Großträger

Begonnen von Admiral Kummetz, 23 August 2013, 10:39:37

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Admiral Kummetz

Hallo,

ich habe jetzt mehrmals neben dem Projekt Ausonia noch etwas von einem Großträger gelesen.

Nun meine Frage hat jemand einen Kostenplan für den Umbau der Ausonia und Daten für den Großträger oder andere deutsche Trägerprojekte?

Grüße aus Sachsen

RePe

#1
Hallo Admiral Kummetz,

das Ausonia-Projekt war bekanntlich zeitlich dem Ende des WK I zuzuordnen. Es ist wohl kaum vorstellbar dass zu dieser Zeit die Marine sich
mit einem "Großträger"-Projekt befasst hätte. Also gehe ich davon aus, du meinst Projekte der Kriegsmarine betreffend Flugzeugträger
grösser als die Graf Zeppelin.
Dazu gibt es einige Zeilen im Buch von Mike J. Whitley "Deutsche Grosskampfschiffe", S. 88/89:

"Trotz der Entscheidung für die Wiederaufnahme der Bauarbeiten auf der GRAF ZEPPELIN hegte das Quartiermeisteramt der  Skl. immer noch
beträchtliche Befürchtungen hinsichtlich der Geeignetheit des Entwurfs und drückte im Verlaufe des Jahres 1942 in einer Denkschrift über den
Aufbau der Flotte nach dem Kriege die Notwendigkeit aus, den Grundentwurf vollständig zu überarbeiten. Der neue Entwurf sollte folgende
Parameter aufweisen: 12,7-cm-Mehrzweckgeschütze, einen Fahrbereich ähnlich der Schlachtschiffe, die Geschwindigkeit eines Kreuzers
und gute See-Eigenschaften für eine atlantische Verwendung. (Es könnte sich hierbei um die Entwurfs-Spezifizierung unter dem Decknamen
"Lilienthal" handeln, die 1943 in den Kriegsspielen der Kriegsakademie eine Rolle spielte. Sie fasste folgendes ins Auge: 58.000 t, zwanzig
12,7-cm-Luft/Seeziel-Geschütze, ein Flugdeck mit 100-mm-Panzerung und imstande, 100 Flugzeuge zu führen.) Ebenfalls in Betracht gezogen
wurde ein "Flugdeckkreuzer", der ein Flugzeugträger mit starker Bewaffnung und nicht nur ein "Flugzeugkreuzer" - d. h. ein Kreuzer mit
Flugdeck - sein sollte. Aufgabe eines solchen Schiffes wäre die Handelskriegführung mit zwölf Mehrzweck- und neun Jagdflugzeugen als seine
Hauptbewaffnung.
Bis in das Jahr 1943 hinein waren Entwurfsskizzen für folgende Schiffstypen vorbereitet worden: vier Flugdeckkreuzer zwischen 10.000 t und
40.000 t mit Geschützkaliber für Schwere Kreuzer, zwei Flugzeugträger des Normaltyps von 30.000 t, ein einfacher Geleitträgertyp und ein
Flugboot-Tender (Flugbootträger). Sie sollten die Umbauten der SEYDLITZ und verschiedener Fahrgastschiffe ergänzen.
Der Entwurf für einen "Grossflugzeugträger" (Projekte A I und A II) sah ein 40.000-t-Schiff vor, ausgerüstet mit einer Antriebsanlage für
210.000 WPS mit Drei-Wellen-Anordnung und imstande, eine Geschwindigkeit von 34 kn zu entwickeln. Es sollte einen 160 m langen Hangar
besitzen, der zwölf Jäger und sechzehn Bomber aufnehmen könnte. An Artillerie war eine Bewaffnung aus vier 20,3-cm-, sechzehn 15-cm-
und sechzehn 10,5-cm -Geschützen vorgesehen, wobei sich die 15-cm-Geschütze wieder in Kasematten befinden sollten. Mit einem 150-mm-
Hauptseitenschutz und einem 60 mm bis 100 mm dicken Panzerdeck war eine beträchtliche Panzerung von insgesamt 9.000 t beabsichigt.
Eine Variation dieses Projektes sah eine Modifizierung als echter Flugzeugträger ohne die 20,3-cm-Geschütze, aber mit einer entsprechend
erhöhten Flugzeugkapazität vor. Die Länge des Hangars betrug nunmehr 210 m, um den Flugbetrieb mit 26 Bombern und 12 Jägern zu
ermöglichen. Abmessungen, Antriebsanlage und Schiffskörper sollten dem "Grossflugzeugkreuzer" gleichen, aber das Weglassen der
Schweren Artillerie führte zu einer andersartigen Gewichtsgruppen-Verteilung. Auch dieser Entwurf wurde als "Grossflugzeugträger" be-
zeichnet.
Ein sogar noch grösseres Projekt stellte der "Atlantik-Flugzeugkreuzer" (die Projekte A III und A IV) dar, der etwa 70.000 t verdrängen,
38 Flugzeuge führen und mit vier bis sechs 28-cm-Geschützen bewaffnet sein sollte! Mit Panzerdeck und Flugdeck bis zu 150 mm dicker
Panzerung und einem Seitenschutz von 250 mm Dicke in der Wasserlinie handelte es sich bei diesem Projekt in der Tat um ein stark
geschütztes Schiff. Eine Modifizierung dieser Entwurfsskizze führte wiederum zu einer echten Flugzeugträger-Anordnung und das Weglassen
der 28-cm-Geschütze steigerte die Flugzeugkapazität auf 38 Bomber und 12 Jäger.
...
Keines der oben beschriebenen (und in Zeichnungen detaillierter dargestellten) Projekte ging über das Vorstadium hinaus; es handelte sich
lediglich um "quantifizierte Ideen" oder Entwurfsübungen. In diesem Zusammenhang ist dargelegt worden, dass sie dazu dienen sollten,
dem mit Entwurfsarbeiten betrauten Personal Beschäftigung zu verschaffen, um Einberufungen zur Wehrmacht zu vernindern!"

Soweit Whitley. Was weitere Daten betrifft zu Projekten dieser Art, wende dich bitte für eigene weitere Recherchen z. B. an die
Württembergische Staatsbibliothek in Stuttgart (dies Stadt wäre auch eine Reise wert, nicht nur wegen "Stuttgart 21"!). Im Internet
erreichbar unter www.wlb-stuttgart.de , --> Sammlungen --> Bibliothek für Zeitgeschichte --> Sondersammlungen --> Marine -->
Technische Zeichnungen - C.2

Zur Ausonia weiss ich auch nicht mehr als was im "Gröner" steht.

     RePe

Impressum & Datenschutzerklärung