Raketenschnellboot Projekt 205 der Volksmarine der DDR

Begonnen von TomBorkum, 04 März 2014, 00:26:17

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Urs Heßling

"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

Parow

Zitat von: der erste am 12 März 2014, 08:49:09
Es wurden nur die Führerboote der Abteilungen, sprich 711, 731, 751, mit dem Düppelwerfer PK 16 ausgerüstet.

Fotos vom Nordhafen Peenemünde 1992 zeigen meiner Meinung nach, dass mindestens 10 Boote mit Düppelwerfer nachgerüstet wurden. Siehe Foto aus meiner Sammlung. Oder habe ich dies falsch erkannt?

TomBorkum

Vielen Dank für die umfangreichen Informationen.

Da ich mein Modell immer noch einem "richtigem" Boot zuordnen möchte lasst uns bitte ein paar Fragen zur Identifizierung klären.

@der Erste:
auf http://de.wikipedia.org/wiki/Osa-Klasse habe ich im unteren Drittel des Artikels eine Liste mit allen Bordnummern und Bootsdaten gefunden. Diese Liste scheint nicht zu stimmen. Zumindest nicht, wenn ich die von Dir genannten Bootsnummern und Umrüstzeiträume in Bezug zu Ihr setze. Kannst Du das bestätigen?

Du gibst die Führerboote 711, 731 und 751 an. Ist der zusätzliche Funkmast auf dem beigefügten Bild, das ich von Merrit Homepage habe, hier vorhanden?

In Wolfgang Müllers Heft "Die Raketenschnellboote der Volksmarine" findet sich auf Seite 3 ein Bild des Bootes 713  mit einem solchen zusätzlichen Antennenmast. Auch ein Führerboot? Ich gebe allerdings zu, das die in diesem Heft aufgeführte Tabelle mit den Bordnummern (Seite) zur Verunsicherung beiträgt, da wohl jede Bordnummer auf mindestens zwei Booten Verwendung gefunden hatte.

Auf dem zweiten Bild (ebenfalls von der Merit Homepage) befindet sich unterhalb der MR-104 eine Anlage die ich nicht wirklich einordnen kann. Handelt es sich hierbei möglicherweise um eine weitere Antenne? Oder ist das eine Anlage die auf Booten der VM gar nicht genutzt wurde?

Generell schein das Merit Modell von der Ausrüstung her also wohl ein Führungsboot der VM zwischen Januar 1967 und Dezember 1984 zu sein, oder?


Das "Miel Buch" suche ich schon lange, ist aber kaum zu bekommen  :embarassed:

Schon jetzt vielen Dank an Euch alle für die Unterstützung  :O/Y
Wenn der Bau dann losgeht, werde ich Euch mit einem "Baubericht" belohnen, wenn Ihr das wollt  :roll:

Hier mal der Stand der Dinge:

Der Bausatz ist da und die VM-Flaggen habe ich mir hier besorgt: http://www.schiffsmodellflaggen.de/deutsch/Katalog/1._Deutschland.pdf

Wann wurde eigentlich der Kommandatenwimpel geführt? Immer?

Da scheinbar außer der Bordnummer keine anderen Kennzeichen getragen wurden sind wohl die Decals aus dem Bausatz ausreichend, da Sie in Größe und Form wohl der Realität entsprechen (siehe Bild 3).

Allerdings ist es schon ein wenig peinlich für den Hersteller bei den Decals die russische Seekriegsflagge und nicht die sowjetische zu nehmen. Meines Wisssens war kein OSA 1 bei der russischen Marine im Einsatz, da sie dort wohl schon lange a. D. gestellt waren. Um auf die, hoffentlich, unwahrscheinliche Möglichkeit vorbereitet sein, das Ihr mir klarmacht, dass man mit diesem Bausatz kein VM-Boot bauen habe ich die Alternativflagge hier besorgt http://www.schiffsmodellflaggen.de/deutsch/Katalog/5._Russland__Polen.pdf  :O/Y

Jetzt muss noch geklärt werden, welches Boot ich bauen werden. Durch die Decalnutzung aus dem Bausatz sind Boote mit Doppelziffern ausgeschlossen. Wenn es wirklich nur drei Führerboote gab, dann bleiben noch 731 und 751 ---   und ----- (siehe oben) ----  vielleicht doch die 713???

