Höchste Tauchtiefen von Front-U-Booten, aus denen diese zurückkehrten?

Begonnen von wirbelwind, 11 Februar 2013, 18:58:28

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R.B.

Das ist sehr einfach: Die angenommenen maximal 200 Meter Anzeigebereich stimmen für den Haupt-Tiefenmesser nicht. Dessen Anzeigebereich reicht regelmäßig mindestens bis zur rechnerischen Zerstörungstiefe des U-Bootes. Sonst wird in größerer Tiefe die Tiefensteuerung des U-Bootes unmöglich, was ziemlich gefährlich wäre.

Historische Fotos oder Filmaufnahmen der Tiefenmesser-Skalen gibt es nicht, um die rechnerische Zerstörungstiefe geheim zu halten. Zudem dürfte es unterschiedliche Modelle und Hersteller gegeben haben.

t-geronimo

Wenn ich mir eine Kritik zu Werners Buch im  --/>/> Spiegel anschaue, scheint dieser Autor es mit der Wahrheit nicht immer sehr genau genommen zu haben.
Zitat von Rohwer:
Zitat[...]Werner selber sei ein "hemmungsloser Aufschneider"[...]

Weiter heißt es:
Zitat[...]
So beschreibt der einstige Seemann beispielsweise Minenlegkommandos mit U 230 im Juli 1943 vor der amerikanischen Atlantikküste und registriert das damals gefunkte Ergebnis: "Melde gehorsamst, 24 Eier in Onkel Sam's Vorgarten gelegt." Tatsächlich legte U 230 laut KTB nur acht Minen. Bei Wasserbombenverfolgungen durch britische Flugzeuge im Oktober 1943 in der Biskaya "konnten wir", wie Werner erzählt, "kaum begreifen, daß der Tod für 35 grausame Stunden seine Finger um unsere Kehle gelegt hatte" -- so lange soll U 230 unter Wasser gewesen sein. Tatsächlich dauerte die längste Tauchzeit bei solchen Aktionen laut KTB zehn Stunden.
Ex-Kommandant Werner schildert Feindfahrten, die nicht stattgefunden haben, und zitiert Notsignale von U-Booten, die nicht mehr funken konnten.
[...]

Daher würde ich ohne weitere Belege diesen 280 m absolut kein Vertrauen schenken.


R.B., und Du meinst, dass in der Zentrale ein anderer Tiefenmesser verbaut war als Beispielsweise im Turm oder im vorderen Torpedoraum?
Warum sollte dies so sein?
Gruß, Thorsten

"There is every possibility that things are going to change completely."
(Captain Tennant, HMS Repulse, 09.12.1941)

Forum MarineArchiv / Historisches MarineArchiv

R.B.

>> Werner selber sei ein "hemmungsloser Aufschneider"
Das halte ich für falsch.

>> "Melde gehorsamst, 24 Eier in Onkel Sam's Vorgarten gelegt." Tatsächlich legte U 230 laut KTB nur acht Minen"

Dennoch kann die Funkmeldung so gelautet haben. Der Umrechnungsfaktor ist sicher nicht zufällig genau 3. Es ist durchaus plausibel, dass ein U-Boot statt eines 7 Meter langen Torpedos (mit Antrieb, Steuerung und Sprengstoff) 3 entsprechend kürzere Minen (nur mit Sprengstoff) mitnehmen und gemeinsam ausstoßen kann. Ein Grund für den Faktor 3 kann auch sein, Verwirrung beim Gegener stiften. Der den Funkspruch möglicherweise entschlüsselt und seinem Mienenräumkommando mitteilt, wie viele Minen es zu suchen hätte. Da kann er dann lange suchen. Hat man im Minenräumkommando einen Spion, erfährt man zudem, dass der Gegner in die eigene Funkverschlüsselung eingebrochen ist.

(Eingefügt) >>"Bei Wasserbombenverfolgungen durch britische Flugzeuge im Oktober 1943 in der Biskaya "konnten wir", wie Werner erzählt, "kaum begreifen, daß der Tod für 35 grausame Stunden seine Finger um unsere Kehle gelegt hatte" -- so lange soll U 230 unter Wasser gewesen sein." "Tatsächlich dauerte die längste Tauchzeit bei solchen Aktionen laut KTB zehn Stunden."

