U 864

Begonnen von Arche, 03 Mai 2013, 19:29:50

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Arche

Hallo zusammen!

Ich habe eine spezielle Frage zu der Besatzung von U 864. In der Crewliste steht ein Walter Hinnerkort. Hat jemand zu dieser Person mehr Informationen? Es gab einen Walter Hinnerkott in der KM (Jahrgang 1902)
Gibt es hier eine Überschneidung? Gehörte er vielleicht zu den Reisenden auf U 864 und ist dann nicht mitgefahren?

Danke!

Heinz-Jürgen

M-54842

Einen Walter Hinnerkort enthält meine Besatzungsliste von U 864 nicht.
Er befindet sich nicht unter den 73 Gefallenen vom 09.02.1945

Viele Grüße
M-54842

Peter K.

Servus Fp-Nr. U 864!  :wink:
Grüße aus Österreich
Peter K.

www.forum-marinearchiv.de

M-54842

Ebenso ein freundliches Hallo Peter K :-)

M-54842

Ich habe mehrere Berichte aus britischer Quelle zur Versenkung von U 864.
Hier die Beschreibung der Versenkung von U 864 aus dem Monatlichen Anti-U-Boot-Bericht, Februar 1945:
"Am 9. Februar 1945 patroullierte U-VENTURER vor Fejeosen, Norwegen. Um 09.32 Uhr wurden schwache Unterwassergeräusche in Richtung 340° registriert. Die Geräusche verschwanden bald, wurden aber gegen 10.10 Uhr in Richtung 295° wieder aufgenommen. U-VENTURER hielt vorsichtig in dieser Richtung mit dem Periskop Ausschau und nach 40 Minuten wurde ein "dünner Mast" in einer Entfernung von 5.000 Yards gesichtet. U-VENTURER näherte sich aus östlicher Richtung kommend, um den Feind abzufangen. Um 11.15 Uhr war das Periskop wieder zu sehen. Es hätte durchaus ein überfallartiger Angriff erfolgen können, aber der Kapitän beschloß, zunächst seine Beute zu beschatten, um vor dem Abschuß noch eine bessere Einschätzung der Lage zu bekommen. Um 11.22 Uhr waren zwei Periskope zu sehen, das eine mit ca. 8 Fuß, das andere mit 3 Fuß. Es schien, daß das Ziel seinen Kurs nach Steuerbord in Richtung Fejeosen ändern würde. Um 11.51 Uhr wurde das Periskop erneut gesichtet.
Dank des "unanständigen feindlichen Periskopmanövers" hatte der Kapitän von U-VENTURER jetzt eine genaue Vorstellung von Kurs und Geschwindigkeit des Feindbootes. Was die Entfernung anging, so benutzt er das ASDIC nur im Zusammenhang mit der Unterwasserortung. Seine Handlungsweise hing also von der Schätzung der Entfernung zum Periskop und der Abschätzung der Geräuschentwicklung durch den ASDIC-Operator ab. Letztere Aufgabe war schwierig, weil sich das gleichbleibende Geräusch zunächst nach achtern hinzog und dann in 5-Minuten-Intervallen plötzlich ein Wechsel kam, so, als wenn der Feind den Kurs geändert hätte. Es ist denkbar, daß dieser Effekt auf einen Zick-Zack-Kurs des Feindes während seiner Unterwasserfahrt zurückzuführen war. Dies kann allerdings nur vermutet werden.
Um 12.12 Uhr, also 2 1/2 Stunden nachdem das feindliche Boot zum ersten Mal entdeckt worden war, wurden 4 Torpedos mittels ASDIC abgeschossen, und zwar mit einer Streuung von 1 1/2 Längen in Richtung 140°, wobei der Feind einen mittleren Kurs von 135° und eine Geschwindigkeit von 3 1/2 Knoten fahren durfte. Wahrscheinlich würde der Feind die Geräusche der sich nähernden Torpedos hören, und um jedes Ausweichmanöver zu verhindern, lag die Mitte der Salve achtern; der erste Torpedo zielte auf den Bug des Feindes. Die Salve wurde, bedingt durch die geringe Feindgeschwindigkeit, in einem sehr langen Zeitintervall abgeschossen.
Die Entfernung, deren Einschätzung unter diesen Umständen einer besonders akkuraten Entscheidung bedurfte, wurde auf 2.000 Yards geschätzt. Um 12.14 Uhr waren eine Explosion, dann Berst-Geräusche zu hören. Drei schwächere Explosionen, die in Intervallen von 16 oder 17 Sekunden etwa 5 Minuten nach Abfeuern der Salve erfolgten, wurden auf die Torpedos zurückgeführt, die verfehlten. Es ist zu vermuten, daß entweder der erste oder der letzte Torpedo getroffen hat. Höchstwahrscheinlich hatte der letzte Torpedo getroffen, da seine eingestellte Entfernung 2.300 Yards betrug und das Wrack in dieser Entfernung entdeckt wurde.
U-VENTURER beobachtete und horchte eine halbe Stunde lang und dann, als zu sehen war, daß die Fischerboote innerhalb des Horchbereiches an dem, was passiert war, uninteressiert zu sein schienen, kehrte es um und fuhr zu der vermuteten Position, wo die Explosion stattgefunden hatte. U-VENTURER fuhr durch einen dicken Ölteppich, auf dem ein langer Stahlzylinder trieb, der etwas größer als ein Torpedo war. Der Behälter war an einem Ende mit einem Deckel mit Flügelmuttern versehen und am Ende zugeschweißt.
Es ist möglich, daß dies der Behälter für ein hubschrauberartiges Fluggerät war, daß für den Ausguck benutzt und überwiegend von großen Booten bei Operationen im indischen Ozean eingesetzt wurde."
So weit der erste britische Bericht.

