Die deutschen Flottengesetze – Planungsverlauf bis 1920

Begonnen von Albin, 05 Dezember 2015, 14:45:05

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Albin

Hallo Zusammen,

es wird viel über die deutschen Flottenbauprogramme geschrieben, meist über den Zeitraum von 1898 bis 1914. Der weitere Verlauf der Programme war ab 1914 vom Krieg bestimmt und konnte unter diesen Umständen nicht mehr aufrecht erhalten werden.

Die letzten Planungen an großen Kriegsschiffen vor dem Beginn des Krieges, wurden bei den Linienschiffen 1910/12 (Bayern-Klasse) durchführt und bei den Großen Kreuzern 1913/14 (Mackensen-Klasse).

Nun finde ich es interessant zu Untersuchen, wie sich der weitere Verlauf des Flottenbauprogrammes gestaltet hätte, ohne die negativen Auswirkungen des Krieges auf den Bau von großen Kriegsschiffen.
Um einen Gesamtüberblick zu erhalten, beginne ich mit der Aufstellung ab dem 2. Flottengesetz 1900, beziehe mich dabei aber nur auf Linienschiffe und Große Kreuzer.

Die Planung hierzu sah vor:

Schlachtflotte
34 Linienschiffe
8 Große Kreuzer
Ausland
3 Große Kreuzer
Reserve
4 Linienschiffe
3 Große Kreuzer

Ersatz wurde nach 25 Jahren, gerechnet ab dem Stapellauf, fällig, nach der Novelle von 1908 wurde diese Zeit auf 20 Jahre verkürzt.

Der Bestand 1901 an Linienschiffen sah wir folgte aus:
Anrechnungsnummer an das FG: 1 / Typ - Name / zu ersetzen Jahr nach 2. FG (n. Novelle 1908)

1 / Panzerschiff – Bayern / 1903
2 / Panzerschiff – Sachsen / 1902
3 / Panzerschiff – Württemberg / 1903
4 / Panzerschiff – Baden / 1905
5 / Panzerschiff – Oldenburg / 1909
6 / Linienschiff – Brandenburg / 1916 (1911)
7 / Linienschiff – Kurfürst Friedrich Wilhelm / 1916 (1911)
8 / Linienschiff – Weissenburg / 1916 (1911)
9 / Linienschiff – Wörth / 1917 (1912)
10 / Linienschiff – Kaiser Friedrich III. / 1921 (1916)
11 / Linienschiff – Kaiser Wilhelm II. / 1922 (1917)
12 / Linienschiff – Kaiser Wilhelm der Große / 1924 (1919)
13 / Linienschiff – Kaiser Barbarossa / 1925 (1920)
14 / Linienschiff – Kaiser Karl der Große / 1924 (1919)
15 / Linienschiff – Wittelsbach / 1925 (1920)
16 / Linienschiff – Wettin / 1926 (1921)
17 / Linienschiff – Zähringen / 1926 (1921)
18 / Linienschiff – Mecklenburg / 1926 (1921)
19 / Linienschiff – Schwaben / 1926 (1921)

Große Kreuzer waren bis 1901 der Anrechnungsnummer 12 fertiggestellt bzw. noch im Bau.

Planung für 1901 / Dreiertempo
20 / Linienschiff H – Braunschweig / 1927 (1922)
21 / Linienschiff J – Elsass / 1928 (1923)
Ersatz König Wilhelm / Großer Kreuzer – Friedrich Carl / 1927 (1922)

Planung für 1902 / Dreiertempo
22 / Linienschiff K– Preussen / 1928 (1923)
23 / Linienschiff L – Hessen/ 1928 (1923)
Ersatz Kaiser / Großer Kreuzer – Roon / 1928 (1923)

Planung für 1903 / Dreiertempo
24 / Linienschiff M – Lothringen / 1929 (1924)
25 / Linienschiff N – Deutschland / 1929 (1924)
Ersatz Deutschland / Großer Kreuzer – York / 1929 (1924)

Planung für 1904 / Dreiertempo
26 / Linienschiff O – Pommern / 1930 (1925)
27 / Linienschiff P – Hannover / 1930 (1925)
13 / Großer Kreuzer C – Gneisenau / 1931 (1926)

Planung für 1905 / Dreiertempo
28 / Linienschiff Q – Schleswig Holstein / 1931 (1926)
29 / Linienschiff R – Schlesien / 1931 (1926)
14 / Großer Kreuzer D – Scharnhorst / 1931 (1926)

