Wie konnte so ein Figur U-Boot Kommandant sein und bleiben?

Begonnen von Maurice Laarman, 19 Mai 2013, 09:45:57

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Maurice Laarman

Ich habe etwas gefunden in der '' interrogation report' von U-379 über der Kommandant. Es hat mich sehr erstaunt, wenn es stimmt, das so Jemand Kommandant sein konnte. Es ist basiert auf die Erklärungen 5 überlebenden. Jemand Gedanken hierüber?

"U 379" had a complement of 43.  She was commanded by Kapitänleutnant (Lieutenant Commander) Rudolf Kettner, of the 1933 term, who in 1937 and 1938 was seconded for a while to the German Air Force.  He had made three patrols in a 250-tonner, based on Riga, against the Russians, but had sunk nothing on any of these.  He held the Spanish Cross ("Spanienkreuz"), a sports badge ("Sportabzeichen") and the U-boat badge, as well as the Iron Cross, 2nd Class.  He was a most unpopular commanding officer, described as a lazy, inefficient martinet.  He spent a large part of each day lounging in his bunk in pyjamas, threatened his men with the death penalty for minor offences, and gave one of them eight days' solitary confinement for a trivial reason during "U 379's" last patrol.  He was of a superstitious nature, having once, as related in a subsequent chapter, refused to fire at a target because it was Friday.  One of his weaknesses was his personal vanity: he was very fond of putting up notices all over his boat, signed "Kettner, Lieutenant-Commander," with such instructions as "Lift the seat" and "This glass is in no circumstances to be moved from my table."   
           Kettner generally gave instructions not to be called before 0800, when coffee was brought to him in his bunk.  He would listen to the wireless until 0900, continuing his siesta until midday, when he would be woken up again, and would eat a good lunch, always insisting on plenty of sweets.  After lunch he would listen to the wireless again until about 1400, when he settled down to sleep again until 1600.  He then had a cup of coffee and ordered the crew to pipe down until 1900, while he attended to paper work.  At 1900 he would have a substantial meal, followed by music until 2000, when "Pipe down" was again ordered, so that he could have a sleep before his night watch.  At midnight he went up on to the bridge for an hour, and drank coffee and beer and ate tinned asparagus and cakes.  Having finished his hour on the bridge, he went below, changed into pyjamas and returned to his bunk, leaving instructions not to be called until 0800 the following day.   
           The First Lieutenant, Leutnant zur See (Sub-Lieutenant) Karl Heinz Haager, of the October, 1938 term, however, was popular with the crew and considered efficient.   
           The Second Lieutenant was Leutnant zur See (Sub-Lieutenant) Stoll.  This may either have been Karl Heinz Stoll, of the April, 1937 term, or Hermann Stoll of the 1938 term.   
           The Engineer Officer, Oberleutnant (Ing.) (Lieutenant (E)) Max Lang, of the April 1937 term, was by far the most popular officer in the boat.  The crew described him as "wonderful."   
           "U 379" also carried two midshipmen named Moll and Goehlmann, but nothing is known about either of them.   
           The most experienced man on board was Maschinenmaat (Stoker P.O.) Porges, who had served before the war in the "Deutschland," and had seven or eight U-boat patrols behind him.  Some of these he had done with Kapitänleutnant (Lieutenant-Commander) Helmut Rosenbaum, now in command of "U 73."   
           The youngest rating was aged 18-1/2.   
           Generally speaking, the morale was poor, principally owing to the laziness and inefficiency of the commanding officer, against whom some of the crew intended to lodge a complaint on return from patrol.  Discipline had to be maintained largely by the senior Petty Officers.



Albatros

Hallo Maurice,

es gab laut dem Buch Die deutschen U-Boot-Kommandent einen Paul – Hugo Kettner, geb. 20.07.1912 Crew 33
Kommandant auf U-142 und U-379
Nach dem Tode zum Korvettenkapitän befördert.
Wenn der Name jetzt schon nicht korrekt wiedergegeben ist, der Bericht eventuell auch?

:MG:

Manfred

Maurice Laarman

Manfred,

Versehentlich nicht der link erwähnt, http://www.uboatarchive.net/U-379INT.htm wo auch dieses steht:
Note:  The Commanding Officer's name was Paul-Hugo Kettner not Rudolph Kettner

Ich werde nicht denken das der ganze Bericht beiseiten geschoben werden kann wegen ein falsche Vorname. Es basiert sich auf Aussagen der Besaztung.

