Vor 70 Jahren: Operation "Iceberg"

Begonnen von Big A, 01 April 2015, 08:05:42

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Big A

Heute vor 70 Jahren begann die Operation "Iceberg", die Landung auf Okinawa. Es sollte eine der blutigsten Schlachten der Pazifikkampagne werden,  da Japan extrem fanatisch und verbissen die Insel als Teil des innersten Verteidigungsrings um die Hauptinseln verteidigte. 
Der befehlshabende General Uchijima war sich wohl bewusst, dass er gegen die militärische Stärke der Alliierten keine Chance hatte, wollte aber dem Feind so hohe Verluste beifügen, dass er von weiteren Operationen gegen Japan absah. Man hatte sehr wohl  mitbekommen, dass sich in den USA Kriegsmüdigkeit breitmachte.
Nach der Einnahme einiger vorgelagerter Inseln – Ie Shima als Artilleriebasis und Kerama Retto als relativ sicherer vorgeschobener Basis landeten die Marines und die US-Army nahezu ohne Verluste auf Okinawa selbst.
Die ca. 110 km lange und etwa 8 km breite Insel sollte schnell genommen und zu einem riesigen Flugplatz für die strategische Bombardierung Japans ausgebaut werden.
Nach relativ schnellen Anfangserfolgen schlug Japan zunächst mit massiven Kamikaze-Einsätzen zu und fügte der US-Navy und der Pacific Fleet der Royal Navy hohe Verluste zu.
Im Süden und Norden der Insel hatten die Japaner massive Verteidigungsstellungen ausgebaut, die nur in zähesten Nahkämpfen unter  Einsatz schwerster Schiffsartillerie genommen werden konnten.
Die Kaiserliche Marine startete ebenfalls einen letzten Kamikaze – Einsatz, das ,,Superschlachtschiff" Yamato lief zur letzten Fahrt aus. Der Treibstoff reichte nur für die Hinfahrt. Sie sollte sich zu den Landungsstränden durchkämpfen und sich dort auf den Strand setzen um den Truppen an Land mit ihrer 18,1'' Hauptbewaffnung Unterstützung zu leisten.  Frühzeitig entdeckt wurde der Verband jedoch schnell das Opfer der Fliegerkräfte der Task Force 58, den Trägereinheiten der 5. Flotte unter Adm. Raymond A. Spruance.
Eine fanatisierte Bevölkerung trug ihren Teil zur Brutalität der Kämpfe bei, mehrfach wurden Wellen von Zivilisten eingesetzt, um vor den eigenen Truppen gegen die Marines und Soldaten anzurennen.
Der amerikanischen Befehlshaber an Land, GenLt Simon Bolivar Buckner fiel, als er bei einer Frontbesichtigung von einer Schrapnell getroffen wurde, sein Gegenspieler Uchijima beginn rituellen Selbstmord.
Insgesamt fielen ca. 12.520 Amerikaner, darunter 5.000 Seeleute, deutlich mehr als in Pearl Harbour.
Die japanischen Verluste betrugen etwa 120.000 Soldaten und 60.000 bis 120.000 Zivilisten; genaue Zahlen lassen sich nicht mehr ermitteln.
Die japanische Marine hörte endgültig auf zu existieren, die Fliegerkräfte wurden durch die kamikaze-Einsätze aufgerieben.
Als Ergebnis der Kämpfe begann Japan, die Insel Kyushu, das offensichtliche nächste Ziel (Operation ,,OLYMPIC" sollte zum 01.10.1945 beginnen) massiv zu befestigen, um den Alliierten einen so hohen Blutzoll abzuverlangen, dass durch eine kriegsmüde Bevölkerung die Regierungen zum Verhandlungsfrieden gezwungen werden sollten.
Auf der anderen Seite führte letztendlich die Aussicht auf horrende Verluste zur Entscheidung, die Atombomben einzusetzen.
Der Einsatz der Atomwaffen und der Kriegseintritt der Sowjetunion führten dann zur Kapitulation Japans.
Erst Ende Juni wurde Okinawa für ,,sicher" erklärt, vereinzelte Widerstandsnester kämpften jedoch bis zur Kapitulation weiter.

