60. Jahrestag der größten Seeschlacht in der Geschichte

Begonnen von Mario, 21 November 2004, 15:00:36

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Mario

Zu diesem historischem Ereigniss will ich mal einen längeren Beitrag in mehreren Teilen beisteuern.
Vor exakt 60 Jahren fand die größte Seeschlacht aller Zeiten statt. Bei der Operation zur Anlandung alliierter Truppen auf
den Phillipinen griff die japanische Marine zum letzten Mal die alliierten Flottenverbände massiv an.
Diese See- Luftschlacht war von der Anzahl der beteiligten Schiffe, der Zahl der beteiligten Männer (über 200.000) und der räumlichen Ausdehnung die größte militärische Auseinandersetzung auf See. Nachdem die Alliierten Truppen im Sommer 1944 die Marianen, Neuguinea, die Salomonen und die Palau-Inseln unter ihre Kontrolle gebracht hatten, kam es innerhalb der militärischen und politischen Führung zu einer Auseinandersetzung über das Ziel der nächsten Operationen. Während die US-Pazifikflotte unter Admiral Chester W. Nimitz Formosa (das heutige Taiwan) und anschließend Japan selbst angreifen wollten, trat General Douglas McArthur für eine Eroberung der Phillipinen ein. Nachdem er auf die enormen politischen Auswirkungen einer solchen Aktion für die Zeit nach dem Weltkrieg aufmerksam gemacht hatte, gewann er die Unterstützung Roosevelts für seinen Plan. Mitte September 1944 begannen die Planungen für die Anlandung der Truppen auf der kleinen Insel Leyte im Gebiet der mittleren Phillipinen.
Während dieser Zeit griffen die Flugzeugträgerverbände der US-Navy fast pausenlos die japanischen Luftstützpunkte auf
Formosa, in China und auf den Phillipinen selbst an.
Die japanische Marine hatte wenige Monate zuvor in der Phillipinensee eine vernichtende Niederlage erlitten. Die Flugzeugträger, die beinahe ihre gesamten Flugzeugbesatzungen verloren hatten, liefen in die japanische Inlandssee, um dort neue Flugzeuge an Bord zu nehmen und neue Besatzungen ausbilden zu können.
Die japanische Schlachtflotte zog sich hingegen zu den Lingga-Inseln zurück. Hier, wenige Seemeilen südlich von Singapur, waren sie vor US-Luftangriffen sicher und konnten ihre Besatzungen trainieren.
Für den erwarteten nächsten alliierten Angriff wurden insgesamt vier Operationspläne aufgestellt, die vom japanischem Oberkommando in Kraft gesetzt werden sollten.

Als am Morgen des 17. Oktober 1944 eine Gruppe amerikanischer Minenräumfahrzeuge im Golf von Leyte auftauchten und mit ihrer Arbeit begannen, war den Japanern das Ziel des nächsten Angriffs bekannt und der Plan für einen Angriff auf die Invasionstruppen bei den Phillipinen wurde in Kraft gesetzt.

