schon mal viele Übungsstunden bis es flüssig lief.

Deinen Einwand, man konnte das doch im Radar sehen, könnte die Ursache sein, dass z.B. der Kreiselkompass abgeschaltet war. Wenn dann harte Ruderlagen gefahren werden, was meinst du, wie die Radarziele auf dem Schirm springen. Wurde bei uns in Manövern häufig geübt.

Eine falsche Einschätzung und schon ist es passiert.

Grüße Ronny
...keen Tähn im Muul,
over La Paloma fleuten...

Kieler-Sprotte

#5
Bedanke mich für die bisherigen Antworten....... top

Zitat von: bodrog am 07 Januar 2016, 14:54:00
Den Träger in China abzuwracken, scheint mir eine sehr kurzsichtige Überlegung gewesen zu sein...  :roll:

Ja, so ganz nachvollziehen kann ich das auch nicht aber die Russen/Ukrainer hatten da ja noch weniger bedenken,die heutige Liaoning und die ex Minsk sind wohl für die Chinesische Marine als wertvoller einzuschätzen als die aus dem WK II stammende HMAS Melbourne (R21) die 1985 verkauft wurde.
20 Jahre später erwarben die Chinesen die Minsk und noch einmal 3 Jahre später die ex Riga, ihren ersten (ab 2012 ) fahrbereiten Träger der wohl immer noch nicht im Ernstfall voll Einsatzfähig eingesetzt werden könnte.
Da sind z.B.die Inder sicher schon viel weiter, die immerhin mit der INS Vikrant (R11) schon seit 1961 einen Träger im Dienst hatten, die können ihre neueren Träger sich voll einsetzen.

Zitat von: Urs Heßling am 07 Januar 2016, 14:55:57
moin,

Zitat von: Kieler-Sprotte am 07 Januar 2016, 11:49:12
Bei einem Krieger wie bei den oben im Beitrag # 1 genannten Beteiligten gehe ich davon aus das durchaus eine größere Gruppe den Lauf der Dinge mitbekommen hat ( zumindest Brückencrew und OPZ ). Da müssten doch bei einigen die Alarmanlagen anspringen und sich der Drang breit machen einzugreifen.
Also ich denke in ,,westlichen" oder Nato Marinen wird doch keinem der Kopf abgerissen selbst wenn man einem Vorgesetzten auf die Sprünge helfen müsste.
Doch ... Es gibt und gab Kommandanten, die es als "ehrenrührig" betrachte(te)n, auf "ihrer eigenen" Brücke korrigiert zu werden. Beispiele gibt's in der USN-Literatur (P.G. Deuterman).
Da der Kommandant die Beurteilungen seiner Offiziere schreibt, kann die "Hemmschwelle" für ein solches "Korrigieren" ungemein hoch sein.
Einem Vorgesetzten vor Untergebenen "auf die Sprünge zu helfen" ... kann "tödlich" (für die eigene weitere Karriere) sein.

Hallo Urs, Du schreibst......

Es gibt und gab Kommandanten.........das hatte ich jetzt nicht bedacht. Ich hätte mir jetzt auch nicht vorstellen können das so immer noch gehandelt wird. Jeder kann Fehler machen, auch ein Kommandant!

Zitat von: RonnyM am 07 Januar 2016, 15:28:13
Moin Kieler Sprotte,

dass z.B. der Kreiselkompass abgeschaltet war. Wenn dann harte Ruderlagen gefahren werden, was meinst du, wie die Radarziele auf dem Schirm springen. Wurde bei uns in Manövern häufig geübt.

Eine falsche Einschätzung und schon ist es passiert.

Grüße Ronny

Hallo Ronny

Warum schaltet man denn den Kreiselkompass ab ?.......
Bei heutigen Radargeräten sollte es nicht mehr passieren das Radarziele springen, ich hatte aber auch eher an den Radarmixer auf der HMAS Melbourne (R21) gedacht, dass der sich vielleicht mal gefragt hätte was haben die eigentlich vor......

:MG:




RonnyM

...das Abschalten des Kreiselkompasses gehörte mit zur Übung. Es war schon eine gewaltige Umstellung mit nicht stabilisierten Anlagen zu arbeiten. Ausfälle kann es immer geben.

Wenn, wie bei mir, dann Screens gefahren werden mit 6 Fletcher und 4 KÖLN-Klassen, dann kommt schnell das Motto auf: Who is who :? Bei Kurswechsel von über 180° springen die Ziele wie junge Osterlämmer. :-D Wie hinterher dein Bildschirm aussieht kannst du dir ja vorstellen.

Grüße Ronny
...keen Tähn im Muul,
over La Paloma fleuten...

Kieler-Sprotte

#7
Hallo,

Zitat von: RonnyM am 08 Januar 2016, 16:34:27
...das Abschalten des Kreiselkompasses gehörte mit zur Übung. Es war schon eine gewaltige Umstellung mit nicht stabilisierten Anlagen zu arbeiten. Ausfälle kann es immer geben.

So weit mir bekannt lassen, oder zumindest ließen sich früher Kreiselkompasse nicht mal so eben wieder hochfahren, wie wurde solange Navigiert, Magnetkompass?

:MG:




RonnyM

...so weit mir bekannt war, wird ja nicht der Mutterkompass mit seinen über 24.000 Umdrehungen runtergefahren, sondern die Verbindungen zu den Tochterkompassen getrennt. :-o

Und dann siehst du eben alt aus... :-P

Grüße Ronny
...keen Tähn im Muul,
over La Paloma fleuten...

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