Ausgabe 12 des Marine-Nachrichtenblattes (MNB)

Begonnen von AK Krieg zur See 1914-18, 01 August 2013, 20:13:09

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UC 67

Moin Felix,

vielen Dank für die kurze Rezension.
Zu Deinen Fragen.

Hinz und Richter sind m.E. für das Unglück verantwortlich. Fotler und Reichard hätten es verhindern können, wenn sie sich über Richter hinweg, direkt an Betzendahl gewandt hätten. Aber wer hätte schon im Krieg seinen direkten Vorgesetzten übergangen? Richter hätte Betzendahl informieren müssen, obwohl Hinz im sagte, dass alles i.O. sei, war es aber nicht. Mey war derjenige, der am wenigsten damit zu tun hatte, da er ja nicht vor Ort war. Hinz war stellvertretend für diese Landstellen am Boot.

Hier die Aussagen von Reichard, Fotler, Mey und Hinz, die aus Platzgründen weichen mußten.

Bts.Mt. Reichard sagt über die Torpedoübernahme in Helgoland folgendes aus:
In Helgoland nahmen wir zuerst im Heckraum einen G 7 D-Torpedo für das dritte Rohr über. Die Übernahme und das Laden vollzogen sich ohne Störung. Als wir den G 7-Torpedo für das vierte Rohr übernehmen wollten, wurde der Torpedo beim Anheißen stark vorlastig. Daraufhin befahl Obermaat F o t l e r, den Heißring weiter vorn anzuschlagen. Es fiel mir und Ob.Mt. Fotler auf, daß die Hängewarze des Torpedos zu weit nach hinten saß. Ob.Mt. Fotler machte nun Ob.Mt. R i c h t e r  darauf aufmerksam. Ob.Mt. Richter kam an Deck und besah sich von Deck aus den im Prahm liegenden Torpedo. In diesem Augenblick kam der Mechaniker H i n z  und Ob.Mt. Richter sprach mit ihm. Soweit ich mich erinnere und von dem Gespräch gehört habe, sprach der Mechaniker mit Ob.Mt. Richter über AV- und G 7 D-Torpedos und über die verschiedene Stellung der Hängewarzen. Zuletzt sagte der Mechaniker: ,,Das stimmt schon so" und ging von Bord. Der Torpedo wurde hierauf übergenommen und geladen. Das Hineinschieben ging sehr schwer. Der Torpedo ging nicht ganz hinein und ragte noch mit der Hälfte der Schwanzflossen heraus. Der Tp.Ob.Heizer H o l l f e l d e r   schob den Torpedo durch Gegenstemmen der Beine in das Rohr.

v. g. u.
Reichard


Der Obermaat Fotler sagt aus:
Der zweite G 7-Torpedo wurde beim Übernehmen ebenso angeschlagen wie der erste und zwar Heißring genau Vorkante Hängewarze. Als wir anheißten, wurde der Torpedo sehr vorlastig. Wir fierten ihn wieder, ich ließ den Heißring abschlagen und weiter nach vorn versetzen. Dabei fiel mir auf, daß etwa 50 cm vor der Hängewarze 3 Schraubenlöcher waren. Ich schloß daraus, daß die Löcher für eine Warze bestimmt seien und ließ den Heißring direkt vor den Löchern anschlagen. Der Torpedo wurde angeheißt und hing waagerecht. Da der Kopf des Torpedos noch nicht im Rohr lag und der Torpedo noch nicht ganz übergenommen werden konnte, wurde er wieder weggefiert. Ob.Mt. Richter kam an Deck und ich machte ihn darauf aufmerksam, daß der zweite Torpedo eine andere Hängewarze hätte, als der erste. Richter besah sich von Deck aus den im Prahm liegenden Torpedo und sagte: ,,Das stimmt schon." Daraufhin sprach er mit dem Mechaniker Hinz. Was gesprochen wurde, habe ich nicht gehört. Als Ob.Mt. Richter wieder nach unten ging, machte ich ihn nochmals im Beisein des Mechanikers auf die Hängewarze aufmerksam. Mechaniker Hinz sagte darauf zu uns an Deck, wir sollten uns beruhigen, die Sache stimme schon. Darauf ging der Mechaniker von Bord. Das Laden habe ich nicht mitgemacht, denn ich hatte die Leitung der Übernahme auf dem Oberdeck.