Fortsetzung noch heute abend

Mario

Nachdem am 17. Oktober 1944 amerikanische Räum-Verbände in der Bucht vor Leyte gemeldet worden waren, war den Japaner das Ziel der Invasion bekannt. Allerdings hatten die japanischen Planer erst Ende November mit dem nächsten Vorstoß der Alliierten gerechnet, daher war die japanische Flotte noch nicht zusammengezogen worden. Trotzdem wurde sofort der Plan Sho 1 in Gang gesetzt.
Den Japaner war klar, daß sie für eine Schlacht auf offener See nicht mehr stark genug waren. Im Juni 1944 hatten sie diese Lehre mit dem Verlust von drei Trägern und hunderten Flugzeugen bezahlen müssen. Deshalb sollten die übriggebliebenen jajanischen Flugzeugträger von Japan aus südwärts Richtung Phillipinen vorstoßen und nach Sichtung durch die amerikanische Hauptflotte sofort nach Norden schwenken, um die US-Flotte vom Landungsplatz abzulenken. Dorthin sollten insgesamt drei eigenständige japanische Verbände vorstoßen, um in der Nacht die Landungsflotte in die Zange zu nehmen und zu vernichten. Obwohl dieser Plan äußerst verwegen war und nicht berücksichtigte, daß die US-Flotte einen Radius von mehreren hundert Seemeilen ungestört aufklären konnten, sollte dieser Plan doch tatsächlich gelingen.
Zischen dem 17. und dem 20. Oktober wurde der Golf von Leyte von Minen freigeräumt, während die US-Trägerverbände pausenlos die japanische Luftwaffe auf den Phillipinen und Formosa angriff und schon im Vorfeld der eigentlichen Operationen etscheidend dezimierten.
Am 20. Oktober 1944 gingen in den ersten Morgenstunden die ersten US-Truppen an Land. Bis Ende des Tages waren der gesamte Küstenstreifen in alliierter Hand, am Mittag hatte General McArthur mit dem neuen phillipinischem Präsidenten den Boden Phillipiniens betreten. Zweieinhalb Jahre nach seiner Flucht hatte er sein, an die Einwohner der Phillipinen, gegebenes Versprechen eingelöst.

kalli

ZitatWährend die US-Pazifikflotte unter Admiral Chester W. Nimitz Formosa (das heutige Taiwan) und anschließend Japan selbst angreifen wollten, trat General Douglas McArthur für eine Eroberung der Phillipinen ein. Nachdem er auf die enormen politischen Auswirkungen einer solchen Aktion für die Zeit nach dem Weltkrieg aufmerksam gemacht hatte, gewann er die Unterstützung Roosevelts für seinen Plan.

Das sind für mich die wichtigste 2 Schlüsselsätze von Mario.

Erst einmal vielen Dank Mario für diese ausführliche Darstellung und die noch kommenden Beiträge dazu. Sie haben unter anderem dazu geführt, dass ich mich mal etwas ausführlicher mit der philippinischen Geschichte beschäftigt habe.

Während in Marine Sims darüber gerätselt wird, ob es nun die größte Marine-Schlacht war und dazu noch versucht wird, historisch schwer vergleichbare Fakten heranzutragen, sollten wir uns auf die Operation als solche beziehen.

Aber noch eine Vorbemerkung zum Vergleich dieser dort angeführten Ereignisse.
Um die Größe dieser Operation zu bewerten hätte man noch hinzufügen können, welche gigantischen Planungsvorbereitungen erforderlich waren ( auf beiden Seiten ).
Mario hat es erwähnt.
Aber er hat nicht die dazu notwendigen Ressourcen an Material und Mensch aufgelistet. Ich kenne diese nicht, kann mir aber vorstellen, dass diese die Vorbereitung z.B. der Skagerak- Schlacht um ein Vielfaches übertroffen haben. das sollte man auch bei der Bewertung berücksichtigen.
Nun aber zu den eingangs zitierten Sätzen in Marios Beitrag, die meinerseits folgende Fragen aufwerfen :

Fasse ich das richtig auf, dass die USA eine verlorene Kolonie zurück erobern wollten ?
a.   um den Reichtum des Landes Philippinen wieder zu gewinnen ?
b.   den Fuß wieder in einer Region dauerhaft zu halten- Stützpunkte auf 99 Jahre ?

Danke Mario und einen schönen Gruß
Kalli

Scheer

Nur mal so schnell ins Blaue geschossen, ohne tiefgreifende Überlegung !

Wenn ich mir die Karte des Pazifik so ansehe, macht eine Eroberung der Philippinen, trotz der Mehranstrengungen durchaus Sinn.
Kalli wirft ja die Stützpunkfrage in den Raum. Hier liegt meines Erachtens der Knackpunkt.
Mit Stützpunkten auf den Philippinen behersche ich den östlichen Ein- und Ausgang des Südchinesischen Meeres und zwar relativ ausgeglichen in nördlicher und südlicher Richtung. Taiwan liegt zu weit nördlich. Dort liegen die Stützpunkte zwar günstig für eine Überwachung der Handelsrouten nach Japan, aber man sollte, wenn man an die Zukunft denkt sich ja nicht nur auf Japan beschränken, sondern sich Optionen offenhalten.