Bei U 864 handelte es sich um das erste Boot, das, auf Schnorcheltiefe getaucht, von einem getauchten U-Boot torpedoiert wurde.
                     

wirbelwind

Hallo,
einen interessanten Artikel über U 864 ,,Caesar"  bei aller gebotenen Vorsicht gab es im ,,Spiegel" Heft 6/07 vom 05.02.2007, wo auch etwas die Hintergründe der Fahrt von U 864 nach Japan beleuchtet werden. Dieses Boot hatte unter anderem  Quecksilber für die Bombenproduktion geladen, so dass heute dieses Wrack als Sondermüll gilt. Norwegen und Deutschland streiten sich über die Übernahme der Bergungskosten. Zumindest habe ich seit 2008 nichts mehr gelesen bzw. gehört, wie dieser Streit ausgegangen ist. Das ZDF brachte ebenfalls eine Dokumentation über U 864. Übrigens Respekt  vor Launders, Kommandant der ,,Venturer" und seiner Besatzung ob seines Coups Boot gegen Boot im Unterwassergefecht das glücklichere,,Händchen" gehabt zu haben. War der deutsche U-Boot -Kommandant Wolfram wirklich so unerfahren, wie es in diesem Artikel steht :? Machten solche Fahrten eigentlich nicht eingefahrene besatzungen mit einem ,,Alten" an Bord, der seine Erfahrungen hatte :?Schließlich hatten sie ja eine kriegswichtige Fracht an Bord nebst Ingenieuren.
MfG Rüdiger

Teddy Suhren

Gruß
Jörg

WoWs Nick: Teddy191

bettika61

Zitat von: wirbelwind am 22 September 2013, 19:52:23
Norwegen und Deutschland streiten sich über die Übernahme der Bergungskosten. Zumindest habe ich seit 2008 nichts mehr gelesen bzw. gehört, wie dieser Streit ausgegangen ist. Das ZDF brachte ebenfalls eine Dokumentation über U 864.
Hallo Rüdiger,
den aktuellen Stand hatten wir schon mal Anfang des jahres http://www.forum-marinearchiv.de/smf/index.php/topic,15478.msg213852.html#msg213852
die Norweger berichten hier http://www.kystverket.no/Beredskap/Skipsvrak/U-864/
Zusammenfassung mit den Gutachten http://translate.googleusercontent.com/translate_c?depth=1&hl=de&ie=UTF8&prev=_t&rurl=translate.google.de&sl=auto&tl=de&u=http://www.kystverket.no/Beredskap/Skipsvrak/U-864/U-864/&usg=ALkJrhgkoafE1Kk6TmFTcfrwIJ0D1gNsgg
Kurz gesagt die Alternative ist Heben oder mit Beton überdecken. Die Norweger übernehmen auf jeden Fall die Kosten, wie sie es auch schon bei anderen Wracks praktiziert haben

Grüsse
Beate 
Edit. da war Jörg schneller  top,
Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

suhren564

Hi Rüdiger,
Wolfram war kein "grüner" Kmdt., denn er hatte schon gewisse (Kmdt.) Kampfboot- Erfahrungen auf U 108. Was er bestimmt nicht erwartete, war, daß er unter Wasser von einem ebenfalls getauchten Boot angegriffen werden wird.
Gruß Ulf

Nie darf man so tief sinken, von dem Kakao, durch den man euch zieht, auch noch zu trinken.... 
Erich Kästner

M-54842

Zitat von: wirbelwind am 22 September 2013, 19:52:23
War der deutsche U-Boot -Kommandant Wolfram wirklich so unerfahren, wie es in diesem Artikel steht :? Machten solche Fahrten eigentlich nicht eingefahrene besatzungen mit einem ,,Alten" an Bord, der seine Erfahrungen hatte :?Schließlich hatten sie ja eine kriegswichtige Fracht an Bord nebst Ingenieuren.
MfG Rüdiger

