Panzerung von Panzerschiffen

Begonnen von wer, 27 August 2006, 18:34:32

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wer

Wie euch sicherlich bekannt ist, verfügte die DEUTSCHLAND (später LÜTZOW) über einen Seitenpanzer von 80 mm Dicke über der wulstförmigen Außenhaut, unter selbiger nur 50 mm. Bei ADMIRAL SCHEER ist man genau den anderen Weg gegangen, außerdem wurde der Seitenpanzer bis zum Hauptdeck hochgezogen.

Welches Panzerschema hat sich nun besser bewährt?Leider habe ich darüber keine unterlagen zur Verfügung und hab auch im internet nichts gefunden, vielleicht könnt ihr mir ja weiterhelfen.

Gruß

Christian

Mario

#1
@ wer
Bist Du Dir da sicher, oder woher hast Du diese Daten.
Laut Siegfried Breyer betrug die Panzerung im Bereich der Zitadelle bei den beiden ersten Schiffe 50 - 60 mm, bei der Graf Spee jedoch 60 - 80 mm. Das Panzerdeck war bei den beiden letzten Schiffe mit 45 mm um 5 mm stärker, als bei der Deutschland/Lützow.
Grund war wohl die etwas angestiegene Verdrängung des Schiffskörpers.
Auch die Seite von John gibt diese Daten an.

@Marstec
Das war jetzt aber ein wenig Spam-verdächtig, oder ?

wer

@Marstec:

Vielen Dank, man tut was man kann :-D

@Mario:

ich habe alle Angaben aus dem Buch "Von der Emden zur Tirpitz", die Ausgabe in einem Band von 1997 von Siegfried Breyer und Gerhard Koop.

Gruß

Christian

Peter K.

Der Gürtelpanzer auf den Panzerschiffen der DEUTSCHLAND-Klasse war um 12° nach außen schräg gestellt und erstreckte sich auf der DEUTSCHLAND selbst im sogenannten Zitadellbereich von Spant 42,4 bis Spant 136,4.

Die Höhe des Gürtelpanzers war unterschiedlich - auf DEUTSCHLAND und ADMIRAL GRAF SPEE war er ca. 4,00 m hoch, aber auf ADMIRAL SCHEER wurde er bis zum Zwischendeck hochgezogen und war damit ca. 5,00 m hoch.

Die Stärke der Gürtelpanzers betrug auf allen Schiffen 50 bzw. 80 mm, war aber unterschiedlich angeordnet:





GürtelDEUTSCHLAND/LÜTZOWADMIRAL SCHEERADMIRAL GRAF SPEE
obere Lage80 mm50 mm80mm
untere Lage50 mm80 mm50mm

Weitere wesentlich Unterschiede betreffen das ebenfalls 12° nach außen geneigte Wallgang- und gleichzeitig Torpedoschott. Auf DEUTSCHLAND war es 45 mm stark, auf den beiden anderen Schiffen nur 40 mm. Auf DEUTSCHLAND und ADMIRAL SCHEER reichte es vom Panzerdeck bis zum Doppelboden, aber auf ADMIRAL GRAF SPEE bis zur Außenhaut!

Das Panzerdeck war innerhalb des Splitterlängsschotts 30 mm auf der DEUTSCHLAND und 20 mm auf den anderen Schiffen stark. Außerhalb dieses Schotts bis zum Wallgangs- und Torpedoschott maß es 45 mm auf der DEUTSCHLAND und 40 mm auf den übrigen Einheiten. Nur auf ADMIRAL GRAF SPEE war das Panzerdeck zwischen Wallgangs- und Torpedoschott und Gürtelpanzer gepanzert, nämlich mit 30 mm.

Welches Gürtelpanzerschema nun das bessere war, entzieht sich meiner Kenntnis. ADMIRAL SCHEER hat den Vorteil einer größeren gepanzerten Fläche, aber die Rückkehr zum Schema der DEUTSCHLAND auf ADMIRAL GRAF SPEE muß wohl Gründe gehabt haben!
Grüße aus Österreich
Peter K.

www.forum-marinearchiv.de

t-geronimo

Können das Gewichtsgründe gewesen sein?
Breyer schreibt, daß schon das bis zur Außenhaut durchgehende Panzerdeck über den Wallgängen von 40mm auf 30mm vermindert werden mußte - eben aus Gewichtsgründen.
Vielleicht deshalb der Rückbau der Seitenpanzerhöhe auf 4m?
Und warum wieder der Tausch der 50mm und 80mm? Hat man da evtl erkannt, daß der untere Bereich des Seitenpanzers doch ausreichend durch den Seitenwulst unterstützt wurde?
Inwiefern könnten da auch immer mehr zunehmende Gefechtsentfernungen und entsprechend steilerer Geschoßeinfallswinkel eine Rolle spielen?