Zu dem 2. Flottengesetz folgt 1906 die erste Novelle, wobei hier die Zahl der Großen Kreuzer aufgestockt wird. Mit dem 2. FG ist der Bestand von 14 Großen Kreuzern erreicht. Der nächste zu ersetzende Große Kreuzer war die Kaiserin Augusta im Jahr 1917 (1912).
Novelle 1906:

Schlachtflotte
34 Linienschiffe
8 Große Kreuzer
Ausland
8 Große Kreuzer (Novelle 06 plus 5)
Reserve
4 Linienschiffe
4 Große Kreuzer (Novelle 06 plus 1)

Die Novelle 1906 entsteht schon unter dem Eindruck des Dreadnougth-Sprungs bei den Linienschiffen und Großen Kreuzern.

Planung für 1906 / Dreiertempo
Ersatz Bayern / Linienschiff – Nassau / 1933 (1928)(ab Großlinienschiff bez.)
Ersatz Sachsen / Linienschiff – Westfalen / 1933 (1928)
15 / Großer Kreuzer E – Blücher / 1933 (1928)

Planung für 1907 / Dreiertempo
Ersatz Württemberg / Linienschiff – Rheinland / 1933 (1928)
Ersatz Baden / Linienschiff – Posen / 1933 (1928)
16 / Großer Kreuzer F – von derTann / 1934 (1929) (ab Schlachtkreuzer bez.)

Novelle1908 mit Verkürzung der Ersatzfrist von 25 auf 20 Jahre.
Schön ist hier auch zu erkennen, wie die als Küstenpanzerschiffe gebaute Siegfried-Klasse nun als zu ersetzende Linienschiffe instrumentalisiert werden, um in den Aufbau einer Großlinienschiffflotte so schnell wie möglich mit Großbritannien gleich zu ziehen. Nach dem 2. FG wäre nur der Neubau von 4 Linienschiffen möglich, sowie der Ersatz für das Panzerschiff Oldenburg. Doch wird das Geschwader der 8 Küstenpanzerschiffe zu einem vollwertigen Linienschiffgeschwader ausgebaut mit 8 Großlinienschiffen

Planung für 1908 / Vierertempo
Ersatz Siegfried / Linienschiff – Helgoland / 1929
Ersatz Oldenburg / Linienschiff – Ostfriesland / 1929
Ersatz Beowulf / Linienschiff – Thüringen / 1929
17 / Großer Kreuzer G – Moltke / 1930

Planung für 1909 / Vierertempo
Ersatz Frithjof / Linienschiff – Oldenburg / 1930
Ersatz Hildebrant / Linienschiff – Kaiser / 1931
Ersatz Heimdall / Linienschiff – Friedrich der Große / 1931
18 / Großer Kreuzer H – Goeben / 1931

Planung für 1910 / Vierertempo
Ersatz Hagen / Linienschiff – Kaiserin / 1931
Ersatz Aegir / Linienschiff – König Albert / 1932
Ersatz Odin / Linienschiff – Prinzregent Luitpold / 1932
19 / Großer Kreuzer J – Seydlitz / 1932

Planung für 1911 / Vierertempo
30 / Linienschiff S – König / 1933
Ersatz Kurfürst Friedrich Wilhelm / Linienschiff – Grosser Kurfürst / 1933
Ersatz Weissenburg / Linienschiff – Markgraf / 1933
20 / Großer Kreuzer K – Derfflinger / 1933

Im Jahr 1912 werden die Novellen von 1906 und 1908 zu einem neuen Flottengesetz zusammengefasst.

Planung für 1912 / Zweiertempo
Ersatz Brandenburg / Linienschiff – Kronprinz / 1934
Ersatz Kaiserin Augusta/ Großer Kreuzer – Lützow / 1933

Planung für 1913 / Dreiertempo
31 / Linienschiff T – Bayern / 1935
Ersatz Wörth / Linienschiff – Baden / 1935
Ersatz Hertha/ Großer Kreuzer – Hindenburg / 1935

Ab hier werde ich Daten einsetzen, die dem ggf. geplanten Bauvertrag entsprechen.

