Dichtung und Wahrheit

Begonnen von Schorsch, 03 Januar 2016, 09:34:25

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bodrog

Gerade ganz zufällig gelesen: der älteste U-Bootskommandant war tada: Wilhelm Kiesewetter

http://uboat.net/wwi/men/commanders/139.html

und zwar mit 62 Jahren siehe hier:

http://uboat.net/boats/foreign_uc1.htm

daneben verblassen doch alle genannten Namen...

wirbelwind

Nun ja,es mussten halt alle Reserven mobilisiert werden. Anders als von  Wilamowitz fuhr Kiesewetter auf einem Schulungsboot, wenn ich richtig gelesen habe. 8-)
MfG Rüdiger

bodrog

Egal wie, ich stelle mir U-Boot fahren mit 62 als anstrengend vor. Manch einer ist mit 50 Jahren schon fertig "auf den Röhren".

Der Stress auf einem Schulungsboot ist nicht vergleichbar wie auf einem Frontboot, aber die körperliche Fitness muss man in dem Alter auch erstmal haben.

Bei Kiesewetter ist ja auch die Vorgeschichte aus dem WK I mit UC 56 interessant - dafür ist er ja nicht gerade gelobt worden... vielleicht hat er sich hier eine späte Rehabilitierung erhofft?

wirbelwind

Mit der Fitness gebe ich Dir recht, Bodrog, wobei Wilamowitz 15 Jahre jünger war. allerdings als Kommandant einer ,,Milchkuh"doch ,,einigen" Anstrengungen ausgesetzt war. Interessant wäre für mich zu wissen, was sich hinter deiner Andeutung betreffs Kiesewetter und sein U-Boot-Kommando im I. WK verbirgt.

MfG Rüdiger

RonnyM

...mit 62 noch aktiv und dann noch auf einem U-Boot :? Da kann sich so manscher Sesselfurzer ne`Scheibe abschneiden... top top top

Grüße Ronny
...keen Tähn im Muul,
over La Paloma fleuten...

M-54842

Ich lese gerade ein Interview mit Helmut Witte, Kommandant U159, in dem Buch "Ursprünglich wollte ich nur die Welt seh'n".
Auf die Frage:"Wie haben Sie die Versenkungen der Schiffe erlebt? Haben Sie dabei eine Art Jagdglück empfunden?" antwortet Witte:
"Anders als es Herr Buchheim in seinem Film darstellt, in dem Versenkungen mit einem riesigen "Hurra" gefeiert werden, gab es das bei uns nicht, sondern das Gegenteil. Wir haben immer wieder in unserer kleinen Offiziersmesse zusammen gesessen, und ich habe immer wieder gesagt:"Denkt an die Schicksale, die diese armen Schweine da draußen erleiden. Die werden in ihrem Rettungsboot nicht einfach nach Hause fahren können. Die werden Wind und Wetter ausgesetzt sein, die werden nicht wissen, ob man sie irgendwo aufnehmen wird". Ich habe meine Männer also immer wieder auf die großen Fragezeichen, die großen Ungewissheiten hingewiesen, die mit dem U-Boot Krieg nun einmal verbunden sind. Natürlich empfanden wir ein inneres Glücksgefühl, wenn uns der Feind nicht getroffen hatte, wenn wir mit dem Leben davonkamen. Darüber freuten wir uns - und nicht darüber, dass wir ein Schiff vernichtet hatten."

SnakeDoc

#21
Hallo zusammen!

Ich möchte meine Notizen in Bezug auf den Roman "Das Boot" hinzufügen:

Seite 5:
ZitatVon der Offiziersunterkunft im Hotel »Majestic« zur »Bar Royal« führt die Straße dicht am Strand entlang, eine einzigelanggestreckte Kurve von fünf Kilometern Länge.

In dem Buch (und in der Realität), U96 verlässt für den Kriegsfahrt von Saint Nazaire. Die Besatzungen wurden in den Hotels Majestic, the Royal und Adriana untergebracht.
http://www.uboatarchive.net/U-93A/U-93INT.htm, Kapitel "X.  U-BOAT BASES"

Ich denke, dass die Route in dem einleitenden Satz beschrieben ist, könnte die Straße von La Baule zum Pornichet sein. So vielleicht fiktive Bar Royal war nur Unterhaltung Bar in der Pornichet?

Seite 7:
ZitatIn der »Bar Royal« tritt Monique auf. Eine Elsässerin, die alsdeutsche Brocken nur Landserkauderwelsch kennt. Schwarzhaarige, schwarzäugige Temperamentsnudel mit Busen.