Diese Einschätzung dürfte falsch sein. Der Sauerstoffvorrat und die Alkalipatronen des Typs VII-C ermöglichten, bei einer Besatzungsstärke von 37 Mann, 72 Stunden ununterbrochen unter Wasser zu bleiben. Da die Besatzungsstärke tatsächlich höher war, waren es praktisch weniger Stunden. 36 Stunden waren jedoch eindeutig möglich. Nur einmalig, da der Sauerstoffvorrat nur in einem Stützpunkt ergänzt werden konnte.

>> "Und Rösings Rammbefehl, von Werner als Dokument und zeitgeschichtliches Novum präsentiert, hat es nicht gegeben"

Woher will der Historiker das so genau wissen? War er dabei? Auch andere Befehle zur Vernichtung feindlicher Schiffsbesatzungen, die nach Aussagen von Kriegsgefangenen nur mündlich weitergegeben wurden, hat es angeblich niemals gegeben. Es gibt jedoch Literaturquellen, die nahelegen, dass das Archivmaterial der Kriegsmarine diesbezüglich bereinigt worden ist. Z.B. Dieter Hartwig: Großadmiral Karl Dönitz. Legende und Wirklichkeit. Einen Schießbefehl an die früheren DDR-Grenzsoldaten hat es ja angeblich auch nie gegeben.

Zudem verschweigt die Kritik des Historikers, dass der schriftliche Teil des Befehls "irgendwelche Bedenken" beim Angriff auf die Invasionsflotte, auch auf militärisch geringwertige Ziele wie einzelne Landungsboote, ausdrücklich ausschließt.

Wenn ein Befehl in einer Diktatur so formuliert wird, dann gilt der auch so. Selbst wenn mit dessen Ausführung die Vernichtung des eigenen U-Bootes verbunden ist. Was ja nach dem Befehl ausdrücklich in Kauf zu nehmen war. Die U-Boote waren recht stabil gebaut. Sie hätten bei einer Rammung ein Landungsboot, vielleicht auch einen Zerstörer, durchaus versenken können.

Der Befehl hätte also von einer untergeordneten Dienstelle, die selbst keine weiteren Informationen hatte, bei Rückfragen genau so erläutert werden müssen. Eventuell ist dessen Interpretation im späteren Invasionsverlauf abgeschwächt worden, weil der Führung klar wurde, dass die Landung so nicht mehr zu verhindern war. Am Beginn der Invasion konnte sie das noch nicht wisssen.

>> R.B., und Du meinst, dass in der Zentrale ein anderer Tiefenmesser verbaut war als Beispielsweise im Turm oder im vorderen Torpedoraum? Warum sollte dies so sein?

Weil die Besatzung im Heckraum oder Torpedoraum aus Geheimhaltungsgründen möglicherweise nicht erfahren sollte, wie tief ihr U-Boot im Notfall tauchen konnte. Und weil ihr Aussteigen aus einem gesunkenen U-Boot bei über 200 Metern Tauchtiefe ohnehin nicht mehr möglich war.

Die Unkenntnis der tatsächlichen Höchsttauchtiefe der U-Boote hat beispielsweise dazu geführt, dass die Briten in den ersten Kriegsjahren ihre Wasserbomen falsch konstruiert und in zu geringen Tiefen zur Explosion gebracht haben. Diese Tiefen konnten daher von den U-Booten im Notfall untertaucht werden.

t-geronimo

Die Besatzung aus Heckraum und Torpedoraum blieb demnach ausschließlich dort bzw. kam zumindest nie in die Zentrale? Und das in der Zentrale ein anderer Tiefenmesser verbaut ist, konnte in diesen engen Booten also geheim gehalten werden? ???
Gruß, Thorsten

"There is every possibility that things are going to change completely."
(Captain Tennant, HMS Repulse, 09.12.1941)

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R.B.

>> Die Besatzung aus Heckraum und Torpedoraum blieb demnach ausschließlich dort bzw. kam zumindest nie in die Zentrale?

Ja. Das Herumlaufen in einem getauchten U-Boot darf nur auf Befehl erfolgen. Die Besatzung muss ansonsten auf ihrer jeweiligen Gefechtsstation bleiben. Anders kann die Längstabilität eines getauchten U-Bootes nicht gewährleistet werden.

>> Und das in der Zentrale ein anderer Tiefenmesser verbaut ist, konnte in diesen engen Booten also geheim gehalten werden? ???