Maurice

Teddy Suhren

Gruß
Jörg

WoWs Nick: Teddy191

suhren564

Moin,

ich gehe mal davon aus, daß es bei den U-Bootkommandanten- genau wie in jedem Beruf- absolute Könner, durchschnittlich Fachleute und Unfähige gab. Wobei die Grenzen ja fließend waren. Die Namen der Stars sind bekannt, aber die "Idioten" sind in der Masse der relativ Erfolglosen verschwunden. Und in der Nachkriegsliteratur wurden ja die "Asse" beschrieben, als Zeichen dafür, wie erfolgreich die "gesamte" U-Bootwaffe war. Es gab bestimmt einige Kommandanten, die zu einer Führung eines U-Bootes unfähig waren. Wieviele Boote aber deshalb absoffen, wird wohl kaum eruierbar sein.

Auch Kentrat und Buchholz wird Unfähigkeit der Menschenführung vorgeworfen.
Gruß Ulf

Nie darf man so tief sinken, von dem Kakao, durch den man euch zieht, auch noch zu trinken.... 
Erich Kästner

Albatros

#5
Der Mann kann sich nicht verteidigen, ich hoffe mal es liest hier kein Angehöriger von Paul – Hugo Kettner mit, das müsste weh tun was hier über ihn zu lesen ist.
U-379 hatte am selben Tag als es durch Wasserbomben und rammen zum sinken gebracht wurde noch zwei Schiffe aus einem Konvoi versenkt.
Keiner der Offiziere oder der Unteroffiziere (mit Portepee) hat überlebt, drei Maate und zwei Mannschaftsdienstgrade sind gerettet worden.
85 Boote gingen 1942 verloren, U-Bootbesatzungen waren schon ziemlich knapp, keiner von uns hier kann sich in die Situation versetzen in denen sich U-Bootbesatzungen zu dem Zeitpunkt befanden, welchen Psychischen Belastungen sie ausgesetzt waren und zu welchen Reaktionen das führen konnte.
Ein Vorgesetzter ist auch nicht zwangsläufig bei seinen Untergebenen beliebt und wer möchte beurteilen wie die Überlebenden zu dem Urteil über ihren Kommandanten gekommen sind.

Zu dem Report selbst, ich mag mich ja täuschen aber ich kann mir z.B. überhaupt nicht vorstellen das ein Kommandant auf ,,War patrol" den halben Tag im Schlafanzug zu sehen ist und das ist nicht das einzig ungewöhnliche an dem Bericht.

http://uboat.net/men/commanders/602.html

:MG:

Manfred

Trimmer

Hallo Manfred -  top

Ich frage mich auch immer wieder wie man Menschen beurteilen kann die man überhaupt nicht persönlich kennt. " Im Buch oder in dem Artikel steht ..... " ja na und . Da muß ich doch wohl erst mal hinter fragen wie der Verfasser zu der Person stand oder ob er auch nur vom hörensagen wie es so oft der Fall ist berichtet.   

Gruß - Achim - Trimmer
Auch Erfahrung erhält man nicht umsonst, gerade diese muß man im Leben vielleicht am teuersten bezahlen
( von Karl Hagenbeck)

Teddy Suhren

#7
Echt jetzt?
Ar*löcher bleiben Ar*löcher, beratungsresistente Narzissten bleiben Narzissten. Nicht Teamfähig bleibt nicht Teamfähig. So autoritär wie nötig sollte der (An)Führer sein, nicht wie möglich.
Wie kommt ihr auf die Idee, dass der Rest einer Besatzung nicht in der Lage ist den Charakter eines Menschen einzuschätzen mit dem man über Wochen und Monate auf engem Raum zusammengepfercht ist?
Den umgekehrten Fall gibt's doch auch.
Gruß
Jörg

WoWs Nick: Teddy191

Trimmer

Hallo Jörg - ich verstehe Deine Antwort schon aber ich kenne aus meinem Berufsleben genug Personen welche von einer Seite als *Ar*löcher eingeschätzt wurden und von anderer Seite ebend nicht. Das kommt doch immer darauf an wie man persönlich zu einer Person steht. Ferner gibt es doch wohl auch genug Beispiele wo ein Offizier es erst einmal grundsätzlich "versch..... " hatte und er dann machen konnte was er wollte - er war ebend "unten durch ". Und diesen "Ruf " ist er auch nicht wieder los gewurden.