Mit der militärischen Macht in diesem Gebiet wäre irgendwie auch eine politische Macht mit entstanden. In so fern hat McArthur wohl sehr richtig überlegt !

kalli

....und nicht zu vergessen : Die Schmach der Verlustigkeit der fast einzigen amerikanischen Kolonie .....

Scheer

Mhhh, Kalli, ich weiß nicht ob das wirklich ein Grund wäre. Amerika hatte ja nicht dermaßen Kolonialtradition.
Ja sicher, Verluste dieser Art erzeugen zwar Rachegefühle, aber ich glaube in diesem Fall hat eher die berechnende Seite der amer. Führung ihre Argumente besser vertreten.

kalli

mit der fehlenden brutalen Kolonialtradition magst Du sicherlich Recht haben.
Die USA haben ihre Kolonien ja auch immer in eine etwas andere Abhängigkeit gebracht.
Ohne Regierungsbeauftragten, sondern durch eine Marionette. Und wenn das dann nicht funktioniert hat, waren sie (bis heute )sehr sauer.
Philippinen
Kuba
Puerto Rico
Guatemalo
Grenada
Panama
Panamakanalzone
Haiti
und da gibt es noch einige weitere Beispiele.

Ich will das jetzt nicht einzeln bewerten und nicht sagen, was dabei gut oder schlecht ist. Aber es ist Tatsache, dass die USA sich das genommen haben, was ging. Von der späteren Entwicklung ganz zu schweigen.

Mario

Die ursprünglichen militärischen Planungen für den Herbst 1944 sahen zunächst die Eroberung Formosas als vor, um anschließend einen eil der chinesischen Festlandsküste in Besitz zu bringen. Von hier aus sollte Japan durch massive Bombardierungen der Mutterinseln und durch wirtschaftliche Strangulation zur Kapitulation gezwungen werden.
Schon in den 30-er Jahren begannen die USA mit dem Aufbau einer strategischen Bomberflotte zur Durchsetzung ihrer militärischen Ziele. Die Bodentruppen wurden bewußt sehr klein gehalten und sollten nur noch den notwendigen Rest erledigen.
McArthurs Überlegungen mögen sicherlich in Richtung der beiden, von Kalli angesprochenen Punkte gegangen sein, doch sein Hauptargument war der mögliche Prestigeverlust der Vereinigten Staaten bei den Völkern im fernen Osten, wenn die Phillipinen nicht zum frühestmöglichen Zeitpunkt dem Feind entrissen werden würden. Außerdem wies er darauf hin, das es sich hierbei um amerikanisches Territorium handelte, welches 1942 vom Feind erobert worden war.