Planung für 1914 / Zweiertempo
Ersatz Kaiser Friedrich III. / Linienschiff – Sachsen / 1936
Ersatz Victoria Louise/ Großer Kreuzer – Mackensen / 1936

Planung für 1915 / Zweiertempo
Ersatz Kaiser Wilhelm II. / Linienschiff – Württemberg / 1936
Ersatz Freya/ Großer Kreuzer – Prinz Eitel Friedrich / 1936


Diese weiter Darstellung geht auf das Flottengesetz zurück ohne Ausbruch eines Krieges.



Planung für 1916 / Dreiertempo
32 (Neubau) / Linienschiff U – L3? / ...
33 (Neubau) / Linienschiff V– L3? / ...
Ersatz Fürst Bismarck / Großer Kreuzer – Mackensen-Klasse?/ ...


Planung für 1917 / Zweiertempo
34 (Neubau) / Linienschiff W – L3? / ..
Ersatz Hansa / Großer Kreuzer – .../ ...


Planung für 1918 / Zweiertempo
Ersatz Kaiser Wilhelm der Große / Linienschiff – L3? / ..
Ersatz Vineta / Großer Kreuzer – .../ ...


Planung für 1919 / Zweiertempo
Ersatz Kaiser Karl der Große / Linienschiff – ... / ...
Ersatz Prinz Heinrich / Großer Kreuzer – .../ ...


Planung für 1920 / Zweiertempo
Ersatz Kaiser Barbarossa / Linienschiff – ... / ...
Ersatz Prinz Adelbert / Großer Kreuzer – .../ ...


Ob diese Aufstellung so weiter betrachtet werden kann, bezweifle ich allerdings, denn ab 1915/16 entbrennt die große Typenfrage über die weitere Trennung von Linienschiff und Großen Kreuzer oder der Verschmelzung zu einem schnellen Linienschiff.


Kriegsbedingt änderte sich der Ersatz von Verlusten und der Bau von Großen Kreuzer gewann Überhang.
So sollten 1915 weitere Schiffe der Mackensen-Klasse gebaut werden, die als Ersatz Blücher und Ersatz Friedrich Carl geführt werden, sowie eine überarbeitete Version der Mackensen-Klasse, die als Ersatz York-Klasse zusammengefasst wurde, die Ersatz York, Ersatz Gneisenau und Ersatz Scharnhorst. Weiterer Ersatz war nötig z.B. für die Lützow nach 1916.


Viele Studien werden in der Zeit bis 1918 betrieben, bis hin zu gleichwertigen Schlachtkreuzer-Projekten der Engländer, mit ihren ,,hush-hush Schiffen" z.B. der Courageous-Klasse.


Was meint ihr dazu....



Quellen:
Deutsche Großkampfschiffe 1915-1918 / Forstmeier
Große Kreuzer der kaiserlichen Marine 1906-1918 / Grießmer
Linienschiffe der kaiserlichen Marine 1906-1918 / Grießmer
Die deutschen Kriegsschiffe 1815-1945 Band 1 / Gröner
Die Linienschiffe der Bayern-Klasse / Koop/Schmolke


bodrog

Interessantes Thema, aber beziehe mal die Kleinen Kreuzer mit ein - dann wird die Sache erst recht bemerkenswert. Was bei den Flottengesetzten(Novellen auch immer fehlt sind die U-Boote...

Wenn du alle Stichworte subsummierst, wirst du feststellen, das jenseit von Memoiren-Rechtfertigungsliteratur wenig neues existiert und viel widergekäut wird...  :-P In meinen Augen hat die technische Entwicklung seit 1906 dermaßen Fahrt aufgenommen, dass Tirpitzens Gesetzte (der "Äthernat") ob früh oder lang sowieso den Bach runtergegangen wären. Damit wäre auch eine zwingende Neukonzeption (allein schon aufgrund des technischen Fortschritts - und dabei sind strategische wie taktische Fragen garnicht berührt) notwendig gewesen... MfG

