Kptlt. Thilo Bode (Kmdt. U 858) verstorben...

Begonnen von Rheinmetall, 19 Januar 2014, 22:58:17

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Rheinmetall

Guten Abend in die Runde,

leider muß ich wieder einen Nachruf verfassen.
Diesmal wurde Kapitänleutnant a.D. Thilo Bode zur großen Armee abgerufen.
Bode, am 18.02.1918 in Bochum geboren, begann als Angehöriger der Crew 1936 seine Marinelaufbahn auf dem Zerstörer (Z 6) Theodor Riedel, auf welchem er von Juni 1940 bis März 1942 fuhr.
Anschließend wechselte er zur U-Boot-Waffe und wurde 1.WO auf (dem nun in Chicago ausgestellten Museumsboot) U 505.
Nach dem Kommandanten-Lehrgang kam er mit der selben Dienststellung auf sein altes Boot zurück.
Von August bis September 1943 befand er sich auf der Baubelehrung seines neuen Bootes, U 858, welches er am 30. September 1943 in Dienst stellte.
Nach zwei Feindfahrten (mit zusammen 173 Seetagen) auf welchen keine Versenkungserfolge erzielt wurden, kapitulierte er mit seiner Besatzung am 14. Mai 1945 vor der amerikanischen Ostküste.

Kptlt. Thilo Bode starb 95 jährig am 3. Januar 2014 in München.

Ehre seinem Andenken !

Rheinmetall



Ab Kapstadt ohne Kreiselkompass - Jürgen Oesten, U 861

Hubertus

Karma, US=FUNNY FARM.
Trump wants to break all killing records.


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wirbelwind

Hallo Rheinmetall,
danke für Deine Info. Was Du über Kplt. Th. Bode geschrieben hast, dem kann ich nur beipflichten. :MG:
MfG Rüdiger

M-54842

Ehre seinem Andenken.

Zu seiner aktiven Marinezeit ist ja einiges geschrieben worden. Thilo Bode war aber auch nach dem Krieg an der Darstellung der Geschichte des U-Boot-Krieges mit einigen Beiträgen beteiligt. Bode, Crew 36, war nach dem Krieg u. a. Korrespondent bei der Süddeutschen Zeitung.   