In dem Buch "Hitler's U-Boat Bases" von Jack Showell, auf Seite 40, Sie können lassen:
ZitatOn the whole, the hotels continued to function with their own civilian staff, which provided some quandaries for security officers and made communications a little confusing, but Hotel Majestik had a German-speaking manageress from Alsace who ironed out most of the language uncertainties.

Vielleicht dieses "German-speaking manageress" war ursprünglich Charakter für die Sängerin Monique?

Seite 49:
ZitatDer Leitende zeigt mit ausgestrecktem Arm in den Dunst:»Da vorn – halbrechts auf dem fünfstöckigen Haus – stehtnAuto!«

In dem Buch "Hitler's U-Boat Bases" von Jack Showell, auf Seite 136, Sie können auf dem Dach des Gebäudes Foto des Autos (es sieht aus wie Citroën Traction Avant) finden.

Seite 110:
ZitatDiese Schilder gibt es noch nicht lange. Sie wurden erst nachdem Desaster auf Kallmanns Boot angebracht: Kallmann hatteim Herbst 1940 in der Brunsbütteler Schleuse eine Kollision mit einem norwegischen Frachter. Sein zur Flottille Emsmann gehörendes kleines Boot, das keine wasserdichten Schottshatte, wurde knapp hinter der Zentrale getroffen und so gründlich aufgeschlitzt, daß es in Sekunden wegsackte. So kamnur die Brückenbesatzung davon.

Als Sie bereits erwähnt, Kallman ist Topp. Wenn er der Kommandant von U57 (Typp IIC) war, sein Boot wurde bei der Rückkehr, am 3. September 1940, in der Brunsbüttel-Schleuse von dem norwegischen Dampfer Rona gerammt, und sank.

Die Flottille Emsmann ist 1. Unterseebootsflottille "Weddigen".



--
Grüße
Maciek
5. A submarine does not object to being rigged for dive.

Schorsch

Hallo zusammen,

ich stopfe dieses --/>/> Fundstück aus einem --/>/> Nachbarforum mal hier hinein. Vielleicht gibt es ja weitere neue Verbindungen, die noch einige der Eingangsfragen des Threads beantworten können.

Nachklapp zum Roman "Die Festung" und der Frage zum Chef der dort dargestellen Propagandaabteilung: Die Kommandanten der Marinepropagandaabteilung West waren von August 1940 bis April 1943 Kpt.z.S. Karl Hinsch, dann folgte bis Oktober 1943 K.Kpt. Fritz Giese und von Oktober 1943 bis September 1944 F.Kpt. Dr. Adalbert Fürer. Zu finden sind die Daten bei Lohmann/Hildebrand: "Die deutsche Kriegsmarine 1939-1945", Bad Nauheim, 1956 bis 1964, Kennziffer XXV. Warum Buchheim aber (sehr wahrscheinlich) mit Fürer so überkreuz gelegen hat und ob das alles so stimmt, wie es von Buchheim dargestellt wurde, geht leider aus dieser Quelle nicht hervor.

Mit freundlichen Grüßen
Schorsch
'Judea, London. Do or Die.'

"Ubi dubium, ibi libertas." (Wo Zweifel ist, da ist Freiheit.)

wirbelwind

Das ist ja gerade die Crux in Buchheim seinen Romanen. Was ist Realität, was ist Fiktion. Den Anspruch auf Tatsachenbücher hat er nicht erhoben. Allerdings ist für mich vorstellbar, dass es so gewesen sein könnte. Dafür verstand Buchheim als ehemaliger Kriegsberichter sein Handwerk zu gut, wie wir wissen.
MfG Wirbelwind

Götz von Berlichingen

Zitat von: Schorsch am 03 Januar 2016, 09:34:25
Merkel, auch ,,Katastrophen-Merkel" mit Ramming durch einen sinkenden Tanker (S. 7 und S. 429) =

Das war Endraß. U 46 wurde am 06.06.1941gegen 10.05 h von einem Tanker gerammt, auf den es gerade bei schwerem Wetter einen Unterwasserangriff gefahren hatte (und einen Treffer erzielt zu haben glaubte). Hinterher war man der Meinung, es könne sich um eine Uboot-Falle oder einen Hilfskreuzer gehandelt haben.

Schorsch

Hallo GvB,

danke für den Tipp. Das, was im KTB von U 46 für fraglichen Zeitpunkt zu finden ist, deckt sich gut mit dem, was Buchheim im Roman schreibt.

Mit freundlichen Grüßen
Schorsch
'Judea, London. Do or Die.'

"Ubi dubium, ibi libertas." (Wo Zweifel ist, da ist Freiheit.)

Schorsch

Hallo zusammen!

Da hatte ich mich nun so gefreut über die Ankündigung dieser --/>/> Artikelserie in der NWZ. Und dann, gleich auf der ersten Seite, schießen die ihren ersten kapitalen Bock.

