Schularbeit Flugzeugträger

Begonnen von Schularbeit, 02 März 2014, 17:35:41

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Schularbeit

Ich schreibe im Moment an einer Schulquartalsarbeit, für die ich mir das Thema Flugzeugträger ausgewählt habe. Dazu gehört auch, eine/n Experten/in zu dem Thema zu befragen. Leider kenne ich persönlich keinen solchen. Daher wende ich mich an euch mit der Bitte, meine Fragen zubeantworten wenn ihr etwas wisst.  :-D
Meine Fragen sind:
Kann man einen Flugzeugträger mit einer Stadt vergleichen?
Wie ist der Alltag auf einem Flugzeugträger? Unterscheidet er sich vom "normalen" Alltag?
Gibt es eine Abteilung für Kranke?
Wie hält man Kontakt zur Familie? Wieviele Arbeitsplätze gibt es ungefähr auf einem Flugzeugträger?
Warum hat Deutschland keinen Flugzeugträger?
Danke für jeden Tipp und jede antwort :O/Y

Schorsch

Hallo Schularbeit,

von mir gibt's einen Literaturtipp: Tom Clancy: "Supercarrier - Die Welt der amerikanischen Flugzeugträger", z.B. Heyne Verlag, 2001. Ca. 450 Seiten, bei denen eigentlich keine Fragen offen bleiben sollten. (Bezug z.B. --/>/> hier oder in Ihrer freundlichen Biliothek um's Eck)

Mit freundlichen Grüßen
Schorsch
'Judea, London. Do or Die.'

"Ubi dubium, ibi libertas." (Wo Zweifel ist, da ist Freiheit.)

Mario

Hallo Schularbeit

Ich möchte mal anfangen, Deine Fragen etwas zu beantworten.  :)

1. Ich würde einen großen Flugzeugträger schon mit einer Stadt vergleichen. In beiden werden Waren von außerhalb angeliefert, es arbeiten verschiedene Berufsgruppen jeweils für andere. Das heißt, ein jeder hat eine Aufgabe, um die Gemeinschaft zu unterstützen.
Es gibt aber auch große Unterschiede: Die Stadt ist von ihrer Funktion her für ihre Bewohner gemacht worde, ein Flugzeugträger erfüllt Aufgaben für andere, er ist kein Selbstzweck. Hier unterscheidet er sich auch von der normalen Stadt, weil sich sämtliche Besatzungsmitglieder einem einzigen Zweck unterorden.
Ein weiterer großer Unterschied ist die klare militärische Ordnung, die Disziplin und die Befehlsstruktur.
Jeder Flugzeugträger hat ein Krankenrevier, je größer der Träger, desto besser ist er medizinisch ausgestattet.
Kontakt zur Familie halten die Besatzungsangehörigen per Telefon, Internet oder Video, immer jedoch unter Berücksichtigung der militärischen Geheimhaltung.


Urs Heßling

moin,

Zitat von: Schularbeit am 02 März 2014, 17:35:41
Kann man einen Flugzeugträger mit einer Stadt vergleichen?
Ein Flugzeugträger wird  oft als eine "schwimmende Stadt" bezeichnet. Tatsächlich vergleichbar sind - eventuell - Energieerzeugung und -verbrauch, sonst wenig.

Zitat von: Schularbeit am 02 März 2014, 17:35:41
Wie ist der Alltag auf einem Flugzeugträger? Unterscheidet er sich vom "normalen" Alltag?
Es ist ein 24-Stunden-Dauerbetrieb. Es gibt zwar Phasen geringerer Aktivität (nachts), aber keine Ruhe. Am ehesten für uns (an Land) vergleichbar mit einem großen Krankenhaus mit Notfallaufnahme.

