Raketenschnellboot Projekt 205 der Volksmarine der DDR

Begonnen von TomBorkum, 04 März 2014, 00:26:17

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

2M3

Zitat von: TomBorkum am 14 März 2014, 22:22:32
Ich kann gar nicht glauben, dass für die AK-230 nur 1000 Schuß pro Turm an Bord gewesen sein sollen. Die Waffe war doch als Lufziel- und auch als Seezielwaffe einsetzbar.

Die AK-230 war in erster Linie eine Luftabwehrwaffe, dafür war sie auf Grund der Funkmess-Waffenleitanlage (nachtkampffähig) und der hohen Feuergeschwindigkeit hervorragend geeignet. Der Einsatz gegen Seeziele war bei einer effektiven Reichweite von nur 4 km eher theoretischer Natur. Kaliber- und reichweitenmäßig waren sie der westlichen 40mm- und 76mm- Schnellboot-Artillerie unterlegen. Diese Boote sollten möglichst unerkannt an das Ziel herangeführt werden, schnelle Schläge mit ihrer Hauptbewaffnung, den Seezielraketen, aus max. möglicher Schussentfernung von bis 40 km führen und dann mit höchster Fahrstufe wieder verschwinden.

Da auch Raketen/Flugkörper-Schnellboote meist bei Nacht und/oder Nebel eingesetzt werden, schränkt dieses auch den Einsatz der Strela-Raketen ein. Dieser bedurfte der optischen Erkennbarkeit und Identifizierung der Luftziele. Und bei Tage haben Jabos die Angewohnheit, gern mal aus der Sonne zu kommen und da sind die IR-Zielsuchköpfe blind.

Man sollte auch die Zeitleiste beachten, als die Osa-Boote Anfang der 60er Jahre eingeführt wurden, gab es nichts gleichwertiges auf der "Gegenseite" und das ein ganzes Jahrzehnt lang. Zumindest die sowj. Marine hatte bei Einführung der maritimen STRELA-Starter Ende der 70er Jahre schon bessere Luftabwehrmittel, wie die OSA-Starter auf der NANUSCHKA- und AK-176/630 auf TARANTUL-Klasse, im Bestand ihrer oft gemischten Schnellbootbrigaden.

Gruss Frank
Flottenschule Parow 78-79, Ausbildung Ari-leicht, 25mm 2M3/M110 und 30mm AK-230, 79-82 Ari-Maat 1. MSR Abteilung/1. Flottille Peenemünde auf Proj. 89.2 MSR-lang/Kondor-II

der erste

Zitat von: olpe am 15 März 2014, 00:54:49
Zitat von: TomBorkum am 14 März 2014, 23:03:24
... Liegt das Geheimnis vielleicht im geänderten Aufbau unterhalb des Radars (Achterschiff). Durch die eckige Form ergibt sich ein deutlich besseres Raumverhältnis als beim runden Aufbau der VM.
Hallo,
ja, das denke ich auch, dass die Lagerung der FK letztlich im quaderförmigen Unterbau der Antennenkuppel der MR-104 erfolgte. Hierzu einige Beispiele von Booten des Projektes 205 (NATO: OSA-I-Klasse) und 205U (NATO: OSA-II-Klasse):
Bei einigen Booten der OSA-I-Klasse ist der Starter zu erkennen, aber kein Unterbau vorhanden. Hier wäre noch Recherche notwendig ...  :-)
Grüsse
OLPE

Ja, das könnte sein. Gleichzeitig konnte man da auch die PK 16 Geschosse lagern, da die Werfer ja gleich nebenan angebracht waren. Ich muss mich direkt mal informieren, wo die bei uns an Bord der 205er gelagert wurden. Kann natürlich sein, das die erst bei höherer Bereitschaftsstufe an Bord gebracht wurden und direkt in die Werfer eingeführt wurden.
Wobei die Strela Raketen natürlich auch von jedem beliebigen Punkt an Bord gestartet werden konnten.