Mario

24. Oktober 1944
Am Morgen dieses Tages liefen vier japanische Kampfverbände mit Kurs Leyte-Golf durch phillipinische Gewässer. Dummerweise war bisher nur ein einziger gemeldet worden, Kuritas Hauptverband.
Die 7. US-Flotte unter Admiral Kinkaid war weiterhin mit der Anlandung von Truppen und Material im Leyte-Golf beschäftigt. Geschützt wurde diese Operation durch sechs der älteren Schlachtschiffe und 8 Kreuzer, sowie einer Vielzahl kleinerer Schiffe. Östlich des Leyte-Golf operierten 18 kleiner Geleitträger zur taktischen Unterstützung der Invasion. Schon diese 7. Flotte allein wäre ein schwerer Brocken für die Japaner gewesen, aber nur wenige Seemeilen weiter nördlich kreuzte Halseys 3. US-Flotte, bestehend aus den modernsten Flugzeugträgern, den schnellen Schlachtschiffe und vielen weiteren Kreuzern, Zerstörern und kleineren Unterstützungseinheiten. Diese Flotte wartete gierig auf das Auftauchen der japanischen Hauptmacht und sollte nicht entäuscht werden. Allerdings rechnete an diesem Morgen niemand der amerikanischen Offiziere und Matrosen damit, daß die Geschichte noch ganz anders verlaufen sollte, als sie es an diesem frühen Morgen annahmen.
Kurz nach Sonnenaufgang flogen die ersten US-Aufklärungsmaschienen nach Westen über die Sibuansee, auf der Suche nach Admiral Kuritas Verband. Er wurde frühzeitig entdeckt und im Laufe des Vormittags und frühen Nachmittags von mehreren Wellen amerikanischer Bomben- und Torpedoflugzeugen angegriffen. Die US-Angriffe konzentrierten sich vor allem auf das Superschlachtschiff Musashi, daß insgesamt 19 Bombentreffer und 11 Torpedotreffer bei, sodaß sie zurückblieb und am Abend sank.
Die Verluste an Menschenleben betrugen ca. 1100 Mann.
Zur selben Zeit, als Kurita so vehement angegriffen wurde, versuchte Admiral Ozawa, von Norden kommend, die Aufmerksamkeit der 3. US-Flotte zu erregen, um diese nach Norden zu locken. Doch selbst ein Angriffsversuch seiner wenigen Flugzeuge schlug fehl.
Admiral Nishimuras Kampfverband war ebenfalls am frühen Morgen gesichtet worden. Daraufhin zog Kinkaid die schweren Kampfschiffe der 7. US-Flotte am Nordausgang der Surigao-Straße zusammen, durch die der Gegner zwangsläufig kommen mußte. Zur weiteren Aufklärung postierte er eine große Anzahl von Torpedobooten in den Gewässern südlich dieser Wasserstraße.
Im Norden machten sich inzwischen die Stabsoffiziere der 3. Flotte immer mehr Sorgen über den Verbleib der japanischen Träger. Die gesamte japanische Flotte befand sich im Anmarsch, aber noch war kein Flugzeugträger gesichtet worden. Paradoxerweise befanden sich diese nur 150 Seemeilen weiter nördlich und bettelten förmlich um ihre Entdeckung.

Mario

Um die weiteren Ereignisse dieses Tages zu begreifen muß man sich noch einmal die Schlacht in der Phillipinensee vom Juni 1944 anschauen. Dort hatte der damalige amerikanische Befehlshaber Admiral Spruance auf eine Verfolgung des Gegner verzichtet, weil er mit einen weiteren jap. Verband rechnen mußte, der seine ungeschützten Landungstruppen hätte angreifen und vernichten können. Anschließend wurde ihm seine Entscheidung negativ ausgelegt, obwohl sie taktisch vollkommen richtig war. Nachdem er planmäßig von Admiral Halsey abgelöst worden war, trachtete dieser danach, jede sich bietende Gelegenheit zu ergreifen, die Japaner endgültig vernichtend zu schlagen. Nicht umsonst galt Halsey als angriffslustigster Admiral der US-Flotte.
Am Nachmittag des 24.Oktober ordnete er gegen 15.00 Uhr an, aus allen seinen Schlachtschiffen und Kreuzern einen eigenständigen Kampfverband zu bilden, der die japanische Hauptflotte vor der San-Bernardino-Straße auflauern sollte, ähnlich wie es Kinkaids 7. Flotte hunderte Meilen weiter südlich vorhatte. Zu seiner Entäuschung mußte er gegen 17.00 die Meldung entgegennehmen, wonach Kurita auf Gegenkurs gegangen war und sich von ihm entfernte. Tatsächlich hatte Kurita um 16.00 Uhr Westkurs befohlen, allerdings nur, weil er die engen Gewässer der San-Bernardino-Straße erst nach Einbruch der Dunkelheit passieren wollte. Um 17.15 ging die japanische Hauptgruppe dann wieder auf Ostkurs, nun aber unbemerkt von den Amerikanern. Admiral Halsey dagegen nahm an, er zöge sich zurück und war maßlos enttäuscht und wütend. Aber nur wenig später wurden endlich die japanischen Träger gesichtet und Halsey befahl daraufhin der gesamten 3. US-Flotte nach Norden zu laufen. Da sich Kurita zurückzog, drohte ja keine Gefahr mehr aus Richtung der San-Bernardino-Straße.
Im Süden hatten Admiral Kinkaid und sein Stab aufmerksam die Entwicklung der Ereignisse im Norden am Funkgerät verfolgt, ebenso wie Admiral Nimitz im fernen Pearl Harbor. Dummerweise hatten sie die Bildung des Verbandes aus Schlachtschiffen und Kreuzern sehr genau mitbekommen. Später fingen sie auch den Befehl auf, wonach die 3. Flotte nach Norden fuhr. Aber alle nahmen nun an, daß Halsey nur mit den Trägern nach Norden fuhr, und die Schlachtschiffe und Kreuzer die San-Bernardino-Straße bewachten. Von Kuritas zwischenzeitlicher Umkehr nach Westen hatten sie nichts mitbekommen und hatten infolgedessen keinen Grund, an ihren logischen Annahmen zu zweifeln.
So kam es, daß sich allen kampfkräftige Kriegsschiffe der US-Flotte nach Norden und nach Süden bewegten und die San-Bernardino-Straße weit offen stand. Zwischen den japanischen Schlachtschiffe und Kreuzern und der US-Landungsflotte befanden sich nur noch einige Zerstörer.