Zitat von: Schularbeit am 02 März 2014, 17:35:41
Gibt es eine Abteilung für Kranke?
Ja, selbstverständlich. In der Annahme, daß Du Englisch beherrschst, siehe
http://www.officersguide.org/7.html

Zitat von: Schularbeit am 02 März 2014, 17:35:41
Wie hält man Kontakt zur Familie?
z.B. übers Internet (ggf. beschränkt unter Sicherheitsbedingungen)

Zitat von: Schularbeit am 02 März 2014, 17:35:41
Wieviele Arbeitsplätze gibt es ungefähr auf einem Flugzeugträger?
Einen für jeden, d.h. ca. 6000 und mehr  :-D

Zitat von: Schularbeit am 02 März 2014, 17:35:41
Warum hat Deutschland keinen Flugzeugträger?
1. Weil wir es uns nicht leisten können - so ein Träger kostet nämlich einige (hundert) Milliarden Euro, und
2. weil ein Träger in unserem militärpolitischen/-strategischen Konzept (soweit wir eines haben  :-D) keinen Platz hat.

Gruß, Urs
P.S @Mario  top :MG:

"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

chattius

Hallo

Flugzeugträger = Stadt
Am nächsten dran dürfte eine Bergbau-Siedlung in einer Wüste (Sand, Eis oder Wasser)  sein. Es gibt keine Selbstversorgung durch umliegende Farmen. Die Familien sind meistens woanders. Nahrung und Energie müssen herangeschafft werden wenn der Träger nicht gerade atomgetrieben ist.

Deutschland und Flugzeugträger
Ich war einmal bei einer Veranstaltung wo dies diskutiert wurde. Es ging nicht um einen Superträger. Es ging um eine Art Hubschrauberträger mit Landungsbooten. Die Idee war Landtruppen von der See auszuunterstützen. Das Lazarett, die Erholungseinrichtungen, der Stab usw. wären auf dem Träger ausserhalb der Reichweite von 'normaler' Artillerie. In einem befestigtem Lager an Land ist man ortsgebunden was Angriffe erleichtert.
Das hörte sich alles gut und sinnvoll an. Dann sagte jemand dass diese Schiffe international als amphibische Angriffsfahrzeuge bezeichnet würden. Angriffsfahrzeige, Angriffskrieg, Verfassung, ...lautstarkes Ende einer vernünftigen Diskussion.

Gruss Chattius

Steuermannsmaat

Da hast Du recht. Deswegen darf die Deutsche Marine auch keine größeren Schiffe und schon gar keine Schlachtschiffe oder Flugzeugträger mehr besitzen.
Sie gelten als Angriffswaffen und wurden Deutschland nicht erlaubt. Ähnlich wie nach dem 1.Weltkrieg durch das Versailler Dingsbums.
Abgesehen davon wäre es für die heutigen Verhältnisse der Deutschen Marine schlicht Irrsinn solche schwimmenden Riesen zu besitzen.

Gruß Frank

Trimmer

Hallo Frank - diese Begründung ist unsinnig. Nach Versailler Vertrag durfte damals die Reichswehr  keine Panzer, keine Luftwaffe usw. und schon gar keine U-Boote haben.Nun sieh mal was die BW heute alles im Bestand hat.
Die Frage steht wohl eindeutiger Kosten - Nutzen und ob man es nun will oder auch nicht da steht die Deutsche Marine ebend nicht an erster Stelle. Ich denke auch das man als NATO - Partner nun nicht unbedingt noch deutsche Flugzeugträger braucht, ja und Schlachtschiffe wie wir sie eigentlich immer noch gerne auf Bildern sehen - die Zeiten sind wohl auch vorbei

Gruß - Achim - Trimmer
Auch Erfahrung erhält man nicht umsonst, gerade diese muß man im Leben vielleicht am teuersten bezahlen
( von Karl Hagenbeck)

Peter K.