TomBorkum

@Olpe
ACHTUNG: Hinter dem dritten Bild verbirgt sich eine Phishing-Adresse
## http://loadus.exelator.com/load/?p=391&g=1&kw=&&_=1394901538033

Viele Grüße
Tom

TomBorkum

Habe versucht nochmal in Bildern und Büchern  zu forschen um mehr über den kastenförmigen Radaraufbau und die FlaRak zu erfahren. Im deutschen Standardwerk über die sowjetische Seekriegsflotte wird dieser Aufbau auf Seite 180 zwar kurz erwähnt aber nicht weiter darauf eingegangen.

Wenn es da nicht hier und da ein Bildberweis von polnischen Booten geben würde würde ich den Aufbau für einen "Fake" handeln. Auch bei Bildern von russischen 205ern findet man praktisch keine Beispiele dazu.  :|

Hat villeicht von Euch jemand noch entsprechende Informationen?

Durch den Aufbau und das davor eingezogene Deck für den FlaRak-Starter dürfte die achtere AK-230 stark in ihrem Richtbereich eingeschränkt worden sein. Im Merit Modell scheint der Bereich unter dem Deck offen gewesen sein. Hat jeman eine Idee wofür dieser Stauraum genutzt wurde?

Viele Grüße
Tom

olpe

Zitat von: TomBorkum am 16 März 2014, 11:22:53
... deutschen Standardwerk über die sowjetische Seekriegsflotte ...
Hallo,
welches deutsches Standardwerk über die sowjetische Seekriegsflotte ist denn gemeint? Ulrich Schulze-Torge?
Grüsse
OLPE

olpe

Zitat von: TomBorkum am 16 März 2014, 11:22:53
... Auch bei Bildern von russischen 205ern findet man praktisch keine Beispiele dazu ...
Hallo,
ich schau auch noch mal in mein Archiv ... Hier ein Bild eines 205er, auf dem ein Kasten neben dem MR-104-Aufbau an Steuerbordseite eine Staumöglichkeit für die STRELA-FK darstellen könnte ...
Siehe  --/>/> hier
Grüsse
OLPE

Urs Heßling

moin,

Zitat von: TomBorkum am 14 März 2014, 22:22:32
War die Munitionierung bei der Bundesmarine auch sooo spartanisch auf den S-Booten?
Nein, auf Schnellbooten der Klasse 142 war Abteilung II die Munitionskammer und enthielt, wenn ich mich recht erinnere, mehr als 1000 Schuß (40 mm-Patronen!) pro Geschütz
Ein Packgefäß enthielt 8 Schuß; das Geschütz konnte mit 18 Schuß vorgeladen werden.

Zitat von: 2M3 am 15 März 2014, 11:48:05
.. als die Osa-Boote Anfang der 60er Jahre eingeführt wurden, gab es nichts gleichwertiges auf der "Gegenseite" und das ein ganzes Jahrzehnt lang.
So ist (war) es !  Dessen waren wir (S-Bootfahrer Bundesmarine) uns wohl bewußt.

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

der erste

Zitat von: TomBorkum am 16 März 2014, 11:22:53
Habe versucht nochmal in Bildern und Büchern  zu forschen um mehr über den kastenförmigen Radaraufbau und die FlaRak zu erfahren. Im deutschen Standardwerk über die sowjetische Seekriegsflotte wird dieser Aufbau auf Seite 180 zwar kurz erwähnt aber nicht weiter darauf eingegangen.

Wenn es da nicht hier und da ein Bildberweis von polnischen Booten geben würde würde ich den Aufbau für einen "Fake" handeln. Auch bei Bildern von russischen 205ern findet man praktisch keine Beispiele dazu.  :|

Hat villeicht von Euch jemand noch entsprechende Informationen?

Durch den Aufbau und das davor eingezogene Deck für den FlaRak-Starter dürfte die achtere AK-230 stark in ihrem Richtbereich eingeschränkt worden sein. Im Merit Modell scheint der Bereich unter dem Deck offen gewesen sein. Hat jeman eine Idee wofür dieser Stauraum genutzt wurde?

