Beabsichtigte Bergung einer Siebel-Fähre im Ladoga-See

Begonnen von Kaschube_29, 09 April 2015, 21:30:59

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Kaschube_29

Moin Moin,

vor einigen Tagen kam mir eine russische Meldung zu einer beabsichtigten Schiffbergung unter:

Quelle flot.com vom Donnerstag, den 02.April 2015 (15.51):

Vom Grund des Ladogasees ist geplant, eine deutsche Katamaran-Fähre zu bergen

Eine deutsche ,,Siebel-Fähre", ein Muster für Marinetechnik, das am Großen Vaterländischen Krieg teilnahm, ist geplant, vom Grund des Ladoga-Sees (Ladozhskoye ozero [Ладожское озеро]) zu heben.

Die Fähre wird eines der Exponate der Filiale des Zentralen Seekriegsmuseums (TsVMM = Tsentral´nyy voyenno-morskoy muzey [ЦВММ = Центральный военно-морской музей]) ,,Straße des Lebens" (,,Doroga zhizni" [,,Дорога жизни"]) im Leningrader Gebiet werden, teilte der Direktor des Zentralen Seekriegsmuseums Ruslan Nechaj (Pycлан Нехай) mit.

Es wird erwartet, dass die Bergung der Fähre im Juni stattfindet. Nach einer Mitteilung des Direktors des Zentralen Seekriegsmuseums werden an der Operation die Seekriegsflotte und Mitarbeiter der Russischen Geographische Gesellschaft (RGO = Russkoye geograficheskoye obshchestvo [PГО = Русское географическое общество])  teilnehmen. Im Stab der Petersburger Russischen Geographischen Gesellschaft wurde die Information über die eigene Teilnahme an der Bergung des historischen Exponats aus dem Wasser nicht bestätigt.

Die gesunkene Fähre wurde vor rund einem Jahr in einer Tiefe von 35 m durch Taucher-Sucher entdeckt. Anfänglich war nicht geplant, sie zu heben, weil diese Operation technisch kompliziert ist. Die Taucher wollten nur eine Reihe von Artefakten herausnehmen.
Gegenwärtig wird die Rekonstruktion des Museums ,,Straße des Lebens" durchgeführt und werden auch seine Exponate restauriert. Diese Arbeit wird abschließend zum 7.September abgeschlossen, aber der Hauptteil der Arbeiten soll bereits zum 9.Mai abgeschlossen werden.

Die mit einem Eigenantrieb versehenen bewaffneten Fähren, die von Fritz Siebel konstruiert wurden, sind anfänglich für die Überwindung des Ärmelkanals geschaffen worden. Im Sommer 1942 wurden bis zu 30 derartige Fahrzeuge auf den Ladogasee verlegt. Entsprechend den Plänen der deutschen Führung sollte die Flottille mit Fähren für den Angriff auf Stützpunkte der Ladoga-Kriegsflottille (Ladozhskaya voyennaya flotiliya [Ладожскaя военнaя флотилия]) (Morje [Mopье], Osinowez [Осиновец] und Nowaja Ladoga [Новая Ладога]) durchführen und die Vernichtung der dort befindlichen sowjetischen Kriegsschiffe eingesetzt werden. Im Herbst desselben Jahres nahmen die Fähren an Kampfhandlungen teil, erreichten aber keinen nennenswerten Erfolg. Im November wurde die Flottille aufgelöst; ein Teil der Fähren kehrte nach Deutschland zurück, ein Teil verblieb bei den finnischen Truppen.

Die mit Eigenantrieb versehenen und bewaffneten Fähren hatten eine Wasserverdrängung von 144 t und stellten Katamarane dar, die aus zwei Pontons bestanden und durch ein breites Gerüst mit gepanzertem Aufbau verbunden wurden. Die Bewaffnung der schweren Fähren bestand aus drei 87-mm Geschützen und zwei 20-mm mehrrohrigen Flugabwehrgeschützen; die leichten Fähren waren mit einem 37-mm Geschütz und zwei 20-mm mehrrohrigen Flugabwehrgeschützen bewaffnet. Zwei Benzinmotoren mit einem geräuschlosen Unterwasserabgasaustritt stellten eine Fahrt von bis zu 20 kn sicher. Der Tiefgang der Fähren betrug nicht mehr als 1 m.

Hier ist die Meldung nachzulesen: http://flot.com/2015/190522/

Diese Meldung habe ich so aus dem russischen übersetzt und kann in einigen Bereichen ungenau sein.

Ob die Bergung tatsächlich stattfindet, wird der Sommer zeigen... Pläne gibt es in Rußland meist sehr viele, aber Realisierungen sind schon etwas seltener...