Das nicht. Aber wie die Skala des Tiefenmessers zu interpretieren war und welche Tiefen er während einer Wasserbombenverfolgung maximal anzeigte, das schon.

Schorsch

Hallo R.B.!

Zitat von: R.B. am 23 März 2013, 12:57:20
(...)
Historische Fotos oder Filmaufnahmen der Tiefenmesser-Skalen gibt es nicht, um die rechnerische Zerstörungstiefe geheim zu halten.
(...)
...entschuldige bitte, aber wenn Du keine historischen Fotos von Tiefenmessern deutscher U-Boote kennst, ist daraus nicht abzuleiten, dass derartige Bilder nicht existieren. Ich empfehle auf die Schnelle einen Blick in R. Lakowski: ,,Deutsche U-Boote geheim 1935 – 1945" auf Seite 142 (Tiefenmesser von U 190) oder in E. Wetzel: ,,"U 995" auf S. 70 (Du darfst raten, von welchem Boot der Tiefenmesser dort abgebildet ist.).

Zitat von: R.B. am 18 März 2013, 17:16:25
(...)
Ein zusätzlicher 200 Meter(?)-Tiefenmesser war glaube im Bugraum oder Heckraum, damit eine dort möglicherweise eingeschlossene Besatzung feststellen konnte, mit welchem Außendruck sie beim Aussteigen aus einem gesunkenen U-Boot rechnen musste.
(...)
...bis in welche Tiefe ist denn das Aussteigen aus einem gesunkenen U-Boot eigentlich noch möglich?
Die M.Dv. 371,181 ,,U-Bootskunde für U-Boote Bauart VII C" gibt Tabellenwerte der Zeiten für das Fluten des Achterschiffes eines U-Bootes durch die dort befindlichen Öffnungen des Druckkörpers (Kühlwasserleitungen, Rückschlagklappe WC u.ä.) zum Druckausgleich bis in 100 m Tiefe an (dort 7,7 min; S. 113).
Die Tabelle für die Zeiten maximaler Verweildauer in einer bestimmten Tiefe ohne ein Barotrauma befürchten zu müssen, endet bei drei Minuten auf 80 m (S. 108).
Die Tabelle, die sich mit der Vergiftung durch einen zu hohen Sauerstoffanteil in der Atemluft befasst, enthält (theoretische) Werte bis 100 m (dort 5,7 min; bei Tests ging man über 60 m (= 9 min Verweildauer) nicht hinaus; S. 110).
Müsste man aufgrund dieser Werten nicht annehmen, dass die Skale eines Tiefenmessers bei round about 100 m zu enden hätte, wollte man aus Geheimhaltungsgründen ganz sicher gehen, die maximal möglichen Tauchtiefen zu verschleiern!?

Ab Ende 1941 (Aufbringung von U 570) bzw. Mitte 1942 (Internierung von U 573 in Spanien) konnte man sich übrigens die ganze Geheimhaltung bezüglich der genauen Tauchtiefen ohnehin schenken, mithin also noch gut drei Jahre Kriegszeit, in denen genügend Aufnahmen in den Zentralen deutscher U-Boote hätten gemacht werden können.

Eigentlich müssten jetzt noch Deine Vermutungen bezüglich dessen, was Herbert A. Werner in seinem Roman geschrieben hat, auf den Prüfstand. Allerdings soll ein Satz aus dem Vorwort zu ,,Die eisernen Särge" beleuchten, warum ich mir diese Mühe sparen werde:
Zitat,,Funksprüche, diejenigen der U-Bootführung wie auch die der Boot in See, sind rekonstruiert und wurden nicht notwendigerweise abgegeben oder wie aufgeführt gefunkt."
(Vorwort des Autors zu ,,Die eiserenen Särge", Stuttgart 1970 auf Seite 21).
In dem Sinne vertraue ich eher den Angaben im KTB von U 230 als Deinen Interpretationen, wenn z.B. es um die Frage geht, ob es nun 24 Ostereier oder 8 TMC-Minen waren, die im Quadrat CA 7353 am 31. Juli 1943 gelegt wurden.

Mit freundlichen Grüßen
Schorsch
'Judea, London. Do or Die.'

