Höchste Tauchtiefen von Front-U-Booten, aus denen diese zurückkehrten?

Begonnen von wirbelwind, 11 Februar 2013, 18:58:28

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Besitzer

Hier mal  eine U-Geschichte von Helmut Jacksch. Funker auf U-565
Teil 1



Viel Spass beim Lesen
Seemannsgarn wird nicht geflochten,
sondern gesponnen! ;-))

Besitzer

Seemannsgarn wird nicht geflochten,
sondern gesponnen! ;-))

Schorsch

Hallo zusammen,

ich habe versucht, die Schilderungen im Hafen von Palermo, die von Besitzer eingestellt wurden, mit dem KTB von U 565 in Übereinstimmung zu bringen. Für diesen Versuch habe ich mich auf den Zeitraum nach dem 22.07.1943 beschränkt, da zu diesem Datum Palermo im Rahmen der Operation ,,HUSKY" von den Alliierten eingenommen wurde. Vorher einen Befehl zu erhalten, in diesen Hafen einzudringen, um dort Schiffe zu versenken, wäre imho sinnlos.

Fakt ist, dass sich das Boot nach dem 22.07.43 bis zu seiner Vernichtung in keinem der Marinequadrate CJ86, CJ89, CJ94 oder CJ97 aufgehalten hat, d.h. nie näher als 50 sm an Palermo herangekommen, geschweige denn, in den Hafen eingedrungen ist.

Um einen Hörfehler auszuschließen, habe ich auch noch die Umgebung von Salerno (Quadrate CJ67, CJ68, CJ91 und CJ92) in meine Untersuchung einbezogen. Auch hier Fehlanzeige.

Das einzige, was ansatzweise der Schilderung entspricht, ist ein Vorkommnis am 26.04.1944 im Marinequadrat CN3221 vor der sizilianischen Stadt Catania. Dort gibt es infolge des Abtauchens auf eine Tiefe von 2A+10 Wassereinbrüche, die dazu führen, dass das Boot erst in einer Tiefe von 2A+60 abgefangen wird. Das wiederum deckt sich aber nicht mit den knapp 260 m, die im Boot vom Mann am Tiefenruder ausgesungen wurden (Hat der Kommandant tatsächlich eine solche Psycho-Folter zugelassen?). Des Weiteren stellt sich auch hier erneut die Frage, wie diese Ablesungen in der präsentierten Genauigkeit überhaupt erfolgten. Auch blieben beide E-Maschinen und die Lenzpumpen am 26.04. intakt.

Mit freundlichen Grüßen
Schorsch
'Judea, London. Do or Die.'

"Ubi dubium, ibi libertas." (Wo Zweifel ist, da ist Freiheit.)

Besitzer




Nun ja, die Herren leben nicht mehr und ich kann keinen mehr Fragen!
Auch kann es sein , oder es wird sogar so sein, dass nach so langer Zeit "Erinnerungsstörungen" auch eine Rolle spielen. Dennoch, das Palermo-Unternehmen muss es gegeben haben, da hier mit den nächsten Bericht, von F.Schlimme (Dieselmaat auf U-565) Palermo auch genannt wird. Aus diesem Bericht geht hervor, dass sich der U-Mann nicht mehr genau erinnert ob es nun bei diesem oder jenen Unternehmen passierte (daher villeicht die Unterschiedlichen Tauchtiefen-Angaben). Es sind nun zwei Personen von diesem Boot die das Palermo-Unternehmen erwähnen.
F. Schlimme war mein Freund  :MG:
Uwe

Die nicht angemeldeten Gäste  können die hier gezeigten Bilder nicht sehen!
Seemannsgarn wird nicht geflochten,
sondern gesponnen! ;-))

t-geronimo

Hallo Uwe!

Ich habe nun ebenfalls das komplette KTB von U 565 durchsucht und keinerlei Eintragungen über ein Eindringen in den Hafen von Palermo finden können.
Hast Du das KTB? Falls nicht, kann ich es Dir gerne mal zukommen lassen.

