Kiellegung deutscher Kriegsschiffe (Dock oder Helling)

Begonnen von Harry64, 24 Juni 2015, 18:51:13

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Harry64

Nachdem ich meine Bücher und auch das Netz durchgestöbert habe, fand ich keine Hinweise, daß schwere deutsche Kriegsschiffe (ab Kreuzer) in Trockendocks auf Kiel gelegt wurden, sondern soweit ich es bis jetzt sehen konnte, alle auf Hellingen aufgelegt wurden.

Gab es keine große deutschen Trockendocks oder war es auf Hellingen einfacher?

Bei den Amerikanern wurde z.B. unter anderem die Montana im Trockendock auf Kiel gelegt.

Bei den Engländern, fand ich bis dato auch nichts.

bodrog

J (bei Deschimag) und M (bei Blohm&Voss) der H-Klasse sollten in Baudocks gebaut werden. Und J ist auch auf Kiel gelegt worden

:MG:

halina

Moin Harry ,  während heutzutage der Bau von grossen Schiffseinheiten fast nur noch in Baudocks erfolgt war bis zum Ende des WK II der Hellingbau auf den Marine-
Werften so üblich , aber in Neuausrichtung war auf der KMW in Wilhelmshaven schon
ein sehr grosses Baudock fast fertiggestellt.
Bis zu dieser Zeit dienten die Trockendocks hauptsächlich für Reparaturarbeiten ,
hier kam man auch mit kleineren Kraneinheiten zurecht . Für den Hellingbau von
grossen Kriegsschiffen waren wegen den grossen Gewichten der Panzerplatten ganz
andere Krandimensionen notwendig , man muss natürlich berücksichtigen , dass der
Aufbau einer Helling nicht ganz so aufwändig ist wie der Bau eines grossen Docks ,
wobei das grosse Abschlusstor ein grosser Kostenfaktor ist .
                                                                                                    Gruss  halina     
                                                                                                   
                                                                                                       
" Man muss nicht unbedingt das Licht des Anderen ausblasen , um das eigene Licht leuchten
zu lassen"
                      Phil Borman

Peter K.

ZitatJ (bei Deschimag) und M (bei Blohm&Voss) der H-Klasse sollten in Baudocks gebaut werden. Und J ist auch auf Kiel gelegt worden

Das ist nach meinem Kenntnisstand nicht richtig, denn J sollte bei der Deschimag auf Helling 5, wo zuvor SEYDLITZ gebaut worden war, entstehen, während N im neu zu bauenden, aber nie fertiggestellten Baudock auf Kiel gelegt werden sollte. Als abzusehen war, dass dieses Dock nicht rechtzeitig fertig werden würde, erwog man, N auf der zu verlängernden Helling 4, wo zuvor LÜTZOW entstanden war, zu bauen.

Bei der Kriegsmarinewerft sollte L ursprünglich im neu zu bauenden (Bau-)Dock VII der Nordwerft entstehen. Als auch hier absehbar war, dass dieses nicht zeitgerecht fertig werden würde, sollte es auf Helling 2 gebaut werden. Zwei weitere, gleich große Docks - VIII und IX, sollten nur als Reparaturdocks genutzt werden.

Bei Blohm & Voss sollte M im neu zu bauenden Baudock entstehen, das letztendlich jedoch erst 1942 fertiggestellt wurde.
Grüße aus Österreich
Peter K.

www.forum-marinearchiv.de

TD

Der große Betontanker R 1, heute Kirchenschiff, wurde in einen großen Trockendock gebaut und blockierte wegen der schleppende Bauwese dieses später so wichtige Dock von 1942 bis 1944 !

Gruß

Theo
...ärgere dich nicht über deine Fehler und Schwächen, ohne sie wärst du zwar vollkommen, aber kein Mensch mehr !

Harry64

Danke Euch.

Gab es außer den Gründen, die Günter aufzeigte, die für den Bau auf Helligen sprachen, auch Vorteile für den Bau in Docks?
Das zu Wasser lassen, war denke ich natürlich viel wenige aufwendig bzw. risikoreich. wie der Stapellauf, wo es ab und an schon mal zu kleineren Schäden kam.

halina

Moin Harry  ,  natürlich hat der Dockbau einige Vorteile gegenüber dem Hellingbau . Während beim Dockbau man mit der
                    ungefähren Länge des gebauten Schiffes beim Ausdocken klarkommt , erfordert der Ablauf von der Helling
fast die doppelte Schiffslänge die nicht immer vorhanden ist , so wie beim Stapellauf der "Bismarck" die mit dem Heck einen
Bumms gemacht hat . Auch lässt sich an einem horizontalliegendem Rumpf leichter arbeiten , was besonders für die Panzer-
plattenmontage von Vorteil ist und auch die Schiffbauer sind nicht so dem Wind und Sturm ausgesetzt .
                                                                                                                                                          Gruss  Günter




















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zu lassen"
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redfort

Zitat von: halina am 25 Juni 2015, 19:05:00
so wie beim Stapellauf der "Bismarck" die mit dem Heck einen Bumms gemacht hat .