"Ubi dubium, ibi libertas." (Wo Zweifel ist, da ist Freiheit.)

wirbelwind

Hallo Schorsch,
wie gewohnt, hast Du Deine Meinung ordentlich untermauert. Das hat was für sich. Nebenbei, ist also der Autor Lakowski doch nicht ganz so schlecht. Allerdings ergibt sich aus Deiner Hypothese, dass der Tiefenmesser aus Gründen der Geheimhaltung bei 100 m enden müsse, für mich die Frage, wie will dann die Besatzung feststellen, in welcher tatsächlichen Tauchtiefe sie sich befinden, wenn sie aufgrund von Wabos oder Verfolgung allgemein tiefer als 100 m tauchen :?
MfG Rüdiger

Schorsch

Hallo Rüdiger,

ich nahm an, durch die Verwendung des Konjunktives in der Darlegung sei deutlich geworden, dass ich die Aussagen von R.B. im Widerspruch zu den tatsächlichen Gegebenheiten sehe; ergo, ich seinen Überlegungen zur Geheimhaltung und den daraus folgenden Begründungen für die Verwendung unterschiedlicher Tiefenmesser in Bug-/Heckraum und Zentrale der U-Boote nichts abgewinnen kann. Als logische Schlussweise dient dabei ein indirekter Beweis (--/>/> Klick!) R.B. liegt einfach falsch. Die Anzeigebereiche der Tiefenmesser der U-Boote der Typen VII und IX waren in Zentrale und Bug-/Heckraum gleich und hatten Skalen bis 200 m.

Um beim Nachfolgenden nicht missverstanden zu werden, weise ich darauf hin, dass zwischen zwei verschiedenen Werken des Autors Richard Lakowski unterschieden werden muss.
   
Zwischen Erscheinungsdaten der beiden im Thread erwähnten Werke liegen etwa sechs Jahre. Während im Buch von '85 die (z.T. weltanschaulich geprägten) Interpretationen die Fakten überwiegen und es sich deshalb weniger eignet, als Basis einer Argumentation herangezogen zu werden, zeigt das Buch von '91 eine große Anzahl von Faksimile-Abdrucken verschiedener Dokumente, die sich auf die deutschen U-Boote des WK II zum Inhalt haben und entsprechende Fotos. Diese Abbildungen/Abdrucke sind es, auf die ich mich beziehe.

Mit freundlichen Grüßen
Schorsch
'Judea, London. Do or Die.'

"Ubi dubium, ibi libertas." (Wo Zweifel ist, da ist Freiheit.)

R.B.

Hallo,
die Lakowskis habe ich, sehe noch rein. Mal sehen, was das Datum der Fotos und welcher U-Boot-Typ es wirklich ist. Dass das Aussteigen tatsächlich nur bis etwa 60 Meter möglich war, war mir bekannt.

Wer die Motivation zur Tiefenmesser-Tarnung nicht glaubt, kann sich den Propaganda-Film "U-Boote am Feind (1943)" vom Oberkommando der Kriegsmarine bei www.youtube.de ansehen. Für den Film wurde extra ein Pseudo-Tiefenmesser gebaut, der nur maximal 80 Meter anzeigte, um die tatsächlichen Tauchtiefen der U-Boote nicht zu verraten. Diese waren ein militärisches Geheimnis, über das meines Wissens nur die U-Boot-Kommandanten genauer informiert wurden.

In Gabler, Unterseebootbau ist nachzulesen, dass der Anzeigebereich der Tiefenmesser mindestens bis zur rechnerischen Zerstörungtiefe des U-Bootes reichen sollte. Gabler war im Krieg U-Boot-Konstrukteur.

Und die damals errechnete Zerstörungtiefe betrug bei den VII-C-Booten 250 Meter, nicht nur 200. Spätestens, nachdem U-Boote nach Wasserbombenangriffen noch tiefer durchgesackt waren, dürfte man diese Anzeiger durch solche mit einem größeren Anzeigebereich ersetzt haben. Ansonsten kann man bei einem durch Wasserbombeneinwirkung zu tief durchgesackten U-Boot nicht mehr erkennen, ob es nach eingeleiteten Gegenmaßnahmen noch tiefer fällt oder schon wieder steigt.

Eindeutige Quelle hierzu: "Auf Feindfahrt Mit U-170 und Ritterkreuzträger Rudolf Mühlbauer" Zitat Seite 90 (nach Wabo-Angriff im Atlantik) "270 Meter, Boot steht". Mühlbauer war selber der Kommandant von U-170 (Typ IX C/40), Auszüge aus dem Kriegstagebuch des U-Bootes sind im Anhang des Buches. Sehe es noch durch.

suhren564

Zitat von: R.B. am 24 März 2013, 14:39:58


Mühlbauer war selber der Kommandant von U-170.