v. g. u.
Fotler

Vor dem Unterzeichneten erscheint der Torp.Ob.Maschinist Mey, Torpedo-Maschinist der II. Uflottille und sagt zur Wahrheit ermahnt, folgendes aus:
Am 23.10. wurden die Torpedos für U 52: 2 G/7 D++, 4 G/6 D und 5 C/06 D unter meiner Leitung vom Torpedopersonal von U 52 und der II. Uflottille zum Gefechtsschuß klar gemacht. Da ich meines Wissens einen G/7 D-Torpedo mit doppelten Hängewarzensitz noch nicht klar gemacht habe, so wies ich den Torpedo Obermaaten Richter ausdrücklich darauf hin, daß die Hängewarze an diesem Torpedo vorn sitzen müßte (dieser Torpedo war vorher von T 161 eingeschossen worden).
Die Torpedos hat das Kommando U 52 und ich im vorschriftsmäßigen Zustande übernommen und gefechtsklar gemacht. Die Rohre von U 52 habe ich am 24.10. nachgesehen und festgestellt, daß beide Bugrohre für C/06-, die Heckrohre für G/7 D-Torpedos hergerichtet waren. Auf Antrag wurde eine Dichtigkeitsprüfung des Rohres III durch mich veranlaßt. Da das Rohr dicht hielt, erübrigten sich Arbeiten an demselben. Als Zeugen führe ich U.Obermaschinistenmaaten Reifegerste und Dahms sowie den Rohrschlosser Bäumler von der Zweigstelle Helgoland an.

v. g. u.
Mey

Vor dem Unterzeichneten erscheint der Torpedomechaniker Hinz von der Torpedo-Zweigstelle Helgoland und sagt auf Befragen über die Anbordgabe der Torpedos für U 52 folgendes aus:
Die beiden G/7++-Torpedos, Nr. 5297 und 7845, welche auf U 52 gekommen sind, waren hier am 6.8. und 27.8.d.Js. von den Booten UB 61 und UB 62 gegen K III-Torpedos ausgetauscht worden. Die Werft Kiel hatte diese Torpedos an Bord gegeben. Beide Torpedos wurden darauf am 9.8. bzw. 11.9.d.Js. von V 161 für U-Boote eingeschossen und von der Torpedo-Reparaturwerkstatt gefechtsklar gelagert. Am 23.10.d.Js. wurden die beiden Torpedos auf Anordnung der II. Uflottille für U 52 bestimmt und dem Vertreter des Kommandos, Torp.Ob.Masch.Mt. Richter, vorschriftsmäßig vorgeregelt und an Bord gegeben. Vom Kommandanten des Bootes wurde ich zur Rücksprache über M.Z. an Bord gerufen und habe hierbei dem Obermaaten Richter im Vorbeigehen zugerufen, ob er auch mit dem Umsetzen der Haltebolzen genau Bescheid wüßte. Richter antwortete mir: ,,Jawohl, ich weiß Bescheid; bei mir ist alles in Ordnung." Ich bemerkte noch, daß in der Werkstatt keine Veranlassung besteht, die Hängewarze der Torpedos abzunehmen oder umzusetzen und daß die beiden in Frage kommenden Torpedos vordem von V 161 mit dem G/7-Haltebolzen eingeschossen worden waren.

v. g. u.
Hinz


Gruß aus Potsdam

Simon

Urs Heßling

moin,

Danke für die zusätzlichen Info  top :MG:

Zitat von: UC 67 am 24 August 2013, 19:01:11
Hinz und Richter sind m.E. für das Unglück verantwortlich.
So sieht es nach diesen Aussagen aus.