Nun denn, forschen wir noch in ein paar Quellen. Die Kiellegung ist mal für Ende Juni / Anfang Juli geplant.

Viele Grüße
Tom

TomBorkum

Hier noch zwei Bilder (ebenfalls von der Merit Homepage) von Mast und Brücke.

Ich denke die Antennenanordnung passt für die VM und den Zeitraum den ich im vorherigem Posting angegeben habe (Januar 1967 bis Dezember 1984), oder?

Wie sieht es mit der Brücke aus? Fehlt da vielleicht etwas wichtiges?

Viele Grüße
Tom

TomBorkum

Mal zwei andere Fragen zur AK 230 an die Insider der NVA:

Wenn teileweise die Waffenleitanlage bis Januar 1967 gefehlt hat, konnte mam dann mit dieser Waffe überhaupt wirkungsvoll arbeiten? Wenn ja, welche Hilfsmittel wurden herangezogen?

Wenn meine Info´s Stimmen lag die Feuergeschwindigkeit dieser Waffe bei +1000 Schuß / Sek.; der Munitionsvorrat pro Rohr bei 500 Schuß gegurtet. Ich nehme an, es wurde wesentlich mehr Munition mitgeführt, oder?

Gab es an Bord der Boote noch weitere Waffen? Ich denke hier z. B. auf die nachgerüsteten MG bei den Schnellbooten der deutschen Marine und Handwaffen.

Viele Grüße
Tom

TomBorkum

Mal ne ganz blöde Frage:
Wenn ich mir das Bild mit dem Mast so ansehe, dann fällt auf, das die Kabel komplett außen am Mast laufen. Wären im Mast verlegte Kabel, mit ein paar Dichtungen an den Austritts- und Eintrittslöchern, nicht sinnvoller gewesen?

Viele Grüße
Tom

der erste

Hallo Tom,
die Bilder der Modellbaufirma zeigen ein Boot, welches in dieser Modifikation nicht in der VM gefahren wurde. Achtern ist zwischen den  beiden Hangaren und unterhalb der MR-104 eine Plattform eingefügt worden, von der aus mit einem Vierfachstarter Ein Mann Fla-Raketen gestartet werden konnten. Der Unterbau der Antenne MR-104 ist würfelförmig, bei uns war er röhrenförmig. Diese Boote wurden so u.a. in der polnischen Marine gefahren. Vor dem Mast ist eine kleine Antenne angebracht für eine Navigationsradaranlage, bei uns war dort die Antenne des Funkpeilers. Weitere Bilder findest Du hier
http://schnellboot.net/de/volksmarine/raketenschnellboote-kleine-raketenschiffe/
Ohne Waffenleitanlage konnten die Waffen über eine Visiersäule gefahren werden. Sie steht auf der Steuerbordseite neben dem Mast.
Ich habe mich gestern Abend noch einmal mit dem letzten Stabschef der Flottille und dem damaligen verantwortlichen Offizier für Raketeneinsatz der Flottille unterhalten. Es wurden nur 3 Boote mit dem PK-16 ausgerüstet.
Zu den Lebenszyklen der Boote und deren Nummern findest Du hier etwas:
http://www.vierte-flottille.de/schiffeundboote/schnellb/osa/osa.html

Urs Heßling

#22
moin, Holger,

Zitat von: der erste am 13 März 2014, 08:52:29
http://schnellboot.net/de/volksmarine/raketenschnellboote-kleine-raketenschiffe/
schöne Bilder, guter Link, danke  top :MG:
Dazu Frage 1: Durfte man solche Detailaufnahmen (Mast mit Antennen) "damals" so ohne Weiteres machen ? Gab es da keine "Schwierigkeiten" ?
Frage 2 (erste Bildserie): Das Boot wird geschleppt (ich nehm mal an, Ausfahrt Dranske). War das zu einer gewissen Zeit "Standard" ?

Zitat von: der erste am 13 März 2014, 08:52:29
http://www.vierte-flottille.de/schiffeundboote/schnellb/osa/osa.html 
Dazu Frage 3: Was war der Grund für die vorzeitige Außerdienststellung von "Köbis", "Eglhofer" und "Eisenschneider" ... eventuell eine Kollision ?
(Bei der Bundesmarine gab es einen solchen Fall, deswegen frage ich)

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

2M3

Zitat
Da ich mein Modell immer noch einem "richtigem" Boot zuordnen möchte lasst uns bitte ein paar Fragen zur Identifizierung klären....