Viele Grüße
Tom

Hier sind noch einmal 3 Bilder. 2 als Beweis, das die AK 230 nicht eingeschränkt war und das andere mit dem ursprünglichen Aufbau der MR 104 und davor angebrachten Behältern für die Fla-Raketen.

TomBorkum

@Olpe

Yes "Ulrich Schulze-Torge"

Viele Grüße
Tom

TomBorkum

@"der erste"

Danke - mit den Bildern wird einiges klarer  :-)

Viele Grüße
Tom

olpe


TomBorkum

Getreu dem Motto "wer suchet, der findet" bin ich auf polnische Informationen über das Boot "ORP Władysławowo" (Bordnummer 433) gestoßen, die vor Detailbildern nur so strotzen (siehe hier: http://www.przemkko.strefa.pl/m_walkaround/orp_wladyslawowo.html ).

Nachdem ich diese Seite dank "Google Übersetzer" mehr oder weniger lesen konnte, wurde mir einige Dinge klar:

1. Dieses Boot scheint das einzigste Museumsboot der Klasse zu sein.
2. Die Firma Merrit hat wohl an diesem Original "Maß genommen". Deshalb finden wir im Bausatz auch die Abweichung von Modell und Deckelbild (auf dem Deckelbild des Karton ist ein OSA-1 in der "klassischen" Aussrüstung, die Bilder des Testbaus zeigen was anderes ;-)  )
3. Schade, das Merrit nicht gleich die polnische Version mit den entsprechenden Decals versehen hat.

Erlaubt mir an dieser Stelle einige Frage an Euch Sachkundige:

Ich erkenne im Farbanstrich des Bootes "ORP Władysławowo" eine Grüne Wasserlinie (ähnlich dem Grün der VM), ein rotes Unterwasserschiff (wie bei sowjetischen OSA 1) und im Bereich der Auspuffanlagen einen tiefschwarzen Streifen der sich zu ca. 2/3 über die Bootslänge zum Achterschiff hinzieht. Entspricht diese Warnehmung den Tatsachen bis April 1993 und ab Mai 1993, zumindest für die "späten" Boote?

427    ORP ,,Puck"                    1967    2003
430    ORP ,,Darłowo"            1972    2003
431    ORP ,,Świnoujście"            1973    2006
432    ORP ,,Dziwnów"            1975    2004
433    ORP ,,Władysławowo"    1975    2006

Wie sah es bei diesen Booten mit der Kennzeichnung aus? Wirklich nur die Bordnummer, oder gab es da mehr als in der VM? Vieleicht ist es wichtig folgende Zeiten zu unterscheiden:

Zeit Warschauer Pakt bis 30.4.1993
Zeit 30.4.1993 bis Eintritt NATO
Zeit in der NATO,

denn ich halte es für denkbar, dass sich im Zuge der politischen Änderungen möglicherweise auch Kennzeichnungen geändert haben.

Viele Grüße
Tom

P. S.: Konnte übrigens in der "elektronischen Kaufbucht" ein Heftlein ersteigern, das möglicherweise mehr Infos zu den polnischen Booten bringt  :wink:

TomBorkum

Sorry - Korrektur zum letzten Posting:

der schwarze Streifen zog sich zu ca. 55 - 60 %  über den Bootsrumpf zum Achterschiff.

Gruß
Tom

TomBorkum

Nachdem die Würfel für "mein" Bootprojekt gefallen sind, ich werde ein polnisches Boot bauen, werde ich diesen Thread hier schließen.

Vielen Dank für die vielen Informationen, Hinweise und Hilfestellungen.  :sonstige_154: All das hat mir sehr viel weiter geholfen und wird dazu beitragen ein Boot zu bauen, dass es wirklich so gegeben hat.  :ML:

Nach dem Stapellauf wir es in diesem Forum einen Baubericht zu meinem Projekt geben. Bis dahin sammele ich im folgenden Thread "http://www.forum-marinearchiv.de/smf/index.php/topic,21457.msg240126/topicseen.html#new" weitere Infos über die polnischen Boote.

Viele Grüße
Tom

Impressum & Datenschutzerklärung