Scheer

ZitatMcArthurs Überlegungen mögen sicherlich in Richtung der beiden, von Kalli angesprochenen Punkte gegangen sein, doch sein Hauptargument war der mögliche Prestigeverlust der Vereinigten Staaten bei den Völkern im fernen Osten, wenn die Phillipinen nicht zum frühestmöglichen Zeitpunkt dem Feind entrissen werden würden. Außerdem wies er darauf hin, das es sich hierbei um amerikanisches Territorium handelte, welches 1942 vom Feind erobert worden war.

Womit sich dann die offizielle Lesart und Kalli´s Argumentation decken.

Mario

Am Nachmittag des 24.10.1944 hatte Admiral Halsey über Funk die Bildung einer Task Force 3.4 angekündigt, es aber unterlassen, einen genauen Zeitpunkt zu nennen. Diesen Funkspruch lasen nicht nur die betroffenen Offiziere, sondern auch Nimitz im fernen Pearl Harbor, sowie Admiral Kinkaid bei der 7. Flotte, die südlich von Halsey im Golf von Leyte operierte. Zwei Stunden später gab Halsey einen weiteren Funkspruch heraus, nachdem dieser Kampfverband erst auf seinem ausdrücklichem Befehl gebildet werden sollte. Da es nicht für nötig erachtet wurde, daß dieser kleine Zusatz allen anderen "Mithörern" bekanntgemacht werden sollte, wurde zur Übertragung das Sprechfunk benutzt, welches nur eine sehr geringe Reichweite hatte. So kam es, das alle, außer den Offizieren in der 3. Flotte annahmen, die Task Force 3.4 sei gebildet. Am spätem Abend meldete Halsey an das Kommando der Pazifikflotte, das der Feind (Kurita) schwer angeschlagen sei und er mit drei Kampfverbänden nach Norden laufe, um Ozawas Flugzeugträger zu vernichten.
Logischerweise mußten sowohl das Flottenkommando, als auch die Offiziere der 7. Flotte annehmen, daß Halsey mit seinen drei Flugzeugträgerverbänden nach Norden laufe, während TF 3.4 weiterhin die San-Bernardino-Straße bewachte. Die Saat für eine Tragödie war gelegt. Während der folgenden Stunden gab' es aber noch genügend Gelegenheiten, diesen Fehler zu korrigieren. Gegen Mitternacht meldeten Nachaufklärer der USS Independence, daß die fahrwasserbefeuerung in der San-Bernardino-Straße eingeschaltet war und einige Schiffe gesichtet worden waren. Doch ein wachhabender Offizier bei Halseys Stab schenkte dieser Meldung nicht genug Aufmerksamkeit. (der Admiral schlief um diese Zeit, nachdem er 48 Stunden lang auf den Beinen gewesen war) Wenig später kamen einige Offiziere aus dem Stab von Konteradmiral Lee, dem Kommandeur der Schlachtschiffe zu der Einsicht, daß es sich bei dem Verband im Norden um einen Lockvogel handeln könnte. Admiral Lee versuchte daraufhin zweimal, den Oberkommandierenden zu erreichen, doch auch diesmal gelang es dem wachhabendem Offizier erfolgreich, den Schlaf Halseys zu schützen. Die dritte Gelegenheit ergab sich, als Offizire aus dem Stab von Vizeadmiral Mitcher, dem Kommandeur der Flugzeugträger an ihn wandten und auf die drohende Gefahr aufmerksam machten. Doch Mitcher erwiderte nur, daß Halsey das auch sicher wüßte und er schließlich der Kommandeur wäre, der schon alles richtig machen würde.
So kam es, daß die 3. Flotte weiterhin nach Norden rauschte, während Kurita ungehindert die San-Bernardino-Straße durchquerte.