Gruß - Achim - Trimmer
Auch Erfahrung erhält man nicht umsonst, gerade diese muß man im Leben vielleicht am teuersten bezahlen
( von Karl Hagenbeck)

Maurice Laarman

Ob das Urteil welches gefällt wird durch die Besaztungsmitglieder korrekt ist oder nicht steht hier eigentlicht nicht zur Frage ist mein Meinung. Dieser Interrogations reports haben nicht die Zweck Jemand zu blamieren, und die damals befragten haben wahrscheinlich niemals geahnt das dieses Report mal für jeder einzusehen war.

Ich denke auch das die Reports ein objektives Zusammenfassung sind. Wie hier zb über Werner Henke: http://www.uboatarchive.net/U-515INT.htm

The feelings of U-515's crew toward their commander were mixed.  Some admired his personality, others held his extreme strictness against him.  The surviving officers, although admitting his ability, acknowledged his frightful conceit.  It seems that ashore Henke was particularly disliked and few in the 10th Flotilla and on the staff of the Admiral U-boats could forgive his boundless ambition and egotism.  Politically he had few convictions, but he attempted to pass off the present German situation as "only temporarily bad".  Henke stated that new devices and weapons such as radar and the automatic 37-mm. gun would soon bring about more successful U-boat patrols.

Das Kettner sich nicht verteidigen kann, ist kein Grund nicht zu erwähnen was die Restbesatzung damals über ihm erzählte. Es gibt mehrere Fallen von U-Bootsleuten die nicht gerade postiv erwähnt worden sind, durchdrehten oder Selbstmord begangen. Dies alles gehört zur Geschichte, und um ein komplettes Bild zu bekommen soll gutes und slechtes erwähnt worden.

Maurice

Arche

Hallo zusammen!

Ich habe schon einige Führungsberichte lesen können. Am Schluß stand dann "Für die Führung eines Frontubootes geeignet". Die Menschenführung war in der Regel kein Thema. Dort, wo es anscheinend krasse Defizite gab, stand dann "Als Kommandant für ein Schulboot geeignet". Wahrscheinlich stand  für Kettner der persönliche Erfolg im Vordergrund. Da er sich am besten kannte, war für ihn ausreichend Schlaf ein wichtiger Aspekt für den Erfolg (ist nicht ironisch gemeint). Besatzungsmitglieder konnten schon unterscheiden, ob ein Kommandant alle gleich behandelt, was gerade für die Mannschaften wichtig war. Was für Besatzungen eine gute Mannschaft ausmachte, ist ja in einigen Veröffentlichungen nachzulesen. Wer sich um seine Untergebenen kümmert, hat auch heute noch die besten Karten.

Zu Henke:

Henke stand unter Bewährung. Seine Verurteilung wegen unerlaubte Entfernung schien damals seine militärische Karriere zu gefährden. Alles, was es dazu zu lesen gibt, bestätigen seine starke Eitelkeit, aber auch seine Lebenslust. Nachdem er eine weitere Chance bekam, nutzte er sie konsequent. Dies hat immer zur Folge, dass die Sicht der Besatzungsmitglieder nur zwischen rücksichtslos, streng und mutig wechseln konnte.

Jong

Man sollte diesen ( handwerklich wirklich schlecht erstellten ) Interrogationreport so nehmen wie es auf einer leider nicht mit übernommenen Seite ( dieser Report beginnt erst ab Seite 4 ) erwähnt wird:

"The following report is compiled from information derived from prisoners of war.  The statements made cannot always be verified; they should therefore not be accepted as facts unless they are definitely stated to be confirmed by information from other sources."

Gruss
Jong

Albatros

Zitat von: Teddy Suhren am 20 Mai 2013, 10:05:57
Echt jetzt?
Ar*löcher bleiben Ar*löcher, beratungsresistente Narzissten bleiben Narzissten. Nicht Teamfähig bleibt nicht Teamfähig.


Wenn dem so ist, dann müsste in der Beurteilung seiner Fähigkeiten  vorher schon etwas schief gelaufen sein.