Mal so als Anschub für weitere Gedanken der Panzer-Experten.
Gruß, Thorsten

"There is every possibility that things are going to change completely."
(Captain Tennant, HMS Repulse, 09.12.1941)

Forum MarineArchiv / Historisches MarineArchiv

Mario

Also stimmen die Angaben doch.
Möglicherweise hat S.Breyer dies erst nach dem Druck seiner ersten Ausgabe in Erfahrung bringen können, ansonsten wäre er doch bestimmt auf diese Besonderheit eingegangen. Meine Ausgabe behandelt ja nur die Schlachtschiffe bis 1970. Steht in der Ausgabe 1905-1997 vieleicht noch etws mehr zu diesem Thema ? ? ?
Wer hat diese Ausgabe und kann mal nachlesen ?

t-geronimo

Da steht, was ich oben schrieb.
Ansonsten geht er auf die einzelnen Änderungen zwischen den Schiffen nicht genauer ein. Er sagt nur, daß sie passierten, aber nicht explizit, warum (außer, das man das Panzerdeck bis ganz nach außen durchzog, um eben einen noch besseren Schutz zu erreichen).
Gruß, Thorsten

"There is every possibility that things are going to change completely."
(Captain Tennant, HMS Repulse, 09.12.1941)

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wer

Evtl. wurde die "Reihenfolge" des Seitenpanzers und die Höhe auch umgekehrt bzw. verlängert, um damit die nicht gerade optimale Horizontalpanzerung zu unterstützen, z. B. ein Grund dafür war sicherlich die immer weiter ansteigende Gefechtsentfernung. Auf Admiral Graf Spee wurde ja das Panzerdeck komplett durchgezogen, und die Konstrukteure änderten aus mir unbekannten Gründen wieder die "Reihenfolge" des Seitenpanzers und verringerten die Höhe, weil der Horizontalpanzer ausreichte.

gruß

Christian

Jefgte

1/700 WL scratchbuilt in progress
- HMS Lion
- SMS Friedrich dre Grosse
- USS Arkansas

toppertino

Soll das das Schema der Spee sein?
Dann müßte der Seitenpanzer aber noch etwas höher gezogen sein, bis zum nächsten Deck (Zwischendeck).So kenn ichs zumindest ausm Breyer.

@ Peter K.
Hast du bei den Höhenangaben des Seitenpanzers die Spee mit der Scheer vertauscht?Ansonsten stimmt meine (zugegeben schon etwas ältere) Breyer-Ausgabe nicht.

mfg
Lebensende mit 3 Buchstaben: EHE!

Peter K.

#10
@TOPPERTINO

Die Angaben im "alten" Breyer kannst du getrost vergessen und was beispielsweise den Seitenpanzer betrifft, widerspricht sich der Autor sogar im "neuen" Breyer - vergleiche Text auf Seite 105 unter "Defensiveigenschaften, Panzerung" und die dazugehörigen Skizzen auf Seite 106. Koop/Schmolke scheinen das Ganze dann schön abgeschrieben zu haben, aber auch die Daten im "Gröner" sind dazu vollständig veraltert - vielleicht kann ja ein hier mitlesender "Wissender" aus dem Gröner-Kreis noch etwas dazu schreiben, besonders ob diese Angaben zur Panzerung in der geplanten Neuauflage des ersten Bandes korrigiert werden.

Allerdings muß ich auch meine, nunmehr ein Jahr alten Angaben korrigieren - nach meinem heutigen Wissenstand sollte folgendes einigermaßen akkurat sein:

Der Hauptgürtelpanzer der DEUTSCHLAND reichte wie angeführt von Spant 42,4 bis Spant 136,4, war um 12° schräg gestellt und bestand aus zwei Plattengängen mit einer Gesamthöhe von ca. 4 m aus Nickelpanzerstahl, deren obere Lage 80 mm und deren untere Lage 50 mm stark war. Von Spant 31 bis Spant 42,4 und von Spant 136,4 bis Spant 154 schützte ein 60 mm starker Seitenpanzer aus Nickelpanzerstahl die Munitionskammern. Vertikal abgeschlossen wurde die Zitadelle von zwei 60 mm starken Panzerquerschotte aus Nickelpanzerstahl auf Spant 31 und Spant 149,5.