... Um auf die, hoffentlich, unwahrscheinliche Möglichkeit vorbereitet sein, das Ihr mir klarmacht, dass man mit diesem Bausatz kein VM-Boot bauen habe ich die Alternativflagge hier besorgt http://www.schiffsmodellflaggen.de/deutsch/Katalog/5._Russland__Polen.pdf  :O/Y


Hallo Tom,

nimm die polnischen Flaggen, dann stimmts schon,

Auf --> diesem Wiki-Foto sieht man sowohl den STRELA-Starter am Heck als auch das kleine Navigationsradar am Mast.

Gruss Frank
Flottenschule Parow 78-79, Ausbildung Ari-leicht, 25mm 2M3/M110 und 30mm AK-230, 79-82 Ari-Maat 1. MSR Abteilung/1. Flottille Peenemünde auf Proj. 89.2 MSR-lang/Kondor-II

der erste

Ja, genau, so geht es auch. Das ist übrigens das Boot, welches in Kolobrzeg als Museumsboot an Land liegt
Hallo Urs, es war eigentlich verboten an Bord zu fotografieren. Aber es wurde eben gemacht. Man durfte sich bloß nicht erwischen lassen. Die Boote wurden eigentlich nur wegen Verschleiß außer Dienst gestellt. ich mach mich aber noch mal genau kundig. Von Kollisionen ist mir nichts bekannt.

2M3

Zitat von: Urs Heßling am 13 März 2014, 09:42:56
moin, Holger,

Zitat von: der erste am 13 März 2014, 08:52:29
http://schnellboot.net/de/volksmarine/raketenschnellboote-kleine-raketenschiffe/
schöne Bilder, guter Link, danke  top :MG:
Dazu Frage 1: Durfte man solche Detailaufnahmen (Mast mit Antennen) "damals" so ohne Weiteres machen ? Gab es da keine "Schwierigkeiten" ?
Frage 2 (erste Bildserie): Das Boot wird geschleppt (ich nehm mal an, Ausfahrt Dranske). War das zu einer gewissen Zeit "Standard" ?

Zitat von: der erste am 13 März 2014, 08:52:29
http://www.vierte-flottille.de/schiffeundboote/schnellb/osa/osa.html 
Dazu Frage 3: Was war der Grund für die vorzeitige Außerdienststellung von "Köbis", "Eglhofer" und "Eisenschneider" ... eventuell eine Kollision ?
(Bei der Bundesmarine gab es einen solchen Fall, deswegen frage ich)

Gruß, Urs
Hallo Urs,

zur 1. Frage,

privates Fotografieren war in der NVA generell verboten, dienstliche (Aufklärungs-)Fotos gingen bei uns zur Entwicklung und Auswertung an den zuständigen Aufklärer der Brigade, wobei zumindest bei uns gelegentlich schon mal ein Film für private Zwecke zurückgehalten wurde. Ein Erwischen mit Fotoapparat, führte zur Wegnahme der Kamera und Belichtung des Filmes unter hämischem Grinsen. Danach gab es ein "Du böser Junge, mach das nicht noch mal" :wink: und die Kamera wurde bis zum nächsten Urlaub eingezogen. Sonstige Konsequenzen habe ich nicht erlebt.

Der übertriebene Geheimhaltungswahn in der DDR und der NVA insbesondere führte dazu, dass NVA-Angehörige im Gegensatz zu BW-Gedienten heute eher weniger mit Bildern aus ihrer Wehrdienszeit glänzen können, man mag es uns vergeben. Die meisten Bilder entstanden unter Verstoss gegen die Dienstvorschriften und Gesetze der NVA/DDR. Ansonsten gab es wenige freigegebene offizielle meist Besatzungsfotos.

zu Frage 3,

als im Sommer 1981 die Schulbrigade in Stralsund-Parow mit ihren u. a. drei RS-Booten aufgelöst wurde, hatte man die drei verschlissensten Boote zum Ausschlachten freigegeben. Die drei TS-Boote Proj. 206 der Schulbrigade wurden dagegen als jeweils 6. Boot in die TS-Boot-Abteilungen eingegliedert. Die RS-Boot-Abteilungen bestanden weiterhin aus nur 4 Booten.