Was zu finden war, ist die 10. Feindfahrt des Kommandanten (und die 14. des Bootes), die vom 07.09.-01.10.1943 zum größten Teil vor der Bucht von Salerno stattfand. Dort geriet das Boot beinahe stündlich mit Zerstörern aneinander und hat sich auch ein oder zwei mal mit einer Kreuzer-Gruppe herumgebalgt.
Allerdings ist es nie tief in die Bucht eingedrungen, da die Alliierten sie quasi hermetisch abgeriegelt hatten.
Der F.d.U. Mittelmeer kritisiert dann auch in seiner Stellungnahme zum KTB (Anhang 27-Kopie), dass der Gemütszustand des Kommandanten sich wohl hemmend auf den Erfolg der Unternehmung ausgewirkt hat.

Die Anhänge 27 und 28 geben noch einmal die KTB-Eintragungen zur Episode mit dem Defekt der Abgasklappe wieder.


Bitte versteh das nicht falsch. Es geht hier keineswegs darum, Deinen verstorbenen Freund zu diskreditieren oder bloßzustellen oder gar einen Lügner zu nennen!!!
Aber zu einer seriösen Betrachtungsweise gehört immer auch das Studium der vorhandenen Primär-Quellen, und wenn es dabei Diskrepanzen gibt, muß man sie meiner Meinung nach auch nennen.
Warum diese Diskrepanzen vorhanden sind, kann unterschiedlichste Gründe haben und gehört in eine zweite Erörterung (die leider in den meisten Fällen mit dem Versterben der beteiligten Personen gar nicht mehr möglich ist). Aber Fakt ist nunmal, dass sie vorhanden sind.
Gruß, Thorsten

"There is every possibility that things are going to change completely."
(Captain Tennant, HMS Repulse, 09.12.1941)

Forum MarineArchiv / Historisches MarineArchiv

Besitzer

Hallo Thorsten!
Alles gut! :MG:

Nein ich verstehe schon dass das KTB über allem steht.
Nur erschien mir  der/die Bericht/e von zwei unterschiedlichen Personen, die auch noch an verschiedenen Orten in Deutschland lebten, also unabhängig geschrieben haben, überzeugend genug zu sein. Nun ja, die handelnden Personen haben "Palermo" in ihren Schreiben erwähnt und somit  war die Sache für mich Glaubwürdig. Aber Fakten sind nun mal Fakten und die habt Ihr geliefert. :MG:
Mal sehen, wenn ich noch eine andere Erzählung zu Palermo finde werde ich auch diese hier Posten.


Zum Thema Tauchtiefen.....

In dem KTB-Blättern von Dir steht ja  2*A+60. In  einem Bericht von mir  steht 260m Tiefe, ist das jetzt ein Beweis das  A= 100m Tiefe ist, da die Schilderungen ja vom selben Ort und den selben Boot sind? :?

Auweia, schon wieder eine Erzählung eines U-Mannes (Gerhard Andre). Auch er schreibt von der (magischen) Grenze unter 250m.  Mal sehen was da zu Tage gefördert(richtig/falsch) wird.

Übrigens bin ich hier im Forum angemeldet  weil ich von der Proffessionalität der Gemeinschaft überzeugt bin top

  Gruß Uwe :MG:

Seemannsgarn wird nicht geflochten,
sondern gesponnen! ;-))

Thoddy

wie im Beitrag  #224 am: 26 August 2014, 07:41:11
geschrieben, beträgt die konstruktionstiefe von U-Booten Typ VII C
100 m

wenn A die Konstruktionstiefe ist, erscheint mir alles bestens
Meine Herren, es kann ein siebenjähriger, es kann ein dreißigjähriger Krieg werden – und wehe dem, der zuerst die Lunte in das Pulverfaß schleudert!
WoWs : [FMA]Captain_Hook_

Schorsch

Hallo zusammen!

Zitat von: Thoddy am 28 August 2014, 16:18:51
wie im Beitrag  #224 am: 26 August 2014, 07:41:11
geschrieben, beträgt die konstruktionstiefe von U-Booten Typ VII C
100 m

wenn A die Konstruktionstiefe ist, erscheint mir alles bestens
...mir allerdings nicht, denn z.B. im Lichte des unten angehängten Ständigen Kriegsbefehls Nr. 507 wäre dann jedes Boot gehalten gewesen, täglich einmal auf 200 m abzutauchen, d.h. auf das Doppelte der in der M.Dv. 371,181 zu findenden Konstruktionstauchtiefe und bis an die Anzeigegrenze der Tiefenmesser. Ergänzend noch mit der Aussicht, sollte wider Erwarten doch mal etwas schiefgehen, dann bezüglich der erreichten Wassertiefe lediglich auf Schätzwerte angewiesen zu sein.