Albin

Zitat von: bodrog am 05 Dezember 2015, 15:12:42
[...] aber beziehe mal die Kleinen Kreuzer mit ein - dann wird die Sache erst recht bemerkenswert. Was bei den Flottengesetzten(Novellen auch immer fehlt sind die U-Boote...
Die kleinen Kreuzer, dann auch die Torpedoboote, zumindes die Großen als Vorläufer der Zerstörer ... ich denke, dann wirds unübersichtlich. Daher die Beschränkung auf die Dickschiffe.
Zitat von: bodrog am 05 Dezember 2015, 15:12:42
Wenn du alle Stichworte subsummierst, wirst du feststellen, das jenseit von Memoiren-Rechtfertigungsliteratur wenig neues existiert und viel widergekäut wird...  :-P In meinen Augen hat die technische Entwicklung seit 1906 dermaßen Fahrt aufgenommen, dass Tirpitzens Gesetzte (der "Äthernat") ob früh oder lang sowieso den Bach runtergegangen wären. Damit wäre auch eine zwingende Neukonzeption (allein schon aufgrund des technischen Fortschritts - und dabei sind strategische wie taktische Fragen garnicht berührt) notwendig gewesen... MfG

Okay, die Angabe der Literatur zielt nur auf etwaige Fragen, woher welche Informationen stammen .. aber die technische Entwicklung wurde in den Szenarios der Flottengröße und Typologie schon mit betrachtet. Ich denke, der Bruch mit dem tirpitzschen Gedanken des Flottenaufbaus, war der historischen Entwicklung des Krieges geschuldet und der Erkenntnis, daß die Basis der Dienstschrift IX nicht umsetzbar war, egal wie große die Flotte an Großkampfschiffen/Schlachtschiffen sein wird.

Aber dies soll ja hier erst einmal ausgeblendet behandelt werden.

bodrog

Das Probelem sehe ich (selbst wenn es nur auf großkampfschiffe bezogen wird) darin, dass Oll Tirpitz krampfhaft am Flottengesetz festgehalten hat (aus seiner Sicht auch völlig rational nachvollziebar), weil ansonsten die Gefahr bestand, das der Reichstag ihm einen dicken Strich ob der Kosten durch die Flottenplanung macht. Allein die Kallamitäten wegen Willys Lieblingsprojekt "Schnelles Linienschiff" (sehr schön bei Grießmer und Forstmeier nachlesbar) spricht doch Bände. Langfristig wäre das Fottengesetzt wahrscheinlich aufgrund der technischen Entwicklung sowieso nicht haltbar gewesen. Und im Gefolge hätte die Finanzierung des ganzen gleich in den Sternen gestanden.

Aber nun ist mal die Realität, das (auch ohne Krieg) Alfred bis 1916 dem RMA vorsteht und dort gemacht wird, was der Staatssekretär befiehlt... Im Umkehrschluß bedeutet dies, du müsstest versuchen Tirpitzens Spagat (und wenn ich Grießmer richtig gelesen habe war das ein arger Eiertanz) irgendwie nach 1920 zu retten...

Albin

Zitat von: bodrog am 05 Dezember 2015, 15:48:54
Das Probelem sehe ich (selbst wenn es nur auf großkampfschiffe bezogen wird) darin, dass Oll Tirpitz krampfhaft am Flottengesetz festgehalten hat (aus seiner Sicht auch völlig rational nachvollziebar), weil ansonsten die Gefahr bestand, das der Reichstag ihm einen dicken Strich ob der Kosten durch die Flottenplanung macht. Allein die Kallamitäten wegen Willys Lieblingsprojekt "Schnelles Linienschiff" (sehr schön bei Grießmer und Forstmeier nachlesbar) spricht doch Bände. Langfristig wäre das Fottengesetzt wahrscheinlich aufgrund der technischen Entwicklung sowieso nicht haltbar gewesen. Und im Gefolge hätte die Finanzierung des ganzen gleich in den Sternen gestanden.

Aber nun ist mal die Realität, das (auch ohne Krieg) Alfred bis 1916 dem RMA vorsteht und dort gemacht wird, was der Staatssekretär befiehlt... Im Umkehrschluß bedeutet dies, du müsstest versuchen Tirpitzens Spagat (und wenn ich Grießmer richtig gelesen habe war das ein arger Eiertanz) irgendwie nach 1920 zu retten...

Okay, da gebe ich Dir Recht, die Problematik um das schnelle Linienschiff war so in dem tirpitzschen Gedanken nicht verankert oder wurde von Ihm strickt abgelehnt. Linienschiff und Großer Kreuzer sollten unabhängig von einander bleiben und waren wohl auch so in der Flotten- und Finanzierungsplanung verankert. Das nun mit dem Fisher Projekt des aufgewerteten "schnellen" Linienschiffs oder dem "linienfähigen" Panzerkreuzer ein zweites "finanzielles" Großkampfschiff entstand, muß wohl Tirpitz seinen Bart in die Höhe steigen lassen haben ...