Der Hauptgürtelpanzer der ADMIRAL SCHEER war um 14° schräg gestellt und bestand aus zwei Plattengängen mit einer Gesamthöhe von ca. 5 m, deren obere Lage 50 mm stark war und bis zum Zwischendeck reichte und deren untere Lage 50 mm stark war. Vertikal abgeschlossen wurde die Zitadelle von zwei 60 mm starken Panzerquerschotte.

Der Hauptgürtelpanzer der ADMIRAL GRAF SPEE reichte von Spant 29,5 bis Spant 148, war um 13° schräg gestellt und bestand aus zwei Plattengängen mit einer Gesamthöhe von ca. 4 m, die beide 100 mm stark waren. Vertikal abgeschlossen wurde die Zitadelle von zwei 100 mm starken Panzerquerschotte auf Spant 29,5 und Spant 148.

Das innere Wallgangs-(Torpedo-)Schott der DEUTSCHLAND war aus 45 mm starken Nickelpanzerstahl hergestellt, um 12° schräg gestellt und reichte bis zum Innenboden.

Das innere Wallgangs-(Torpedo-)Schott der ADMIRAL SCHEER war aus 40 mm starken Wotan weich hergestellt, um 14° schräg gestellt und reichte ebenfalls bis zum Innenboden.

Das innere Wallgangs-(Torpedo-)Schott der ADMIRAL GRAF SPEE war ebenfalls aus 40 mm starken Wotan weich hergestellt, um 13° schräg gestellt und reichte von Spant 49,1 bis Spant 134,9 bis zur Bodenbeplattung.

Die beiden Splitterlängsschotte über dem Panzerdeck waren auf DEUTSCHLAND nur 10 mm stark und aus Schiffbaustahl II gefertigt. Auf ADMIRAL SCHEER und ADMIRAL GRAF SPEE waren diese beiden Schotte 40 mm stark.

Zwischen diesen beiden Splitterlängsschotten war das Hauptpanzerdeck auf DEUTSCHLAND 30 mm stark und aus Nickelpanzerstahl gefertigt, auf ADMIRAL SCHEER und ADMIRAL GRAF SPEE war dieser Bereich nur 20 mm stark gepanzert.

Im Bereich zwischen Splitterlängsschott und innerem Wallgangsschott war das Hauptpanzerdeck auf DEUTSCHLAND mit 45 mm starkem Nickelstahlpanzer geschützt, auf ADMIRAL SCHEER und ADMIRAL GRAF SPEE war hier die Panzerung 40 mm stark.

Im Bereich zwischen innerem Wallgangsschott und Außenhaut war das Hauptpanzerdeck nur auf ADMIRAL GRAF SPEE gepanzert, nämlich mit 30 mm. Es traf auf Höhe der Oberkante des Seitenwulstes auf den Gürtelpanzer. Möglicherweise waren bestimmte Bereiche des Hauptpanzerdecks dieses Schiffes, vor allem über den Munitionskammern, sogar durch 70 mm dicke Panzerplatten geschützt.

Zum Vergleich noch eine Gewichtsaufstellung (ohne Artilleriepanzer):






ArtDEUTSCHLANDADMIRAL SCHEERADMIRAL GRAF SPEE
Vertikalpanzer?413,3 t426,0 t
Horizontalpanzerung?474,9 t697,1 t
Gesamt702,2 t888,2 t1.123,1 t
Grüße aus Österreich
Peter K.

www.forum-marinearchiv.de

toppertino

Wieder was dazugelernt.Mein Breyer gibt nämlich folgendes an:
Deutschland u Scheer Seitenpanzerhöhe 4m (60mm)  ; Graf Spee 5m (80mm)

Muß ich mir wohl nen neuen zulegen,schon allein weil der Alte nur noch aus fliegenden Blätern besteht. :-D

mfg
Lebensende mit 3 Buchstaben: EHE!

SchlPr11

Vom SchlPr.11:
Bezügl. Panzerangaben werden im künftigen Band 1 korrigierende und weiterführende Angaben gemacht. Es sind dazu bereits Akten im Bundesarchiv ausgewertet und die Angaben ins Rohmanuskript übernommen worden.
Dazu noch eine Info am Rande: Nach neuesten Angaben soll der Bd. 1 beim Verlag ausverkauft sein. Dieses läßt die Ausichten wachsen, daß uns eine Neubearbeitung ins Haus stehen könnte.
Ausverkauft ist auch der Bd. 7, dieses zur Information. Also, bei Bedarf immer die Augen offenhalten.
Bestens für zunächst

Peter K.

Vielen Dank für deine Stellungnahme und die guten Nachrichten!  :MG:
Grüße aus Österreich
Peter K.

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