Plan des Gefechtsdienstes (Vorposten) der VM, für das Ausbildungsjahr 1974/75

Begonnen von 2M3, 25 Januar 2015, 17:12:28

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2M3

GVS-Dokument mit Hintergrundinfos zu Stärke, Handlungen und Planungen von Seestreitkräften der NATO und WV im Ostseeraum über den Zeitraum eines Jahres aus Sicht der VM der DDR. Wer sich schon immer über den UvD bei Fehmarn gewundert hatte, wird bei lediglich 50 Flugstunden im Jahr für das gute halbe Dutzend Hubschrauber MI-4 der VM vielleicht dafür eine Erklärung finden. WIR HATTEN JA NÜSCHT  :-D vor allem keine Marineluftwaffe. Da mussten wir halt vor Fehmarn lauern, um mit möglichst wenigen Motorbetriebsstunden maximale Aufklärungserfolge zu gewährleisten.  So waren für die MSR-Schiffe, als Arbeitspferde der VM, nur 170 Motorbetriebsstunden für Vorposten- und Aufklärungseinsätze vorgesehen und das nicht je Schiff, sondern für die je 12 Minensucher einer Flottille. Dafür aber immerhin 2500 Stunden für die drei Aufklärungsschiffe Komet, Meteor und Hydrograph der VSA.

Bei den U-Jägern waren die Stunden noch enger bemessen, im gesamten Jahr für die 12 U-Jäger HAI der 1. Flottille lediglich 30 Diesel-Stunden und 10 Stunden mit Gasturbine, für die vier U-Jäger Projekt 201 der 2. UAW ganze 10 Dieselstunden. Die 201er liefen damals schon auf der Kauleiste, der Dienst darauf war so ziemlich die Höchststrafe. Ende der 60er an die GB-Küste abgegeben, wurden die vier am besten erhaltenen 1972 wieder in die VM eingegliedert, um eine beobachtete Lücke in der U-Boot-Abwehr auf Grund der neu in Dienst gestellten 205/206er der BM wenigstens zum Teil zu schließen.

Von den je 10 Stunden pro Jahr für die TS- und RS-Boote und den 5 Stunden für die KTS wollen wir mal gar nicht reden.

Damit keine Missverständnisse aufkommen, die genannten Betriebsstunden beziehen sich lediglich auf die für den Vorpostendienst. Ein bissel üben musste die VM ja auch noch :wink:

--> http://s53.radikal.ru/i139/1201/5b/9858219d54cc.jpg

Gruss Frank :MG:
Flottenschule Parow 78-79, Ausbildung Ari-leicht, 25mm 2M3/M110 und 30mm AK-230, 79-82 Ari-Maat 1. MSR Abteilung/1. Flottille Peenemünde auf Proj. 89.2 MSR-lang/Kondor-II

Albatros

Hallo Frank, interessant zu sehen welche Bewegungsfreiheit die VM in den Gewässern bis hin zur Kieler Bucht und den Belten und Sunden gehabt hat, dass hing sicher mit den Seerechtsübereinkommen der Vereinten Nationen (in diesem Fall Meerengen,Transitverkehr  ) zusammen.

Wie waren eigentlich die Handlungsmöglichkeiten der Nato in der Ostsee z.B. dem Finnischen Meerbusen, wo lag/liegt dort die Grenze der Bewegungsfreiheit?

:MG:

Manfred

RonnyM

...au weia, wie soll denn bei den jährlich zugeteilten Stunden eine Bordroutine zustande kommen.. :roll:

Solche Einschränkungen hätte ich nie für möglich gehalten. :MS:

Grüße Ronny
...keen Tähn im Muul,
over La Paloma fleuten...

2M3

Zitat von: Albatros am 26 Januar 2015, 10:52:16
Wie waren eigentlich die Handlungsmöglichkeiten der Nato in der Ostsee z.B. dem Finnischen Meerbusen, wo lag/liegt dort die Grenze der Bewegungsfreiheit?
Moin Manfred,

keine Ahnung, das war weit außerhalb des Einsatzbereiches der VM. Diese endete, wie auf der Karte zu sehen, an einer Linie zwischen Swinemünde und Rönne auf Bornholm. Die Sowjets hatten wohl damals mWn bereits die 12 Meilenzone beansprucht und dementsprechend und sicherlich auch manchmal darüber hinaus werden sie der NATO Schwierigkeiten beim Aufklären gemacht haben. Ich selber war lediglich einmal weiter östlich in Baltjisk zum Absichern des jährlichen Raketenschießabschnittes. Da lagen wir an der Grenze des Schießbereiches der P-15 treibend auf Stopp und saßen mit abwehrbereiten Waffen dem Ende des Schiessens entgegen schauend. Hätten wir damals bereits von der Möglichkeit dieses Falles --> Schießunfall auf der Musson gewusst, wäre uns bestimmt etwas flauer um die Magengegend geworden.