Mühlbauer war Oberbootsmann (ab 10.12.44) auf U170. Er war nie Kmdt!

Dieses Buch hatte ich auch mal kurz gelesen, hatte was von Landser-Romantik an sich.
Gruß Ulf

Nie darf man so tief sinken, von dem Kakao, durch den man euch zieht, auch noch zu trinken.... 
Erich Kästner

R.B.

>>Mühlbauer war Oberbootsmann (ab 10.12.44) auf U170. Er war nie Kmdt!
Stimmt, da hat mich der Buchtitel verwirrt, er war nur Unteroffizier auf diesem Boot, allerdings hoch dekoriert. Daher steht er im Titel, der Kommandant überraschenderweise nicht.

Aufgedröselt: Kommandanten waren Kapitänleutnant Günter Pfeffer (Jan 1943- Juni 1944) und Oberleutnant zur See Hans Gerod Hauber (Juni 1944-Mai 1945). Das Vorwort zum Buch "Warum habe ich diesen Bericht geschrieben" ist von Kommandant Hans Gerod Hauber signiert.

Es basiert nach dem Text auf seinen Tagebuchnotizen. Im Anhang ist ergänzend das Kriegstagebuch des U-Bootes vom 28.05.1944 bis zum 05.12.1944 vollständig abgedruckt.

Auszug vom 31.10.1944:
1409: BE 1355:
Schwere Detonation über dem Boot nach 12 Minuten 40 Sek. nach Rohr los auf A+ 35 m. Schwerste Erschütterung des Bootes, Ausfälle ....

(Ursache war hier offensichtlich ein eigener Akustik-Torpedo, der einen verfolgenden Zerstörer genau über den Boot getroffen hat)

1415:
Boot fällt plötzlich wieder stark durch. Auf 2 A + 30 wurde leicht angeblasen. Boot fällt weiter trotz dauernden Lenzens. Hauptlenzpumpe lenzt nicht mehr, da Druckregler ausgefallen. Sicherheitsmanometer zeigt 2 A + 45 m, Bugraum meldet 2 A + 60 m, und Knacken der Spanten. Durch starkes Anblasen und grosse Fahrt wurde das Boot bei 2 A + 70 m aufgefangen und zum steigen gebracht.

Text im Buch dazu: "Bugraum, Tiefenmesser ausgefallen" ...
"200 m Boot sinkt rasch!" kam es vom Heckraum. ....
"230 m Boot sinkt rasch!" kam es vom Heckraum.
"Unsere Boote hatten eine garantierte Tauchtiefe von 180 m + 10 % Sicherheit: wir durften höchstens -und das langsam- bis auf 200 m hinab" ....
"250 m Boot sinkt" ...
"270 m Boot steht" ...

Das A im Kriegstagebuch steht offensichtlich für die offizielle Werftgarantie von 90 Meter + 10 % Sicherheitsreserve = 100 Meter. 2 * A + 70 m = 270 Meter. Und offensichtlich hatte das U-Boot Tiefenmesser, die die tatsächliche Tauchtiefe auch unterhalb 200 Meter noch korrekt angezeigt haben.

Berechnet waren die Tauchtiefen offensichtlich wie folgt:
Zerstörungstiefe 250 Meter / Sicherheitsfaktor 2,5 - 10% = 90 Meter offizielle Tauchtiefe.
Der Sicherheitsfaktor der Konstruktion war zumindest so geheim, dass die tatsächlich erreichten Tauchtiefen selbst in den Kriegstagebüchern niemals genannt wurden.

>>Landser-Romantik
Schaut anders aus.

t-geronimo

Weiter oben schreibst Du, dass nur der Tiefenmesser in der Zentrale die ganze Tauchtiefe erfassen konnte und alle anderen nur bis 200 m gingen, weil alles strengstens geheim war.
Nun schreibst Du, dass aus dem Heckraum exakte Tiefenangaben kamen. Wie konnten die das denn ablesen, wenn die Tiefenmesser in allen anderen Räumen von dem in der Zentrale differierten? ???

