Nahkampfausbildung auf deutschen Schiffen

Begonnen von Rheinmetall, 11 November 2013, 02:07:23

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Rheinmetall

Moin, moin !

Habe in dem Buch "Kreuzer Prinz Eugen unter drei Flaggen" gelesen, dass die Besatzung des besagten Schiffes in Norwegen während einer Liegezeit im Nahkampf geschult wurde.
Glaube mich auch noch zu erinnern, dass dies zur Abwehr von Kommando-Unternehmen dienen sollte.
Aber wer ist so verrückt und versucht einen schweren Kreuzer der Kriegsmarine im Handstreich zu nehmen ?
Der Prinz war ja kein Schiff wie z.B. die Altmark.

Weiß jemand von Euch vielleicht um was für einen Kampfstil es sich hierbei handelte und wie oft so eine Schulung durchgeführt wurde ?
Gab es auch noch auf anderen deutschen Schiffen diese Nahkampf-Ausbildung ?
Die einzigste Einheit der Kriegsmarine die mir diesbezüglich bekannt ist, sind die Kampfschwimmer welche in Ju-Jutsu geschult wurden.

Würde mich über zahlreiche Antworten freuen.

Rheinmetall 
Ab Kapstadt ohne Kreiselkompass - Jürgen Oesten, U 861

Big A

Kommando-Unternehmen kann auch die Abwehr von z.B. Kampfschwimmern bedeuten, die Sprengladungen an Schiffen befestigen sollen. (operation "Awkward" hieß das in Portland / Devonport)
Ist doch mW. bei Tripitz mal versucht worden, oder liege ich da falsch?

Axel
Weapons are no good unless there are guts on both sides of the bayonet.
(Gen. Walter Kruger, 6th Army)

Real men don't need experts to tell them whose asses to kick.

kgvm

Stimmt, wird bei Schmalenbach im Abschnitt über die Reparaturzeit in Norwegen vom 25.2.-16.5.1942 berichtet.
Vielleicht ging es aber weniger um die Abwehr von Kommandotruppen, gegen diese im Regelfall sehr speziell ausgebildeten Kämpfer würde wohl die Kurz-Ausbildung der Prinz-Besatzung kaum viel helfen.
Ich vermute vielmehr eine Kombination von Beschäftigungstherapie (Schmalenbach erwähnt gleichzeitig Ski-Ausflüge, Ausmärsche und Gewehrschießen) und der Beruhigung der Besatzung kurz nach dem englischen Überfall auf St. Nazaire.

Trimmer

Hallo - warum den in die Ferne schweifen - eine Nahkampfausbildung  gehörte doch schon zur Grundausbildung auch in der Marine also z.B. Abwehrgriffe, Fallübungen usw. bis hin zum Nahkampf  mit Bajonett . Ich sehe es genau wie Klaus-Günther mehr als Beschäftigungstherapie wie auch der Frühsport.

Gruß - Achim - Trimmer
Auch Erfahrung erhält man nicht umsonst, gerade diese muß man im Leben vielleicht am teuersten bezahlen
( von Karl Hagenbeck)

kalli

Mein Vater (Besatzungsmitglied der Lützow) schrieb zu diesem Thema:

,,Weil wir meistens über dem nördlichen Polarkreis operierten, lebten wir monatelang bei Mitternachtssonne mit gespenstischen Nordlichtern in der Winterzeit. Um nicht gemütskrank zu werden, schickte uns die Heimat ,,freiwillig gespendete Schneeschuhe". Damit konnten wir laienhaft stundenlang auf Fjordberge steigen und mit vielen Stürzen zurückfahren."

der erste

Mein Vater war auch da oben und berichtete dasselbe. Die Ski habe ich immer noch.

Peter K.

Nach "St. Nazaire" gab es aber - sofern ich mich richtig erinnere - sehr wohl eine spezielle Nahkampfausbildung für die Besatzungen der Seestreitkräfte im Bereich des BSW.
Quelle kann ich am Abend heraussuchen, wenn gewünscht!
Grüße aus Österreich
Peter K.

www.forum-marinearchiv.de

Peter K.

Ich muss mich insofern korrigieren, als dass bereits im Herbst 1940 vom damaligen F.d.M.West sogenannte Nahkampfschulen eingerichtet wurden, damit Schiffsbesatzungen zur Abwehr feindlicher Überfälle auf Häfen und Küstenanlagen vorbereitet waren.
Der bei den Kämpfen in St. Nazaire involvierte Flottillenchef der 16. MS-FLottille, K.Kapt. d.R. JOSEPHI, hatte eine solche Nahkampfschule eingerichtet und geleitet.
Quelle: Friedrich RUGE, Im Küstenvorfeld
Grüße aus Österreich
Peter K.

www.forum-marinearchiv.de

Violoncello

Hallo zusammen,

zunächst ein Dankeschön an Peter K. für die Quelle "Nahkampfschulen" im Bereich des F.d.M. West und damit außerhalb des Kommandos der Kleinkampfverbände.

Im Kommando der Kleinkampfverbände war die Nahkampf-Ausbildung nicht auf die zukünftigen "Meereskämpfer" (Kampfschwimmer) im Lehrkommando 700 beschränkt. Sie gehörte wohl zur"Grundausbildung" aller Angehörigen, aber in besonderer Intensität sicherlich bei Kampfschwimmern und Kommandotrupp-Angehörigen der Marine-Einsatz-Kommandos betrieben.