Bis dann,

Kaschube_29 (Axel)
Immer eine Handbreit Wasser unter den Kiel (Bcегда семь футов под кильем)!

t-geronimo

Vielen Dank!

Da halte uns bitte unbedingt auf dem laufenden, wenn es etwas neues gibt. :TU:)
Gruß, Thorsten

"There is every possibility that things are going to change completely."
(Captain Tennant, HMS Repulse, 09.12.1941)

Forum MarineArchiv / Historisches MarineArchiv

bettika61

Hallo Axel,
dank für den ausführlichen Bericht  :MG:,
hoffen wir auf eine erfolgreiche Bergung

Grüsse
Beate
Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

Peter K.

... sehr interessante Sache!

Handelt es sich dabei um eine der drei Fähren (zwei leichte und eine schwere), die am 22.10.1942 im Rahmen des Unternehmens BRASIL bei Suho strandeten und dann selbst versenkt wurden?
Grüße aus Österreich
Peter K.

www.forum-marinearchiv.de

Darius

Hallo zusammen,

ich wollte nur das Thema bis "Juni" relativ weit "oben" halten.

:MG:

Darius

der erste

Zitat von: Peter K. am 09 April 2015, 23:02:43
... sehr interessante Sache!
Handelt es sich dabei um eine der drei Fähren (zwei leichte und eine schwere), die am 22.10.1942 im Rahmen des Unternehmens BRASIL bei Suho strandeten und dann selbst versenkt wurden?
Ja. Es soll das Führerboot des Verbandes sein. Das Gefecht ist im Buch "Линкоры ладоги. Забытая дорога жизни, 1941-1943"б übersetzt in etwa "Die Schlachtschiffe des Ladogasees- der vergessene Weg des Lebens 1941-1943" von Nikolai Osarowski, 2015 erschienen. Er war Abteilungschef der Kanonenbootsabteilung auf dem Ladogasee. Seine Erinnerungen wurden jetzt erstmalig veröffentlicht.

Peter K.

WOW, wenn ich könnte, würde ich das gerne lesen ...
Danke für die Hinweis!  :MG:
Grüße aus Österreich
Peter K.

www.forum-marinearchiv.de

Kaschube_29

Moin Moin,

nach einiger Zeit der "Funkstille" auf russischen Medien kam nun in diesen Tagen eine Meldung mit einem neuen Sachstand in dieser Angelegenheit:

Quelle flot.com vom Dienstag, den 22.September 2015 (16.47):

Bislang verzögert sich die Bergung einer deutschen Fähre aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs. Taucher ,,schraubten" Teile von ihr ab

Von der im Ladogasee  während des Großen Vaterländischen Krieges gesunkenen deutschen ,,Siebel-Fähre" begannen Einzelteile und Bestandteile zu verschwinden. Derartige Fälle ereigneten sich nach der Ankündigung zur Bergung der Fähre im Juni diesen Jahres.


Dies wurde dem Zentralen Seekriegsportal  von Alexander Wojzechowskij (Aлександр Войцеховский) berichtet, dem Leiter des Museumskomplexes ,,Straße des Lebens" , in dem das gehobene Schiff untergebracht werden soll.

,,Nach dem Bericht im Fernsehen über diese Absicht, gingen plötzlich viele in dieses Gebiet des Ladogasees, um zu tauchen. Der Anker wurde weggeschleppt und die Glocke abgenommen. Aber das sind Kleinigkeiten; die Hauptsache ist, dass das Kriegsschiff und das Geschütz selbst noch komplett sind", sagte der Gesprächspartner des Portals.

Die Perspektiven zur Bergung des Schiffs in diesem Jahr bleiben nebelhaft. Die Operation hielt man von Anfang an für technisch kompliziert und die verschlechternden Wetterbedingungen machen diese nicht einfacher.

Entsprechend einer Erklärung des Direktors des Zentrales Seekriegsmuseums  Ruslan Nechaj (Pycлан Нехай) hätte die Bergung der ,,Siebel-Fähre" im Juni diesen Jahres mit Kräften der Seekriegsflotte und der Russischen Geographischen Gesellschaft (RGO = Russkoye geograficheskoye obshchestvo [PГО = Русское географическое общество])  stattfinden sollen.

Außerdem erklärte die Hauptleiterin des Depots des Zentralen Seekriegsmuseums Natalja Schischkowa (Haталья Шишкова) bei einer Zusammenkunft mit dem Korrespondenten des Portals bereits früher, dass über die Situation mit der Fähre dem russischen Verteidigungsminister Sergej Schojgu (Cepгей Шойгу) gemeldet wurde. Nach ihrer Aussage wandte sich das Museum ebenfalls an den Oberbefehlshaber der Seekriegsflotte Wiktor Tschirkow (Bиктор Чирков).