Die Schlacht in der Surigao-Straße.
Im Süden hatte Admiral Kinkaid inzwischen seine Schlachtschiffe und Kreuzer vor dem Nordende der Surigao-Straße in einer Linie postiert. Die anlaufenden Japaner wurden regelmäßig von seinen Torpedobooten gemeldet. Als Admiral Nishimura um 00.20 Uhr in Kiellinie in die engen Gewässerd dieser schmalen seestraße einbog, warteten am anderen Ende nicht nur die schweren Brocken auf seine wenige Schiffe. Zu beiden Seiten der Surigao-Straße lauerten Zerstörer auf ihre Chance zum Torpedoangriff. Die kurze Schlacht, die zwischen 03.00 und 04.30 Uhr am 25. Oktober 1944 stattfand, konnte niemals richtig rekonstruiert werden. Fakt ist, daß sich die Japaner in Kiellinie einem Gegner näherten, der ihnen nicht nur erheblich überlegen war, sondern auch noch taktisch weit im Vorteil war, weil er seine Schlachtschiffe und Kreuzer in Kiellinie postiert hatte. Die Alliierten hatten das klassische T gebildet. Nachdem die ersten amerikanischen Zerstörerwellen angegriffen und einige Torpedotreffer erzielt hatten, griffen ab 03.51 die US-Schlachtschiffe und Kreuzer in den Kampf ein. Sie feuerten radargeleitet auf einen Gegner, den sie in der Dunkelheit nicht sehen konnten. Innerhalb weniger Minuten wurden zwei japanische Schlachtschiffe, ein Kreuzer und drei Zerstörer vernichtet. Nur die Shirure konnte schwerbeschädigt nach Süden entkommen und traf wenig später auf den Verband von Vizeadmiral Shima. Nachdem dieser einige Torpedos abgefeuert hatte, drehte er nach Süden ab, dabei kollidierte sein Flaggschiff mit der Mogami. Trotzdem konnte der zweite Verband bis auf einen Zerstörer entkommen.
Die Schlacht in der Surigao-Straße war das letzte Aufeinandertreffen von Schlachtschiffen ohne das Eingreifen von Flugzeugen. Während die Japaner zwei Schlachtschiffe, einen Kreuzer und vier Zerstörer verloren, betrugen die alliierten Verluste ein PT-Boot und ein vom eigenen Feuer schwer beschädigter Zerstörer.