Mir fällt insgesamt auf, dass Du sehr oft da Wort "offensichtlich" benutzt. Für mich ist hier manches nicht so offensichtlich wie vielleicht für Dich.
Beispiel:
ZitatBerechnet waren die Tauchtiefen offensichtlich wie folgt:
Zerstörungstiefe 250 Meter / Sicherheitsfaktor 2,5 - 10% = 90 Meter offizielle Tauchtiefe.

Woher stammen diese Angaben? Sind das Tatsachen aus technischen Dokumenten oder sind das reine Spekulationen?
Gruß, Thorsten

"There is every possibility that things are going to change completely."
(Captain Tennant, HMS Repulse, 09.12.1941)

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R.B.

>> Weiter oben schreibst Du, dass nur der Tiefenmesser in der Zentrale die ganze Tauchtiefe erfassen konnte und alle anderen nur bis 200 m gingen, weil alles strengstens geheim war.
>>Nun schreibst Du, dass aus dem Heckraum exakte Tiefenangaben kamen. Wie konnten die das denn ablesen, wenn die Tiefenmesser in allen anderen Räumen von dem in der Zentrale differierten?

Ich weiß einfach nicht genau, wie es dazu kommt, dass Fotos Tiefenmesser zeigen, die nur bis 200 Meter gehen. Eventuell haben erst Kriegserfahrungen, dass die U-Boote tatsächlich bis zur rechnerischen Zerstörungstiefe tauchen konnten, dazu geführt, dass diese ersetzt wurden. Ich erinnere mich jedoch, gelesen zu haben, dass ein erweiterter Anzeigebereich dieser Tiefenmesser bei einem bestimmten Bootstyp für die Räume außerhalb der Zentrale als unnötig abgelehnt wurde.

Der Sicherheitsfaktor 2,5 stammt vom Konstrukteur Gabler, Unterseebootsbau, Seite 38, Konstruktion des Bootskörpers: "Diese Sicherheit betrug bei der früheren deutschen Kriegsmarine 2,5, bei der amerikanischen Marine 1,5". Alternativ auch aus dieser bereits genannten Quelle: http://www.ssi.tu-harburg.de/doc/webseiten_dokumente/ssi/veroeffentlichungen/Festschrift_100_Jahre_Grim.pdf

Die zusätzliche Reduktion auf 90%, um bei einer Zerstörungstiefe von 250 Meter auf die Werftgarantie von 90 statt 100 Meter zu kommen, stammt aus dem jetzt oben zitierten Buch über U 170.

Schorsch

Hallo R.B.

Zunächst zu den Fakten:
Zitat von: R.B. am 24 März 2013, 18:51:36
(...)
Das A im Kriegstagebuch steht offensichtlich für die offizielle Werftgarantie von 90 Meter + 10 % Sicherheitsreserve = 100 Meter. 2 * A + 70 m = 270 Meter. Und offensichtlich hatte das U-Boot Tiefenmesser, die die tatsächliche Tauchtiefe auch unterhalb 200 Meter noch korrekt angezeigt haben.

Berechnet waren die Tauchtiefen offensichtlich wie folgt:
Zerstörungstiefe 250 Meter / Sicherheitsfaktor 2,5 - 10% = 90 Meter offizielle Tauchtiefe.
Der Sicherheitsfaktor der Konstruktion war zumindest so geheim, dass die tatsächlich erreichten Tauchtiefen selbst in den Kriegstagebüchern niemals genannt wurden.
Das A als Tiefenangabe in den KTBs steht für 80 m Tiefe, nicht für 90 m. Entsprechende Diskussionen mit diversen Quellenangaben für diese Behauptung gab es schon hier im FMA und in anderen Foren, die sich mit den deutschen U-Booten des WK II befassen.
Es wäre ja auch ungewöhnlich, eine Tiefe von 270 m als 2A + 70 + 10% zu verschlüsseln, wo doch 3A das gleiche auf viel einfachere Art zum Ausdruck bringen würden.

Jetzt zu den Mutmaßungen:
Zitat von: R.B. am 18 März 2013, 17:16:25
(...)
Der Typ XXI hatte einen, der bis zu utopischen 400 Meter ging,

http://www.9teuflottille.de/pics/doc/2001/cuxhaven/ii_17.jpg

aber nur, weil er ursprünglich für VII-C-42-Boote mit verstärktem Druckkörper konzipiert war.
und
Zitat von: R.B. am 24 März 2013, 14:39:58
(...)
In Gabler, Unterseebootbau ist nachzulesen, dass der Anzeigebereich der Tiefenmesser mindestens bis zur rechnerischen Zerstörungstiefe des U-Bootes reichen sollte. Gabler war im Krieg U-Boot-Konstrukteur.