... stattdessen klassifiziert man lieber Einheiten mit einer Größe von früheren Kreuzern als Fregatten!  :BangHead:
Grüße aus Österreich
Peter K.

www.forum-marinearchiv.de

Ulrich Rudofsky

#8
Carrier:  http://www.pbs.org/weta/carrier/full_episodes.htm

PS: Da die meisten Matrosen 18-20 Jahre alt sind, meint einer in dem Film, dass ein Träger  eine ,big ass' grosse Oberschule ist.
Ulrich Rudofsky

Schularbeit

Hey Leute,
Danke schon mal für alle die mir diese Tollen Antworten geschrieben haben.
Eure Tipps und Antworten haben mir schon viel geholfen.
:-D :-) 8-) :wink: :O/Y top :police:
DDDDDDDAAAAAANNNNNNKKKKKKEEEEEEE!!!!!!

ede144

Zitat von: Peter K. am 03 März 2014, 11:45:46
... stattdessen klassifiziert man lieber Einheiten mit einer Größe von früheren Kreuzern als Fregatten!  :BangHead:

Und baut Fregatten die dann in anderen Marinen als Zerstörer laufen. Und der arme Kapitän (der war es glaub ich) entschuldigt sich: "In every respect, except the name it's a destroyer" oder so ähnlich.

Götz von Berlichingen

Zitat von: chattius am 02 März 2014, 19:28:16
Deutschland und Flugzeugträger
Ich war einmal bei einer Veranstaltung wo dies diskutiert wurde. Es ging nicht um einen Superträger. Es ging um eine Art Hubschrauberträger mit Landungsbooten. Die Idee war Landtruppen von der See auszuunterstützen. Das Lazarett, die Erholungseinrichtungen, der Stab usw. wären auf dem Träger ausserhalb der Reichweite von 'normaler' Artillerie. In einem befestigtem Lager an Land ist man ortsgebunden was Angriffe erleichtert.
Das hörte sich alles gut und sinnvoll an. Dann sagte jemand dass diese Schiffe international als amphibische Angriffsfahrzeuge bezeichnet würden. Angriffsfahrzeige, Angriffskrieg, Verfassung, ...lautstarkes Ende einer vernünftigen Diskussion.

Gruss Chattius

Darüber gab's vor Jahren (ein knappes Jahr vor Ausbruch der Euro/Griechenland-Krise Anfang 2010) in einem anderen Forum mal eine interessante Diskussion:
http://www.sondereinheiten.de/forum/viewtopic.php?f=14&t=7237&start=360

Finanzielle Aspekte spielten darin natürlich auch eine Hauptrolle - mit dem Geld, mit dem wir seither "bürgen" hätten wir uns allerdings wohl eine kleine Flotte von Trägern in der Größe der Camilla Parker-Bowles-Klasse zulegen können...  :-D

Trimmer

Nun wollen wir doch mal ehrlich sein - ein Flugzeugträger = rund 6000 Mann Besatzung - das alleine sprengt doch schon die Stärke der Deutschen Marine insgesamt bzw. andere Schiffe und Boote könnten gar nicht mehr besetzt werden. Welche Aufgaben sollte ein deutsche Flugzeugträger haben - in der Ostsee - wohl kaum und irgendwo in der Welt - na bevor da der BT nach langen Debatten sein ok geben würde ( wenn überhaupt ) da sind alle Messen längst gesungen

Gruß - Achim - Trimmer
Auch Erfahrung erhält man nicht umsonst, gerade diese muß man im Leben vielleicht am teuersten bezahlen
( von Karl Hagenbeck)

chattius

Hallo

Ich probier mal den Inhalt der von mir besuchten Diskussion wiederzugeben:

Was in der Zukunft als Flugzeugträger bezeichnet wird ist im Moment noch offen: Drohnen, senkrechtstartende Überschallflugzeuge, Kipprotortransporter... Als das könnte zu einer Verkleinerung der Trägergrösse oder Wegfall der Superträger führen.
Wenn man ein Schiff von dem 8-12 Senkrechtstarter starten könnten auch als Flugzeugträger bezeichnet sind wir in einem ganz anderem Rahmen.
Wenn wir nicht vom Supergau eines Weltkrieges mit der Notwendigkeit von einer grossen Anzahl von Sicherungsfahrzeugen sondern von assymetrischer Friedenssicherung ausgehen sind wir in einem anderem Rahmen.