Cajus Bekker (Einzelkämpfer auf See, Oldenburg 1968, S. 18) spricht nur von "Jiu-Jitsu-Lehrern", wobei es darum gegangen sei, "Die Tricks der waffenlosen Selbstverteidigung und der lautlosen Unschädlichmachung feindlicher Posten zu beherrschen".

Heinz Bourhofer berichtet in der "Chronik der Crew X/43" von W. Nieß und F. Fischer (Gifhorn 1999, S. 347, dass zur Ausbildung Boxen und Jiu-Jitsu (Der "Knochenbrecher") gezählt hätten.

Nach meiner Kenntnis sind aber konkrete Ausbildungsvorschriften nicht überliefert.

Viele Grüße

Violoncello

Rheinmetall

Zitat von: Big A am 11 November 2013, 09:20:33
Kommando-Unternehmen kann auch die Abwehr von z.B. Kampfschwimmern bedeuten, die Sprengladungen an Schiffen befestigen sollen. (operation "Awkward" hieß das in Portland / Devonport)
Ist doch mW. bei Tripitz mal versucht worden, oder liege ich da falsch?

Axel

@ Axel: Richtig, bezüglich der Tirpitz gab es die beiden britischen, maritimen Operationen "Title" und "Source", welche jeweils von Kleinst-U-Booten durchgeführt wurden, oder hätten sollen.
Aber Kampfschwimmer waren keine involviert.

@ Peter K.: Für was steht die Abkürzung BSW ?  :-)

@ Trimmer: Weißt Du vielleicht was in der Grundausbildung genau unter dem Thema "Nahkampf" geschult wurde ?
Ich kenne lediglich das "Bajonett-Stechen" was man hin und wieder in Kriegsfilmen sieht.

Wenn wir gerade beim Thema sind:

Weiß jemand von Euch über was für ein Arsenal von Handfeuerwaffen die Überwassereinheiten der Kriegsmarine verfügten, um Posten usw. auszurüsten ?

Rheinmetall
Ab Kapstadt ohne Kreiselkompass - Jürgen Oesten, U 861

Götz von Berlichingen

Zitat von: Rheinmetall am 14 November 2013, 15:38:34
@ Peter K.: Für was steht die Abkürzung BSW ?

Befehlshaber der Sicherung West.

Trimmer

Thomas - wir hatten bei der NVA - Nahkampf mit und ohne Waffe - also Abwehr von Messerangriffen, Fallübungen, Faust und Fußschläge, Yudo-Griffe. Wenn ich mich richtig erinnere immer in der Grundausbildung so ca. 2  Stunden in der Woche. Dazu dann der Kampf mit dem Bajonett - Stechübungen sowie Schläge mit dem Kolben. Ob die Kolbenschlagübungen dann später noch geübt wurden als die Kalaschnikow den Plastekolben hatte  :/DK: Wir hatten dann die MPi-K-S
(S = Schulterstütze) und nach der Grundausbildung wurde der "Nahkampf " mehr in der Kneipe geübt  :-D

Gruß - Achim - Trimmer
Auch Erfahrung erhält man nicht umsonst, gerade diese muß man im Leben vielleicht am teuersten bezahlen
( von Karl Hagenbeck)

suhren564

Zitat von: Trimmer am 14 November 2013, 16:24:15
.... nach der Grundausbildung wurde der "Nahkampf " mehr in der Kneipe geübt  :-D

Achim, da wo du gedient hast, gab´s doch gar keine Kneipen! :-D :wink:
Gruß Ulf

Nie darf man so tief sinken, von dem Kakao, durch den man euch zieht, auch noch zu trinken.... 
Erich Kästner

Trimmer

Ulf - stimmt nicht ganz - Siedlerheim in der Nähe der Thälmann Gedenkstätte - war aber eigentlich verboten - ja und ansonsten - Meilenweit mußt du gehn  :-D

Hat aber nun wirklich nichts mehr mit Nahkampf auf Schiffen zu tun  :MZ:

Gruß - Achim - Trimmer
Auch Erfahrung erhält man nicht umsonst, gerade diese muß man im Leben vielleicht am teuersten bezahlen
( von Karl Hagenbeck)

bettika61

Zitat von: Peter K. am 11 November 2013, 19:45:54
Der bei den Kämpfen in St. Nazaire involvierte Flottillenchef der 16. MS-FLottille, K.Kapt. d.R. JOSEPHI, hatte eine solche Nahkampfschule eingerichtet und geleitet.
Quelle: Friedrich RUGE, Im Küstenvorfeld
Hallo,
K.Kapt. d.R. JOSEPHI war auch beim KdK und ist dort gefallen , im HMA http://historisches-marinearchiv.de/projekte/crewlisten/ww2/ergebnis.php
wird genannt
ZitatK.d.K.Gruppe Kanal.+ (01.45-03.45)
Sein Name taucht im Bunte-Archiv zusammen mit Bartels auf dem Foto eines Bibers auf.
Fregattenkapitän [sic]Josephi war lt. Blocksdorf Führer der 4.K-Division in Holland und kam bei einem Partisanenanschlag in Rotterdam ums Leben.

Ist über Josephis Aufgaben beim KdK und über den Anschlag mehr bekannt?
Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

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