Hallo Halina,
das ist mir aber ganz neu, wusste ja garnicht der BISMARCK beim Stapellauf eine Kollision hatte.  8)

Kleiner Tip: bei Indienststellung, kollision mit der VATERLAND !

Zitat von: halina am 25 Juni 2015, 19:05:00
Auch lässt sich an einem horizontalliegendem Rumpf leichter arbeiten , was besonders für die Panzer-
plattenmontage von Vorteil ist und auch die Schiffbauer sind nicht so dem Wind und Sturm ausgesetzt .

Hmm wenn ich mir diverse Fotos von der z.B. BISMARCK anschaue, so sehe ich aber kein Dock bei der Panzerplattenmontage !

Gruß, Axel

Luftwaffe zur See

Peter K.

Der "Bumms" mit dem Heck ist wohl eher der GNEISENAU zuzuordnen!

Während des Stapellaufs von einer Helling ist der Schiffskörper jedenfalls ganz außergewöhnlichen Belastungen (Durchbiegungen) ausgesetzt, denen er standhalten musste, was wiederum entsprechende Berechnungen und Materialstärken erforderte.
Bei beengten Verhältnissen - wie z.B. in Wilhelmshaven - musste man außerdem besondere Vorkehrungen treffen, den Schiffskörper schnell abzustoppen. Dies ist schön anhand der TIRPITZ in einem Artikel beschrieben, der in einem Jahrbuch der STG veröffentlicht wurde.
Grüße aus Österreich
Peter K.

www.forum-marinearchiv.de

halina

Moin Axel , ja es war ein Ramming von der "Gneisenau" , ich habe dazu auch mal ein Foto gesehen ,  Gruss  Günter
                   Danke für die Berichtigung von Peter K.
                       
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zu lassen"
                      Phil Borman

t-geronimo

Und ich dachte immer, es wäre die Vaterland II bei ihrem Stapellauf gewesen, die die Bismarck während ihrer Indienststellung verbogen hat:

--/>/> http://www.lostliners.de/werften/buv/geschichte/index.htm   (fast ganz unten)
Gruß, Thorsten

"There is every possibility that things are going to change completely."
(Captain Tennant, HMS Repulse, 09.12.1941)

Forum MarineArchiv / Historisches MarineArchiv

MarkusL

Hallo,
so auch bei "Kludas: Die großen Passagierschiffe.."
Gruß
Markus

Baunummer 509

Zitat von: Peter K. am 25 Juni 2015, 23:15:48
Der "Bumms" mit dem Heck ist wohl eher der GNEISENAU zuzuordnen!

Während des Stapellaufs von einer Helling ist der Schiffskörper jedenfalls ganz außergewöhnlichen Belastungen (Durchbiegungen) ausgesetzt, denen er standhalten musste, was wiederum entsprechende Berechnungen und Materialstärken erforderte.
Bei beengten Verhältnissen - wie z.B. in Wilhelmshaven - musste man außerdem besondere Vorkehrungen treffen, den Schiffskörper schnell abzustoppen. Dies ist schön anhand der TIRPITZ in einem Artikel beschrieben, der in einem Jahrbuch der STG veröffentlicht wurde.

Bei Schlachtschiff Bismarck laut dieser Berechnung wohl maximal um die 60mm Durchbiegung. Das klingt erst einmal nach ziemlich viel, aber auf die Länge bezogen und wenn man sich die Videos von modernen Containerschiffen im Sturm anschaut dann doch erstaunlich wenig. Ich denke daran kann man sehen um wie viel steifer solch ein gepanzerter Schiffskörper ist.

Gruß Sebastian

halina

Hier noch eine Film-Sequenz von Youtube vom Stapellauf der "Tirpitz" am 1.4. 1939 in Wilhelmshaven , gut zu sehen auch
die schweren Ketten am Heck für die Abbremsung und die notwendige Schrägpositionierung nach dem Ablauf wegen der begrenzten Ablauffreistrecke von nur ca. 150 meter .
                                                                                                                                                          :MG:   halina
                            https://www.youtube.com/watch?v=2HeutUvg2SQ
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Peter K.

Zitatgut zu sehen auch die schweren Ketten am Heck für die Abbremsung
... nicht nur, sondern auch die Bremsschilder am Rumpf ...
Grüße aus Österreich
Peter K.

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