,,Wir baten um technische Zusammenarbeit bei dieser großen Operation zur Bergung des Schiffs, die Bereitstellung eines Taucherbootes und spezielle Pontons, die man bei der Bergung des Prahms nutzen kann", sagte sie.

Auskunft des Zentralen Seekriegsportals

Die mit einem Eigenantrieb versehenen und bewaffneten Fähren, die von Oberstleutnant Fritz Siebel konstruiert waren, wurden anfänglich für die Überquerung des Ärmelkanals geschaffen. Im Sommer 1942 wurden bis zu 30 Einheiten dieser schwimmenden Mittel auf den Ladoga-See verlegt. Entsprechend den Plänen der deutschen Führung sollte die Fährenflottille  für Angriffe auf die Ladoga-Kriegsflottille  (Morje [Mor´e {Mopьe}]) , Osinowez [Osinovets {Ocиновец}] und Nowaja Ladoga [Novaya Ladoga {Hoвая Ладога}]) und die Vernichtung der dort befindlichen sowjetischen Kriegsschiffe verwendet werden. Im Herbst jenen Jahres nahmen die Fähren an Gefechtshandlungen teil, erreichten aber keinen wesentlichen Erfolg. Im November wurde die Flottille aufgelöst; ein Teil der Fähren kehrte nach Deutschland zurück und ein Teil blieb bei den finnischen Truppen.

Die mit Eigenantrieb versehenen und bewaffneten Fähren hatten eine Wasserverdrängung von 144 t und stellten Katamarane dar, die aus zwei Pontons bestanden und durch ein breites Gerüst mit dem gepanzerten Aufbau verbunden wurden. Die Bewaffnung der schweren Fähren bestand aus drei 87-mm Geschützen und zwei 20-mm mehrrohrigen Flugabwehrgeschützen; die leichten Fähren waren mit einem 37-mm Geschütz und zwei 20-mm mehrrohrigen Flugabwehrgeschützen bewaffnet. Zwei Benzinmotoren mit einem geräuschlosen Unterwasserabgasaustritt stellten eine Fahrt von bis zu 10 kn sicher. Der Tiefgang der Fähren betrug nicht mehr als 1 m.



Hier ist die russische Meldung nachzulesen: http://flot.com/2015/%D0%98%D1%81%D1%82%D0%BE%D1%80%D0%B8%D1%8F58/

Hier ist das Museum "Doroga zhizni" ("Straße des Lebens") zu finden: http://lenobl.allnw.ru/db/museum/dorogazhizni


Also: wieder einmal viele Pläne, aber noch keine Umsetzung...


Bis dann,

Kaschube_29 (Axel)
Immer eine Handbreit Wasser unter den Kiel (Bcегда семь футов под кильем)!

Darius


Aquarius

Es gibt offensichtlich Neues zu diesem Vorhaben. Ein deutsches Ingenieurbüro arbeitet wohl gegewärtig am Bergungsplan mit. Im Sommer 2017 ist eine erneute Fotoerkundung des Wracks per Mini-Uboot angedacht. Beim Wrack soll es sich um SF156 handeln, denn diese Nummer hätten Taucher auf einem der Pontons identifizieren können. Ich habe bisher nirgendwo etwas darüber finden können, dass diese Schwere Flakkampffähre im Ladogasee in Verlust geraten ist. :roll:
Aber dort war sie ja wie die SA-Kuva Bilder belegen. Sie soll jetzt in 26 m Tiefe liegen.
Wie in den meisten Fällen macht wohl die Finanzierung des Vorhaben mehr Probleme als die Bergung an sich.  Weiss jemand noch mehr darüber oder kennt Schriftstücke, die den Verlust von SF 156 von deutscher Seite belegen?

Euer Aquarius

Peter K.

ZitatWeiss jemand noch mehr darüber oder kennt Schriftstücke, die den Verlust von SF 156 von deutscher Seite belegen?

... möglicherweise Unternehmen "Brasil"
Grüße aus Österreich
Peter K.

www.forum-marinearchiv.de

Darius

Hallo zusammen,

hat sich hier etwas im Sommer ergeben?

:MG:

Darius

kalli


Kaschube_29

Moin Kalli,

die verlinkte Youtube-Meldung mit dem Tauchgang führt aber nicht zu einer deutschen Siebel-Fähre, sondern zu einem von der Wehrmacht versenkten sowjetischen Prahm...

Bis dann,

Kaschube_29 (Axel)
Immer eine Handbreit Wasser unter den Kiel (Bcегда семь футов под кильем)!

kalli

Danke Axel für die Berichtigung. Da war ich auf einem falschen Pfad.

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