Und die damals errechnete Zerstörungstiefe betrug bei den VII-C-Booten 250 Meter, nicht nur 200.
(...)
...mhm, zunächst ein Tiefenmesser mit 400 m-Skale für einen Bootstyp, der nach Rössler: ,,Geschichte des deutschen U-Bootbaus", Band 1, S. 234 mit einer rechnerischen Zerstörungstiefe von 500 m geplant worden war, jetzt das gleiche Verhältnis auf die VII C-Boote angewendet mit ihren 250 m rechnerischer Zerstörungstauchtiefe. Mir scheint, dass die jeweilige Skale der Tiefenmesser für die doppelten Gebrauchstiefen der Boote ausgelegt war.
Das nicht von der Hand zu weisende Argument, eine Anzeige bis zum bitteren Ende zu benötigen (das mich ebenfalls schon eine geraume Weile umtreibt), lässt mich vermuten, dass an Bord noch Not-Manometer existierten, die diese Tiefenwerte messen konnten. Es ist mir aber bisher noch nicht gelungen, diese zu lokalisieren. Als Alternative könnten z.B. auch die Druckmesser in den Anblaseleitungen mit ihren 40 atü-Anzeigebereich herangezogen worden sein.
Das sind aber Mutmaßungen, die ich für mich als ,,schwebendes Verfahren" ansehe, bis Belege für ihre Richtigkeit oder ihre Widersinnigkeit gefunden wurden.

Zitat von: R.B. am 24 März 2013, 14:39:58
(...)
Wer die Motivation zur Tiefenmesser-Tarnung nicht glaubt, kann sich den Propaganda-Film "U-Boote am Feind (1943)" vom Oberkommando der Kriegsmarine bei www.youtube.de ansehen. Für den Film wurde extra ein Pseudo-Tiefenmesser gebaut, der nur maximal 80 Meter anzeigte, um die tatsächlichen Tauchtiefen der U-Boote nicht zu verraten. Diese waren ein militärisches Geheimnis, über das meines Wissens nur die U-Boot-Kommandanten genauer informiert wurden.
(...)
Sollte nicht auch der LI eines Bootes (Gabler hatte diese Dienststellung auf U 564 inne), für dessen Funktionieren er zuständig ist, die geplante maximale Tauchtiefe des Bootes kennen?
Bei ,,U-Boote am Feind" gehe ich den Geheimhaltungsgedanken übrigens sofort mit, schließlich war dieser Film für die Öffentlichkeit gedacht. Nur, dass bei Fotos, die z.B. beim Bau eines Bootes entstanden sein könnten oder bei Aufnahmen, die während des Einsatzes gemacht wurden oder bei Tiefenmessern, die bei ebay vertickt werden, jedes Mal gemeinschaftlich 200 m-Skalen zu finden sind, ist mit Geheimhaltung nicht mehr zu erklären. Irgendwann ist die einfachere Erklärung, nämlich, dass die deutschen Boote mit 200 m-Tiefenmessern ausgerüstet waren, die wahrscheinlichere.
Übrigens stammen die Aufnahmen für ,,U-Boote am Feind" aus der Vorkriegszeit, als es wirklich noch darauf ankam, die tatsächlich erreichbaren Tiefen zu verbergen. Als der Film 1943 in die Kinos kam, war U 43, auf dem ein Großteil der Aufnahmen entstanden, schon von seinem Schicksal ereilt worden bzw. stand kurz davor.

Mit freundlichen Grüßen
Schorsch
'Judea, London. Do or Die.'

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wirbelwind

Hallo,
auch wenn ich gegenwärtig wenig zur aktuellen Diskussion beitragen kann ( zu geringer Bestand an Fachliteratur und keine ausreichenden technischen Kenntnisse), finde ich den Thread sehr interessant. Dank Schorsch, R.B., Thorsten und alle, die bisher mitgewirkt haben, konnte ich mein bisheriges Wissen erweitern. Das finde ich  top. Auch wenn es mir manchmal schwerfällt, bestimmten Beiträgen zu folgen ( indirekter Beweis-habe ich schon in der Schule gehasst) oder den Konjunktiv einfach überlese, steigt mein Wissensstand. Darum lese ich gern im Forum.
MfG Rüdiger

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