Aber wie auch bei anderen Themen der kontrafaktischen Geschichte, sollte ein gewisser Zeitstrahl der Abweichung des historischen aufgegriffen werden, ohne dabei kontrafaktische Geschichte wieder mit historisch reeller anzureichern, sonst wird es wirklich kompliziert.

bodrog

Kontrafaktisch hin oder her: wenn du ohne WK I planst, bedeutet das auch, das die entscheidenten Figuren vor 1914 (und das gilt mindestens für Tirpitz wenn nicht auch für Müller) auch am Ruder sind. Gleichzeitig lässt sich bei den bisherigen Wahlerfolgen der SPD absehen, dass die Partei nicht marginalisiert wird. Und ob die Liberalen und das Zentrum die Rüstungskosten deines Gedankengangs mittragen, steht absolut in den Sternen... Das ist ja letztlich die Quintessenz von Grießmers beiden Bänden, dass die Kosten ohne eine durchgreifende Finanzreform garnicht lösbar gewesen wären... Also Fragen über Fragen (die beim Burgfrieden nur sehr sporadisch wie dilletantisch gehandhabt wurden und letztlich dort keine Rolle spielten...).

Wenn das ganze nicht hier in einen Sabbelthreat enden soll, musst du vorher zwingend einige grundlegende Sachen (und zwar innenpolitische wie fiskalische) klären...

Albin

Zitat von: bodrog am 05 Dezember 2015, 16:38:03
Wenn das ganze nicht hier in einen Sabbelthreat enden soll, musst du vorher zwingend einige grundlegende Sachen (und zwar innenpolitische wie fiskalische) klären...

Berechtigter Einwand. Aber wie ich auch weiter oben geschrieben habe, geht es um die Weiterführung der der Planung des Flottengesetzes ohne die Einwirkung des Krieges, wobei natürlich die konstruktiven Planungen der Großkampfschiffe ab bzw. nach der Bayern-Klasse und der Derfflinger-Klasse schon unter dem Eindruck des Krieges getroffen wurden. Insofern gebe ich dir Recht, da sollten dann die neuen Voraussetzungen einen Einfluss haben, sonst ist die Weiterführung oder Vollendung des Flottengesetzes zu konstruiert.

Okay, du hast berechtigte Kritik geübt, nun gib mal einen Vorschlag, wie hier ein kontrafaktische Betrachtung fortgesetzt werden kann. Je mehr konstruktive Vorschläge oder Informationen zu solch eine Diskussion einfließen, desto weniger gesabbelt könnte es werden. Ich bin gespannt.

bodrog

#7
Also mal kurz vornweg: Bayern, Derfflinger und Mackensen sind Vorkriegsplanungen... das ist sicher. Forstmeier behandelt Planungen, die unter den Kriegs-Erfahrungen entstanden sind...

Mit weiteren Mutmaßungen halte ich mich zurück, da meine Glaskugel trübe bleibt! Wenn ich spekulativ das ganze sehen würde, so wäre immer Tirpitz' "Äthernat" an erster Stelle und zwar einfach, weil er der entscheidente Mann ist. Ein gewisses Umdenken bei ihm findet sich ja bez. der U-Boote, aber wie er das einem knauserigen Reichstag verkaufen kannst (du darfst ja auch nicht die außenpolitische Situation mit Russland und Frankreich vergessen - sprich Einkreisung und Landheer ) inkl. der Folgewirkungen??? Dem steht natürlich Russlands Kleines Programm mit der Ostsee gegenüber. D. h. zähneknischend wird der RT deine Marinerüstung aufgrund von 20 (? oder zwölf) mordenen russichen Schiffen schon bewilligen...


Da sollte man überhaupt ansetzten: Was machen jenseits von GB die anderen (also FR und RUS) und was bedeutet das real für das Dt. Reich? Klamüßer erst mal die jeweiligen Rüstungsprogramme auseinander (bei RUS sehr real bei FR bin ich mir nicht ganz so sicher) und spekuliere dann auf Dtls. Reaktionen!