M-54842

Ich habe aktuell bei Hans Göbeler/John Vanzo "Im Stahlmantel" einiges über Thilo Bode gelesen, was mich hinsichtlich seiner Charaktereigenschaften nachdenklich gemacht hat (vorausgesetzt es stimmt auch alles so). So steht dort üben den damaligen I WO Thilo Bode u. a. geschrieben:
"Ich nahm Haltung vor Bode an und meldete: Maschinengefreiter Göbeler wie befohlen zur Stelle. Göbeler, bring uns etwas Kaffee - und BEEILUNG.
Ich glaubte meinen Ohren nicht trauen zu können. Wegen solch eines Kinkerlitzchens einen Freiwächter seines wohlverdienten Schlafes zu berauben, das hätte es unter Loewe nie und nimmer gegeben. Dennoch stand selbstverständlich außer Frage, dass ich zu gehorchen hatte. Also flitzte ich runter in die Kombüse, wo mein Freund Toni mit seinem sechsten Sinn für die Launen unserer neuen Offiziere bereits Wasser auf dem Herd aufgesetzt und am Kochen hatte. Meine Rückkehr auf die Brücke mit einer heißen Tasse (müsste wohl Kanne heißen ??) frischen Kaffees und Tassen erfolgte daher in Rekordzeit. Ich meldete mich zurück und begann mit dem Ausschenken, wobei der I WO, wie es sich gehörte, als Erster bedient wurde. Als alle versorgt waren, trat ich wieder den Rückweg über die Leiter in die Zentrale an. Urplötzlich verspürte ich einen höllisch brennenden Schmerz, der sich auf meinem Kopf ausbreitete. Bode hatte seinen heißen Kaffee auf mich heruntergekippt und schrie: Ich sagte frischen Kaffee, wie kannst du es wagen, mir dieses stinkende Bilgenwasser vorzusetzen. Sorg gefälligst sofort für richtigen Kaffee.
Jawohl Herr Oberleutnant.
In der Kombüse war Toni, der jedes Wort mitgehört hatte, bereits dabei, neuerlich Kaffee aufzubrühen. Lass dich bloß von dem nicht provozieren, flüsterte Toni mir warnend zu. Der wartet doch nur drauf, dir was anzuhängen und dich deswegen bestrafen zu können. Von oben brüllte Bode bereits ungeduldig, wo denn endlich sein Kaffee bliebe. Hier, bring dem Mausebärchen sein Zeug, sagte Toni und schenkte mir eine neue Tasse voll.
Mit der rechten Hand am Holm der Leiter, in der linken die Tasse balancierend, turnte ich wieder zur Brücke hinauf. Mein Verhängnis war, dass mir dabei ein wenig Kaffee aus der Tasse herausschwappte. Für Bode Grund genug zu einem neuerlichen Wutausbruch.
Ich habe nicht nur eine neue, sondern auch eine volle Tasse erwartet! Also das Ganze gefälligst noch mal, wenn ich bitten darf, und zwar zack, zack! Mit schreckensweit aufgerissenen Augen verfolgten die restlichen Angehörigen der Wache fassungslos, was da gerade ablief. In der Kombüse legte mir Toni beruhigend den Arm um die Schulter und wisperte mir zu: Das kriegen wir schon, Hans. Nimm einfach einen Mundvoll Kaffee mit auf dem Weg nach oben bis du an den letzten Sprossen des Niedergangs bist. Damit füllst du dann die Tasse wieder bis zum Rand auf, Du wirst sehen, das klappt, und der Heini wird den frischen Kaffee mögen, Wie gesagt - so getan. Bode zeigte sich zufrieden, merkte aber dennoch an: Warum nicht gleich so, Göbeler."

An anderer Stelle schreibt Göbeler:
"Es waren schon erhebende Momente, doch wurden sie durch Zschechs Stellvertreter leider getrübt. Keine zwei Minuten später, nachdem er sein U-Boot-Kriegsabzeichen erhalten hatte, wurde ein E-Maschinengast vor den I WO zitiert und für sein äußeres Erscheinungsbild scharf gerügt. Mann, Sie sehen aus wie ein Vagabund !, schrie Bode. Sie verdienen es nicht, auf einem U-Boot zu sein. Ich sollte Ihnen das Abzeichen von der Brust reißen! Zum Glück stand dieser erfahrene Techniker - der mehr über die elektrische Anlage des Bootes wusste als irgendjemand sonst aus der Besatzung - in strammer Haltung da, ohne auch nur ein Wort zu sagen oder mit der Wimper zu zucken. Bode verlor die Lust, ihn zu einer unbotmäßigen Reaktion anzustacheln, und ließ ihn wieder ins Glied zurücktreten. Angeekelt und fassungslos verfolgten wir diesen sinnlosen Ausbruch des I WO, der die ganze feierliche Stimmung mit einem Schlag zunichte machte."               

wirbelwind

Ja, M-54842, ich habe auch das besagte Buch gelesen und mich beschlich ebenfalls das Gefühl, Kaleunt Bode war zu dieser, im Buch, beschriebenen Zeit, nicht das, was unter einen verständnisvollen, den Umständen entsprechenden Vorgesetzten zu verstehen ist. Eher das Gegenteil. Nur weis ich bspw. nicht, wie er sich später entwickelt hat. Es hat sicherlich Fälle in der dt. Wehrmacht gegeben, wo Offiziere/Mannschaftsdienstgrade sich von den sprichwörtlichen Arschlöchern doch zu ganz passablen Vorgesetzten entwickelten. Vielleicht gehörte Kaleunt Bode dazu  :? Daher versage ich auch Kaleunt Bode nicht meinen Respekt. Abgesehen davon, dass uns beiden unbekannt ist, wie sich die Dinge wirklich verhalten haben. 8-)
MfG Rüdiger

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