Mario

Als sich am frühem Morgen des 26. Oktober 1944 der Führungsstab der 6. Flotte auf dem Flaggschiff versammelte, beglückwünschte man sich zu einem großartigem Erfolg über den japanischen Gegner. Zwei Schlachtschiffe und viele weiter gefährliche Kriegsschiffe waren innerhalb von Minuten vernichtet worden, wobei tausende japanische Seeleute jämmerlich starben. Doch an diesem Morgen hatten die Amerikaner wenig Mitleid mit dem Feind. Als am Ende der Besprechung gefragt wurde, ob es noch etwas zu tun gäbe, kam der Vorschlag, doch einige Aufklärer nach Norden fliegen zu lassen, um sich selber ein Bild über die Lage vor der San-Bernardino-Straße zu machen. Doch aus unerklärlichen Gründen wurden die Koordinaten vetauscht und die Flugboote suchten ein Gebiet weit draussen in der offenen See ab.

Die Schlacht bei Samar

Admiral Kurita hatte sich gewundert, warum die Amerikaner am frühen Abend des 24. Oktober ihre Angriffe nicht mehr fortsetzten. Ohne eine konkrete Antwort ließ er jedoch planmäßig wenden und passierte in der Dunkelheit die engen Gewässer der San-Bernardino Straße. Die Verwunderung war groß bei den Japnern, als sie die offene See davor verlassen vorfanden. Viele waren sich sicher, daß sie nun Ziel eines großangelegten U-Boot-Angriffs werden würden. Nichtsdestotrotz bildeteKuritas Verband wieder die altbekannte Marschformation und lief Richtung Südosten weiter Richtung Leyte-Golf. Am Morgen des 26. Oktober kamen am Horizont Mastspitzen in Sicht und die Japaner waren sich sicher, auf die 3. US-Flotte unter Halsey gestoßen zu sein.
Vor dem Gof von Leyte operierten seit Tagen drei Task-Units mit jeweils 6 Geleitträgern zur operativen Unterstützung der Bodentruppen. An diesem Morgen begannen die Piloten mit ihren Startvorbereitungen, als im Nordwesten Kriesschiffe in Sicht kamen. Die amerikanischen Seeleute waren freudig überrascht, die Gelegenheit zu haben, die fliehenden Reste der japanischen Südgruppe zu Gesicht zu bekommen. Ihre Freude währte jedoch nicht lange, den Besatzungen der Begleitzerstörer fiel ziemlich schnell auf, daß die Japaner sehr schnell aufschlossen und wenige Minuten später explodierten die ersten Granaten in gefährlicher Nähe. Auch die Geleitträger hatten inzwischen ihren Irrtum erkannt und liefen mit äußerster Kraft nach Süden, verfolgt von den japanischen Kreuzern und Schlachtschiffen. Es war eine recht einseitig verlaufende Schlacht, da die Japaner fast doppelt so schnell waren. Außerdem waren die US-Träger und ihre begleitenden Zerstörer fast gar nicht gepanzert. Während dieser Flucht gelang es den wenigen Zerstörern, einen wirksamen Nebelschleier zu legen und durch kühne Torpedoangriffe die Japaner immer wieder abzudrägen. Dabei wurde der Kreuzer Kumano schwer getroffen und blieb liegen.
Trotz der tollkühnen Abwehrversuchen der US-Zerstörer gelang es den japanischen Kreuzern langsam, eine Position seitlich der US-Träger zu erreichen, wo sie ihr Geschützfeuer visuell leiten konnten. Mit der Gambier Bay ging der erste US-Geleitträger verloren, einige US-Zerstörer waren ebenfalls vernichtet worden.
Kurz nach Sichtung der Amerikaner am frühen Morgen hatte Admiral Kurita den Angriff befohlen, ohne eine wirksame Gefechtsordnung einzunehmen. Dies rächte sich jetzt, als die Flugzeuge der anderen beiden Trägergruppen wirksam ins Gefecht eingriffen. Die weithin über die offene See vertreuten japanischen Kriegsschiffe waren zu keiner geschlossenen Luftabwehr fähig. Innerhalb kurzer Zeit wurden die Kreuzer Chikuma und Chokai schwer beschädigt und mußten selbstversenkt werden. Nachdem auch noch der Kreuzer Suzuya torpediert worden war, brach Kurita das Gefecht ab und setzte sich nach Norden ab.
Diese plötzliche Entscheidung traf er gerade in dem Augenblick, wo seine Kreuzer und Schlachtschiffe zum entscheidenden Schlag gegen die US-Träger ausholten. Denn inzwischen war auch die zweite amerikanische Trägergruppe auf Schussweite herangekommen. Nach dem Krieg gab er an, daß er Halsey's 3. Flotte angreifen wollte. Dies ist jedoch äußerst zweifelhaft, da er dazu viel zu weit südlich stand. Letztendlich zog er sich auch durch die San-Bernardino-Straße zurück, ohne den Versuch eines Vorstoßes nach Norden. Auch wenn er bis zum Zeitpunkt des Abbruchs der Schlacht schon hohe Verluste erlitten hatte, befand er sich doch in der Lage, der US-Flotte eine schwere Niederlage zufügen zu können. Nach all' den Opfern der vergangenen Nacht hätte er nun auch in den Leyte-Golf eindringen können, wie es von vorneherein geplant war. Immerhin war ja im Vorfeld dieser Ereignisse bei der japanischen Marine immer davon gesprochen worden, daß sich die kaiserliche Marine in der Tradition der Samurais bei den Phillipinen opfern wollte.