Albin

Zitat von: bodrog am 05 Dezember 2015, 17:02:24
Also mal kurz vornweg: Bayern, Derfflinger und Mackensen sind Vorkriegsplanungen... das ist sicher. Forstmeier behandelt Planungen, die unter den Kriegs-Erfahrungen entstanden sind...
Nicht ganz, wir haben hier insgesamt den "Knick", konstruktive Planung ja, vor dem Krieg, aber Abschluss der Planung schon mit eindrücken des Krieges, die berücksichtigt werden können, aber bei dem Planspiel, Vollendung des Flottengesetzes keine Rolle spielen dürfen.
Und bitte, nicht so an meinen Quellenangaben aufhängen, wie schon gesagt, das war nur zur Basisdefinierung!
Zitat von: bodrog am 05 Dezember 2015, 17:02:24
Mit weiteren Mutmaßungen halte ich mich zurück, da meine Glaskugel trübe bleibt! Wenn ich spekulativ das ganze sehen würde, so wäre immer Tirpitz' "Äthernat" an erster Stelle und zwar einfach, weil er der entscheidente Mann ist.
Das ist doch hier der Grund einer Diskussion, oder? Glaskugelsesen meine ich ... :?
Zitat von: bodrog am 05 Dezember 2015, 17:02:24
Ein gewisses Umdenken bei ihm findet sich ja bez. der U-Boote,
Lass mal die Uboote ganz weit wech, die sind ein echtes Kriegsprojekt!

Zitat von: bodrog am 05 Dezember 2015, 17:02:24[...]aber wie er das einem knauserigen Reichstag verkaufen kannst (du darfst ja auch nicht die außenpolitische Situation mit Russland und Frankreich vergessen - sprich Einkreisung und Landheer ) inkl. der Folgewirkungen??? Dem steht natürlich Russlands Kleines Programm mit der Ostsee gegenüber. D. h. zähneknischend wird der RT deine Marinerüstung aufgrund von 20 (? oder zwölf) mordenen russichen Schiffen schon bewilligen...
Okay, der Reichstag würde knausern. Das ist mal ein Ansatz, denn hier könnte man vor dem Reichstag argumentieren, dass vielleicht der Weg doch zu einem schnellen Linienschiff der richtige Weg ist, um die Doppelbelastung für Großlinienschiff und Schlachtkreuzer zu minimieren oder gar zu halbieren. Dann würden sich auch andere Planungsprojekte ergeben und ggf. eine Reduzierte Zahl des Flottengesetzes? Gib mal ein Änderungsplan an.

Zitat von: bodrog am 05 Dezember 2015, 17:02:24
Da sollte man überhaupt ansetzten: Was machen jenseits von GB die anderen (also FR und RUS) und was bedeutet das real für das Dt. Reich? Klamüßer erst mal die jeweiligen Rüstungsprogramme auseinander (bei RUS sehr real bei FR bin ich mir nicht ganz so sicher) und spekuliere dann auf Dtls. Reaktionen!
Ach und noch ein Punkt, den du angesprochen hast. Der dt. Flottenplan mit all seinen Änderungen von 1900 bis 1912 orientierte sich niemals, an den Flottenplanungen Frankreichs oder Russlands, die auf jeden Fall nach 1906 aus dem Rennen waren ...

bodrog

ZitatAch und noch ein Punkt, den du angesprochen hast. Der dt. Flottenplan mit all seinen Änderungen von 1900 bis 1912 orientierte sich niemals, an den Flottenplanungen Frankreichs oder Russlands, die auf jeden Fall nach 1906 aus dem Rennen waren ...

Das könnte sich aber ändern. Die Franzosen waren berüchtigt dafür, alles mit jeder neuen Regierung (sprich abhängig vom jeweiligen Marineminister) zu ändern. Die Russen haben zumindest ab 1912 ihr Programm (lässt sich eindeutig nur für Ganguts, Borodinos, Kreuzers, Nowiks und U-Boote nachweißen - also nahezu alles was kampfkräftig ist)  versucht durchzuziehen...

Das letzte ist doch ein entscheidentendes Argument für Tirpitz (hat bedauerlicherweise aber nix mit dem Risikogedanken zu tun). Dummerweise geht seine Theorie dabei krachen!

Albin

Zitat von: bodrog am 05 Dezember 2015, 17:42:37
ZitatAch und noch ein Punkt, den du angesprochen hast. Der dt. Flottenplan mit all seinen Änderungen von 1900 bis 1912 orientierte sich niemals, an den Flottenplanungen Frankreichs oder Russlands, die auf jeden Fall nach 1906 aus dem Rennen waren ...