Was mir noch nicht ganz klar ist: Im Gutachten des BdU (MNB 12, Seite 51) wird der Torpedomechaniker Hinz als Deckoffizier bezeichnet (?)
Wenn er im Vergleich zu Richter der Ranghöhere und auch der bessere Fachmann war, trifft ihn die Hauptschuld.

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

Felix Schultz

Hallo Simon,

vielen Dank für die ausführliche Antwort und deine persönliche Einschätzung des Falles.

Es ist allerdings interessant, dass Richter bei den drei Namen (Betzendahl, Mey und Hinz) nicht dabei ist, gehörte er zur Werftzweigstelle Helgoland oder zur Bootsbesatzung U52?

Grüße

UC 67

Hallo Felix,

er gehörte zur Besatzung von U 52 und war unter den Toten.
Gruß aus Potsdam

Simon

Felix Schultz

Zitat von: UC 67 am 24 August 2013, 22:06:05
Hallo Felix,

er gehörte zur Besatzung von U 52 und war unter den Toten.
Hallo Simon,

danke für die Info.

Grüße

Karsten

Zitat von: Felix Schultz am 23 August 2013, 22:01:05
SLEIPNER-Zwischenfall auch sehr gut erläutert. Frage hier, ob Paleske nicht schon in Plymouth, wo er auf der Hinfahrt ankerte, von den Bestimmungen hätte erfahren müssen, und nicht erst auf der Rückfahrt in Portsmouth, da er ja im Bericht angegeben hatte, dass dies auch für Sherness und Plymouth gilt.

Gute Frage, Felix, die ich nicht beantworten kann. Ich hatte mich aber eher gefragt, ob nicht ALLE deutschen Marineoffiziere diese Bestimmung hätten kennen müssen (wenn es diese Bestimmung denn tatsächlich gab und nicht nur von den Briten kurzfristig "erfunden" worden ist).


Zitat von: Felix Schultz am 23 August 2013, 22:01:05
Nähere Informationen, weshalb das königlich-württembergische Hoftheater seine Scheinwerfer an die Österreicher abgeben musste, wären auch schön. Konnten die schon mehr als zwei Jahre im dunkeln spielen? Und ginge der militärische Zweck nicht trotzdem vor?

Das königlich-württembergische Hoftheater hatte die Scheinwerfer an die Österreichisch-Deutsche Bodenseeflottille "ausgeliehen". Diese stand unter württembergischen Kommando. Mit den Scheinwerfern sollten Boote der württembergischen Gruppe  der Bodenseeflottille ausgerüstet werden. So richtig klappte es aber nicht. Doch mehr an anderer Stelle (so etwa um 2015 herum)!
Viele Grüße,

Karsten

Felix Schultz

Moin Karsten,

vielen Dank für die Antworten, und ich warte dann gespannt auf die Auflösung im Jahr 2015.

Gruß

Darius

Hallo zusammen,

meine Hefte sind eingetroffen.

Schöne Ausgabe und interessanten Artikel. Weiter so.

:MG:

Darius

Cord

Dank an die Autoren, für ein wieder sehr interessantes und abwechselungsreiches Heft!

Freue mich schon auf die nächste Ausgabe...
In den Straßengräben auf dem Weg zum Ruhm, liegen die Überreste derjenigen, denen der Erfolg versagt blieb... (unbekannter Verfasser)

Darius

Zitat von: Jach am 20 August 2013, 17:18:24
Moin zusammen,

es gibt ja online die Inhaltsangaben unserer Hefte. --> http://www.mnb.seekrieg14-18.de/ausgaben.htm
Momentan bedeutet es 12 x Strg+C und 12 x Strg+V um ein Gesamtregister der Artikel zu bekommen.

Sicher wird Karsten aber bald Abhilfe schaffen.

Hier mal ein Versuch.

:MG:

Darius

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