Mario

Ich schulde Euch noch den letzten Teil dieser Geschichte. Nun denn ...

Die Schlacht beim Kap Engano

Admiral Halsey's 3. US-Flotte hatte ja am Abend des 24. Oktober 1944 das Seegebiet östlich der San Bernardino-Straße geräumt und war nach Norden gelaufen. Es wurde nie vollständig geklärt, warum Halsey plötzlich so sicher war, daß Kuritas Zentralverband geschlagen worden war. Immerhin hatte dieser nur ein Schlachtschiff und einen Kreuzer verloren. Halsey hoffte wohl, mit der Vernichtung der jap. Träger im Norden berühmt zu werden und nahm an, daß Kinkaids 7. Flotte allein mit Kuritas Schlachtschiffen fertig werden würde. Er wollte mit Sicherheit nicht genauso handeln, wie Admiral Spruance im Juni 1944. Warum er allerdings davon ausging, daß Admiral Kinkaid seine Bewegungen mitverfolgen konnte, wußte er später nicht zu begründen.
Am frühen Morgen starteten von den Flugzeugträgern die ersten Aufklärer Richtung Norden und Halsey ließ seine schweren Einheiten vorauslaufen, damit sie bei Beginn der Schlacht näher am Feind stehen würden.
Die Trägerschlacht verlief dann auch ziemlich einseitig. Zunächst wurden die wenigen jap. Jagdflugzeuge vernichtet, anschließend griff Welle auf Welle die schutzlosen japanischen Flugzeugträger an. Bis zum Nachmittag waren die Zuikako und die drei kleineren Träger von der Meeresoberfläche verschwunden.
Trotzdem gab' es bei den Amerikanern kein Jubel, schon am Morgen erreichten Halsey die dringenden Hilferufe der 7. Flotte im Süden. Doch aufgrund der großen Entfernung gab es keine Chance, den Ort der Schlacht vor Samar noch rechtzeitig zu erreichen. Trotzdem kehrte Halsey mit seinen Schlachtschiffen und einer Trägergruppe um und lief nach Süden, ohne jedoch noch etwas ausrichten zu können. Der Rest der 3. US-Flotte setzte die Schlacht vor dem Kap Engano fort.

Während sich der jap. Verband unter Admiral Kurita zurückzog wurde er noch mehrfach von US-Flugzeugen angegriffen, aber es gab nur noch einige Beschädigungen. Es ging kein Schiff auf der Rückreise verloren. Allerdings konnten die US-Trägerflugzeuge im Laufe der nachfolgenden Wochen noch viele jap. Kriegsschiffe vernichten, die im Gebiet der Phillipinen operierten.

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