Das könnte sich aber ändern. Die Franzosen waren berüchtigt dafür, alles mit jeder neuen Regierung (sprich abhängig vom jeweiligen Marineminister) zu ändern. Die Russen haben zumindest ab 1912 ihr Programm (lässt sich eindeutig nur für Ganguts, Borodinos, Kreuzers, Nowiks und U-Boote nachweißen - also nahezu alles was kampfkräftig ist)  versucht durchzuziehen...

Das letzte ist doch ein entscheidentendes Argument für Tirpitz (hat bedauerlicherweise aber nix mit dem Risikogedanken zu tun). Dummerweise geht seine Theorie dabei krachen!

Okay, ich gehe jetzt mal auf deine OT Weg ein, aber der sollte dennoch nicht Basis für den EP sein.
Weder der französische noch der russische Großkampflinienschiffbau konnte nach 1906 dem der neuen führenden maritimen Mächte im damaligen Ringen um der wirtschaftlichen Behauptung des Imperialismus in Wechselwirkung zum Navalismus entscheidend sein, Diese ehemaligen Seemächte waren zur 2. oder 3. Klassigkeit herabgestuft.
Aber selbst das spielte bei der deutschen Flottenplanung keine Rolle. So wurden sicherlich Konstruktionen der US Navy, wieder japanischen kaiserlichen Marine nach 1906 beachtet, aber die konstruktiver Basis bildete immer der Hauptrivale, die RN.

Aber selbst hier driften wir von eigentlichen Thema ab. Das macht eine Diskussion um die Weiterführung der Flottenplanung bis 1920 nach den Flottengesetzen von 1900 bzw. 1912 nicht einfacher.


kaimarex

#11
Zuallererst : ERSATZ wird 25 bzw. 20 Jahre  nach Bewilligung fällig. Steht ausdrücklich im Gesetz. Ebenso stehen die Tboote im Gesetz seit 1898, zuerst mit 16 Jahren LD 16 Div a 6 Boote = 96 Tboote.
1906 geändert auf 24 Div = 12 Flo a 12 Boote, LD jetzt 12 Jahre.
Die Uboote sind seit 1912 im Gesetz drin ! 72 Boote in 12 Jahren, also 1917 Ersatz U1( von 1905) fällig.
Die Bayern/ Sachsen _ Ausfallkorvetten wurden mit dem Nachtragetat von 1873 begonnen.
Selbst wenn man 1874 nimmt, dann 1. Bayern Ersatz in 1899 / 2. Bay in 1900 / 3. + 4. Bay in 1901 / Oldi in 1906.
Der Kaiser hat Tirpitz  im März 1906 vorgeworfen, eben NICHT GENÜGEND zu bauen, er schlug ihm 18 Jahre LD vor , wohl besonders für die 8 Siegfrieds.
Bestellt : 1887 einer, 1889 zwei, 1890 1 ; 1891 +92 je 2.
Bei 20 Jahren LD :  ab 1906 kann man Bauen : 1906 : 5 Nas / 1907 : 1 Nas, also besser je 3 Nas, in 1909 werden fällig : 2 Sieg + 4 Bran, in 1910 : 1 Sieg
7 Schiffe , ab 1908 also zb. 2 DN / 3 DN / 2 DN.
1893 hat der RT die erste Kai noch abgelehnt, kein Ersatzbau deshalb in 1913.
AB 1915 steht die große Bauwelle der Panzerkreuzer an. MAN könnte für die 6 Schiffe in 1915 +16 ein 2er Bautempo nehmen.
Ersatz Kai Au war 1908 fällig.
Große Kreuzer hatten nie 25 Jahre LD !, immer 20 Jahre !
Nur für die papiergläubigen NICHT- Nauticus Leser war Kai Au und Hertha je ein PKR.
Der Nauticus von 1904 berichtet über die Neubauten PKR A+B. Damit auch die Papierkreuzer Dt/ Kai entlarvt.
Wenn der Nauticus 1910 auf bald 40 Seiten dastellt, daß die Flotte im Jahr 1900 nur aus 8 großen  Schiffen bestand, dann muß das auch Folgen haben !
Entweder sind die 98er + 99 Schiffe der Ersatz der 5 Korvetten ODER die 5 Schrottkübel zahlen GAR nicht !
Das 98 er Gesetz hat dafür gesorgt, daß die Stosch- Zahl 14 bis 1900 erreicht wurde ! Man könnte es Erfüllung des 1873er Plans nennen. Hat Tirpitz so auch IM RT gesagt.
Die 3 Prinzen sind Ersatz der 3 "Hollmann- Spezialkreuzer."
Lage im Jahr 1900 : 14 LS + 3 PKR + 6 Simulaker PKR.
1900 wurde gefordert 38 LS und 20 PKR und 45 KlKrz. Der RT hat an den Kreuzern gespart, Tirpitz sofort IM RT gesagt: In 3 - 4 Jahren komme ich damit wieder.
1901 : 2 LS Nr. 15/16 sowie Pkr Nr. 4 und kl Krz( Nauti grenze 2000t) Nr. 12 -14
1902 : 2 LS Nr. 17/18 sowie PKR A und Kl Krz Nr. 15 -17
1903 : 2 LS Nr. 19/20 sowie PKR B und Kl Krz Nr.18/19
1904 : 2 LS Nr. 21/22 sowie PKR C und Kl Krz Nr. 20 -22
1905 : 2 LS Nr. 23/ 24 sowie PKR D und Kl Krz Nr. 23 -25
Die Mathematik muß beachtet werden.
Oder das FloG ist 1911 erfüllt ! Die Papierneubauten LS "S" und PKR " K"  :-D