Zurück zur Karte. Für mich interessant, die damalige relativ gute Kentnis der Disloziierung der NATO-Kräfte bis hin zur niederländischen Grenze, nicht nur der Seestreitkräfte inklusive Radarstationen, sondern auch der Land- und Luftstreitkräfte bis ins Detail. Sicherlich eine Momentaufnahme vom November 1974, wie man an den erfolgten Streichungen und Ergänzungen erahnen kann.

Weis jemand Bescheid? Was hat es mit den beiden Labos in Emden und den beiden schnellen Minensuchern in Eckernförde auf sich?

Gruss Frank
Flottenschule Parow 78-79, Ausbildung Ari-leicht, 25mm 2M3/M110 und 30mm AK-230, 79-82 Ari-Maat 1. MSR Abteilung/1. Flottille Peenemünde auf Proj. 89.2 MSR-lang/Kondor-II

2M3

Zitat von: RonnyM am 26 Januar 2015, 11:37:37
...au weia, wie soll denn bei den jährlich zugeteilten Stunden eine Bordroutine zustande kommen.. :roll:

Solche Einschränkungen hätte ich nie für möglich gehalten. :MS:

Grüße Ronny

Hallo Ronny,

bitte nicht falsch verstehen.

ZitatDamit keine Missverständnisse aufkommen, die genannten Betriebsstunden beziehen sich lediglich auf die für den Vorpostendienst. Ein bissel üben musste die VM ja auch noch

Das betrifft nur die Planung der Vorpostendienste, also das, was ihr als UvD bezeichnet habt. Die ganz normale Seeausbildung fand zusätzlich statt und dafür gab es auch ein entsprechend höheres Betriebsstundenkontigent.

Die einzelnen Vorpostenbereiche der VM, der Polen und Sowjets sind in der Karte verzeichnet, ständig besetzte rot, temporär besetzte gelb. Durch die VM (fast) immer besetzt war der VP 72 bei Fehmarn, und das nahezu ausschließlich durch Minensucher wechselseitig aus W'münde und P'münde. Der damalige VP 80 wurde später als VP 12/1 bezeichnet und wurde bei NATO-Aktivitäten von Minensucher, gelegentlich auch von Laschis aus P'münde besetzt. Dazu kamen die Schnellboote, von denen je 2 RS-, TS- und KTS-Boote in Dranske voll aufmunitioniert in Auslaufbereitschaft lagen und zwei U-Jäger die in P'münde, später in Sassnitz, in Auslaufbereitschaft lagen. Die VP-Positionen westlich von Fehmarn bis ins Kattegat wurden von den drei Vermessungsschiffen Hydrograph, Komet oder Meteor abgedeckt.

Die VP-55 und VP-57 wurden von den sowj. Potis oder 201er besetzt, welche in Swinemünde und in Sassnitz lagen, für VP-69 waren die polnischen Minensucher oder Laschis aus Swinemünde zuständig.

Gruss Frank
Flottenschule Parow 78-79, Ausbildung Ari-leicht, 25mm 2M3/M110 und 30mm AK-230, 79-82 Ari-Maat 1. MSR Abteilung/1. Flottille Peenemünde auf Proj. 89.2 MSR-lang/Kondor-II

M-54842

Zitat von: 2M3 am 26 Januar 2015, 19:31:14

Für mich interessant, die damalige relativ gute Kentnis der Disloziierung der NATO-Kräfte bis hin zur niederländischen Grenze, nicht nur der Seestreitkräfte inklusive Radarstationen, sondern auch der Land- und Luftstreitkräfte bis ins Detail. Sicherlich eine Momentaufnahme vom November 1974, wie man an den erfolgten Streichungen und Ergänzungen erahnen kann.

Gruss Frank

Das mit der Momentaufnahme sehe ich anders. Die DDR hatte eine funktionelle und effektiv arbeitende Militäraufklärung (Verwaltung später Bereich Aufklärung des MfNV) und verfügte daher immer über eine aktuelle Lage.
Und auch in der VM selbst wurde ja bekanntlich Aufklärung betrieben. Dazu gab es verschiedene Komponenten der See- und landgestützten Aufklärung. Ich nenne mal die Stichworte Abt. Aufklärung im KVM, FD 18 sowie 4. VSA.
Die Aufklärungsabteilung im KVM erstellte beispielsweise tägliche Meldungen und monatliche Analysen über gegnerische Handlungen. Mitte der 1980er Jahre war die Aufklärung der VM für die Bearbeitung von über 30 Hauptobjekten der NATO-Streitkräfte und der Bundesmarine zuständig. Wer etwas über die seeseitige Aufklärung in der VM nachlesen möchte, dem sei das Buch von Ewald Tempel: "Im Alarmzustand" besonders empfohlen.
Aufklärungsergebnisse wurden aber auch schon zu DDR-Zeiten publiziert. Interessenten sei das Werk von Wolfgang Weber: "Die Streitkräfte der NATO auf dem Territorium der BRD" (früher "blaues Wunder" genannt) Kapitel: "Die NATO-Streitkräfte Ostseeausgänge" und "Die Einsatzgrundsätze und möglichen Handlungen der NATO-Streitkräfte Zentraleuropa und Ostseeausgänge" empfohlen.

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