Wollte man aber z.B. den Angaben in "VOZM: U-Boottyp VII C" bzw. "VOZM: U-Boottyp IX C" trauen, in denen von 165 m Prüftauchtiefe für beide Bootstypen die Rede ist, würde A = 80 m einfach wesentlich besser passen.

Mit freundlichen Grüßen
Schorsch
'Judea, London. Do or Die.'

"Ubi dubium, ibi libertas." (Wo Zweifel ist, da ist Freiheit.)

Trimmer

Gestern Abend lief bei 3 sat eine Sendung über den II. WK.  Dabei sprach u.a. der Kommandant von U 427 Carl von Gudenus. Er sagte das er mit seinem Boot bis auf 270 m getaucht ist. Die Einsatztiefe war mit ca. 100 m angegeben. Der Mann machte eigentlich einen glaubhaften Eindruck

Gruß - Achim - Trimmer
Auch Erfahrung erhält man nicht umsonst, gerade diese muß man im Leben vielleicht am teuersten bezahlen
( von Karl Hagenbeck)

wirbelwind

Hallo,
noch eine platte Bemerkung zum Unternehmen ,,Palermo"/ ,,Salerno". Vielleicht hat der ZZ das phonetisch durcheinander gebracht. Schließlich liegen diese beiden Begriffe dicht beieinander :-D
MfG Rüdiger

Schorsch

#235
Hallo Rüdiger,

den Fakt, den Du hier auf's Tapet bringst, hatten wir eigentlich schon in den Antworten #227 und #229 angesprochen.

Mit freundlichen Grüßen
Schorsch
'Judea, London. Do or Die.'

"Ubi dubium, ibi libertas." (Wo Zweifel ist, da ist Freiheit.)

wirbelwind

Jo Schorsch, da hast Du in Antwort#227 schon mal was von Hörfehler geschrieben. Leider überlesen.  :-P Nur ist das Forum trotzdem letztendlich zu keiner abschliesenden Bewertung zu diesem Punkt gekommen, ausser, dass das besagte Boot nicht im Hafen von Palermo bis zu seiner Vernichtung gewesen sein kann bzw. Feindkontakt in der Bucht von Salerno lt. Beitrag#229 von Thorsten hatte.
MfG Rüdiger

delcyros



Für die Typ XXI taktischen Richtlinien findet sich unter
Zitat"3.) Verhalten bei Wasserbombenverfolgung

a) passive Abwehr:
Große Tiefe aufsuchen, etwa 3A, damit eine Reserve nach unten bleibt."

Damit is A= Konstruktionstiefe völlig ausgeschlossen, denn 3 x 135m > rechnerische Zerstörungstiefe.
Auch A= 100 kann ausgeschlossen werden, da bis zur rechnerischen Zerstörungstiefe eigentlich keine Reserve bleibt (300m vs 337,5m) und die taktischen Anweisungen mit den Worten weitergehen:

Zitat"(...) Solbald er dann mit tiefer eingestellten Wasserbomben erscheint, eigene Tiefer wieder vergößern..."

Daher würde ich zunächst davon ausgehen, dass mit A eine Tiefe von deutlich weniger als A=100m gemeint ist. Schließe mich daher der Ansicht von Schorsch an.


t-geronimo

Unten ein Auszug aus dem KTB von U 566 zum Thema "A".
Leider weiß ich nicht, von wem die handschriftlichen Vermerke sind.
Gruß, Thorsten

"There is every possibility that things are going to change completely."
(Captain Tennant, HMS Repulse, 09.12.1941)

Forum MarineArchiv / Historisches MarineArchiv

Schorsch

Hallo Thorsten,

ein schöner Fund, denn "Körnchen für Körnchen ernährt sich das Eichhörnchen." top
Es zeichnet sich ein Trend ab, sach ich 'mal. :-D

Mit freundlichen Grüßen
Schorsch
'Judea, London. Do or Die.'

"Ubi dubium, ibi libertas." (Wo Zweifel ist, da ist Freiheit.)

Impressum & Datenschutzerklärung