DANN ist  der echte Tirpitz der totale Marinebremser !
1911 bestellt, DANN muß 1914 die GESAMTE FLOTTE fertig SEIN 8-) :-D
Alles !  :-D
LS /PKR / Kl Krz / Tboote / Uboote / Marineflugwesen !
In vier Jahren ist das Material fertig. damit muß 1914 alles DA sein.
Alle Geschwader, Divisionen, Liegeplätze, Munition usw !
ODER die Hertha bis Kaiser sind SIMULAKER !
DANN ist die Flotte erst 1920 fertig ! :-)
Dann ist der Admiral Tirpitz nach seinem Plan von 1900 voll auf Kurs !

Ein deutscher Generalstabsoffizier 1910 nach Gesprächen mit brit.Generalen, deren Angst vor Aufständen in Indien und Ägypten und der Gefahr der Invasion" Man erwartet also von Deutschland dasselbe Verhalten, daß man von England erwarten müßte."

Der preußische Militärgeist hat eine schwache Stelle: die Neigung zur Schablone

Albin

Zitat von: kaimarex am 05 Dezember 2015, 17:59:30
Zuallererst : ERSATZ wird 25 bzw. 20 Jahre  nach Bewilligung fällig. Steht ausdrücklich im Gesetz.

Ich habe mit meiner Rechnungsangabe für den Ersatz keinen historisch geplanten Anspruch gesetzt. Das mal vorab.
Den Rest deines Beitrages kann ich leider nicht kommentieren, da es einfach zu Konfus ist, was du schreibst. Ein wenig mehr Struktur wäre sinnvoll.

Aber mal eine Nachfrage, worauf stützt du deine Info, daß sich der Ersatz auf die Bewilligung des jeweiligen Schiffes bezieht? Hast du dafür nen Nachweis oder so?

bodrog

@kaimarex - das ist alles richtig, aber du betrachtest nur die innenpolitidche Situation! Du kannst schlechterdings die Außenlage außenvorlassen. Tirpitz wäre ja bescheuert, wenn er so ignorant wäre (was ihm ja gern unterstellt wird). Die Situation 1913 ist eine ganz ander als 1906 oder gar 1903...

Albin

#14
Zitat von: bodrog am 05 Dezember 2015, 18:14:35
@kaimarex - das ist alles richtig, aber du betrachtest nur die innenpolitidche Situation! Du kannst schlechterdings die Außenlage außenvorlassen. Tirpitz wäre ja bescheuert, wenn er so ignorant wäre (was ihm ja gern unterstellt wird). Die Situation 1913 ist eine ganz ander als 1906 oder gar 1903...

Meine Herren, wir driften hier immer weiter von meiner Eingangsfrage ab!
Es geht um eine eventuelle Planung bzw. Beendung (die ja durch die Ersatzfristen nicht wirklich gegeben ist oder gewollt war)  des Flottengesetzes und nicht um innenpolitische oder gar an den Haaren herbeigezogene Szenarien anderer noch fantastischer Flottenplanungen.


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