Axel
Weapons are no good unless there are guts on both sides of the bayonet.
(Gen. Walter Kruger, 6th Army)

Real men don't need experts to tell them whose asses to kick.

Teddy Suhren

Hai

Kannst Du das mit den anrennenden Zivilisten näher erklären?
Waren die wirklich fanatisch oder wurden eher gezwungen?
Gruß
Jörg

WoWs Nick: Teddy191

Trimmer

Hallo Jörg - ich denke Axel hat damit die ca. 25.000 Einwohner gemeint welche von Ushijima zwangsrekrutiert wurden und dann bei dem Angriffsbefehl ( Fehler von Ushijima ???? ) umgebracht wurden. Der Ausgang dieser Schlach wäre ohne diesen mörderischen Angriff u.U. anders ausgegangen zumal die US- Truppen schon relativ demoralisiert waren - hohe Verluste bei der Landung

Gruß - Achim - Trimmer
Auch Erfahrung erhält man nicht umsonst, gerade diese muß man im Leben vielleicht am teuersten bezahlen
( von Karl Hagenbeck)

Big A

Achim, ich muss Dir leider widersprechen, die Landung war ohne Widerstand vonstatten gegangen.
Viele Zivilisten kamen sicher bei der längsten und härtesten Beschießung Okinawas (Iwo Jima lässt grüßen) ums Leben.

Die Truppen der USA waren, insbesondere dann, wenn es sich um Heerestruppen handelte, durch die harten Kämpfe gegen den tief eingegrabenen Feind und die fanatisierte Bevölkerung in der Tat bald sehr demoralisiert. Schließlich starben an Land etwa 7.000 Marines und Soldaten, fast 40.000 wurden verwundet.
(Gut beschrieben im Buch von Eugene Sledge, With the old breed at Peleliu and Okinawa, war auch Grundlage für die Miniserie "The Pacific").

Es kam beides vor, Zivilisten wurden gezwungen, vor der japanischen Truppe in Richtung US-Stellungen zu laufen, manchmal taten sie das auch freiwillig. So, wie sich (einige wenige) ergaben, viele es aber vorzogen, sich umzubringen, meist mit Handgranaten in Höhlenverstecken. Daher ist die genaue Auntahl der zivilen Opfer auch nicht mehr zweifelsfrei feststellbar.

Axel
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(Gen. Walter Kruger, 6th Army)

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Trimmer

Hallo Axel - da habe ich wohl was falsch verstanden / gelesen / übersetzt - zumal ja wohl  Ushijima auch Panzer und Ari dort mit hatte und die setzt man ja eigentlich ......na gut.

Achim -
Auch Erfahrung erhält man nicht umsonst, gerade diese muß man im Leben vielleicht am teuersten bezahlen
( von Karl Hagenbeck)

Big A

Nein nein, Ushijima hat bewusst die Tötung möglichst vieler Amerikaner zum Ziel gehabt, er wusste, dass die Landung nicht abzuwehren war und hat daher auf ein "sinnloses" Abschlahten seiner Truppen gleich am ersten Tag verzichtet. Ähnlich wie beim Befehl Kuribayashis auf Iwo Jima sollte jeder Japaner ehe er / sie für den Kaiser sterben mussten, möglichst viele Feinde mitnehmen.
Das erklärt auch das äußerst harte Vorgehen der Alliierten, z.B. Sprengung von Höhlen, Flammenwerfer etc. Es ging nicht anders... Verhandeln lief nicht, erst gegen Ende der Kämpfe liefen mehr und mehr Japaner zu den Alliierten über, nachdem erste Gefangene bemerkten, dass die Gräuelpropaganda der Kaiserlichen Armee über die Gefangenenbehandlung einfach nicht stimmte.

Axel
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