Gruss Frank
Flottenschule Parow 78-79, Ausbildung Ari-leicht, 25mm 2M3/M110 und 30mm AK-230, 79-82 Ari-Maat 1. MSR Abteilung/1. Flottille Peenemünde auf Proj. 89.2 MSR-lang/Kondor-II

Urs Heßling

moin, Holger und Frank,

so ähnlich hatte ich es mir auch gedacht.
Danke an Euch beide  top :MG:

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

2M3

Zitat von: TomBorkum am 12 März 2014, 22:30:00
Mal zwei andere Fragen zur AK 230 an die Insider der NVA:

Wenn teileweise die Waffenleitanlage bis Januar 1967 gefehlt hat, konnte mam dann mit dieser Waffe überhaupt wirkungsvoll arbeiten? Wenn ja, welche Hilfsmittel wurden herangezogen?

Wenn meine Info´s Stimmen lag die Feuergeschwindigkeit dieser Waffe bei +1000 Schuß / Sek.; der Munitionsvorrat pro Rohr bei 500 Schuß gegurtet. Ich nehme an, es wurde wesentlich mehr Munition mitgeführt, oder?

Gab es an Bord der Boote noch weitere Waffen? Ich denke hier z. B. auf die nachgerüsteten MG bei den Schnellbooten der deutschen Marine und Handwaffen.

Viele Grüße
Tom

Hallo Tom,

für das optische Richten der AK-230 gab es die Visiersäule KOLONKA mit Luft- und Seezielvisier (wurde auch für 30mm AK-630 und 57mm AK-725 verwendet). Die beiden Geschütze konnten auch getrennt voneinander, das eine optisch und das andere per Funkmess, gesteuert werden.

Die 1000 Schuss pro Minute sind rein theoretisch und je Rohr, praktisch sollte nach spätestens sechs Sekunden, also 100 Schuss/Rohr eine Feuerpause von 20-30 Sekunden bei eingeschalteter Rohrkühlung eingelegt werden. Diese möglichen 200 30mm-Granaten je Geschütz sollten allerdings selbst bei optischem Richten auch gegen  Luftziele eine durchaus überdurchschnittliche Vernichtungswahrscheinlichkeit bewirken.

Zusätzliche Munition zu den 2mal 500 Granaten je Geschütz wurde mW bei den Schnellbooten aus Platz- und Gewichtsgründen nicht mitgeführt. Das Nachladen hätte bei der kurzen Seeausdauer auch zu lange gedauert.

Kleines Video zum Umgang mit der Gurtmaschine --> da lang.
Die 500-Schuss-Gurte danach durch den kleinen Schlitz in der Unterlafette in die Waffe zu bekommen war bei der Masse von über einer halben Tonne ein Kraft- und Geschicklichkeitsakt.

An Handfeuerwaffen gab es für jeden Offizier eine Pistole Makarov und zusätzlich ein paar Kalaschnikows und Handgranaten. MGs waren zumindest in Friedenzeiten nicht vorgesehen.

Gruss Frank
Flottenschule Parow 78-79, Ausbildung Ari-leicht, 25mm 2M3/M110 und 30mm AK-230, 79-82 Ari-Maat 1. MSR Abteilung/1. Flottille Peenemünde auf Proj. 89.2 MSR-lang/Kondor-II

Eddy

Zitat von: der erste am 12 März 2014, 08:49:09
... Es wurden nur die Führerboote der Abteilungen, sprich 711, 731, 751, mit dem Düppelwerfer PK 16 ausgerüstet. ...
Achtung,
hier gab es eine Abweichung: Führerboot 5. RS-Abteilung war 753 "Josef Schares".
Eddy
Eddy von der großen Insel

"Tradition pflegen heißt nicht Asche aufbewahren sondern eine Flamme am Leben erhalten!"

TomBorkum

#29
Dank "2M3" und "der erste" weis ich nun also, dass das Modell nicht den Rüstzustand eines VM-Bootes zeigt. Schade. Wie funktionierte eigentlich der "Strela-Werfer"? Wie wurde er gesteuert? Warum wurde er in der VM nicht geführt? Luftabwehr war doch sicherlich auch in der VM ein Thema, oder?

Wurden solche Starter nicht mal zu Versuchszwecken geführt? Leider finde ich nur sehr, sehr wenig Bilder im Netz mit Hinweisen auf diesen Werfer.

Viele Grüße
Tom

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