Präsentieren dieses --/>/> Foto mit folgender Bildunterschrift:
ZitatNach einer Tauchfahrt: U 96 kehrt an die Wasseroberfläche zurück.
Bild: Deutsches U-Boot-Museum/U-Boot-Archiv Cuxhaven-Altenbruch
Liest denn da keiner gegen, der ein bischen Ahnung von der Materie hat!? :BangHead:
Hoffentlich hat sich U-Boot-Archiv in Cuxhaven das Bild ordentlich bezahlen lassen, auf dass diese Rufschädigung wenigstens einen monetären Ausgleich findet.

Toller Einstieg in den Tag, wirklich!
Schorsch

edit: Hab noch den entsprechenden Schirmschuss angehängt!
'Judea, London. Do or Die.'

"Ubi dubium, ibi libertas." (Wo Zweifel ist, da ist Freiheit.)

Hallo Schorsch,

Zitat von: Schorsch am 03 Januar 2016, 09:34:25
Merkel, auch ,,Katastrophen-Merkel" mit Ramming durch einen sinkenden Tanker (S. 7 und S. 429) =

Ein weiterer Kandidat wäre auch noch Cremer mit U 333 (auch der Begriff »Katastrophen-Merkel« (wie prophetisch von Buchheim  :-D :-D): ) könnte auf Cremer gemünzt sein, wenngleich auch Endraß mit U 46 nach einem Angriff von drei Lockheed Hudson - Bombern der No. 228 Squadron der RAF am 25.10.1940 vor Norwegen (ein Toter - Matrosengefreiter Plaep) mit schweren Schäden (Backbord-Schraubenwelle verbogen und achteres Tiefenruder unklar, Leck im Heck mit starkem Wassereinbruch) sich noch nach Kiel schleppen konnte - Quellen: http://uboat.net/boats/patrols/patrol_313.html  und T. Savas, »Lautlose Jäger«, Augsburg 2002, S. 32 ff.) und somit evtl. zusammen mit dem Vorfall mit dem gerammten Tanker am 06.06.1941 als »Katastrophen-Kmdt.« von Buchheim bezeichnet worden sein könnte).

Zitat aus Wolfgang Franks »Die Wölfe und der Admiral« (Bastei-Lübbe Taschenbuch, Bergisch Gladbach 1981, S. 416 f.):
»Die Erfolge in der Floridastraße sind der einzige Lichtblick in diesen zweifelvollen Tagen. Drei Boote, darunter Teddy Suhrens U 564 und U 333 (...) versenken hier trotz starker Luft- und Seeüberwachung fast ein Dutzend Schiffe (...) Dabei leistet sich Ali Cremer ein Husarenstück erster Klasse. Nachtunterwasserangriff. Sicht eingeschränkt. Entfernungsschätzen schwierig. So kommt es, daß er zu nahe an den Gegner heranprallt und daß ihm der eben torpedierte Tanker mit Donnergetöse sozusagen gerade auf den Kopf fällt. Schwer beschädigt, mit vollständig zerrissener Brücke und verbogenen Sehrohren kommt er von dem sinkenden Schiff frei, setzt sich ein Stück von der Küste ab, untersucht seine Schäden, läßt nachts, durch ausgespannte Wolldecken gegen Sicht von außen geschützt, mit dem Schneidbrenner das zermatschte Bleck wegschneiden und ein paar provisorische Relingstützen an den Turmstumpf anschweißen, riggt mit dünnen Leinen eine Art Notreling auf und stößt in dieser Verfassung (...) sofort wieder auf das flache Wasser an der Küste vor. Und hier erwischen ihn nach einem erneuten Angriffserfolg die amerikanischen Zerstörer und decken ihn schwer mit Wasserbomben ein.«

Müßte die Feindfahrt vom 30.03 bis 26.05.1942 gewesen sein:
http://uboat.net/boats/patrols/patrol_4948.html

Als der betreffende Tanker käme Halsey in Frage (Torpedotreffer am 06.05.1942 um 23:25 Uhr):
»At 11.25 hours on 6 May 1942 the unescorted and unarmed Halsey (Master Henrik K. Johnson) was hit by two torpedoes from U-333 off Jupiter Inlet, Florida, while proceeding on a nonevasive course at 10.5 knots in bright moonlight.«
http://uboat.net/allies/merchants/ships/1612.html

Oder evtl. auch Java Arrow:
http://uboat.net/allies/merchants/ships/1613.html

Grüße
Thomas

Schorsch

Hallo Thomas,

das KTB von U 46 führt für die Kollision mit dem britischen Motortanker ENSIS am 06.06.1941 eine Menge von Details an, die auch Buchheim im Roman fast wortgleich erwähnt (auf 15 (bzw. 16 m lt. KTB U 46) Tiefe gerammt, schweres Wetter, Einzelschuss auf das Ziel, Druckkörper dicht, obwohl Ausfall beider Sehrohre durch die Rammung, Ausstieg über das Kombüsenluk nach dem ersten Auftauchen, fast 2000 sm bis zum Stützpunkt (das KTB von U 46 benennt MQ BC 3552 als Ort des Geschehens)), so dass sehr wahrscheinlich Deine erste Identifikation die richtige sein wird.