Die kriegswichtige Fracht von U 864 ist unbestritten. R.R. Wolfram, Crew 30, war ein erfahrener Seeoffizier, seine U-Boot-Erfahrung betrug auch fast drei Jahre. Die Besatzung bestand aus erfahrenen U-Boot-Fahrern und Neulingen, wie das bei fast allen Besatzungen in dieser Phase war. Aus unserer Familie war der Obermaschinist E. Große Teil der Besatzung. Er fuhr vorher auf keinem anderen U-Boot. Er wurde als Kadetten-Ausbilder von der Schleswig-Holstein zur U-Boot-Waffe kommandiert.
Natürlich wäre es optimaler gewesen, eine eingefahrene Besatzung auf diese Fahrt zu schicken. Die gab es aber 1945 in der Konstellation mit einem Boot mit großen Fahrbereich (IX D 2) kaum noch.

wirbelwind

Hallo,
danke an Alle, die mich darauf hingewiesen haben, dass das Thema ,,U 864" in verschiedenen Threads bereits schon mal behandelt wurde bzw. für die ergänzenden Hinweise. Allerdings bleibt für mich die Frage offen, warum nicht ein Boot vom Typ XXI benutzt wurde.( Gerade die Japse wollten doch modernste deutsche Kriegstechnik) Das war doch das Allerneuste, was die DKM als Frontboot zu dieser Zeit aufbieten konnte. Ob damit das Unterwassergefecht HMS ,,Venturer" vs. deutsches U-Boot anders ausgegangen wäre, bleibt offen. Nur die Chancen hätten sich erhöht, dass der dt. Kommandant mit seinem Boot heil davon gekommen wäre. Gerade weil kriegswichtige Fracht und Ingenieure an Bord waren. Oder bin ich da auf dem Holzweg :?
MfG Rüdiger

suhren564

Hi Rüdiger,
zu diesem Zeitpunkt war noch kein TypXXI-Boot frontreif. Vergiß nicht daß Schnee mit seinem Boot erst Ende April 1945 kampffähig war.
Gruß Ulf

Nie darf man so tief sinken, von dem Kakao, durch den man euch zieht, auch noch zu trinken.... 
Erich Kästner

Trimmer

Hallo Ulf - so ganz stimmt das nicht. U-2501 ging am 17.06.44 i.D. - ich denke es hängt damit zusammen das es noch keine ausgebildeten Mannschaften gegeben hat. Außerdem wäre ein Verlust- im schlimmsten Fall sogar eine Erbeutung - eines dieser Boote kaum wünschenswert  für die KM gewesen.

Gruß - Achim - Trimmer
Auch Erfahrung erhält man nicht umsonst, gerade diese muß man im Leben vielleicht am teuersten bezahlen
( von Karl Hagenbeck)

suhren564

Hallo Achim,

ich sprach von Frontreife. Die ersten Boote des Typs XXI hatten so viele Fehler, daß sie nur als Schulboote genutzt werden konnten, so auch 2501. Dieses Boot wurde wegen diverser Undichtigkeiten sogar gleich nach dem Stapellauf ins Trockendock verholt. Die Ausbildung der Mannschaften war evtl. das geringste Problem, da Viele der Besatzungen schon Erfahrungen auf alten Booten hatten. Die unausgereifte Technik, die (teilweise sehr schlechte) Qualität der Herstellung/ des Materials waren die größten Hemmnisse.
Gruß Ulf

Nie darf man so tief sinken, von dem Kakao, durch den man euch zieht, auch noch zu trinken.... 
Erich Kästner

wirbelwind

#14
Hallo Ulf und Achim,
da war ich wohl zum zweiten Mal mit meiner Ansicht etwas vorschnell. :biggre: Zum Zeitpunkt,als U 864
in See stach, gab es demnach noch kein frontreifes Kampfboot vom Typ XXI, so dass eben auf dem Typ IX D8 zurück gegriffen werden mußte. Mir war bei meiner Anfrage nicht bewußt, dass A. Schnee faktisch das erste frontreife U-Boot des Typs XXI erhielt, um es unter Kampfbedingungen zu erproben. Ich vertrat die Meinung, dass die besagten Boote schon früher frontreif waren. Von den Problemen mit der Fertigung / Material las ich jetz erst bei Euch. Übrigens, wenn ein Kommandant, wie Wolfram, der bereits seit 3 Jahren am Feind rackte, so Eure Aussage, so kann man nicht mehr von einem unerfahrenen Kommandanten sprechen. Die Aussage des Spiegel-Autors in dieser Frage muß schlicht als Lüge gelten.
MfG Rüdiger

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