1933 Offiziersanwärter, 1934 Fähnrich zur See, 1936 Oberfähnrich zur See, 1936 Leutnant zur See, 1938 Oberleutnant zur See.
Oktober 1939 – Oktober 1940  U-Bootausbildung – Kommandantenschüler, also zu Beginn des Krieges, es gab noch keinen Mangel an Freiwilligen.
Arche schreibt, Die Menschenführung war in der Regel kein Thema. Dort, wo es anscheinend krasse Defizite gab, stand dann "Als Kommandant für ein Schulboot geeignet".
Dem würde dies entsprechen denn vom Okt. 1940 – Okt.1941 fuhr er als Kommandant auf U-142 das Boot war in der Zeit hauptsächlich bei der 22 Flottille als Schulboot eingesetzt und da muss dann wohl auch das Urteil "Für die Führung eines Frontubootes geeignet" gefallen sein.
Denn in der Zeit vom 21.06.1941 – 31.08.1941machte das Boot unter Kettner 3 Feindfahrten.
Von Okt.1941 – Nov.1941 Baubelehrung und dann Kommandant bis August 1942 auf U-379 mit dem bekannten Ende.

Zitat von: Maurice Laarman am 20 Mai 2013, 11:41:15
Ob das Urteil welches gefällt wird durch die Besaztungsmitglieder korrekt ist oder nicht steht hier eigentlicht nicht zur Frage ist mein Meinung.

Dann habe ich Deinen Eingangsbeitrag falsch interpretiert. :MV:

Zitat von: Jong am 20 Mai 2013, 13:45:05
Man sollte diesen ( handwerklich wirklich schlecht erstellten ) Interrogationreport so nehmen wie es auf einer leider nicht mit übernommenen Seite ( dieser Report beginnt erst ab Seite 4 ) erwähnt wird:

"The following report is compiled from information derived from prisoners of war.  The statements made cannot always be verified; they should therefore not be accepted as facts unless they are definitely stated to be confirmed by information from other sources."

Gruss
Jong

Mal frei übersetzt, die Angaben sollten nicht als Tatsachen gewertet werden solange sie nicht durch andere Quellen bestätigt werden..... top

:MG:

Manfred

wirbelwind

Hallo,
mich würde mal interessieren, nach welchen offiziellen Kriterien in der DKM die Tauglichkeit eines Offiziers als Kommandant eines Front-U-Bootes beurteilt wurde. Kann mir schlecht vorstellen, dass Menschenführung dabei keine Rolle gespielt hat. Warum wurde sonst so ein Rummel um Lüth seine Führungskunst gemacht, so dass er sogar Vorträge darüber hielt :?
MfG Rüdiger

suhren564

Zitat von: wirbelwind am 25 Mai 2013, 15:58:57
Hallo,
mich würde mal interessieren, nach welchen offiziellen Kriterien in der DKM die Tauglichkeit eines Offiziers als Kommandant eines Front-U-Bootes beurteilt wurde. Kann mir schlecht vorstellen, dass Menschenführung dabei keine Rolle gespielt hat. Warum wurde sonst so ein Rummel um Lüth seine Führungskunst gemacht, so dass er sogar Vorträge darüber hielt :?
MfG Rüdiger

Hallo Rüdiger,

Lüth war ja nun eine Ausnahme, da er, als Brillantenträger, über eine Feindfahrt von über 200 Tagen berichtete und wie er die Mannschaft beschäftigte. Dieser Vortrag war eh mehr als Beispiel und Propaganda zu sehen, als zum Nachahmen. Für die VIIer Boote, die die Geleitzugschlachten "abarbeiteten", waren seine Vorschläge nicht zu gebrauchen. Als er diesen Vortrag hielt, war der größte Teil der u-Bootwaffe schon versenkt und die meisten neuen, jungen und unerfahrenen Kommandanten und Offiziere kamen garnicht dazu, sich zu bewähren, bevor sie absoffen. Auch forderten Schnorchel und längere UW-Fahrten andere Methoden, als sie Anfang des Krieges bis etwa Mitte 43 gängig waren. Zu dieser zeit waren ältere, seemännisch und in Menschenführung erfahrene Offz. und Kmdt. die Regel, was sich aber nach den großen Verlusten natürlich immermehr in Richtung Quantität verschob. Daß dadurch die Qualität nachließ ist bestimmt verständlich. Weder Topp, Suhren noch Merten schreiben, daß sie die Menschenführung in der Ausbildung beurteilten, sondern nur das reine Fachwissen und- können.
Gruß Ulf

Nie darf man so tief sinken, von dem Kakao, durch den man euch zieht, auch noch zu trinken.... 
Erich Kästner

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