Bei Friedenssicherungsmassnahmen handelt es sich meistens um länger geplante langfristige Projekte. Ein deutscher schwimmender Offshore-Versorgungsflughafen (1) muss nicht atomgetrieben mit 40 Knoten fahren können. Durch drastische Verminderung der kalkulierten Höchstgeschwindigkeit senken sich die Kosten. Im Rahmen von Ausbildung und Forschung könnten auch Skysails Sinn ergeben um den Verbrauch und die Betriebskosten zu senken. Ein von einem Skysail getragenes Radargerät hätte eine gute Reichweite zur frühestmöglichen Erkennung von Gefahren.
Eine Stammbesatzung von KSK-Kräften könnte schnell auf an Land passierenden Ereignissen (Geiselnahme...) reagieren.
Es wäre zum Grossteil modular aufgebaut um auch als schwimmendes Hospital bei Katastrophen verwendet werden zu können.
....

(1)Der Vortragende hat etwas in der Richtung gesagt um das Wort Flugzeugträger zu umgehen. Dummerweise fragte dann später jemand ob man nicht etwas in der Wasp-Klasse billig erwerben könnte. Dann kam das Angriffswaffengezanke...

Götz von Berlichingen

Zitat von: Trimmer am 04 März 2014, 09:57:20
Nun wollen wir doch mal ehrlich sein - ein Flugzeugträger = rund 6000 Mann Besatzung - das alleine sprengt doch schon die Stärke der Deutschen Marine insgesamt bzw. andere Schiffe und Boote könnten gar nicht mehr besetzt werden. Welche Aufgaben sollte ein deutsche Flugzeugträger haben - in der Ostsee - wohl kaum und irgendwo in der Welt - na bevor da der BT nach langen Debatten sein ok geben würde ( wenn überhaupt ) da sind alle Messen längst gesungen

In der Diskussion im Forum Sondereinheiten ging es ja nicht um einen Träger der Nimitz-Klasse für Deutschland, sondern Ausgangspunkt der Überlegungen war die auch aufgrund des Entzugs der amerikanischen Unterstützung (Hubschrauberträger Boxer) in letzter Minute unmöglich gemachte Befreiungsaktion des KSK gegen ein von somalischen Piraten gekapertes deutsches Containerschiff (»Hansa Stavanger«) samt Besatzung. Die Aktion war praktisch schon im Anlaufen, als aus Washington das "No!" kam und der US-Hubschrauberträger »Boxer«  nicht zur Verfügung gestellt wurde.

http://www.sondereinheiten.de/forum/viewtopic.php?f=10&t=15690&start=435
http://www.sondereinheiten.de/forum/viewtopic.php?f=10&t=15690&start=450#p243953

Es ging darum, daß unter dem ehem. Generalinspekteur Klaus-Dieter Naumann Anfang der 90er Jahre mal ein Docklandungsschiff auf der Wunschliste der Bw-Führung stand
http://de.wikipedia.org/wiki/Amphibische_Gruppe#Mehrzweckschiff

und daß ein solches (mit Flugdeck für Hubschrauber) etwa für den Einsatz vor Somalia genau das wäre, was man brauchen würde - etwa eine vergrößerte und schnellere Osumi-Klasse:

http://www.sondereinheiten.de/forum/viewtopic.php?f=14&t=7237&sid=7b36bf1f605eac5e67a0a3c4e64d29e0&start=375#p245061

http://www.sondereinheiten.de/forum/viewtopic.php?f=14&t=7237&start=390

In der Folge diskutierte man im dortigen Forum alle möglichen Varianten, von der neuseeländischen Canterbury bis zu Neuentwürfen:

http://www.sondereinheiten.de/forum/viewtopic.php?f=14&t=7237&start=435#p266410

Gruß
Thomas

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