Cremers Angriff auf den US-amerikanischen Tanker HALSEY am 06.05.1942 passt nicht so recht, da dabei nach einem Doppelschuss mit zwei Treffern über einer Untiefe mit nur 8 m Wassertiefe keine Ramming stattfand, der Angriff zunächst mit einem Fangschuss aus dem Heckrohr weitergeführt sollte und nach dessen Versagen dann ein Torpedo losgemacht wurde, der aber zum Grundgänger wurde. Zusätzlich fanden noch die schon erwähnten Zerstörerangriffe statt. Auch der Angriff auf die JAVA ARROW am selben Tag kann es auch nicht gewesen sein.

Auf dieser Fahrt bekam U 333 jedoch schon am 30.04.1942 inm Marinequadrat DC 4732 von dem Briten BRITISH PRESTIGE nicht nur den Turm an Steuerbord demoliert, sondern auch den Bug nach Backbord umgebogen. Wenigstens eines der Sehrohre hingegen blieb intakt bzw. konnte wieder repariert werden.

Insgesamt passt Endrass' U 46 imho am besten zu Buchheims Schilderung.

Mit freundlichen Grüßen
Schorsch
'Judea, London. Do or Die.'

"Ubi dubium, ibi libertas." (Wo Zweifel ist, da ist Freiheit.)

Götz von Berlichingen

Hallo Schorsch,

Du hast recht, aus den Angaben bei uboat.net ging nicht hervor, daß die Ramming von U 333 bereits am 30.04.1942 durch British Prestige erfolgt war (dieses Schiff wird auf der entsprechenden Feindfahrtseite bei uboat.net  http://uboat.net/boats/patrols/patrol_4948.html  gar nicht erwähnt).

Zitat von: Schorsch am 23 Oktober 2016, 14:54:59
das KTB von U 46 führt für die Kollision mit dem britischen Motortanker ENSIS am 06.06.1941 eine Menge von Details an, die auch Buchheim im Roman fast wortgleich erwähnt (auf 15 (bzw. 16 m lt. KTB U 46) Tiefe gerammt, schweres Wetter, Einzelschuss auf das Ziel, Druckkörper dicht, obwohl Ausfall beider Sehrohre durch die Rammung, Ausstieg über das Kombüsenluk nach dem ersten Auftauchen, fast 2000 sm bis zum Stützpunkt (das KTB von U 46 benennt MQ BC 3552 als Ort des Geschehens)), so dass sehr wahrscheinlich Deine erste Identifikation die richtige sein wird.

Es war jedoch nicht Ensis  http://uboat.net/allies/merchants/ships/3205.html  die U 46 am 06.06.1941 gerammt hatte (die hatte U 46 erst am 08.06.1941 um 12:10 Uhr mit dem beschädigten Boot angegriffen (Luftzielsehrohr behelfsmäßig wieder klar), sondern ein unbekannter Tanker zwei Tage zuvor.
In den Anmerkungen zum Kapitel von Erich Topp »In memoriam Engelbert Endrass: Castor betrauert Pollux« in T. Savas Lautlose Jäger. Deutsche U-Boot-Kommandanten im Zweiten Weltkrieg (Augsburg 2002, Anm. 8 auf S. 285) heißt es zu dem Angriff mit anschließender Ramming am 06.06.1941:

»Nach Jürgen Rohwer (»Axis Submarine Successes 1939 - 1945«, Naval Institute Press, 1983) meldete Endrass die Torpedierung eines Tankers von 9000 Tonnen am 6. Juni 1941 auf einer Position östlich von Neufundland. Alliierte Unterlagen weisen keinerlei Anzeichen dafür auf, daß zu dieser Zeit in diesen Gewässern ein Tanker beschädigt wurde und die Tankerbesatzung scheint auch die Kollision mit Endrass' Boot überhaupt nicht bemerkt zu haben.«

Es gibt übrigens ein Foto des beschädigten Turms von U 46 nach dem Einlaufen mit dem salutierenden Endrass mit angetretener Besatzung. Es ist in Cajus Bekker Das Bildbuch der deutschen Kriegsmarine 1939 - 1945 (Heyne Taschenbuch, München 1979) auf Seite 147 zu finden.

Grüße
Thomas

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